Familienleben: Ich wollt doch noch …

In unserem Familienleben gibt es so unglaublich viele „Ich wollt doch noch“s.. Wie viele habt ihr denn diese Woche schon angesammelt? Wie viele sind noch übrig vom letzten Monat?

Heute habe ich darüber nachgedacht, was die letzten Monate eigentlich für ein Ritt waren. Was wir da alles geschafft haben. Wie wenig eigentlich hinten runter gefallen ist, weil es meinem Mann und mir irgendwie gelang, alles unter einen Hut zu bekommen. Obwohl, naja, so ganz stimmt das nicht. Wir haben alles, was so anfiel geschafft. Aber wir selbst sind da schon auf der Strecke geblieben.

Familienleben leidet seit Monaten

Unser Familienleben spiegelt das auch wider. Es ist irgendwie die Luft raus. Also für die Kinder geht der Alltag wie gewohnt weiter, sie gehen in die Kita und Schule, wir Eltern arbeiten. Aber ich merke, wie ich abends, wenn ich mal für niemanden zuständig bin, ganz schön am Stock gehe. Weil jeder Tag so verflucht anstrengend ist. Weil ich noch gar nicht verarbeitet habe, was die letzten Monate mit uns gemacht haben.

Artikel übers Familienleben

Ich habe viel geschrieben über diese Coronazeit mit Kindern, hier und für verschiedene Auftraggeber. Und während ich all diese Arbeit gemacht habe, blieb mein eigener Kompass auf der Strecke. Und so stehe ich nun da, mit lauter „Ich wollt doch noch“s, weil ich eigentlich ja ganz viel machen wollte. Allein, es fehlt die Zeit. Es fehlt die Muße, Gedanken zuende zu denken, Ideen voranzutreiben, Freund*innen zu treffen.

Lust auf einige Beispiele? Kein Problem:Ich wollt doch noch …

Ich wollt doch noch:

  • mehr bloggen (weil schon lange nicht mehr so richtig viele neue Texte kommen und ich doch aber so Lust darauf habe)
  • allein spazieren gehen (keine Zeit, weil immer irgendwas ist)
  • Sport machen (ich vermisse das, was nur für mich machen)
  • die neue Buchidee zuende denken (denn ich glaube, die ist richtig gut)
  • die 100 Mails abarbeiten, bei denen Leute noch auf Antwort warten
  • die Interviewfragen für die nächsten Interviews mit etwas Vorlauf fertig haben, nicht wieder erst kurz vor knapp
  • neue Artikelideen an Auftraggeber schicken
  • Artikel schreiben, zu denen ich bis jetzt noch nicht kam
  • mit mir allein sein (das war ich nicht mehr seit 2018 (?))
  • ein Buch lesen, so ohne Stress, einfach nur für mich
  • mit Freund*innen telefonieren
  • mit Freund*innen treffen, irgendwo draußen
  • nähen (und nicht nur Gesichtsmasken, sondern einen Rock oder ein Kleid oder eine Hose)
  • Ausmisten

Familienleben voller Stress

Die Liste ließe sich noch sehr sehr lange fortführen, aber ihr versteht schon worauf ich hinauswill. Und natürlich stresst solch eine Liste das Familienleben. Denn wenn ich genervt bin von all dem, was da noch auf meiner To Do Liste steht (und irgendwann wegen Mut zur Lücke dann doch gestrichen wird), dann merken das meine Kinder. Und reagieren darauf. Natürlich nicht positiv.

Schlechte Laune

Wir drehen uns also im Kreis, alle haben schlechte Laune und es bleibt wieder keine Zeit dafür, die letzten Monate aufzuarbeiten. Weil es ja immer und immer weitergeht. Ich wünsche mir so sehr eine Pausetaste. Nur für eine kleine Zeit.

Wie geht es euch?

Das könnte dich auch interessieren …

5 Antworten

  1. Lea sagt:

    Liebe Andrea,

    ich bräuchte auch einfach mal Zeit und Ruhe, um dahinterzukommen, was gerade so schief läuft – denn ich wette, dann würde sich alles ein wenig klären lassen. Mit Ideen und ein wenig Spirit, zugegeben, aber so lange man nicht einmal dazu kommt, sich darüber ’nen Kopp zu machen, was da jetzt so falsch läuft, und es immer nur so weiter und weiter und weiter geht, desto schlimmer wird es.
    Ich wünsche Dir einfach nur ein bisschen Zeit!

    Liebe Grüße
    Lea

  2. Anne sagt:

    Moin,
    ich kann dich so gut verstehen.
    Meine Pausentaste war eine Erwerbsarbeitszeithalbierung. Aus der Akzeptanz heraus, dass mein Tag nur 24 h hat und ich nur die Prioritäten bestimmen kann.
    Auch wenn die Prioritäten bei jeder anders aussehen werden, wünsche ich jeder die eigenen umsetzen zu können.
    Liebe Grüße
    Anne

  3. Merle sagt:

    Liebe Andrea,
    ich möchte da nochmal zu Geduld raten und dazu den Blick statt dessen darauf zu lenken was du alles schaffst! Du hast drei immer noch ziemlich kleine Kinder, du arbeitest selbstständig, du schreibst diesen Blog und du hast dieses Jahr zwei Bücher fertig gemacht. Ich finde das den absoluten Wahnsinn. Als meine Kinder so klein waren wie deine (und ich habe nur zwei) da war ich am Ende des Tages einfach froh den Tag überstanden zu haben. Ich habe kein Buch geschrieben, keinen Blog, war zeitweise nicht mal berufstätig. Trotzdem war ich einfach nur fertig.
    Mittlerweile sind die beiden größer und vieles geht einfach wieder. Ich habe wieder Zeit für mich, für Sport, für Arbeit und für die Beziehung.
    Ich denke einfach es gibt eben Lebensabschnitte, grade mit Kindern, da ist für manches keine Zeit. Aber das wird wieder kommen. Und bis dahin kannst du dir einfach mal auf die Schulter klopfen für alles was du schaffst!

  4. 2xMama sagt:

    Das kennen vermutlich gerade viele viele Familien.
    Ich wünsche mit gerade auch nichts mehr, als einen Tag (oder einen halben, Ok, 2 Stunden…) nur für mich zu haben, nicht zuständig zu sein, keine streitenden Kinder zu bändigen (macht die Corona-Zeit streitlustiger?), einfach mal Ruhe zu haben. Die Große mit 8 Jahren leidet unter der Isolation, die wir immernoch nicht komplett lassen, sie hat Angst vor Corona, vor der Schule, die hier nächste Woche wieder startet, vor komischen FIlmen, vor dem Alleinsein, vor dem im eigenen Zimmer schlafen…vor allem und weint viel und ist so unglücklich. Und ich versuche ihr zu helfen, aber ich weiß trotz vieler gelesener Bücher und Ideen zur Stärkung eines Kindes nicht, ob es hilft. Und ich bin wütend, wütend auf die Situation, auf mich – weil ich scheinbar nicht schaffe, was ich gerne schaffen würde. Wütend auf meinen Mann, auf alles. Aber ich schlucke und versuche weiter zu machen, muss ja….
    Aber es ist gerade vieles so schwer, so anstrengend, wie soll man Job und Kinder mit Kindergartenzeiten und vermutlich wieder komischen Schulzeiten und alles hinbekommen, wo es schon ohne Corona oft Stress ist/war?
    Aber wir werden es schaffen!

  5. Lydia sagt:

    Hallo, ich habe gerade die ganzen Beiträge gelesen, die im Juni über die Corona Zeit verfasst worden. Mir ist dabei so vieles klar geworden. Wir sind was das anbelangt in einer sehr glücklichen Situation. Mein Mann ist voll berufstätig als Angestellter in der Uniklinik und damit System relevant. Das Wort ist bekloppt. Aber es hat uns den Arsch gerettet. Mein Mann ist seit Jahren allein Verdiener. Ich versuche seit Jahren meinen Bachelor Abschluss zu machen. Dazwischen waren sehr viele Stolpersteine. Als erstes möchte ich zu diesem Thema erwähnen dass ich blind Bin. Es war für mich nie eine Frage, Kinder zu haben. Trotzdem ist das natürlich eine Mordsaufgabe für mich. Wir haben zwei Kinder, sechs und vier. Sie waren in den vergangenen sechs Jahren immer wieder krank, teilweise so krank, dass sie auch ins Krankenhaus mussten und über Wochen zu Hause waren. Ich habe in der längsten Pause insgesamt anderthalb Jahre nichts in meiner Bachelor Arbeit gemacht. Dazu kam noch, dass ich von meiner Dozentin sehr wenige Vorgaben hatte, sie aber nach vielen Kriterien beurteilt hat. Jetzt, nach insgesamt fünf Jahren stehe ich tatsächlich kurz vor dem Abschluss. Ich wäre schon vor Wochen fertig gewesen, wenn Corona nicht gewesen wäre. Jedes Mal, wenn ich gedacht habe in den letzten Jahren, jetzt schaffe ich es, kam wieder etwas dazwischen. Da ich blind bin, ist meine Bewegung natürlich eingeschränkt. Corona war, trotz allem, schrecklich. Ich habe unsere Wohnung teilweise wochenlang nicht verlassen. Wir haben zum Glück einen Garten um unser Miethaus, den wir nutzen könnten. D.h., ich habe die Wohnung natürlich schon verlassen, aber das Grundstück nicht. Die Kinder haben wochenlang niemanden gesehen. Keine Freunde, keine Großeltern, einfach niemanden. Mein Mann steht jeden Morgen zwischen 4:30 Uhr und 5:00 Uhr auf. Er geht 6:00 Uhr aus dem Haus und ist nachmittags gegen 16:00 Uhr zurück. Dann ist er völlig ausgepowert und hat oft auch schlechte Laune. Er arbeitet in der IT und in einer Abteilung mit 100 Mitarbeitern ist natürlich klar, wer die Corona Ambulanz betreut. Natürlich mein Mann. Wer denn auch sonst? Er hat ja nur kleine Kinder zu Hause. Es war also wahnsinnig stressig für ihn. Einkaufen, arbeiten, das alles bleibt an ihm hängen. Wir gehen gerne gemeinsam einkaufen. Doch in Corona Zeiten haben wir das gelassen, damit die Kinder nicht im Supermarkt alles anfassen. Jetzt geht es erste Kind in die Schule und auch der Kleine ist seit Wochen wieder im Kindergarten glücklich. Trotzdem ist der Stress eigentlich nur noch mehr geworden. Er geht arbeiten, oft alleine einkaufen, weil die Kinder am Nachmittag zu erschöpft sind, um mit zu gehen. Ich bin immer noch zu Hause. Ich kann den Wochen Einkauf nicht alleine machen, weil ich schlicht und ergreifend die Menge für vier Personen nicht alleine nach Hause transportieren kann. Hilfe haben wir keine. Wir sind extra in die Nähe meiner Eltern gezogen, um dann hier festzustellen, dass sie mehr Hilfe von uns benötigen als wir von Ihnen. Manchmal habe ich Angst, dass mein Mann unter diesem Druck zusammen klappt. Näher zusammen rücken, wieder die Zeit gemeinsam genießen, bla bla bla! Die wissen alle nicht, wovon sie reden. Ich habe seit Jahren zunehmend Probleme mit Schwindelanfällen. Womit es zusammen hängt, hat noch kein Arzt raus gefunden. Unter diesem Druck ist es natürlich nicht einfacher geworden. Jetzt bin ich wieder schwanger und eigentlich wollte ich mich auf das dritte Kind freuen. Aber so richtig freuen kann ich mich im Moment nicht. Es ist noch mehr Druck da. Ich wollte eigentlich auch gerne endlich mal arbeiten gehen. Endlich mal eigenes Geld verdienen und nicht nur meinem Mann auf der Tasche liegen. Schwanger und blind und schon zwei Kinder, ich weiß nicht wer mich damit einstellen soll. Natürlich ist es ein Privileg, dass ich zu Hause bin und wir damit sämtliche Krankheitszeiten und Corona, die für mich keinen großen unterschied gemacht haben, überstanden haben. Trotzdem würde ich mir genauso wünschen von der Gesellschaft, dass weniger Druck da wäre. Ich finde es völlig richtig, dass Frauen die selben Chancen haben sollen wie Männer. Gleichzeitig würde ich gerne diesen Druck los werden wollen, denn inzwischen ist es eigentlich die Regel. Dass Frauen die selben Chancen nutzen müssen. Wir haben keine Wahl mehr. In Deutschland ist es gang und gebe, dass beide Partner arbeiten gehen. In der Krise hat sich gezeigt, dass sich das recht. Wir würden auch gerne aufs Land raus ziehen. Mein Mann hat aber keinen Führerschein und demzufolge haben wir auch kein Auto. Die Infrastruktur auf dem Land ist so katastrophal, dass die Auswahl sehr gering ausfällt. Es ist sehr eng in der Stadt und wir haben noch Glück, dass wir in einem kleinen Miethaus mit Garten wohnen. Trotzdem fühle ich mich hier, als würde ich ersticken. Für dich Andrea, ich würde dir ein größeres Lasten Rad empfehlen, mit E antrieb. Eine Investitionen lohnt sich manchmal, wenn man damit viel Zeit und Kraft sparen kann. Ich liebe diese großen Lastenräder und habe leider selber keine Möglichkeit, weil ich sie ja nicht alleine fahren kann. Für uns bräuchten wir eine Sonderanfertigung, das Geld haben wir nicht. Ich finde es toll, dass hier eine Plattform da ist, wo wir überhaupt mal den Mund aufmachen können. Es ist völlig richtig, dass die Lobby für Familien in Deutschland fehlt. Ich fühle mich, nicht nur seit Corona alleingelassen. Das was man als Mama Leistet, wenn man den ganzen Tag mit Windeln wechseln, Haushalt und medizinischer Kinderversorgung beschäftigt ist, wird einfach nicht gesehen. Nichts gegen die Männer, ich liebe meinen Mann. Aber wenn er nach der Arbeit gestresst nach Hause kommt, dann ist das auch keine Hilfe, sondern nur noch eine Schippe obendrauf. Schon allein die Wohnsituation in den Städten finde ich katastrophal. Wohngebiete, wo Familien dicht an dicht in den Wohnungen gedrängt wohnen. Straßen, die vor Blech ersticken. Ich wünsche mir eine andere Welt und hoffe, dass sich auch in Deutschland dahingehend etwas tut. noch ganz kurz zu dem Thema, warum tun sich Eltern das an? In Deutschland ist es oft keine Frage der Entscheidung. Das Geld lässt es einfach nicht anders zu. Miete, Kindergarten Beiträge, Lebensmittel und und und müssen bezahlt werden. Wenn du nicht arbeiten gehst, bist du auf Arbeitslosengeld zwei angewiesen oder musst dein Gehalt damit aufstocken. Man gerät da in eine Mühle, die entwürdigend ist. Für viele gibt es also die Entscheidung gar nicht. Weniger arbeiten heißt gleichzeitig, Starts Hilfe beantragen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert