Brauche ich einen Coach? – Interview mit Verena Nabrotzky

Irgendwie hat heutzutage jede*r eine*n Coach, oder? Ich kenne tatsächlich viele Leute, die in den letzte zwei, drei Jahren eine Ausbildung in dem Bereich angefangen haben und war immer auch etwas skeptisch. Denn was zeichnet denn einen guten Coach aus? Und wie kann sie oder er mir mit Problemen wirklich helfen? Ich habe mich mit Verena Nabrotzky dazu unterhalten.

Verena ist Coach in Berlin, bietet sowohl Coachings vor Ort als auch (im Prinzip weltweit) Coachings via Video an oder trifft sich mit euch auch zum Walk & Coach. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf Selbstwirksamkeit und Persönlichkeitsentwicklung, aber im Prinzip sind viele Themen die euch beschäftigen bei ihr gut aufgehoben.

Eigene Coachingerfahrung

Ich habe mich von Verena zu einigen beruflichen Fragen coachen lassen und war sehr überrascht. Das klingt jetzt komisch, aber wie ihr vielleicht schon herausgelesen habt, ich war anfangs ziemlich skeptisch, ob das überhaupt was für mich ist. Und muss sagen: Doch, mir hat das sehr geholfen. Wenn ihr also über ein Coaching nachdenkt, ich habe mit Verena darüber gesprochen worauf ihr achten solltet, was wichtig beim Coaching ist und welche Grenzen es auch gibt.

Interview mit einem Coach

Liebe Verena, erzähl doch bitte ein wenig über deinen Werdegang.

Mein Werdegang wie ich Coach wurde? Das tatsächlich über einen Umweg, kommt ganz darauf an wie man es sieht – eigentlich passt das alles gut zusammen und ist in sich dann doch relativ stringent.
Nach dem Studium und einer langen Karriere im Bereich Marketing Kommunikation kam ich an den Punkt, wo ich mich gefragt habe „Hey, war es das jetzt? Wofür mache ich das eigentlich alles?“. Obwohl Werbung nach wie vor ein Herzensthema von mir ist, fühlte sich die Arbeit wie ein ewiges Hamsterrad an, die Branche ist ja auch bekannt für den Druck – und letztendlich war es ja „nur“ Werbung und keine OPs am offenen Herzen.

Ich stellte mir immer häufiger die Sinnfrage, aber meine Leidenschaft einfach so aufgeben, wollte ich auch nicht. Eher eine Lösung finden, wo ich sinnhaft das einbringen kann, was ich über 22 Jahre gemacht habe.
Coaching ist ein Bereich, mit dem ich mich schon sehr lange beschäftigt habe. Anfangs nur aus Interesse: ich war fasziniert, was im Coaching alles möglich ist. Habe Bücher dazu gelesen, Leute in meinem Umfeld gelöchert, die eine Coaching Ausbildung gemacht haben, Vorträge gehört und Seminare besucht. Aber selbst eine komplette Coaching Ausbildung zu machen, kam damals für mich noch nicht in Frage. Neben Job und Kind war die Zeit einfach zu knapp.

Trotzdem: die Sinn-Frage war ja nach wie vor präsent. Durch eine berufliche Veränderung dachte ich dann „Jetzt oder nie!“ und hab es einfach durchgezogen, eine Ausbildung in einem tollen Institut gemacht und mich auch gleich vom Verband zertifizieren lassen – und jetzt hänge ich noch den Master-Coach und Trainer dran – und muss selbst schmunzeln, weil ich so vom Coaching-Virus infiziert bin. Der ist ja auch so viel sympathischer als der andere C-Virus.. (lacht).


Es ist für mich sehr erfüllend, Menschen dabei zu unterstützen, ihren Weg zu finden. Es macht mir riesigen Spaß, jeder Mensch ist anders, jede(r) hat seinen/ihren ganz eigenen Lösungsweg, sehr spannend. Ich kann nach wie vor sagen, dass Werbung meine Passion ist, aber Coaching ist meine Berufung. Das Schöne ist, dass ich sehr viel aus dem Marketing ins Coaching übertragen kann, denn der Mensch ist ja auch eine Marke – die Marke „ICH“, ganz individuell, ein echtes Unikat!

Wer braucht ein Coaching?


Du bist Coach! Wer kann sich denn bei dir melden und was kannst du für die Leute tun?

Meine Coachees haben Themen von „Ich traue mir das nicht zu, das schaffe ich nie, ich bin nicht gut genug!“ über „Ich bin arbeitslos und weiß nicht weiter“ oder sie haben andere innere und äußere Konflikte im beruflichen oder privaten Umfeld. Ich bin Coach für Persönlichkeitsentwicklung – mein Fokus liegt hier auf der Selbstwirksamkeit. Im Kern geht es hier um die eigenen Kompetenzen, Stärken und Werte – aber natürlich auch um Dinge, die dich daran hindern, der oder die zu sein, der/die du wirklich bist. Selbstwirksamkeit bedeutet, darauf zu vertrauen, eine Handlung erfolgreich ausführen oder ein Ziel erreichen zu können.


Ich bin hier sehr gerne die Impulsgeberin und nenne mich auch Empowerment Coach, da aus einer gesteigerten Selbstwirksamkeit auch große Motivation entsteht. Im beruflichen Kontext sehr interessant für Führungskräfte, da sie mit einer gesteigerten Selbstwirksamkeit auch nachweislich die Motivation im Team steigern können. Im privaten Kontext aber mindestens genauso wichtig zur Überwindung von Selbstzweifeln und Steigerung des Selbstwertgefühls. Dass man z.B. einen Job nicht bekommen hat, hat in den meisten Fällen nichts mit den Kompetenzen an sich zu tun.


Wer interessiert ist, kann sich sehr gerne unter vn@cforyou.de bei mir melden und in einem kurzen, unverbindlichen Vorgespräch können wir dann klären, ob ich den Weg zur Zielerreichung unterstützen kann.

Was kann der/die Coach nicht?


Und wo sind deine Grenzen? Was kannst du nicht tun?


Alles was psychologischer Behandlung bedarf, kann ich nicht unterstützen. Dafür gibt es Therapeuten. Ein professioneller Coach sollte hier klar die Grenze ziehen. Sollte ich das im Gespräch merken, spreche ich das auch ganz offen an.


Wie läuft denn so ein Coaching überhaupt ab?

Nach einem kurzen Vorgespräch, wo man die Eckdaten (erste Infos: worum geht es, grobe Zielsetzung) klärt, trifft man sich zu einer Sitzung. Diese kann live oder auch Online stattfinden – beides ist möglich. Die Sitzungen gehen in der Regel 60-90 Minuten. Die Zeit spricht man vorher ab, länger ist natürlich immer möglich. Manchmal gibt es ja komplexere Themen oder mein/e Coachee möchte explizit sehr intensiv an einem Thema arbeiten. In den meisten Fällen erwirken 3-5 Sitzungen schon deutliche Veränderungen.

Was passiert beim Coach?


In der Sitzung selbst folge ich einem klaren Prozess, der verschiedene Phasen durchläuft. Hier ist das wesentliche die Zielklärung – was soll überhaupt erreicht werden? Ohne Ziel kein Coaching – dann ist es eher nur ein gutes Gespräch, was zwar auch guttun kann, aber kein Coaching ist. Ohne Ziel kann man ja auch gar nicht das Ergebnis messen. Hat mir das denn jetzt wirklich geholfen? Eine Zielfindung kann übrigens durchaus eine ganze Sitzung dauern. Das ist nicht schlimm, denn manchmal weiß man ja nur diffus „Das stört mich!“ oder „Ich will etwas verändern!“ – aber was? Und wofür ist das denn eigentlich gut? Hier stehe ich zur Seite und unterstütze durch Fragen, sich darüber klar zu werden.

Ein klares Ziel ist manchmal sogar schon Teil der Lösung. Da steht dann das Ziel schwarz auf weiß vor einem und die nächsten Schritte sind plötzlich ganz logisch. Zusätzlich gibt es unterschiedlichste Interventionen, die abhängig vom Ziel, den/die Coachee in der Lösungsfindung unterstützen können. Diese sind natürlich auch Teil des Prozesses.


Jetzt ist Coaching ja ein riesiger Markt. Wie finde ich denn da jemanden, der zu mir passt?


Das hängt ganz vom Thema ab. Hier kann man im Netz grob nach Schlagworten suchen. Im Coaching geht viel über Empfehlungen – gerade, weil es ja um sehr Persönliches geht, gehört Vertrauen unabdingbar dazu. Des Weiteren sind Kundenreferenzen hilfreich, um einen besseren Eindruck über die Arbeitsweise des Coaches zu bekommen. Ich würde auch immer ein erstes, unverbindliches Vorgespräch empfehlen. Ist der/die Coach mir sympathisch? Kann ich mir vorstellen, mich ihm/ihr zu öffnen? Das erste Bauchgefühl ist hier oft schon ein guter Indikator.


Was sind deiner professionellen Einschätzung nach Warnsignale beim Coach? Worauf kann ich achten?


Coaching ist in Deutschland kein geschützter Begriff, sprich rein theoretisch kann sich jede/r „Coach“ nennen – und tut das leider manchmal auch, ohne dass wirklich eine fundierte Ausbildung zugrunde liegt. Meine Empfehlung ist es, den Werdegang zu prüfen. Bei welchem Institut / welcher Akademie wurde die Ausbildung gemacht? Ist der-/diejenige zertifiziert? Eine Verbands-Zertifizierung ist kein Muss, aber in jedem Fall ein Qualitätssiegel und z.B. für Unternehmen übrigens oft auch die Bedingung für eine Zusammenarbeit. Eine professionelle Website sollte diese Infos beinhalten.

Coach ist keine geschützte Bezeichnung

Und last but not least: Coaching ist keine Billigleistung. Ein (zu) günstiger Preis kann darauf hinweisen, dass da kein Profi am Werk ist. Ein gutes Coaching kann so viel bewirken und hallt noch lange nach, das hat seinen Preis. Aber z.B. die für sich richtige Entscheidung zu treffen oder den zu mir passenden Job zu finden oder seine Selbstzweifel zu verlieren, sollte das auch wert sein.


Kann ich mich eigentlich in wirklich jedem Lebensbereich coachen lassen? Ich las schon von Happiness Coach, Angst Coach oder Eltern Coach.

Ja, kann man wirklich! Das Leben und auch der Mensch ist vielfältig und facettenreich – und so ist auch das Angebot auf dem Coachingmarkt.
Wie gesagt, ist mein Schwerpunkt die Persönlichkeitsentwicklung mit dem Fokus Selbstwirksamkeit, andere Coaches konzentrieren sich auf ganz andere Themen z.B. Karriere. Unabhängig vom Thema: ich würde nur darauf achten, was z.B. den/die Coach qualifiziert z.B. Elterncoach zu sein. Hat der oder diejenige keine Kinder, würde ich das hinterfragen. Aber vielleicht ja eine Ausbildung als Pädagogin oder Erzieherin, dann passt das schon wieder.

Habt ihr Erfahrung mit Coaching?

Wenn ihr jetzt sagt: Das könnte was für mich sein, dann könnt ihr euch natürlich gern bei Verena unter cforyou melden. Mich würde ja auch interessieren: Habt ihr schon mal ein Coaching gemacht? Oder seid ihr vielleicht selbst Coach?

Fotocredit: Xavier Bonnin (apropos_foto, Berlin, Prenzlauer Berg)

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