Papa bloggt: Die Einsamkeit in der Elternzeit

Eis im Einkaufszentrum

Wer die Überschrift liest, fragt sich bestimmt: Wie kann man in der Elternzeit einsam sein? Mit dem Baby ist man doch nie allein. Aber so toll die Elternzeit auch ist – als Vater oder Mutter kann man sich in dieser Zeit schon manchmal einsam fühlen. Nicht immer kennt man andere Eltern in Elternzeit und die meisten anderen Menschen ohne Kinder müssen arbeiten – da kann man sich als junger Vater oder junge Mutter manchmal auch alleine fühlen.

Soziale Kontakte sind Mangelware

Seit knapp zwei Monate bin ich jetzt nicht mehr auf meiner Arbeit. Ich wurde auch schon gefragt, ob mir die Arbeit fehlt. Ein wenig schon, vor allem fehlen mir meine liebe KollegInnen. Meetings, kurze Gespräche in der Kaffeeküche, Emails, Telefongespräche, Verabredungen zum Mittagessen – mein Arbeitsalltag hat viel mit sozialen Kontakten zu tun. Aber wie sieht es jetzt in der Elternzeit aus? Ich bringe morgens zusammen mit Herrn Annika das Runzelfüßchen in den Kindergarten. Manchmal rede ich noch kurz mit anderen Eltern, aber bis zum Mittagsessen habe ich oft mit keinem anderen erwachsenen Menschen gesprochen.

Mittagessen mit Andrea

Wie viele schon hier lesen konnten: Meine Frau arbeitet und ich kümmere mich um die Kinder. Das heißt, ich kann sie tagsüber auch nicht mit Gesprächen behelligen, denn sie arbeitet. Sie schreibt entweder Texte, telefoniert oder ist verabredet und trifft sich mit Kunden oder Interessenten. Die Ausnahme ist eine kurze Mittagspause, auf die ich meist eher dränge als meine Frau. Sie würde ansonsten einfach ohne Essen weiterarbeiten.

Was kann man gegen die Einsamkeit machen?

Das Wetter kann ganz schön trist sein im Winter. Wer will da nach draußen gehen und zum Beispiel spazieren gehen? Ich gehe zwar trotzdem mit Herrn Annika raus und laufe ein wenig herum, aber viel weniger als mit dem Runzelfüßchen. Also sind wir öfters zu Hause und manchmal fällt mir die Decke auf den Kopf. Also muss ich irgendwas dagegen machen.
Ich finde Treffen mit anderen Väter total toll. In Berlin gibt es die Möglichkeit sich regelmäßig mit anderen Väter zu treffen. Die Eltern, die in Elternzeit sind, bringen ihre Babys mit und wir tauschen uns über unsere „Probleme“ und Erlebnisse aus. Das klingt vielleicht banal, aber ich finde es toll, auch andere Väter zu treffen, die gerade in Elternzeit sind und so zu merken, dass man nicht alleine ist.

Rausgehen und trotzdem etwas unternehmen

Ansonsten sind es oft triviale Dinge, die dafür sorgen, dass ich irgendwie unter Leute komme. In der Regel bringe ich das Runzelfüßchen in den Kindergarten und hole es auch ab. Das mache ich nicht nur, weil damit Andrea mehr Zeit zum arbeiten hat, sondern auch, um die ErzieherInnen und die anderen Eltern kurz zu sehen. Oder um mich eventuell mit den Eltern und Kind nach dem Kindergarten zu verabreden.
Wenn mich sonst Einkaufen mit Kleinkind eher nervt – mit einem schlafenden Baby einkaufen ist wieder entspannt. Vor allem morgens, wenn sonst niemand in den Geschäften ist.

Gerade weil ich selbst an mir gemerkt habe, dass ich mich einsam fühlen kann, wenn ich nur alleine mit dem Baby bin, versuche ich dagegen zu steuern. Die Zeit mit Herrn Annika ist großartig, aber manchmal fehlen mir die „großen“ Menschen dann doch.

Habt ihr euch auch manchmal einsam oder alleine in eurer Elternzeit gefühlt? Was habt ihr dagegen unternommen?

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4 Antworten

  1. Frau Fluse sagt:

    Mir ging es ähnlich. Der Papa war lange weg (von 6 Uhr morgens bis 19 Uhr abends) wir waren neu zugezogen und da saß ich nun: "allein" auf dem Dorf mit meinem Baby.
    Was ich damals noch nicht wusste: beim ersten Kind hatte ich Depressionen nach der Geburt- was leider erst nach der Geburt des zweiten Kindes diagnostiziert wurde.
    Ich kam mir furchtbar allein vor und habe mich bemüht viel raus zu gehen und Kontakte zu knüpfen. Wir waren zur Babymassage, haben Pekip versucht und waren viel Spatzieren aber das war alles nicht sehr hilfreich. Letztlich wurde es erst besser als der Zwerg zu krabbeln begann und wir eine Krabbelgruppe besuchten. Der Kontakt mit anderen Müttern tat mir sehr gut. Ich habe den Austausch sehr genossen und mich jede Woche darauf gefreut. Beim zweiten Kind waren wir schon besser eingebunden und es fiel mir leichter Anschluss zu finden. Beim dritten Kind hatten sich unsere Lebensumstände erneut verändert und diesmal habe ich mir gezielt eine Krabbelgruppe gesucht. Das kann ich nur empfehlen. Wir haben diesmal unsere eigene Spielgruppe gegründet und uns reium bei uns Zuhause getroffen. Das Wichtigste ist, dass man sich versteht- man muss ja nicht immer einer Meinung sein 😉 Mir tut es gut einfach mal vor die Tür zu kommen in eine andere Umgebung und sich mit Erwachsenen zu unterhalten.

  2. Na klar hab ich mich alleine in der Elternzeit gefühlt, deswegen musste beim Zweiten auch hier der Papa übernehmen ;). Was ich da gemacht habe? So ungefähr das gleiche wie Du – und mich selbst bemitleidet!

    Alles Gute und rock on

  3. Alexander sagt:

    Hallo Isabel,

    ich hoffe, dass der Artikel nicht zu sehr nach Selbstmitleid klingt. Wie lange hat denn der Papa übernommen? Ich kann mir vorstellen, dass er das nicht unbedingt schlecht gefunden hat, oder?

    Viele Grüße,
    Alex

  4. Alexander sagt:

    Hallo Frau Fluse,

    ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schlimm eine unerkannte Depression ist. Das tut mir sehr leid.

    Ich denke, dass die Krabbelgruppen mindestens genau so wichtig für die Eltern wie für die Kinder sind.

    Viele Grüße,
    Alex

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