Papa bloggt: Kann mal jemand eine Mutter rufen?
Bevor ich Vater geworden bin, hatte ich keine wirkliche Vorstellungen, was das bedeutet. Es gibt zwar sehr viele Ratgeber für Eltern und Mütter, aber sehr wenige für Väter. Am Anfang war ich auch ein wenig unsicher, was ein Vater mit dem Baby alles machen kann. Denn eines war klar: ich kann kein Baby auf die Welt bringen und ich kann auch keines stillen. Aber irgendwann manifestierte sich die Ansicht, dass ich tatsächlich außer dem alles kann, was meine Frau kann. Allerdings sehen das nicht alle Menschen so.
Väter müssen sich beweisen
Als das Runzelfüßchen noch sehr klein war, hatte ich oft das Bedürfnis, dass ich mir selbst oder anderen etwas beweisen müsste. Das artete fast schon in einen ungewollten Wettbewerb mit meiner Frau aus: Schau mal, ich kann das Baby zum einschlafen bringen! Oder ich kann das Baby ganz toll baden. Ich hatte irgendwie das Gefühl, ich müsste wenigstens eine Sache besser können als Andrea. Dabei ist das irgendwie doch sehr offensichtlich. Wieso sollte ein Elternteil alles besser machen können als das andere? Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen, auch im Umgang mit Babys und Kleinkindern, aber die musste ich für mich erst finden.
Das Kind will doch zu der „Mutti“
Einmal war ich mit dem Runzelfüßchen alleine unterwegs und es gab einen Disput zwischen uns beiden, ob meine Tochter zu Fuss zum Spielplatz gehen kann oder getragen werden soll. Wir hatten diametrale Ansichten, die wir auf der Straße austrugen. Irgendwann kam eine ältere Frau vorbei und meinte zu uns, „die Kleine will bestimmt zu ihrer Mutter“. Dabei hatte die Situation überhaupt nichts mit Mutter oder Vater zu tun, aber ein Vater und ein Kind in der Trotzphase konnte in ihren Augen ja nicht gut gehen. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Ansichten etwas mit dem Alter zu tun haben, denn vor kurzem hatte ich ein ähnliches Erlebnis mit jüngeren Menschen.
Wo ist denn die Mutter?
Letztens waren wir zusammen im Urlaub: Herr Annika, das Runzelfüßchen, meine Frau und ich. Mit unserem Auto standen wir auf einem Parkplatz, weit weg von irgendwelchen Wickelkommoden. Dabei musste Herr Annika dringend gewickelt werden. Und was machen Babys manchmal, wenn sie nicht gewickelt werden wollen? Sie schreien. Während meine Frau noch Utensilien aus dem Auto holen wollte, fing ich mit dem Wickeln an. Ich musste improvisieren, das Runzelfüßchen assistierte und Herr Annika war laut. Wir nutzten eine Sitzbank als kurzfristige Wickelkommode. Als meine Frau zu uns kommen wollte, bekam sie mit, wie anderen Passanten im Vorbeigehen stöhnend fragten „Wo ist denn die Mutter?“. Als ob ein Mann kein Baby wickeln kann. Vielleicht hätten sie umgekehrt bei meiner Frau gefragt, „was ist denn das für eine Mutter? Das Baby schreit ja.“ Ich war richtig sauer und dachte kurz darüber nach, ob man den Menschen erklären sollte, dass sich Väter auch um Kinder kümmern können. Aber das hätte wahrscheinlich nichts gebracht.
Elternzeit für Väter, „moderne“ Väter hin oder her. Ich denke, dass viele Menschen nicht davon überzeugt sind, dass Männer sich gut um Babys und Kleinkinder kümmern können. Vielleicht weil die Vorbilder fehlen oder weil Kinder noch immer „Frauensache“ ist. Bis sich diese Vorbilder in Luft auflösen ist es ein noch langer Weg.
Seid ihr als Väter schon in Situationen gekommen, bei denen von anderen Menschen nach der Mutter gerufen wurde?