Von Büchern statt Bildern – das Wochenende in Büchern
Dieses Wochenende zeige ich euch Bücher statt Bilder. Was daran liegt, dass ich sonst nur unsere vier Wände zeigen könnte. Der Großteil unseres Alltags spielt sich zur Zeit coronabedingt nämlich zuhause ab.
Samstag, 27. Juni 2020
Ach Alltag. Ich komm nicht mehr mit. Ich bin so müde und erschöpft. „Mutter Sein“, das Buch von Susanne empfehle ich immer und überall. Weil es so so großartig ist. Patricias neues Buch über Mental Load kam vor kurzem hier an. Ich finde es gut und wichtig und richtig, dass das Thema mehr in den Fokus rückt. Und gleichzeitig weiß ich gar nicht so recht, wie das klappen soll, dass wir alle da raus kommen. Mein Mann und ich teilen schon soviel auf wie es geht und doch ist es einfach immer noch zuviel. Zwei Erwachsene, drei Kinder, keine Hilfe. Wir hängen da seit Jahren drin fest und ich bin ein bisschen unsicher was sich, außer, dass es ins allgemeine Bewusstsein kommt, wirklich ändert. Im Prinzip müssen wir Familien ja radikaler werden, einfach öfter „nein“ sagen. Aber ist das realistisch?
Ganz aktuell zum Thema, auch wenn Homeschooling hier (noch) kein Thema ist, schaue ich gerade die Studie über das amerikanische Homeschooling an. Ab August haben wir ja hier auch ein Schulkind und nach dem, was ich die letzten Wochen lese, höre und selbst erlebe, gehe ich davon aus, dass ich zur Lehrerin meines Kindes werden muss. Weil ich nicht glaube, dass es bald einen Impfstoff gibt und auch nicht, dass wir das mit der Ansteckung in den Griff bekommen. Über 20 Kinder auf engem Raum, kein Abstand halten, riesige Schulen, das schreit doch alles nach Infektionen. Und wie ich in zahlreichen Nachrichten an mich auch gelesen habe: Die meisten von euch denken das auch.
Das Runzelfüßchen interessiert sich sehr für Kunst. Also gerade, es gibt ja so schwankende Interessen bei Wackelzahnkindern. Zum Glück haben wir dieses tolle Buch hier zuhause, aus dem wir beide schon jede Menge mitgenommen haben. Wir sind nun durch damit, Kunstgeschichte, egal wie kindgerecht und schön illustriert, ist ja auch nichts, was man so in einem Rutsch behandelt. Aber wir können nun diskutieren wie es mit Kunst und Bildern weitergehen wird. Die Sechsjährige hat das ziemlich tolle Ideen.
So, ich gestehe es: Eigentlich hätte ich auch voll Lust auf Sale. Also irgendwelche neuen Klamotten. Es ist so ein komischer Impuls, dass ich denke, ich müsste mich nach den letzten Monaten irgendwie mit etwas Neuem belohnen. Dabei ist es ja nicht so, als würde mein Kleiderschrank nicht total überquellen. Und statt loszuziehen und mich in irgendwelche elendig langen Schlangen vor den Geschäften zu stellen (das ist das Gute, mich bremst schon der Gedanke an das Warten vor den Geschäften aus), lese ich lieber ein Buch zum Thema. Mein Mann hat mal vor zehn Jahren von Jonathan Safran Foer „Tiere essen“ gelesen und wurde danach Vegetarier. Vielleicht klappt das mit meiner Kauflust ja noch so einem Buch auch? Wie macht ihr das denn? Verspürt ihr den Wunsch euch was zu kaufen und was Gutes zu tun? Oder so gar nicht (und wenn gar nicht, wieso nicht?)
Mein „kann ich nur ein paar Seiten drin lesen“ Buch. Und doch ist es wichtig, dass wir alle uns mehr damit beschäftigen, was in Kitas wirklich passiert. Weil ich es nach wie vor unfassbar finde, dass eine Erzieherin in einer Kita mutmaßlich ein Kleinkind getötet hat.
Das Buch habe ich nur deswegen in der Hand, weil die Steuererklärung schon wieder droht. Und weil ich in der letzten Zeit festgestellt habe, dass es gut tut, sich damit zu beschäftigen. Neulich sprach ich mit einer Freundin über ETFs und Tagesgeldkonten und ich muss sagen, das hat so gut getan. Hätte ich früher nie gemacht, weil ich mich gar nicht auskannte. Aber tatsächlich haben mir Bücher für Finanzen für Frauen da geholfen. Was angesichts von Genderdebatten komisch klingt, aber an die Autoren bin ich nie so rangekommen wie an Finanzbücher von Frauen für Frauen. Wie ist das bei euch?
Sonntag, 28. Juni 2020
Der Tag beginnt mit einer schlecht gelaunten Sechsjährigen. Ich weiß langsam nicht mehr weiter. Und so sehr wie ich mich freue, dass sie es schafft alle Gefühle auszudrücken, so anstrengend ist das halt auch. Ich weiß, viele Mädchen weltweit dürfen eben nicht wild und frei sein. Das merke ich schon wenn wir auf Spielplätzen sind. Die Mädchen tragen die unbequemere Kleidung und die unbequemeren Schuhe. Sie dürfen ihre Wut nicht laut kreischend rauslassen und hauen ist bei Mädchen auch eher verpönt. Aber ich sag es wie es ist. Wilde Mädchen können auch verdammt anstrengend sein.
Den Titel finde ich doof, muss ich zugeben. Ich kann mit Prinzessinnenjungs gar nichts anfangen. Aber das Thema, wie Jungs aus der Geschlechterfalle, in der sie ja genauso stecken wie Mädchen, befreit werden können, das ist wichtig. Und im Buch von Nils Pickert habe ich einige Denkanstöße bekommen, was in der Gesellschaft eben auch für Jungs und Männer falsch läuft. Und da meine ich jetzt nicht, dass die einen Röcke tragen dürfen und die anderen nicht. Ich finde das Buch insgesamt sehr lesenswert, über den Begriff „Prinzessinnenjungs“ lese ich im Buch einfach konsequent hinweg.
Die Stimmung zuhause ist explosiv. Also so richtig. Ständig schreit jemand wegen irgendwas. Niemand hat mehr Nerven übrig. Der Buchtitel beruhigt mich etwas. Ich hab die Tage über einige Eigenheiten meiner Kinder nachgedacht, bei denen ich immer wieder schwanke, ob das jetzt normale Wünsche sind, die nur nicht meine Wünsche sind (kommt ja vor, jeder ist ein eigener Mensch) oder ob das so Dinge sind, die ich unterbinden muss. Irgendwie ein Drahtseilakt, kennt ihr das auch? Und wie entscheidet ihr dann?
Eine Überraschung vom Carlsen-Verlag. Eigentlich wollte ich das den Kindern zum Ferienbeginn schenken. Aber gerade ist so dermaßen die Luft raus, dass ich noch auf den richtigen Moment warte. Weil einfach alles falsch ist und alles für Streit und Gemecker sorgt.
Wieder und wieder denke ich an mein eigenes Buch. Auch, weil das zweite immer mehr Gestalt annimmt. Ich habe am Wochenende viel daran gearbeitet, was im übrigen natürlich auch für Unfrieden sorgt. Ich muss mich konzentrieren, die Kinder wollen Dinge machen. Im Ratgeber über die Wackelzahnpubertät rate ich zur Gelassenheit und zum aufeinander zugehen. Und dann scheitere ich selbst an meinem wütenden Kind und auch an meiner eigenen Wut über die Gesamtsituation. Es ist und bleibt schwierig für den Moment.
So breit wie die Bücherthemen sind, die mich dieses Wochenende beschäftigt haben, so breit sind die Themen in unserer Familie. Wir sind alle durch und urlaubsreif und ich zähle die Tage, bis es endlich nicht mehr heißt: Warte kurz, ich muss noch arbeiten.
Wie geht es euch eigentlich gerade? Also so richtig wirklich und echt?
Hallo, wow, das ist mal eine tolle Auswahl. Ich habe mir gleich mal ein paar Bücher notiert und werde sie (sobald ich mal Zeit habe) lesen. Danke für die Inspiration.
Grüße
Tina
Seelenpruegel verteilen m. E. schon alle Eltern, die ihr Kind mit einem Jahr in eine unserer unzähligen, deutschen Krippen stecken.
Das widerspricht völlig den Bindungsverhalten des Kindes in diesem Alter, und die
Umstände (Personalknappheit, z. T. schlechte Ausbildung etc.) tun ihr Übriges, dassin den Kitas selbst dann weitere Seelenpruegel dazukommen.