Papa bloggt: Mit Kindern essen gehen

Letztens musste ich schmunzeln als mir ein anderer Vater erzählte, er würde im Moment nicht mehr mit seinen Kindern ein Restaurant betreten. Also so niemals, nicht, so gar nicht. Es war ihn einfach zu stressig. Ich musste sehr lachen und dachte, mir wäre das in der Regel nicht zu anstrengend. Aber in letzter Zeit habe ich öfters darüber nachgedacht, ob essen gehen mit Kindern vielleicht doch zu nervig ist.

Essen gehen, wenn die Kinder sehr hungrig sind

Wir waren vor kurzem essen und es war leider schon etwas später. Eigentlich war es nicht viel später als sonst, aber Herr Annika hatte Hunger. Zum Glück brachte eine Kellnerin Brot mit Aufstrich vorab vorbei, denn mein Sohn hatte schon angefangen mit der Gabel auf den Teller zu hauen. Nachdem Herr Annika die Scheiben dunkles Brot verschlang, hatte er natürlich noch immer Hunger. Eigentlich war für ihn Rührei mit Kartoffeln vorgesehen gewesen, aber wir mussten ihm noch mehr Brot bestellen, da er einfach keine Geduld hatte. Wenn er schon mehr sagen könnte, hätte er „wir haben Hunger, Hunger, Hunger“ gerufen. Daraus habe ich gelernt: entweder die Wartezeiten dürfen nicht besonders lang sein, oder die Kinder nicht besonders hungrig.

Kinder haben kaum Geduld

Während Erwachsene sich im besten Fall etwas im Gasthaus zu erzählen haben, unterhalten sich Einjährige nicht unbedingt gerne an einem gepflegten Tisch mit Tischdecke. Mein Sohn will laufen, spielen, Quatsch machen und das geht in einem engen, mit Tischen zugestellten und vollem Restaurant meist nicht. Das Runzelfüßchen schaut sich auch mal ein Buch ein oder lässt sich vielleicht etwas vorlesen, aber Herr Annika will einfach losrennen, während man auf das Essen wartet. Ideal sind deshalb Restaurants, die entweder eine Spielecke für Kinder haben oder wo es irgendwie noch ein wenig Platz für Kinder gibt. Am besten auf einer Terasse oder sogar in einem Garten.

Ein Königreich für ein Lätzchen 

Oft sind wir gut ausgestattet. Windeln und Feuchttüchrt haben wir immer dabei. Lätzchen vergessen wir meistens. Als wir letztens Essen waren, hatten wir die Wahl zwischen zwei Gerichten für Kinder. Das Runzelfüßchen sollte die Nudeln mit Tomatensoße bekommen und Herr Annika hatte leckere Kartoffeln mit Spinat von uns ausgewählt bekommen. Eigentlich eine Win-Win-Situation. Meine Tochter, die gut ohne Kleckerschutz essen kann, sollte das Risikoessen bekommen. Mein Sohn, der wirklich noch mit Fingern essen kann und darf, bekam das einfachere Essen. Beim Auftischen durch den Kellner wurde klar: mein Sohn wollte die Nudeln meiner Tochter haben. Das Runzelfüßchen mochte die Kartoffeln lieber. Also wurde wieder getauscht und mein Sohn sah danach aus, als hätte er in Tomatensoße gebadet. 

Die Blicke der anderen 

Einer meiner Lieblingshörspiele war früher Bibi Blocksberg „Ein verhexter Urlaub“. Vor kurzem hörte ich das wieder mit meiner Tochter und es gibt da eine sehr schön Szene. Die Familie Blocksberg isst im piekfeinen Restaurant des Hotels und die anderen Gäste beschweren sich über die Kinder. Was macht Bibi? Sie hext, dass die Beschwerer plötzlich schlürfen und Essensgeräuche machen müssen. Wenn manchmal andere Menschen eher genervt von uns im Restaurant sind, würde ich mir auch gerne wünschen, ich wäre Bibi und würde sie verhexen. Dann würden sie laut sein und vielleicht mit den Fingern essen wie mein kleiner Sohn. Wenn man Angst hat, was andere Leute von einer Familie mit Kinder denken oder meinen könnten, sollte man kein Restaurant betreten. Deren Erwartung wird man in der Regel nie erfüllen können.

Nach dem Essen ist vor dem Essen

Wenn meine Kinder satt sind, wollen sie das Restaurant in der Regel schnell verlassen. Her Annika will aus dem (vielleicht vorhandenen) Babystuhl raus und das Runzelfüßchen möchte sich auch bewegen. Routiniert bestellen wir also alsbald die Rechnung, bevor der Blick von uns nach unten geht. Unter den Tisch. Neben den Stuhl. Und ich denke, das kann doch nicht wahr sein. Überall, speziell bei Herrn Annika, liegen Nudeln, Kartoffelstücke, Reis, Soße und was auch immer daneben gefallen ist. Natürlich ist es ein Kind und „darf das“, aber peinlich ist es mir trotzdem irgendwie. Selber sauber machen? Oder ignorieren? Einerseits ist es mir ein wenig unangenehm, welchen Dreck wir gemacht haben. Andererseits spülen wir ja auch nicht das Geschirr, was wir im Restaurant benutzt haben. Die gröbsten Sachen räumen wir dann meist doch weg, entschuldigen uns artig für das Chaos und geben ein Trinkgeld. 
Manchmal ist es einfach schön und natürlich auch ein gewisser Luxus, mit Kinder in ein Restaurant zu gehen. Essen gehen bedeutet Genuss, Unterhaltung und ein wenig Entspannung. Das ist mit Kindern nicht immer so gegeben. Aber wenn meine Tochter sich darüber freut, etwas neues ausprobiert zu haben und überall kosten zu können und wenn mein Sohn sich lachend die Tomatensoße in die Augen und Haare reibt, dann weiß ich, dass es sich doch lohnt, mal auswärts zu essen.
Geht ihr gerne mit euren Kinder ins Restaurant? Oder ist das euch zu anstrengend?

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4 Antworten

  1. Unser letzter Restaurantbesuch mit der Anderthalbjährigen war ein Desaster: Kind unruhig und genervt, weil sie Bewegungsdrang nicht abbauen konnte, wir essen in zwei Schichten das inzwischen kalte Essen, da einer immer das Kind in halbwegs gesellschaftlich akzeptablem Zustand hält…

    Letztenendes waren wir uns hinterher nicht sicher, wer von dieser Aktion am meisten genervt war und ärgerten uns über das ausgegebene Geld, wo wir zu Hause wohl entspannter satt geworden wären.

    Ich habe auch noch die Erzählung einer kinderlosen Freundin im Kopf, als sich ein Kind in einem recht hochpreisigen Lokal wohl ziemlich laut und raumgreifend verhalten hat. Ich denke mir, dass andere Leute auch Geld bezahlen für Ambiente, gutes Essen und dessen genußvollen Verzehr. Da möchte ich nicht die sein, deren Kind dies stört.

    Daher halten wir es im Moment so, dass wir nur dort essen gehen, wo es Spielmöglichkeiten gibt – am besten draußen, wenn das Wetter mitspielt. Alles andere stresst alle von uns zu sehr. Und sicher sieht das in 1-2 Jahren schon wieder ganz anders aus…

  2. Anonym sagt:

    Das erinnert mich an die Diskussion ob man mit Kindern in der Bahn in ein Ruheabteil statt einem Großraumabteil gehen darf, denn dort sitzen ja Leute die für ihre Reservierung im Ruhebereich bezahlt haben. Ich kann diese Einstellung nicht nachvollziehen, und ich denke dass gerade das zurückziehen von Familien aus Rücksicht dazu führen wird, dass Kinder immer schneller als störend empfunden werden.

  3. Alexander sagt:

    Hallo Nadine,

    aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es irgendwann wieder besser wird. Mit dem Runzelfüßchen könnte man relativ entspannt essen gehen. Aber Herr Annika macht es dann doch wieder "kaputt", was aber vollkommen ok ist.

    Viele Grüße
    Alex

  4. Alexander sagt:

    Hallo Anonym,

    ich glaube, bei der Bahn kostet die Reservierung immer das gleiche, egal ob Ruhe- oder "Handy"-Bereich. Aber ich stimme Dir vollkommen zu, zurückziehen aus Rücksicht vor Anderen bedeutet, dass Familien weiter zurückgedrängt werden und aus dem Blickfeld verschwinden.

    Viele Grüße
    Alex

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