Papa bloggt: Es gibt keine bösen Kinder

Unsere Tochter, das Runzelfüßchen, liest gerne viel. Also lässt sich gerne vorlesen. Seit kurzem sagt sie nicht mehr „vorlesen!“, sondern „bitte vorlesen!“. Die Tonlage hat sich dabei kaum geändert, der Befehlston wurde durch ein „bitte“ nur abgemildert. Bis auf wenige Ausnahme lesen wir ihr alles vor, was sie uns vor die Nase hält. Dabei gibt es auch Geschichten mit dem „bösen Wolf“, dem „bösen Fuchs“ oder der „bösen Stiefmutter“. In der wirklichen Welt sind böse Menschen äußerst selten – das stellt manchmal ein Dilemma dar.

Angst vor dem bösen Hund

Das Runzelfüßchen hat oft Angst vor Hunden. So ganz unbegründet ist die Angst leider nicht, denn sie wurde ein paar mal von Hunden angebellt. Es gab natürlich auch sehr schöne Erlebnisse mit netten HundebesitzerInnen, die anboten, dass meine Tochter den Hund streicheln durfte. Seitdem gibt es die „lieben“ Hunde und die „bösen“. Wobei ich das eigentlich auch nicht ganz richtig finde. Wir waren letztens in einem Park spazieren, in dem sich zwei Hunde ohne Leine anbellten. Ich bin kein großer Hundespezialist, aber in der Regel haben Hunde eher untereinander Konflikte. Trotzdem bat ich die Hundebesitzer ihre Hunde an die Leine zu nehmen, weil ich mit einer 3jährigen und einem Baby ungern an giftig-bellenden Hunden vorbei gehe. Auch wenn sie nur sich gegenseitig anbellen. Meine Tochter meinte danach: „Die Hunde waren böse.“ Ich versuchte ihr zu erklären, dass die Hunde vielleicht aus Angst gebellt haben und nicht gefährlich waren.

Das böse Kind im Supermarkt

Es gibt manchmal Situation, die sich zuerst schwierig darstellen, aber dann doch irgendwann in Wohlgefallen auflösen. Wir waren zu dritt im Supermarkt. Herr Annika war wie fast immer in meinem Tragetuch und das Runzelfüßchen wollte die „Spielecke“ aufsuchen. Ich bin mir manchmal unsicher, ob ich diese Spielecken in Drogerien oder Supermärkten loben oder verdammen soll. Im besten Fall kann man (ich) den Einkauf in Seelenruhe unternehmen während das Kind selig spielt. Im schlimmsten Fall spielt das Runzelfüßchen mit den Bauklötzen der 1000-Keime (da die nie sauber gemacht werden) und kann sich am Ende des Einkaufs nur unter schlimmsten Protest von ihr schönen Spieloase trennen. In unserem Fall spielte sie dort sehr friedlich und ein Dreijähriger haute sie aus dem Nichts ins Gesicht.

Das Leben als Kleinkind ist manchmal nicht einfach

Ich stand schon an der Kasse und das Runzelfüßchen rannte weinend zu mir. „Der Junge hat mich gehauen.“ In der Regel bin ich geneigt meiner Tochter eine Mitschuld einzuräumen, aber in diesem Fall hatte ich es ja mit meinen eigenen Augen gesehen. „Papa, man darf nicht hauen. Wieso darf der Junge mich hauen?“ Ich erklärte ihr, dass der Junge sie auch nicht hauen darf. Und während ich meine Erklärungen von mir gab, kam schon wieder der Dreijährige an und wollte hauen. Diesmal schreckte ihn meine Anwesenheit ab. Aber meine Tochter war natürlich nicht zufrieden: „wieso darf der Junge hauen?“ Meine Argumente wurde etwas dünner, denn der Vater des kleinen Jungen stand jetzt relativ nah dran. Auch wenn ich sonst elterliche Interventionen eher nicht mag, sprang der Vater mir dann doch bei: „Nein, der Ben darf natürlich auch nicht hauen.“ Fast schon ein wenig übertrieben, musste der kleine Ben sich noch entschuldigen. Meine Tochter war doch ein wenig froh, dass nicht nur sie nicht hauen darf: „Der Junge ist nicht böse. Er hat einfach noch nicht gelernt, dass man nicht haut.“

Seit diesem Vorfall versuche ich noch eher darauf zu achten, Dinge nicht zu sehr zu vereinfachen oder weniger Märchen vorzulesen.

Wie geht ihr mit Kategorien wie böse oder lieb um?

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Eine Antwort

  1. Mama Maus sagt:

    Hallo Alex,

    Ich sage an der Stelle "Das, was der Junge gemacht hat, ist böse." So vermeide ich, dass der Junge an sich böse ist. Einzelne Taten können böse sein und machen trotzdem nicht gleich den ganzen Menschen aus. Das verstehen auch meine Kinder.

    Viele Grüße
    Mama Maus

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