Buchtipps zum Thema Sternenkinder

Der Oktober ist der Monat der Sternenkinder. Am 15. Oktober ist der Gedenktag für die Sternenkinder, viele Eltern entzünden um 19.00 eine Kerze am Fenster, um an das fehlende Familienmitglied zu erinnern. Ein schweres Thema, ein Tabu. Steht es mir, als Nichtbetroffener da überhaupt zu, drüber zu schreiben? Buchtipps zu geben? Das kann ich gar nicht genau sagen. Ich werde aber immer wieder gefragt, ob ich denn wüsste, ob es (tröstliche) Bücher für Eltern und Kinder gibt. Deswegen habe ich diesen Oktober zum Anlass genommen mal genauer zu suchen. Auch das hier ist eher eine kleine Auswahl. Es gibt wohl noch ein paar weitere Bücher (ergänzt gern in den Kommentaren), aber ich habe sie in den Bibliotheken leider nicht gefunden.
Irgendwie symptomatisch, weil ich finde, dass auch in der Gesellschaft die Sternenkinder oft vergessen werden.

Oder es wird unterschieden, in Kinder die vor der 12. Woche versterben, im Mutterleib oder kurz nach der Geburt. Als wäre das Leid der Eltern irgendwie ein Allgemeingut.
Die Tage hat sich auch brigitte.de mit diesen verletzenden Sätzen beschäftigt. Naja, also sie haben über „Project Benjamin“ (auf englisch) geschrieben, das gestartet ist, um Sätze zu sammeln, die fassungslos machen. Was Frauen (und Männer) über ihre Sternenkinder gesagt wird, das macht betroffen. Und wütend.  Und hilflos, ja, das auch. Denn was sagt man, wenn es keine Worte gibt, die diesen Kummer beschreiben können?

Und apropos Kerzen: Die Künstlerin Melanie Garanin hat, nach dem Tod ihres Sohnes, angefangen Kerzentiere zu zeichnen. Auch diese Bilder sind heute für viele Sternenkindeltern ein Trost. Vielleicht ja auch für euch?

Bücher über Sternenkinder und Sternenkindeltern

Ich habe nach Büchern gesucht, weil ICH das als tröstlich empfinde. In Ruhe zu lesen, nachzudenken. Und weil ich wie geschrieben eben öfter gefragt werde, ob ich einen Tipp habe. Ich stelle euch sechs Bücher für Erwachsene und zwei Kinderbücher vor. Auch davon könnte es meiner Meinung nach mehr geben, Kinder, die sich auf ein Geschwisterkind freuen, dass dann viel zu früh verstirbt, auch die brauchen Halt. Und erklären sich manches lieber durch Bücher. Hier könnten noch mehr Verlage mutig sein.
Alle Bücher wurden mir zur Rezension zugeschickt und ich verlose sie gern an euch, vielleicht trösten sich euch, spenden Mut. 

Lilly ist ein Sternenkind
Ein Kindersachbuch zum Thema verwaiste Geschwister
Heike Wolter & Regina Maseracchia
edition riedenburg

Eins von zwei Kinderbüchern, was ich hier vorstelle. Es zeigt, dass Kinder vielleicht anders trauern, als ihre Eltern, aber nicht weniger intensiv. Neben der Geschichte und eher ruhigen, klaren Bildern gibt es auch jede Menge Informationen für Eltern. Denn natürlich ist es schwer zu erklären warum ein Baby, auf dass sich alle gefreut haben, nicht mehr da ist. Kinder machen sich Sorgen, ob sie vielleicht Schuld daran sind, dass das Geschwisterkind verstorben ist. Sie können die Traurigkeit der Eltern vielleicht auch nicht verstehen, wollen zwischendurch lachen und schönes erleben. All das hat in diesem Buch seinen Platz. Im Buch heißt es, dass Lilly während der Geburt stirbt. Die Geschwister fahren ins Krankenhaus und halten das Baby, machen Fotos mit ihm. Schon das finde ich einen schönen Zugang zum Thema. Nicht drüber schweigen, nicht die Kinder außen vor lassen. Sondern gemeinsam mit ihnen verarbeiten.
Ich wünschte, es wären mehr Verlage so mutig, auch traurige Themen ins Programm zu nehmen, denn ich sehe bei meinen Kindern immer wieder, dass sie sich viel mit Hilfe von Büchern erklären.

Mit dir im Herzen
Gedichte für Sternenmütter
Mit Skulpturen von Andrea Ohlsen
Inga Elisabeth Ohlsen
edition riedenburg

Dieses Buch bzw. die dort versammelten Gedichte sind in drei Teile geteilt. Die erste Trauerzeit, die späte Trauerzeit und Folgekind, heißen sie. So wie Trauer eben auch Phasen hat. Es muss euch nicht jedes Gedicht gefallen, es sind mehrere darin versammelt. Die Idee, das Buch in verschiedene Trauerphasen zu unterteilen finde ich ansprechend, denn natürlich ändern sich Gedanken, Empfindungen im Laufe der Zeit. Und es kommen Ängste zurück, wenn sich ein neues Kind ankündigt.
Ich fand auch die Fotografien dazu sehr stimmig. Die abgebildeten Skulpturen hat die Mutter der Autorin, also die Oma des Sternenkindes, angefertigt und fotografiert.

Wie ich dich fühle
Gedichte für Trauernde
Mit Skulpturen von Andrea Ohlsen
Inga Elisabeth Ohlsen
edition riedenburg

Ähnlich und doch anders ist dieses Buch, im Vergleich zum vorher vorgestellten. Denn während der Fokus im erstgenannten klar auf Sternenkindern liegt, ist die Trauer hier weiter gefasst. Die Autorin und ihre Mutter haben nicht nur ein (Enkel)kind verloren, sondern kurz danach auch den Partner bzw. Vater. Vermutlich gibt es deswegen diesen weiteren Band, der sich eher an Trauernde richtet. Vielleicht ein Buch für diejenigen, die der Fokus auf Sternenkinder überfordert. Denn manchmal ist es ja so, dass sich etwas in einem dagegen sperrt, in eine solche Schubalde gepackt zu werden. Dann öffnet dieses Buch vielleicht doch den Weg zum Herzen.

Emily und der Engelsrufer
Alice Andres & Jacqueline Kauer
Kalea Book

 In dem Buch verstirbt ein Zwilling im Mutterleib. Mich hat das Format beeindruckt, es ist so ein richtig schön großes Kinderbuch mit tollen Zeichnungen, die Kinder sich auch gut ohne Eltern anschauen können, wenn sie das Thema interessiert oder betrifft. Ich finde es allerdings etwas sehr esotherisch, möchte ich mal sagen. Es wird nicht so richtig darüber gesprochen, dass das Baby stirbt, nur, dass der Zwillingsbruder allein geboren wird und Emily mit dem Engelsrufer mitgeht. Der erscheint im Mutterleib weil er die ganz besonderen Seelen zu sich ruft. ICH kann damit nicht ganz soviel anfangen, bin beim Thema Engel ganz generell eher raus. Gleichzeitig bin iahc aber davon überzeugt, dass es für viele Familien ein Trost sein kann, an einen Engel(srufer) zu glauben. Und mein Empfinden davon ist ja kein Maßstab. Das Buch lässt sich, denke ich, am besten in der Familie anschauen und ist besonders für allein geborene Zwillinge ein Geschenk.

Gegen alle Regeln
Eine Geschichte von Liebe und Verlust
Ariel Levy
Knaur

Das Buch ist kein Kuschelkurs, es ist schonungslos und obwohl man weiß, was passieren wird trifft es einen, wenn die Autorin ihr Kind verliert. Allein in einem Hotelzimmer in der Mongolei bringt sie ihr Kind zu Welt und tritt Tage später die Heimreise an. Ihre Ehe zerbricht daran und die Autorin fragt sich, was denn noch bleibt wenn man alles verliert. Das Buch wirkt noch lange nach, vielleicht auch, weil es weitaus radikaler ist als andere. Das muss man aushalten können. Es wirkt beinahe voyeuristisch, das Buch zu lesen, weil man so sehr in das Leben der Autorin eintaucht. Aber es zeigt eben auch, dass Menschen unterschiedlich mit dem Verlust eines Kindes umgehen.

Die kleinen Sterne leuchten immer
Briefe einer Sternenkindmutter
Tanja Wenz
edition riedenburg

Ein Briefroman. Maya schreibt an ihre verstorbene Mutter. Zunächst Alltägliches, über das Kriseln der Ehe, das Zusammensein mit dem kleinen Sohn Fynn, das Vermissen der eigenen Mutter. Dann wird Maya schwanger und schnell steht fest: Das Baby ist nicht lebensfähig. Die Eltern müssen entscheiden ob die Schwangerschaft abgebrochen werden soll oder sie der Natur freien Lauf lassen. Zwei Tage lebt die kleine Tochter bevor sie verstirbt. Das Buch geht zu Herzen, auch wenn ich sagen muss, dass mich die Anrede „Liebe Mama“ und die Verabschiedung „Deine Große“ irgendwie genervt haben. Aber da hat jede_r einen anderen Geschmack.
Die Autorin schrieb, so sagt sie, das Buch angelehnt an die Lebensgeschichte einer befreundeten Familie.

Gestern war ich noch schwanger
Ein Bilderbuch für Frauen, die ihr Kind in der Schwangerschaft verloren haben
Nicole Schäufler
edition riedenburg

Von Nicole Schäufler habe ich schon einige Bücher vorgestellt, irgendwie erkennt man ihre Zeichnungen immer ziemlich gut. Dieses Buch hat eher wenig Text, es ist, wie der Untertitel ja auch sagt, ein Bilderbuch. Ich glaube, es ist vor allem für Frauen die frisch ein Kind verloren haben, ein Trost. Die Bilder sind sanft und klar, das Loch im Bauch klafft wie eine Wunde. Die Erinnerungen wie es mit Baby hätte sein können überstrahlen alles. Der Schmerz, den der Verlust eines Kindes mit sich bringt ist dennoch spürbar, gerade am Ende, diese Gedanken, wenn eine Sternenkindmutter einen Kinderwagen sieht oder sich ausrechnet in welchem Monat sie wäre, das tut weh. Und so tröstet das Buch vielleicht nur in sofern, als das Mütter wissen, dass es anderen Müttern ähnlich geht.

Das Licht, das Schatten leert
Tina Brenneisen
Edition Moderne

Die Graphic Novel von Tina Brenneisen ist, noch vor Erscheinen, mit dem Berthold-Leibinger-Preis, der höchstdotierten Comicauszeichnung prämiert worden. Was zum Einen zeigt, wie gut das Buch ist. Zum Anderen aber vielleicht dazu führt nur über diesen Preis zu sprechen. Dabei ist es die Graphic Novel, die die Aufmerksamkeit verdient. Auch dieses Buch ist eher radikal. Es tut weh, die Bilder sind oft nicht schön, Gesichter werden zu Fratzen. Das Lesen ist nicht unbedingt angenehm, weil Brenneisen so schonunglos mit sich und ihrer Geschichte umgeht. Die Autorin hat ihren Sohn verloren und verarbeitet das in dem Comic. Nicht nur, dass ein Kind nicht mehr lebt und die Eltern mit der Trauer und der Leere weiterleben müssen, sie sind zusätzlich dem Unverständnis der Eltern ausgesetzt, die mit absurden Anschuldigungen das Leben unterträglich machen. Wie die Protagonistin Tini sich immer wieder fragt, ob sie nicht vielleicht doch falsch ist, weil sich ihre Familie ja vielleicht nicht irrt, wie sie unter enormen Kraftanstrengungen versucht Unterstützung in dieser schweren Zeit zu bekommen, das ist schwer auszuhalten. Und doch ist es in vielen Familien Realität, weil nicht jede_r verstehen kann was es bedeutet, ein Kind zu verlieren. Es herrscht Sprachlosigkeit auf allen Seiten, aus dem Comic nehme ich vor allem mit, dass einfach da sein vielleicht die beste Hilfe ist. Abwarten, was die Eltern brauchen.
Ich möchte mit Tina Brenneisen auch noch über ihr Buch sprechen, deswegen würde ich die Verlosung dieses meines Exemplares noch etwas verschieben, wenn es euch recht ist.

Gewinnspiel auf Runzelfüßchen

Wie versprochen könnt ihr, bis auf den Comic, den ich vermutlich im nächsten Monat verlose, alle Bücher gewinnen. Es sind meine Rezensionsexemplare.

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Dann gebt im Betreff bitte „Buch“ an, sonst kann ich die Mail nicht zuordnen.
   
Bitte entscheidet euch für ein Buch und schreibt dann den Titel in den Kommentar. Hinweise wie „Gern dabei“ oder „Entscheide du“ lasse ich nicht gelten. Und logo, auch ich freue mich über ein paar liebe Worte, die sind aber kein Muss und erhöhen auch die Gewinnchancen nicht. Sie sind nur gut fürs Zwischenmenschliche.
 

Diese Bücher könnt ihr gewinnen:

  • Lilly ist ein Sternenkind
  •  Mit dir im Herzen
  • Wie ich dich fühle
    Gegen alle Regeln
  • Emily und der Engelsrufer
  • Die kleinen Sterne leuchten immer
    Gestern war ich noch schwanger

Wer seine Mailadresse zur möglichen Gewinnbenachrichtigung nicht angeben möchte kann alternativ auch gern eine Mail an gewinnspiel at runzelfuesschen punkt de schicken.

Hinweis
: Die Gewinner müssen mindestens 18 Jahre alt sein und eine Anschrift in Deutschland haben. Die Gewinner werden unter allen Einsendern von Kommentaren und Mails ermittelt.
Hinterlasst bitte einen Namen und eure Mailadresse. Ich werde den Gewinner per Mail benachrichtigen. Ihr müsst innerhalb von drei Tagen eure Postadresse mitteilen, sonst verfällt der Gewinnanspruch und ich lose erneut aus.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barauszahlung des Gewinns. Alle Angaben sind ohne Gewähr.
Teilnahmeschluss ist der 30.Oktober. 2019 um 23:59 Uhr
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Viel Glück!

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5 Antworten

  1. Anonym sagt:

    Danke dir für diesen Artikel. Ich hoffe dass er vielen betroffenen Frauen und Männern auch helfen wird! Das alles ist leider immer noch ein schweres Thema in D.
    Ich würde gerne das Buch: "Und gestern war ich noch schwanger" gewinnen….es interessiert mich sehr.
    LG Bianca
    (bibbi.griesbach@gmail.com)

  2. Anonym sagt:

    Da geht es zwar um ein älteres Kind und das Buch ist auch eher für Kinder ab Ende der Grundschulzeit geeignet, aber spontan fällt mir da "Du fehlst mir, Du fehlst mir" von Peter Pohl und Kinna Fürth ein. Es ist schon über 15 Jahre her, dass ich es gelesen habe, aber mir hat es damals unheimlich geholfen mit der Trauer um meinen Vater umzugehen.

  3. Anonym sagt:

    Auch wir haben seit vergangener Woche leider ein Sternenkind. Ich finde es wichtig, dass über dieses Thema mehr gesprochen wird, weil es so viele betrifft und auch, weil man dann vielleicht nicht ganz so hilflos ist, wenn man selbst oder Freunde in eine solche Situation kommen.
    Dir lieben Dank für's Aufgreifen des Themas! Gewinnen würde ich gerne das Buch "Mit dir im Herzen".
    Liebe Grüße Saskia
    frausajo(at)web(punkt)de

  4. Ivonne Urban sagt:

    Ich liebe das Buch „Das Licht, das Schatten leert“. Ich habe meine Zwillinge im 4. Schwangerschaftsmonat tot zur Welt gebracht. Ich finde mich so oft in diesen Buch wieder und musste an manchen Stellen so lachen, weil ich genauso gedacht und gefühlt habe. Die Zeichnungen sind düster, weil solche Erfahrungen düster sind und ich finde es toll, weil die schonungslose Realität gezeigt wird. Wunderschön in diesem Buch: Es gibt kein lebendes Folgekind. Meine einzigen Kinder sind auch meine Zwillinge und ich finde ein Buch zum Thema Sternenkind sollte sich mit dem Sternenkind auseinandersetzen. Aus meiner Erfahrung ist ein lebendes Folgekind keine Lösung für die Trauer. Ich rede sehr offen über meine Sternenkinder, schon seit ihrer Geburt. Ich erlebe auch 3 Jahre nach meiner Fehlgeburt, dass so viele Menschen Angst vor diesem Thema haben und Sterneneltern damit allein lassen. Genau deshalb möchte ich nicht aufhören meine Geschichte in die Welt zu tragen und irgendwann wird sich mein Wunsch erfüllen: – Sternenkinder sollen Teil unserer Gesellschaft werden. Sternenkinder und Sterneneltern sollen gesehen werden. – Ich organisiere den Sternenelterntreff in Leipzig mit. Dort höre ich, was sich in den letzten Jahren verbessert hat, aber auch wo noch ganz viel Aufklärungsbedarf ist.

  1. April 22, 2020

    […] habe über Bücher für Sternenkindeltern schon mal geblogt, vielleicht findest du hier auch etwas […]

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