Von „wie lange noch bis Lockdown?“ – Das Wochenende in Bildern
Wie ist bei euch gerade die Stimmung? Hier ist sie, freundlich formuliert, nicht gut. Die Nerven liegen blank. Eins der Kinder war gerade eine Woche krank zuhause, so ganz normal krank, kein Corona. Und es hat mir nochmal ganz deutlich gezeigt: Ich bin nicht mehr dieselbe wie vor Corona. Ich bin nicht mal mehr dieselbe wie vor einem Jahr. Ich bin einfach durch und am Ende und ich habe das Gefühl, ich sei besiegt worden. Von was genau weiß ich nicht.
Samstag, 13. November 2021
Hallo Migräne. Also naja, sie begleitet mich schon ein paar Tage aber natürlich verschont sie mich auch dieses Wochenende nicht. Ich bekomme seit einiger Zeit ein neues Medikament zur Prävention und das mindert die Anfälle tatsächlich ein bisschen. Ich schaue in meine Migräne-App (die von der Schmerzklinik Kiel kann ich sehr empfehlen!) und stelle fest: Ja, es hat sich etwas verbessert. Aber es ist noch immer so, dass ich an sehr vielen Tagen Migräne habe. Und jeder einzelne davon ist eine Qual.
Ich muss aber auch gestehen: Ich habe meine Migräne die letzten fast zwei Jahre eher ignoriert. Also mich nicht geschont sondern im Rahmen dessen, was irgendwie ging, immer weitergemacht. Egal wie bohrend die Schmerzen im Kopf und im Gesicht waren, wenn ich allein für drei Kinder zuständig bin, dann kann ich mich nicht ins Bett legen und hoffen, dass alles besser wird. Jetzt sind aber all diese Ressourcen aufgebraucht. Ich kann das einfach nicht mehr. Und das sorgt natürlich für familieninterne Schwierigkeiten für die ich keine Lösung habe.
Es geht also mit Migräne in die Bibliothek. Ich hoffe, dass die Medikamente bald wirken, denn gerade in der Kinder-und Jugendbibliothek ist die Geräuschkulisse überwältigend. An diesem Samstag ist auch noch Medienbasar, was wir nicht wussten. Am Eingang gibt uns eine sehr freundliche Mitarbeiterin eine Tüte und meint: „Bei drei Kindern lohnt die sich. Machen Sie sie voll, das kostet nur 5 €.“ Die Kindern haben das gehört und schwärmen aus, um sich neue Bücher zu suchen. Das da oben ist das Ergebnis. Von Bastel-über Wissens- bis Vorlese- und Selbstlesebücher ist alles dabei. Und wir haben wirklich nur 5 € gezahlt.
Der Dreijährige hat außerdem noch den Beutel zum Lesestart 1-2-3 bekommen und freut sich über „Billie und Joko brauchen deine Hilfe“, was ihn natürlich vor allem wegen der tollen Illustrationen begeistert. Und der eigenen Tüte für seine Bücher. Anschließend fahren wir noch Einkäufe erledigen, tatsächlich auch schon einiges für die Weihnachtszeit. Und im Gespräch mit den Verkäufer*innen (Da wo wir waren, war es sehr leer, weswegen die Zeit für Gespräche blieb) kam immer wieder die Frage nach: Wer weiß, wie lange wir noch offen haben.
Eine Verkäuferin berichtete wie gestresst sie vor allem deswegen ist, weil sie den Menschen den ganzen Tag sagen muss, sie mögen die Masken aufsetzen, wie sie angefeindet wird, weil sie Kund*innen ohne Maske nicht bedient. Ich weiß, dass da jede*r einen eigenen Weg finden muss, aber ich muss auch gestehen, ich habe nicht auf jede Diskussion zu falsch sitzenden oder fehlenden Masken Lust. Ich bekomme so viele Mails von Impfverweigerer*innen, Querdenker*innen und Schwurbeler*innen in mein Postfach, ich habe einfach keine Kraft für zusätzliche Diskussionen im echten Leben. Die Verkäuferin sagt, dass wir alle viel zu lange weggeschaut haben und nun konsequent andere auf ihr Verhalten hinweisen sollten. Was denkt ihr? Und wie geht ihr damit um, wenn Leute in eurer Umgebung keine Maske tragen?
Zuhause wartet die Post auf mich. Katharina und Lisa von StadtLandMama haben ihr drittes Buch veröffentlicht. Ich freue mich so sehr für die zwei und alle Schwangeren, die „Wow Mom – Der Mutmacher für deine Schwangerschaft„* ab 24. November lesen können, während sie zwischen Vorfreude und Überforderung die besondere Zeit der Schwangerschaft erleben. Ich kann wahrlich nicht behaupten, dass ich diese Zeit immer genossen hätte, besonders die letzte Schwangerschaft war schon sehr herausfordernd. Ich wünsche allen Frauen unbeschwerte Monate und bin sicher, dass das Buch von Lisa und Katharina dabei helfen kann. (Und guckt, ich habe tatsächlich alle drei Ratgeber von ihnen zuhause!)
Abends wird gebastelt, während ich mich ausruhe. „DIY Spaß für Kinder“ kam als Rezensionsexemplar und richtet sich an Kinder ab sechs Jahren. Der Fünfjährige kam bei uns aber auch schon super mit den Anleitungen klar, allerdings interpretieren meine Kinder Bastelbücher auch eher frei. Ich glaube einfach, es gibt solche und solche Menschen. Ich halte mich auch meistens nicht an die Vorgabe in Backrezepten, sondern mache das nach Gefühl, die Kinder basteln was eigenes auf der Grundlage von Bastelbüchern. Vieles hat man ja auch meistens gar nicht zuhause, das ist tatsächlich für mich immer wieder der Grund, mich über Bastelbücher zu ärgern. Auch für die Projekte in diesem Buch haben wir nicht alles vorrätig, aber ich bin doch froh, wenn die Kinder sich beschäftigen, während ich, übrigens immer noch mit Migräne, aufs Sofa sinke. Endlich Pause.
Sonntag, 14. November 2021
Natürlich schlafen die Kinder nicht aus, sondern sind früh wach. Hier klappt es ganz gut, wenn wir ihnen Puzzle anreichen, dann können sie sich eine Weile allein beschäftigen. Das habe ich gestern für sie gekauft und es kann im Dunkeln leuchten. Ist natürlich doof, dass der Tag beginnt und es erstmal nicht dunkel ist. Aber nun ja, der übliche Kinderstreit. Für mich sind auch Puzzle, wie übrigens auch Bastel- und Beschäftigungsbücher eine Hassliebe. Ich finde sie super, weil sie die Kinder sinnvoll beschäftigen, sie etwas lernen und sich in ihre Aufgabe versenken können. Und ich hasse sie, weil sie ein Symbol in unserem Haus für Lockdown und Rückzug geworden sind. Denn wenn nichts mehr ging, dann wurde im letzten Jahr und gefühlt bis in den Frühling hinein hier gepuzzelt und gebastelt.
Ich versuche mich zu erinnern, aber wie genau das Anfang des Jahres mit der Schule von Runzelfüßchen war, ich bekomme das schon gar nicht mehr genau zusammen. Wie lange war sie im Homeschooling, wann wurde zweiwöchentlich drei Stunden unterrichtet? Ich erinnere das wirklich nicht mehr und das macht mich fertig. Weil auch das zeigt, welche Monate hinter uns liegen.
Ich habe den Wald vermisst. Also fahren wir hin, gehen wandern, frische Luft atmen, rennen, schreien, alleine sein. Klappt nicht wirklich, der Ort, den wir uns spontan ausgesucht haben, ist wirklich voll. Und ich meine wirklich voll. Im Minutentakt kommen uns Menschen entgegen oder überholen uns. Das ist extrem ungewöhnlich und wir beschließen: Zukünftig wieder lieber geplant die Orte, an denen wir sonst immer einsam waren.
Das Runzelfüßchen sammelt Gestrüpp, sie möchte uns einen (Advents?)Kranz flechten. Ich bin gespannt, was da draus wird. Finde die Idee aber super und sofort ändert sich die Dynamik, weil meine Tochter nun irgendwie Druck verspürt, es besonders gut zu machen. Da muss ich dringend mal an mir arbeiten, denn ich kann verstehen, wieso sie auf diese Idee kommt. Ach, dieses Elternsein, das ist echt immer wieder neu herausfordernd.
Um den Frieden herzustellen, picknicken wir im Stehen. Und mir fällt ein super Weihnachtswunsch ein: Eine größere Thermoskanne. Denn die, die wir ganz hinten im Schrank stehen hatten, die ist für fünf Leute einfach zu klein. Aber jetzt weiß ich, was ich mir wünsche, wenn mich jemand fragt. Und komme mir ein bisschen spießig vor, denn vor Corona hatte ich eigentlich nie irgendwo eine Thermoskanne dabei.
Unsere Nachbarin hat gebacken und lädt uns ein, Muffins abzuholen. Der Aufforderung kommen wir direkt nach dem Waldspaziergang natürlich gerne nach. Und wenn ich etwas wirklich positives an Corona finden muss, dann das. In unserem Haus sind die Nachbar*innen wirklich näher zusammengewachsen. Der Kontakt ist viel enger, wir sprechen mehr miteinander, verabreden uns, backen für andere mit. Das macht mich glücklich und dankbar, denn ich bin sicher: Ohne Corona hätten wir weiter freundlich nebeneinander hergelebt, aber so intensiv wäre der Austausch nicht geworden.
Meine Liebe zu Graphic Novels und Comics unterschiedlichster Art ist ja bekannt. Heute will ich euch zwei ganz besonders spannende Sachen vorstellen. Zum einen, für Erwachsene, „Wie geht es Ihnen jetzt? – Eine illustrierte Psychotherapie„* von Philippa Perry und gezeichnet von ihrer Tochter Flo Perry. Das Buch lädt beim Lesen die ganze Zeit zum Nachdenken an und erklärt, was während der Therapiesitzungen zwischen Psychiater*in und Klient*in passiert. Was mir besonders gut gefällt: Die Psychologin im Buch verhält sich manchmal anders, als der Begleittext unter jedem Bild es vorschlägt. Es zeigt sich nämlich: Viele Wege führen nach Rom und zu einer erfolgreichen Therapie. Ich habe so eine Geschichte noch nie gelesen und für mich funktioniert der Comic über eine Psychotherapie total gut. Weil ich das niemals als rein geschriebenen Text lesen wollen würde.
Für Kinder gibt es ein Comicmagazin, von dem ich vorher noch nie gehört habe. Und das ist wirklich schade, denn „Polle“ kuratiert für Kinder zwischen 7 bis 12 Jahren und wenn ihr für euren Nachwuchs noch nach einer Geschenkidee für Weihnachten sucht: Wie wäre es mit einem Abo? Ich kann ja nach wie vor nicht verstehen, warum soviele Eltern finden, dass Comics lesen nicht „echtes“ lesen ist. Durch „Polle“ lassen die sich vielleicht eines besseren belehren. Denn es gibt kürzere und längere Geschichten, die so unterschiedlich sind, dass sie einfach viele Kinder ansprechen. Es gibt Rätsel und wenn eure Kinder Comics gerade erst entdecken, dann finden sie hier eine tolle Vielfalt, die eben auch wirklich Vielfalt bietet. Meine Achtjährige hat nach dem einen Heft jedenfalls beschlossen, ein „Polle“- Abo auf ihren Wunschzettel zu setzen. Finde ich gar nicht verkehrt, denn die Geschichten werden ja nicht „schlecht“, so dass auch die Geschwister in den nächsten Jahren noch Freude mit den Heften haben werden.
Links der Woche
Adventskalender für Eltern habe ich für familie.de zusammengetragen (und psst, demnächst ist das natürlich auch ein Thema auf dem Blog)
Für MensHealth Dad habe ich übers Kinderzimmer aufräumen geschrieben. Klappt hier zuhause natürlich auch immer …
Nicht vor mir, aber ich habe am Wochenende viel über diese Liste nachgedacht. Welches Männerbild vermittelt das bitte Heranwachsenden?
https://twitter.com/MickyBeisenherz/status/1459172225223962628
Kommt gesund in die neue Woche! Wie geht es euch denn gerade?
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Tatsächlich konnte ich mit Lockdown inklusive Schulschließungen besser umgehen, als mit der derzeitigen Situation. Die macht mich so fertig, dass ich schon so weit bin, mir einen Lockdown zu wünschen.