Von Vorschriften – Das Wochenende in Bildern
Ich sag es gleich direkt: Ich bin so unfassbar wütend und sauer! Und habe keine Lösung für das Problem, das ich schon sehr lange nicht mehr bewundere, sondern das mich vor allem mutlos macht. Denn in der Theorie weiß jede*r, dass das was gerade mit Schulkindern passiert nicht in Ordnung ist. Aber in der Praxis erleben es die wenigsten. Wir bekamen am Wochenende auch eine ganz neue Sicht auf das ganze Thema, als das Kind nämlich vom Sport ausgeschlossen wurde.
Samstag, 04. September 2021
Die Siebenjährige will zum Sport. Weil die Schule am Freitag keinen Schnelltest durchgeführt hat, dessen Ergebnis wir beim Sport präsentieren können, gehen wir einen Test machen. Damit alles seine Ordnung hat. Das Ergebnis: Negativ. Also los mit dem Testergebnis zum Sport. Da räuspert sich das Kind einmal und hustet, während ich den Test vorzeige. Die Reaktion der Trainingsleitung: „Nee, also das geht gar nicht. Wenn das Kind hustet, dass darf es nicht am Sport teilnehmen. So sind die Vorgaben. Sorry, tschüss“.“
Und das wars dann. Das negative Testergebnis, egal. Dass das Kind halt mal hustet, aber definitiv nicht erkältet ist, alles egal. Dass sie aber jeden Tag in die Schule geht, dass Husten oder Schnupfen da eigentlich niemanden interessiert, weil ja nicht zuviel Unterricht verpassen und es herrscht ja Schulpflicht und so, das ist egal. Geht ja nur um den Freizeitsport, den Ausgleich, auf den Kinder jetzt auch schon ewig verzichtet haben. Wie oft gibt es in der Schule auch keinen Sportunterricht, weil genau in der Zeit getestet wird? Es macht mich so wütend, diese Doppelmoral. Die Durchseuchung in der Schule ist für sehr sehr viele Menschen kein Thema, Kinder erkranken im Mittel ja nicht so schwer daran. Aber im Freizeitsport ist es dann plötzlich ein massives Problem. Warum eigentlich?
Meine Tochter ist am Boden zerstört und sauer auf sich selbst, weil sie gehustet hat. Ehrlich gesagt fand ich das im ersten Moment natürlich auch blöd und dachte: „Wieso musste das gerade in dem Moment sein?“ Hätte sie sich später lauter geräuspert, es wäre vermutlich nicht der Rede wert gewesen. So aber gehts zurück nach Hause und wir machen das Beste aus der Situation und fahren in die Bibliothek. Mit fetter Beute kommen wir nach Hause.
Mir gehts nicht gut und ich verziehe mich aufs Sofa. Letzte Woche kam „Ich bin dann mal bei mir„* von Verena Carl und Anne Otto hier an und ich freue mich auf die Lektüre. Verena hat ein Jahr lang verschiedene Dinge ausprobiert um eben wieder mehr bei sich zu sein und die Psychologin Anne Otto hat das begleitet. Man kommt sehr leicht rein ins Buch, denn Verena ist ebenfalls Mutter und fragt sich, wie so viele von uns, einfach wo sie selbst denn eigentlich geblieben ist zwischen all dem, was das Leben so zu bieten hat. Also ich fühle mich von der Thematik total abgeholt und will auf jeden Fall mal die Meditation, die sie vorstellt, ausprobieren. Und theroretisch könnte ich ja alle 12 Vorschläge selbst ausprobieren. Aber wie ich mich kenne, warte ich damit wieder bis Jahresende und dann verschiebt es sich monatsweise… Geht euch das auch so?
Wir müssen einkaufen, natürlich, und die Kinder freuen sich über diese kleinen Tütchen. Sie sind keine Paw Patrol Fans, sie kennen die Serie nur vom Hören Sagen. Also bis neulich. Dann hat der Carlsen Verlag ein großes Paket geschickt, weil ich an euch ein tolles Paket verlosen darf (wer mitmachen will, bis 10.09.21, 23:59 Uhr ist das auf Facebook und Twitter noch möglich. Alternativ schreibt ihr mir eine Mail an gewinnspiel at runzelfuesschen punkt de, wenn ihr dabei sein wollt.) Jedenfalls sind sie jetzt natürlich total dabei und wir zu spät dran, weil diese Aktion vom Discounter heute endete. Jetzt gibt es großen Katzenjammer, weil wir hätten ja vorher auch mal danach fragen können (ich habs einfach übersehen) und jetzt können sie keine schönen Tattoos tragen (die waren da drin)…
Und weils noch nicht laut und stressig genug ist, reißen die Kinder dann ihr Pop it kaputt. Also eins davon. Während ich bewundere, dass da so ein Bömmel rausbrechen kann, sind die Kinder selbstverständlich untröstlich, weil das liebste Spielgerät der Welt (sie haben das tatsächlich ziemlich häufig in der Hand) jetzt kaputt ist. Mein Einwand, dass ja nur ein Teil davon betroffen ist, wird natürlich überhört.
Sonntag, 05. September 2021
Der Tag beginnt wie der gestrige aufhört. Ich fühle mich nicht gut. Der Kopf schmerzt und ich habe extreme Bauchkrämpfe. So sehr, dass ich mich nicht wirklich um die Kinder kümmern kann. Mein Mann ist auf einem Termin, wir sind also allein zuhause und während ich mit Wärmekissen auf dem Sofa liege, nehmen die Kinder die Wohnung auseinander. Es sind Momente wie diese in denen ich meine tiefe Erschöpfung ganz ganz deutlich spüre. Und trotzdem weitermachen muss.
Ich soll vorlesen. Und nutze den Moment um über Wahlen zu sprechen. Für Grundschulkinder kann ich da „Demokratie für Kids„* empfehlen (auch wenn ich „Kids“ immer eine furchtbare Ansprache für Kinder finde. Wer hat denn gedacht, dass sich Kinder davon abgeholt fühlen?) Ich bin ja eigentlich ein großer Fan von Wählen gehen mit Kindern. Weil ich diesen Akt der politischen Teilhabe möglichst erlebbar machen will. Das funktioniert bei der Briefwahl nicht ganz so gut, dafür kann man aber länger und ausführlicher darüber sprechen.
Ich habe das Buch als Hilfe und Unterstützung besorgt und auch der Fünfjährige hört ganz interessiert zu. Dieses Jahr wird es hier aber auf die Briefwahl hinauslaufen, es ist ja einfach nicht klar, ob wir nicht vielleicht am Wahltag in Quarantäne sitzen. Da will ich vorbereitet sein.
Die Schmerzen sind weiterhin da aber wir beschließen trotzdem eine Runde in den Wald zu gehen. Ist schon viel zu lange her und ich habe die Hoffnung, dass es mir mit Bewegung und frischer Luft besser geht. Stimmt leider nicht, aber es ist trotzdem gut mal rauszukommen, niemanden zu sehen und die Kinder laufen zu lassen. Die Siebenjährige nimmt es wortwörtlich, sie trainiert Dauerlauf für die Schule, wo sie 10 min durchhalten soll. Und ich überlege, ob wir sie nicht vielleicht noch für ein Sportprogramm anmelden sollten. Denn ich weiß, wie gern sie sich bewegt und würde das eigentlich gern fördern. Auch, weil sie da andere Erfahrungen sammeln kann als in der Schule.
Gleichzeitig weiß ich, dass das eine Verpflichtung ist, bei der ich nicht weiß, wie ich sie stemmen soll. Denn weil ich ja unter der Woche alles allein regle, würde jede sportliche Maßnahme bedeuten, dass ich die Geschwister mitschleppen muss. Und wir irgendwas vor Ort machen oder sie holen und bringen. Das geht dann aber nur fußläufig oder mit dem Rad. Denn die Jungs haben nicht so viel Interesse daran, der Zweijährige ist eh zu jung für Sport ohne Eltern, der Fünfjährige will das auch eher nicht. Wir macht ihr das denn?
Tiere in freier Wildbahn. Die Kinder haben die Blindschleiche erst übersehen, aber dann wollen sie sie unbedingt streicheln. Ich sagte ja schon, wir waren länger nicht im Wald, aber ich hab das Gefühl, diesmal ist wirklich viel Getier unterwegs. Wir klopfen uns vor der Heimreise ab und von Ohrenkneifer bis Spinne findet sich wirklich einiges in den Klamotten. Das ist mir neu.
Nach dem Baden gehts noch mal zum Vorlesen auf die Couch. „Alles Arbeit oder was?!“ ist weniger ein Vorlese- als mehr ein Entdeckerbuch. Ich finde das super, weil es Kindern näher bringt, wie unterschiedlich Arbeit sein kann. Unsere Kinder haben natürlich im letzten Jahr sehr genau verfolgen können, was wir beruflich tun, aber das Buch hilft noch einmal mehr beim Verständnis. Es gibt auch ein paar philosophische Fragen, die ich total gut finde, weil man mit Kindern in der Wackelzahnpubertät ja das richtig gut machen kann.
Links der Woche
Diese Woche will ich euch ganz unbedingt ein Interview mit dem Arche-Gründer Bernd Siggelkow ans Herz legen. Ich hatte es vor zwei Wochen ja schon angeteastert, jetzt ist es erschienen. Und es macht sehr sehr nachdenktlich.
Für Leben & Erziehen habe ich über meinen Frust mit der letzten Ferienwoche geschrieben. Wie gehts euch denn da so?
Und dann frage ich mich, wie sehr Teile der Bevölkerung Kinder eigentlich hassen müssen, um diese Coronapolitik für Kinder weiterzuverfolgen.
Ich wünsche euch einen guten Start in die neue Woche und drücke mir selbst jetzt einfach mal die Daumen, dass früh schlafen gehen hilft, wieder richtig fit zu werden.