Vom Nachdenken – Das Wochenende in Bildern
Herbstferien in Berlin! Ein Kind feiert das indem es erstmal krank wird. Irgendwie habe ich das Gefühl, wir brauchen alle dringend eine Auszeit. Und doch eine Woche müssen wir noch durchhalten bevor es dann für ein paar Tage zu Freund*innen in den Süden Deutschlands geht. Das Wochenende war irgendwie alles, laut und leise, viel und wenig, vor allem aber mal wieder zu kurz. Wird dieses Gefühl jemals anders werden?
Samstag, 22. Oktober 2022
Ich grübele zur Zeit ein wenig. Was ok ist, es gibt einfach viel was einen in diesen Tagen beschäftigen kann. Aber ich merke auch, dass manche Themen immer wiederkehren. Das ist spannend und auch wenn ich noch nicht weiß, was daraus wird, es tut gut, das einfach mal wahrzunehmen.
Ein Kind fühlt sich so gaaaar nicht und wirft damit die gesamten Pläne fürs Wochenende über den Haufen. Es liegt auf dem Sofa und bastelt mit mit eine Karte für die Nachbarn, die geheiratet haben. Dabei klebt das Kind eigentlich eher auf mir und ich greife mal wieder zum Coronatest. Ich gestehe, ich wünsche mir die Leichtigkeit zurück als ich nicht immer wieder einem Kind ein Teststäbchen in die Nase pieksen musste.
Zu jedem Ferienanfang bekommen die Kinder ein Buch geschenkt. Beim Runzelfüßchen konnte das ja nur der allerneuste Band der Schule der magischen Tiere sein. Und als ich das Foto mache, hat sie „Bravo, bravissimo„* bereits ausgelesen. Es ist wirklich unglaublich was für Lesetempo die Achtjährige an den Tag legt und ich bin zum einen sehr sehr froh über Bibliotheken und zum anderen auch dafür, dass sie durch meinen Beruf das ein oder andere Buch auch zur Rezension bekommt. Ihr Urteil zum neusten Band: Sehr gut, warum dauert es so lange bis der nächste Teil kommt. Und sie macht sich Sorgen, dass die Reihe bald vorbei sein könnte, denn langsam gibt es keine Kinder mehr, die kein magisches Tier haben.
„Das Rumpelding„* fasziniert den Sechsjährigen, dem wir natürlich noch vorlesen, weil das Ding nicht nur ein Schwein als Freund hat sondern auch am liebsten Kieselsteine und Staub frisst. „Sehr toll“, urteilt Herr Annika und freut sich auf die nächste Vorleseeinheit. Ich lasse ihn inzwischen sehr leichte Wörter auch selbst lesen, ehrlich gesagt weil ich hoffe, dass auch bei ihm die Leselust groß sein wird.
Der Jüngste mag Feen und Glitzer, deswegen habe ich mich für „Rubinia Wunderherz„* entschieden. Das richtet sich eigentlich an Erstlesende, aber das Thema, die Suche nach dem Platz im Leben passt ja auch gut zu einem Kitakind was gerade lernt in der neuen Kita und ohne die Geschwister anzukommen.
Das kränkelnde Kind schläft, ich fahr mit der Ältesten los, ein Geburtstagsgeschenk besorgen. Dabei reden wir viel, ich bin immer wieder beeindruckt was so in ihrem Kopf rumgeht, womit sie sich beschäftigt und was sie gern verstehen möchte. Heute wichtig: Warum wir so oft too good to go nutzen. Ich erkläre, dass es dabei weniger ums Geld geht sondern mehr darum, dass ich nicht will, dass soviel weggeschmissen wird. Aber ich merke auch: Die App wird stärker frequentiert, wo wir früher auch spontan noch Lebensmittel abholen konnte, ist heute oft alles weg. Was ok ist, wie gesagt, das Verhindern von Lebensmittelverschwendung steht für mich im Vordergrund. Aber ich glaube eben auch, dass es ein Zeichen dafür ist, dass die Inflation viele trifft.
Mir fällt ein Buch zum Thema ein, wovon ich ihr erzähle. In „Auf der Tonnenseite des Lebens“ beschäftigt sich mit Containern und der Frage warum das eigentlich illegal ist.
Ausgeschlafen ist das kranke Kind dann wieder ziemlich fröhlich, so dass wir wenigstens einen (recht nervigen) Punkt von unserer Liste abarbeiten können: Zu Ikea fahren um neue Nachttischlampen zu besorgen. Die alten Klemmleuchten hatten nach Jahren leider einen Wackelkontakt und bei jedem Anstellen war kurz Disko im Bett, weil es flackerte und irgendwie Glückssache war ob das Licht nun anblieb oder nicht.
Weil ich am Abend noch arbeiten muss, beschließen wir, das Abendessen vorzuziehen und essen dort. Ich bin kein Fan der vegetarischen Bällchen, deswegen bestelle ich den Kartoffelbrei und die Erbsen immer einzeln.
Wir kommen mit einer Punktlandung zuhause an und ich verziehe mich vor den Fernseher, „The Masked Singer“ anschauen und anschließend darüber schreiben. Könnt ihr, wenn ihr wollt, wie immer gern bei Watson nachlesen.
Sonntag, 23. Oktober 2022
Ich werde wach weil die Nachbarskinder eine Ralley über meinem Kopf veranstalten. Ich bin müde, sehr sehr müde. Ich treffe eine Kollegin die in wenigen Tagen in die Ukraine fährt um vor Ort Familien zu unterstützen. Ich gebe ihr, was die Kinder zusammengesammelt haben und wir gern spenden möchten. Es ist nicht viel, aber ich hoffe es schenkt den Familien kurz eine Ablenkung.
Wir beschließen, dass alle fit genug sind für einen Spaziergang. Eigentlich wollten wir in den Wald aber am Ende wird es nur ein Park. Auch schön und entspannt ist es so oder so nicht. Die Kinder sind geschafft von den letzten Wochen, durch die neue Schul- und Kitasituation herrscht sehr viel Druck, es ist eh spannend irgendwo neu anzufangen und wenig Zeit für Spontanität. Darunter leiden wir alle aber es lässt sich eben gerade auch nicht ändern. Ich hoffe die Ferien bringen ein wenig Entspannung in den Alltag, auch wenn wir Eltern bis Freitag durcharbeiten müssen und noch einiges auf dem Zettel steht.
Ein Blick auf meinen aktuellen Bücherstapel: „Farbenblind„* habe ich gerade ausgelesen und so so oft gedacht: Unfassbar, was Trevor Noah in seiner Kindheit und Jugend erlebt hat. Wie sehr Gewalt Normalität war und wie erschreckend es ist, dass das in vielen Familien auch heute noch Standard ist. Mir bricht der Gedanke daran das Herz. (An der Stelle dürfte übrigens klar sein, meine Empfehlungen folgen keiner Agenda und sind auch nicht bezahlt, die (Kinder)Bücher die ich hier vorstelle sind zum Teil mehrere Jahre alt. Aber gute Bücher kann man immer weiterempfehlen, finde ich).
„Das Glück am Ende der Straße„* habe ich aus der Bibliothek ausgeliehen weil ich dachte: Ach, was Seichtes zwischendurch. Ich sag mal so: Nach Farbenblind ist die Geschichte über eine obdachlose Frau nicht unbedingt leichte Kost…
Und die „101 Essays die dein Leben verändern werden„* ist eine Sammlung in die ich immer mal wieder reinlese. Ich finde solche Bücher nicht gut geeignet um sie am Stück durchzulesen, finde einzelne Essays aber tatsächlich ganz ansprechend. Und ärgere mich immer, wenn ich das Buch noch mal verlängern muss, weil ich es wieder nicht innerhalb von vier Wochen geschafft habe, alles durchzulesen.
Was ich, wie so viele nicht habe, ist zuviel Zeit. Deswegen war ich auf das neue Buch von Teresa Bücker auch so gespannt. Es geht darum, warum auch Zeit ein Faktor für Macht ist. Ich gestehe, ich dachte zunächst: Kann dieses Thema wirklich ein ganzes Buch füllen? Aber „Alle_Zeit„* regt zum Nachdenken über die eigene Zeit, über Privilegien und Verpflichtungen an und ja, es ist auch sehr unterhaltsam geschrieben. Das hatte ich ehrlich gesagt bei Teresa aber auch nicht anders erwartet. Was mich beim Lesen am meisten beschäftigt hat: Nicht alle, für die das Buch wichtig sein könnte, werden vermutlich die Zeit und Muße haben, es überhaupt zu lesen. Und schon das zeigt, wie wichtig die unfaire Zeitverteilung eben ist.
Wo Macht ist, ist Geld oft nicht weit, weswegen ich mich auch aufs dritte Buch von Mareice Kaiser so sehr gefreut habe. Sie lässt in „Wie viel„* verschiedene Menschen zu Wort kommen, zeigt unterschiedliche Einkommensgefälle. Ich fand besonders spannend zu lesen wie unterschiedlich die Geldgeschichten, wie Mareice sie nennt, sind und wie ungerecht Geld und damit Macht verteilt sind. Auch das Buch liest sich sehr flott weg obwohl es keinesfalls flach ist. Ich muss aber gestehen, den Anfang habe ich nur überflogen, wir war die Aufzählung zum Thema Geld ein wenig zu detalliert. Beide Bücher kann ich euch empfehlen, wenn ihr genauso gern nachdenkt wie ich.
Und apropos Buch, auch ich sitze ja am mittlerweile vierten Buch. Und habe im Zuge dessen mal den Hinweis auf meine ersten drei Bücher über die Wackelzahnpubertät*, über Schreibabys* und auf mein Kinderbuch* auf dem Blog hinterlegt. Und außerdem festgestellt, dass ich „Meine Texte anderswo“ schon eeeeewig nicht mehr angeklickt habe. Ein seltsames Gefühl zu merken: Ganz viele Blogs und Websiten gibt es inzwischen nicht mehr. Aber ich, ich bin mit meinem kleinen Blog immer noch da und ihr auch. Das ist so schön und bedeutet mir so so viel. Wenn ihr wollt, schreibt mir doch mal was ihr hier gern lesen wollt, ob was fehlt oder was zu viel ist.
Kommt gut in die neue Woche!
Disclaimer: Bei einigen der Links handelt es sich um Affliate-Links. Ich habe sie mit einem * gekennzeichnet. Wenn ihr etwas über diesen Link bestellt, bekomme ich eine kleine Provision, für euch wird das Produkt nicht teurer. Alternativ bekommt ihr alle Bücher aber auch im stationären Buchhandel, immer eine gute Idee.