Vom Meer und Bergtouren – das Wochenende in Bildern
Wir sind endlich im Urlaub. Nachdem unsere geplante Reise nach Sri Lanka ja abgesagt werden musste, haben wir uns nun auf den Weg gemacht. Nach Korsika. Die Insel kennen wir schon aus den letzten zwei Elternzeiten und so kam es, wie es kommen musste. Wir sind eben auch beim dritten Mal wieder hier.
Aber auch hier frage ich mich: Ist nur meine Familie so unglaublich laut?
Samstag. 07. September 2019
Unser Frühstück beginnt wie jeden Morgen mit frischem Baguette und einem Croissant. Wir haben das Glück, das es genau gegenüer unserer Ferienwohnung einen für den Ort sehr berühmter Bäcker gibt. Deswegen holen wir natürlich dort auch jeden Morgen unser Frühstück.
Danach geht es nach Bastia. Das ist die größte Stadt hier in der Nähe und wir wollen sie wenigstens einmal besuchen. Ja, wir waren schon sehr oft hier, aber irgendwie ist es ja auch ein bißchen wie nach Hause kommen. Und das Gute ist: Wenn man sich irgendwo schon ein bißchen auskennt, dann kann man die weniger interessanten Ecken auch weglassen.
Was wir so auch noch nicht gesehen haben: Es gibt hier Tunnel, die für Autos bis 2,60m Höhe zugelassen sind. Und während wir in der Nähe laufen sehen wir, wie ein Wohnwagen diese Höhenbegrenzung igoniert und jetzt irgendwie ohne Dachaufsatz oder Klimaanlage weiterfahren muss. Der Fahrer hat sich das Ding einfach angesäbelt. Hab ich noch nie erlebt.
Wir gehen natürlich auch Eis essen, beim besten Eisladen der Stadt. Den Weg dahin kenne ich lustigerweise noch aus dem Schlaf. Herr Annika wünscht sich den ganzen Weg über Schokoeis. Wir kaufen ihm eine Kugel. Er schreit und schreit und schreit. Ich habe zehnmal gefragt was los ist, bekomme keine Antwort ( Davor habe ich zehnmal gefragt ob es wirklich Schokoeis sein soll, es gäbe ja soviele andere Sorten). Er schreit und schreit, es ist kein Rankommen an ihn. Am Ende stellt sich raus: Er wollte kein Schokoeis. (Deswegen habe ich vorher gefragt, ich kenne meinen Sohn inzwischen ja ganz gut) Und ehrlich: Es nervt mich schwer. Dieses Gemotze und Gekreische und das, wo wir ja eigentlich schöne Sachen machen.
Ich zweifle in solchen Momenten oft an mir. Mache ich was falsch? Sind andere Kinder auch so?
Dann gehen wir in einen Buchladen. Unsere Reise war ja eher last minute und ziemlich viel Organisation. Da habe ich irgendwie vergessen was zum Lesen mitzunehmen. Also muss ich in den saueren Apfel beißen und ein neues Buch kaufen. Was nicht schlimm wäre, gäbe es Auswahl. Aber… nun ja, es ist wenig englische oder deutsche Literatur da. Die Kinder sind glücklich, weil sie derweil die französischen Kinderbücher für sich entdecken. Es ist fast, als wären wir samstags in der Bibliothek.
Kurze Pause. Ich habe mich dazu hinreißen lassen eine französische Kinderzeitschrift zu kaufen, weil ich das Extra ganz nett fand und mein französisch gerade noch dafür ausreicht, das zu übersetzten. Ich mag sehr, dass es bei den Kinderzeitschriften hier Spielzeug gibt was irgendwie Sinn hat und auch etwas hochwertiger ist. Jedenfalls kein Plastik. Das Armband sollte auch mit aufs Foto, meine das Runzelfüßchen. Wir sammeln die nämlich hier, von schönen Orten. Am Ende des Urlaubs sehe ich vermutlich aus wie Wolfgang Petry.
Wir fahren wieder in unser Appartment und gehen auf Wunsch der Kinder nach dem Abendessen noch spazieren. Schön sieht das aus, oder? Wir laufen die Promenade lang, lauschen der Musik und den Wellen und für einen Moment ist mal all der Streit und die Kabbeleien des Tages vergessen.
Die Kinder schlafen sehr spät ein, ich beinahe direkt mit ihnen.
Sonntag, 08. September 2019
Der Tag beginnt mit Singen. Und guten Wünschen. Einem Baby, was eigentlich jetzt keins mehr ist und begeistert in die Hände klatscht, als wir Geburtstagslieder für ihn schmettern.
Natürlich ist alles etwas improvisiert, der Kuchen ist gekauft, die Geschenke nur teilweise vorhanden (er hat eine Playmobil 1-2-3 Feuerwehrstation bekommen, die ich second Hand gekauft habe, hier im Urlaub bekommt er aber nur das Feuerwehrauto mit dem Feuerwehrmann sowie ein Buch).
Und wieder Baguette beim Lieblingsbäcker holen. Die Mitarbeiter_innen sind alle super nett und die Kinder kommen auch deswegen so gern mit, weil sie jeden Morgen einen Keks geschenkt bekommen. Und am Nachmittag auch noch mal. Eigentlich immer, wenn der Bäcker sie erblickt. Sie waren auch schon in der Backstube und durften die typisch korsischen Kekse frisch vom Blech naschen. Oder ofenwarme Crossaints essen.
Beim Rausgehen stolpert Herr Annika und weint. Der gesamte Bäckerladen kümmert sich um ihn und versorgt ihn mit kaltem Wasser und jeder Menge Keksen. Wir kaufen auch immer mal wieder eine Tüte, weil sie so lecker sind und wir bald aufbrechen und diesen tollen Ort dann verlassen.
Wir haben unseren Reiseführer für Korsika mit Kindern dabei. Den habe ich mal als Rezensionsexemplar zugeschickt bekommen und dachte mir: Wann, wenn nicht jetzt probieren wir den aus. Ich muss sagen: So richtig glücklich bin ich bis jetzt noch nicht. Wir haben uns heute für eine Tour entschieden, die eigentlich recht einfach klang aber sehr anspruchsvoll war. Und auch die Beschreibung wie wir überhaupt auf den Wanderweg gelangen war eher unvollständig. Das hatten wir schon mal bei einer anderen Tour. Da sind wir eine Stunde (!) in die falsche Richtung gelaufen, weil die Brücke zwar die Brücke war und auch der Weg richtig markiert, diese Markierungen aber doppelt waren.
Als Anregung gerade für mit älteren Kindern finde ich den Reiseführer dennoch nicht verkehrt. Allerdings sollten die Kinder in meinen Augen eher über sechs sein. Mit drei und fünf sind die Wandertouren vielleicht doch etwas anspruchsvoll (Ich schreibe so viel über den Reiseführer weil ich es prinzipiell gut finde kleinere Verlage zu unterstützen. Und weil ihr ja vielleicht auch mal hier wandern wollt)
Nach einigem Durchfragen finden wir endlich den Weg nach Occi. Diese Ruinenstadt ist in der Nähe von Lumio und soll sich innerhalb einer guten halben Stunde erwandern lassen. Nur zur Info: Wir haben hoch über eine Stunde gebraucht, weil der Weg einfach so steil ist. Am Anfang der Strecke mussten wir immer nach diesen Pfeilen Ausschau halten, haben sie nicht gefunden und mussten ein Stück Hauptstraße hin- und zurücklaufen.
Wenn man es denn aber bis nach oben geschafft hat dann ist der Blick aber schon sehr sehr schön. Leider haben wir den Fehler gemacht in der Mittagszeit dort hoch zulaufen. Es war anders geplant, aber durch die Suche nach einem Parkplatz und das Durchfragen und Verlaufen hat alles länger gedauert als gedacht.
Und hier seht ihr das alte Dorf. Ein paar Ruinen, die aber noch so gut erhalten sind, dass man sich schon vorstellen kann wie das Leben hier früher war. Ich glaube, dass gerade in solchen Orten der Zusammenhalt sehr groß war, denn der Weg dort hoch war ja auch früher beschwerlich. Die Bewohner_innen konnten von oben alle Feinde sehr schnell entdecken und handeln, mussten wegen ihrer exponierten Lage aber natürlich auch ganz schön darben. Ich glaube nicht, dass der korsische Boden hier oben in senkender Hitze besonders fruchtbar ist. Der letzte Bewohner Felix ist übrigens 1918 hier gestorben. Geboren wurde er 1830 in Occi. Könnt ihr euch das Leben da vorstellen, als Letzter im Dorf?
Hier übriges mal ein Stück des Weges den wir hoch und wieder runtergeklettert sind. Die Büsche rechts und links gehören zur Macchia und haben vor allem eins: Dornen.
Ein besonderes Highlight für Herrn Annika: Er konnte eine korsische Feuerwehr ganz aus der Nähe betrachten. Und den Feuerwehrmännern winken. Ach, diese kindliche Faszination.
Zurück in der Unterkunft heißt es packen. Morgen geht es für uns weiter, an einen neuen Ort. Ich bin gespannt was uns dort erwartet, hoffe, dass es etwas entspannter wird.
Kennt ihr diesen Gedanken auch, dass alle anderen Familien alles viel besser hinbekommen als ihr? Dass nur eure Familie so total laut ist?