Manchmal kann ich nicht mehr – Bedürfnisse einer Mutter

Nach müde kommt doof. Sagt man so. Stimmt irgendwie auch. Nicht, dass ich nun total doof wäre, aber doch, mir fällt auf, dass der jahrelange Schlafentzug mich ganz schön angreift. Ich glaube, ich habe das bisher gar nicht so richtig thematisiert, aber ja, auch das Baby schläft nicht. Also wenig. Und überhaupt noch ganz anders als der dreijährige schlechte Schläfer es immer getan hat.

Kein Durchschlafen seit drei Jahren

Ich schlafe also seit drei Jahren tatsächlich keine Nacht mehr durch. In der Schwangerschaft mit dem Baby hatte ich Herrn Annika irgendwann abgestillt. Das Stillen schmerzte mir zu sehr und er hat das auch ganz gut mitgemacht. Nun wollte er nachts also nicht mehr gestillt werden und schlief tatsächlich besser. An dieser Stelle will ich aber dringend betonen: Ich glaube nicht, dass Abstillen immer automatisch zu durchschlafenden Kindern führt. In unserem Fall glaube ich zum Beispiel, dass die Zeiten dafür einfach sehr nah beieinanderlagen und Herr Annika vielleicht ein paar Wochen später auch aufgehört hätte nach Muttermilch zu fragen.

Schwanger und dauermüde

Nun ist eine Schwangerschaft an sich schon nicht die Zeit in der frau so herrlich schläft. Ich bin da keine Ausnahme, war nachts oft wach, mit Sorgen, Gedanken, Sodbrennen oder schlicht meiner kleinerwerdenden Blase auf dem Klo. Kein Durchschlafen möglich. Als das Baby auf der Welt war natürlich auch nicht. Ein klitzekleines bisschen hoffte ich, dass das Baby vielleicht nach der Fünfjährigen kam, die hatte immerhin mit sechs oder acht Wochen durchgeschlafen. Ich erinnere es nicht mehr, ich bin momentan zu müde.

Nach müde kommt doof

Jedenfalls bin ich dauermüde. Und das ist nicht gerade förderlich für meinen geistigen Allgemeinzustand. Vielleicht sollte ich das nicht so öffentlich sagen, wer will schon gerne, dass Menschen komisch gucken, wenn sie einen treffen. Da ich ja auch noch selbstständig bin und mein Geld als freie Journalistin verdiene ist es vielleicht doppelt unklug zu erklären, dass ich schon bessere, schlauere Zeiten hatte. Aber es ist die Wahrheit. Ich bin geistig eher unrege. Langsam. Ihr wollt Beispiele? Kein Thema.

Ich verstehe nichts

Neulich hatte der Sohn einer Freundin Geburtstag. Die Kinder schickten Geburtstagsgrüße und wollten wissen, was ihr Freund denn geschenkt bekommen hatte. Einen Tag später schrieb die Freundin: „Die Top 3 auf der Geschenkeliste: Wasserspielzeug, Auto, Buch“. Ich antwortete, dass ich schon Bausteine besorgt hätte aber ein Buch ja kein Problem sei, da könnte ich noch besorgen. (Ja, ich vermute ihr habt meinen Fehler schon längst bemerkt).
Die Freundin schrieb mir, dass ich das nicht kaufen müsste, ihr Sohn hätte es doch schon bekommen. Ich hätte es merken können… Hab ich aber nicht.
Eine Woche später (und ich wünschte, ich würde an der Stelle übertreiben!) wurde mir klar, was mir die Freundin geschrieben hatte. Nämlich nicht wie ich dachte eine Einkaufs/Ideenliste für Geschenke, sondern die Antwort auf die Frage meiner Kinder was ihr Sohn geschenkt bekommen hatte. Ich vermute, jede_r außer mir erkennt das sofort. Mich schockierte es, wie lange es brauchte, ehe es bei mir dämmerte. Mir ist das unangenehm, so sehr, dass ich es nicht mal aufgeklärt habe und die Freundin mich nun vermutlich für etwas wunderlich hält.

Ähnliches geschah mit einer Bekannten, die sich nach dem Wohlbefinden meiner Kinder erkundigte. Sie fragte nach dem letzten Schnupfen. Ich antwortete, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, dass ihr Sohn kränklich war., schickte aber einen Tipp für Engelwurzbalsam, um das Atmen zu erleichtern. 
Sie schickte drei Fragezeichen zurück und mit war klar: Sie hatte nach meinen Kindern gefragt. Ich hatte schon vergessen, dass hier irgendjemand Schnupfen hatte. (Ich kann mich auch jetzt beim Schreiben übrigens nicht daran erinnern)

Müde an der Kasse

Neulich war ich mit Herrn Annika im Media Markt (das schreibe ich so explizit, weil deren Kundenservice eine Katastrophe ist und ich euch an der Stelle doch auch gern warnen möchte). Er war krank (ha, dann wird er es wohl auch gewesen sein im Gespräch mit der Freundin) und sah eins von diesen Mitmachheften von Ravensburger. Es ging um die Feuerwehr, ich dachte mir, ok, ich kauf ihm das. Und für die Schwester eins über die Natur, jedes Heft kostete 4,50€. Dazu noch ein Pixibuch für ein Geburtstagskind im Familienkreis. Macht in Summe also knapp 10€. An der Kasse zahlte ich 19€. UND ES FIEL MIR NICHT AUF! Nicht, weil ich so irrsinnig viel Geld habe, nein, weil ich einfach zu müde zum Denken bin. Ich erinnere, dass ich mich wunderte wieso das jetzt so viel war, ich hatte mit weniger gerechnet. Aber ich zahlte und ging. Am nächsten Tag (!) (ja, solange habe ich gebraucht um das zu verarbeiten) sah ich auf dem Kassenzettel, dass die Bücher mit 9€ statt 4,50€ berechnet waren. Zurück zum Laden, mich extrem unfreundlich behandeln lassen, am Ende gab es das Geld zurück. Aber es dauerte. Es kostete Zeit und Nerven, Zeit, die ich lieber mit Schlafen verbracht hätte.
(Und nur am Rande: Ich habe auch mal 45€ im Playmobilladen gezahlt, obwohl ich nur für 12€ eingekauft hatte, weil ein Artikel vom Kunden vorher noch eingebucht war. Ich hab das Geld zurückbekommen, aber erst als es mir zwei Straßen später endlich auffiel.)

Alltägliche Missverständnisse häufen sich

Das Problem ist, für sich genommen sind solche alltäglichen Missverständnisse vielleicht nicht der Rede wert. Passiert uns allen mal, dass wir etwas vergessen.  Nicht nachrechnen, an der Kasse abgelenkt sind. Aber bei mir häufen sich diese Vorfälle. Werden schwerwiegender im Sinne von mehr Menschen involviert, krassere Missverständnisse. Mir ist das unangenehm. Und gleichzeitig kann ich gar nichts dagegen tun. Ich kann das Baby nicht überreden mehr zu schlafen. Ich habe jobbedingt keine Möglichkeit alles stehen und liegen zu lassen und nichts zu tun, auszuruhen. Denn ich bin die Ernährerin der Familie, mein Mann ist in Elternzeit. Und so lastet die Hauptverantwortung auf mir. Was ich eigentlich mag. Nur gerade ist es eben etwas viel.

Schlafen, wenn das Kind schläft

Wenn ich an ältere Texte von mir denke, in denen ich was davon schreibe, dass Eltern schlafen sollen wenn das Kind schläft, dann muss ich lachen. Aber es ist ein sehr verbittertes Lachen. Denn das klappt vielleicht, ganz vielleicht beim ersten Kind. Aber mit mehreren Kindern ist das unmöglich. Wie unerfahren und naiv ich war, als ich sowas schrieb. Und eigentlich ist das Schöne ja, dass mir meine Kinder gezeigt haben, dass es ein Schema F bei Kindern eben nicht gibt. Sondern jedes Kind ein Individuum und wir Erwachsene nur ausprobieren können, was zu unserem Familienalltag passt. An den guten Tagen kann ich das anerkennen und dankbar sein. An den meisten Tagen bin ich aber zu müde.

Kennt ihr solche Müdigkeitsphasen auch? Was hilft euch durch diese Zeit?

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7 Antworten

  1. Sqirrel sagt:

    Oh Gott I feel you! So sooo sehr!!
    Was hilft ist schlafen sofern sich die Gelegenheit mal ergibt. Nur ergibt sich die halt kaum bzw. liege ich zumindest dann immer mit Gedankekarussel wach.
    Aber es wird besser! Wirklich! Meine sind jetzt 5, 8 und 9 und schlafen weitestgehend durch.
    Die Jüngste kommt immer noch fast jede Nacht zu uns rüber und "tentakelt". Ehrlich, ich glaub dem Kind wachsen nachts noch mindestens 5 tentakelförmige Gliedmaßen mit denen sie sich um mich wickelt. ICH kann so nicht schlafen und sie kann nicht schlafen, wenn ich sie abwickle oder mich nur wegdrehe, denn dann muss sie herzzerreißend weinen. Seufz.
    Also liege ich steif da und versuche nicht auszurasten, weil sie die ganze Zeit an mir rumknibbelt und sich permanent bewegt und mich halb erdrosselt mit ihren Tentakelchen.

    Aber immerhin mehr Schlaf als vor 3 Jahren als sie noch alle 1-2h wach wurde, oder vor 2 Jahren als sie noch immer jede Nacht ununterbrochen an mir dranklebte.

    Ich kann nur sagen das die Hirnleistung zumindest bei mir in Teilen wiedergekehrt ist seit ich wieder mehr schlafen kann.

    I feel you! Ich hab keine wirklichen Tipps aber I feel you! Das wird besser. Versprochen!

  2. Ich kenne das. Bin seit über 6 Jahren ohne ausreichen Schlaf.
    Inzwischen fordere ich ihn ein, lege mich wenn es irgendwie geht mittags mit dem kleinsten Kind hin und versuche, Störfaktoren im Vorfeld auszuschalten. Wenn nötig, auch mit Schlafbrille und Ohrenstöpseln. Hilft zumindest, die Akkus nicht ins Rote laufen zu lassen. An den anderen Tagen versuche ich, Wichtige Entscheidungen zu verschieben…

  3. Lena sagt:

    Same hier und das mit nur Zweien. Mein Tagesziel ist es immer nur, bei der Arbeit nichts grobes zu verbocken und dass alle abends gesund und munter sind. Zu mehr reicht die Denkleistung leider gerade nicht mehr. Wird nur immer etwas schräg in Gesprächen über Begebenheiten, die sich ereignet haben sollen und ich habe dann keinen Schimmer, worum es gehen könnte �� Neulich ZB eine Flasche Sojasauce im Fach der Kitagarderobe. Ich habe sie wie ein UFO guckend eingepackt und etwa eine Woche später hatte ich dnan eine dunkle Ahnung, wem ich vielleicht Sauce geliehen und deshalb jetzt eine Flasche bekommen hatte.. Sicher sagen, ob das wirklich so war, kann ich aber bei Weitem nicht..

  4. Anonym sagt:

    Kennen wir alle, den Schlafmangel. Ich verstehe aber nicht, warum Sie Ihren Schlaf nicht einfordern. Ihr Mann ist derzeit in Elternzeit, also ist er nachts/frühmorgens für das nichtschlafende Baby zuständig, denn Sie müssen arbeiten am nächsten Tag, wenngleich zu Hause (so habe ich es jedenfalls verstanden). Am Wochenende kann dann jeweils einer ausschlafen und der andere steht mit den Kindern auf. Falls Sie noch stillen und deshalb nachts "ranmüssen", rate ich zum Pragmatismus und würde ein Abstillen bzw. ein Umstellen auf Flasche in Erwägung ziehen. Sie müssen (oder wollen) nun einmal arbeiten und brauchen dafür Ihren Schlaf. Das Baby wird es ganz sicher überleben.

    Alles Gute und gaaaaanz viel Schlaf!

  5. Anonym sagt:

    Don‘t panic – ist glaub das ist der Mutter-Normalzustand. Mir hätte das 1:1 passieren können. Und die Geschichte mit der Geschenkeliste hab ich auch erst gecheckt, als du sie erklärt hast ��

  6. Ich habe "nur" zwei Schlechtschläfer-Kinder, aber das reicht für ein Matschhirn par excellence …. Eigentlich soll ich jetzt, wo beide Kinder (2 und 5 Jahre alt) vormittags im Kindergarten und bei der Tagesmutter sind, meine Doktorarbeit fertig schreiben schreiben. Eigentlich. Denn ich habe das Gefühl, dass ich nur mit unmenschlich viel Konzentration meinen Namen erinnere. Wissenschaftliche Texte lesen, durchdenken und neue Erkenntnisse daraus gewinnen und formulieren? Ich kann gar nicht so sehr lachen, weil ich direkt losheulen muss.
    Das Schlimmste derzeit aber ist, dass ich das Gefühl habe, dass mich das Schlafdefizit zunehmend depressiv werden lässt. Ich kann mich nicht konzentrieren und ich kann mich zu nichts mehr aufraffen. Letztens habe ich die ersten Tage komplett ungeduscht vor mich hinvegetiert und bin dann ebenfalls ungeduscht losgelaufen, um die Kinder einzusammeln. Dabei ist mir Duschen heilig und der Papa kümmert sich morgens um die Kinder, damit ich eben dafür Zeit habe. Ich habe es aber nicht geschafft. Und dieses "sich nicht aufraffen können" dehnt sich auf immer mehr Bereiche aus…..

    Tipps habe ich allerdings leider nicht, nur gedrückte Daumen, dass es bald wieder mehr Schlaf geben wird. 🙂

  7. Tamara sagt:

    Unser Großer war ein Vorzeigedurchschläfer, und ich dachte schon, vielleicht ists bei dem Nachfolger auch so einfach?
    War es nicht. So erschlagen wie manche war ich Gottseidank nicht, da mich mein Mann unterstützt wo er kann, aber irgendwann läuft man auch nur auf Sparflamme. Was mir sehr geholfen hat, auch wenns vielleicht kitschig klingen mag, ist Yoga. Habe ich zuerst nur für Hippiezeug gehalten, aber im Urlaub in Südtirol letztes Jahr habe ich, mehr oder weniger aus Neugier und weil die Yogalehrerin so sympathisch war, einen Yogakurs besucht und sofort gemerkt wie es mich entspannt, ich war begeistert. Seitdem mache ich jeden Morgen einige kurze Übungen und am Wochenende eine Stunde mit etwas komplizierteren, und es hilft wirklich. Nicht so viel wie acht Stunden Durchschlafen helfen würden, aber man tut was man kann 😉

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