Papa bloggt: Bloss keine Prinzessin

Prinzessin mit Schildkröte

Im Moment ist eigentlich noch Karneval und letzte Woche war auch im Kindergarten Fasching. Das Runzelfüßchen wußte genau, welches Kostüm sie diese Jahr haben wollte: sie wollte ein Fuchs sein und meine Frau hat ihr mit ihrer Nähmaschine einen großartigen Fuchs genäht. Ich bin sehr stolz darauf, dass meine Tochter ein selbst genähtes Kostüm tragen konnte. An dem Faschingstag brachte ich das Runzelfüßchen in den Kindergarten und war gespannt, welche lustige Kostüme die anderen Kinder tragen würden. Als mich dann im Kindergarten direkt zwei Prinzessinnen begrüßten, schauderte es mich leicht. Was würde ich machen, wenn meine Tochter nächstes Jahr Prinzessin sein wollte? Ausreden? Oder meine Wut einfach schlucken?

Prinzessin mag ich nicht

Ich kann gar nicht erklären, wieso mich da so eine Abneigung packt. Aber wenn ich ein Kinderbuch vorlesen muss, bei denen ein junger Pirat (natürlich ein Junge) sein Essen nicht mag und die Fee (natürlich ein Mädchen) ihren Schnuller in die Schatzkiste packt, erfasst mich leichter Hass. Ich will dann das Buch nicht öfter vorlesen als unbedingt notwendig. Es wäre ja auch in Ordnung, wenn es so viele Bücher geben würde, in denen Mädchen Piraten sind oder Jungs Feen oder Prinzen, aber solche Kinderbücher sind scheinbar schwer zu finden. Dabei sind Piraten ja eigentlich auch keine guten Vorbildern für kleine Jungen, wenn man es sich mal überlegt (organisierte Kriminalität, schwerbewaffneter Raubüberfälle ohne Ende).

Das Telefonbuch – Prinzessin ruft an

Als wir in unserem letzten Frankreichurlaub waren, kauften wir ein kleines Buch, das ein wenig aussah wie ein Telefon und auch einen Lautsprecher hatte. Wir dachten, es wäre eine lustige Idee und das Runzelfüßchen liebte es, auf das Buch zu drücken und ein „Ring-Ring“ aus einem kleinen Lautsprecher zu hören. Dabei gab es eine kleine Geschichte in dem Buch: die Prinzessin Lilou ruft ihre Freundinnen an. Natürlich nur Freundinnen, denn Prinzessinnen haben keine männliche Freunde. Während Lilou, so heißt das kleine Biest, ihre Gefährtinnen anruft, gehen diese ihren Tätigkeiten nach: die eine shoppt sich ein Kleid, die andere reitet und die andere trainiert für das Schulballett. Ich würde ja auch die Geschichte durch etwas Erfundenes austauschen, aber die Bilder waren schon sehr eindeutig. Wenn ich einen Preis für das klischeehafteste Kinderbuch vergeben könnte, das Buch wäre dabei.

Meine Tochter darf alles sein

Neulich meinte meine Tochter, sie hätte auch ein Baby im Bauch. Wie die Mama. Mich hat das sehr gerührt. Ich finde es auch vollkommen OK, wenn sie mit ihren Puppenwagen und Puppe über den Bürgersteig fetzt. Prinzipiell ahmt sie da ja auch ihren Papa nach. Aber ich habe eine Abneigung gegen Geschlechterbilder, die von außen vorgegeben werden. Und die Prinzessin steht bei mir ganz unten in meiner persönlichen Zuneigungsliste. Vielleicht tue ich ihr auch Unrecht, der Königstochter, aber in den Bücher, die ich kenne, sind es selbstsüchtige kleine Monster, die alle herumkommandieren. Und anstrengen müssen sie sich auch nicht, sie sind ja schon mit dem goldenen Löffel auf die Welt gekommen.

So schaue ich gebannt auf nächstes Jahr und hoffe inständig, dass meine Tochter dann auch keine Prinzessin sein will. Wenn es trotzdem passieren sollte, werde ich es mit Anstand erdulden. Behaupte ich einfach mal. Vielleicht kommt es aber doch anders…

Das Thema ist natürlich komplexer als von mir dargestellt, aber nerven euch Prinzessinnen auch? Oder habt ihr auch eine Abneigung gegen Piraten?

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10 Antworten

  1. Julia sagt:

    Ich finde die Piraten auch nervig, weil sie eben ständig als Gegenstück zur Prinzessin fungieren. Und auch da ist das Rollenbild mehr als fraglich, denn Piraten sind laut, wild, halten sich an keine Regeln und nehmen sich mit Gewalt, was sie haben wollen. Auch nicht die idealen Vorbilder für kleine Jungs… Wo ist denn beispielsweise der edle Ritter hin? Stark, selbstbewusst und hilfreich den Armen und Schwachen gegenüber, scheint er mir als Identifikationsfigur sehr viel sinnvoller als der Pirat.
    Aber da ich mich beispielsweise weigere, meiner Tochter die rosa Prinzessinnen-Zahnpasta zu kaufen, gab's dann doch jene mit den Piraten drauf. Irgendwie wird es im Alltag kaum mehr machbar, diesen Klischeebildern zu entkommen.

    LG, Julia

  2. Anonym sagt:

    Kann ich super nachvollziehen….ich wollte jedenfalls immer lieber Pirat als Prinzessin sein! Diese Woche war unsere Tochter in einer Krippe schnuppern und war total fasziniert angesichts der ganzen Spielekisten. Und hatte, zu meinem Grauen, beim Abholen Barbies und diese komischen Ponies mit Regenbogenmähne in der Hand. Huu, da stellen sich mir persönlich sämtliche Nackenhaare auf!! Aber sie war glücklich. Und eine Minute später lief sie zur nächsten Kiste und fuhr begeistert mit einem Auto über alle Regale. Es besteht also noch Hoffnung! 🙂 Ich drücke euch also die Daumen! Viele Grüße, Friederike

  3. Sqirrel sagt:

    Danke, du sprichst mir sooo aus der Seele.

  4. Grit sagt:

    Ich hab tatsächlich neulich festgestellt, dass ich in den 18 Jahren, die ich nun alt bin, zwar jede Menge Piraten/Clowns/Frosch/Pippi Langstrumpf/Schlafwandler- Kostüme hatte, aber KEIN EINZIGES Prinzessinnenkleid. Und tatsächlich scheine ich es auch nie vermisst zu haben, man kann also tatsächlich auch Glück haben und diese Phase überspringen 😀

  5. Yvonne sagt:

    Ich habe zwar keine Kinder und dennoch finde ich die Geschlechterollen kacke. ABER (oh, ein schlimmes Wort!) es ist ja auch okay Prinzessin zu sein und rosa zu mögen und zu tragen und da muss der Papa dann auch durch. Mit erhobenen Prinzenkopf!
    Manchmal habe ich das Gefühl, dass man so darauf bedacht ist eben Klischees zu vermeiden, dass man Dinge grundsätzlich doof findet, wenn sie unabsichtlich dem Klischee entsprechen. Macht das Sinn?

    Und wenn Papa denkt, dass das Prinzessinnenkostüm schlimm ist, dann warte mal ab, mit was für Typen die Tochter nach Hause kommt!
    Mein Vater sagte mal zu mir: nicht das du mir mit einem Punk nach Haus ekommst. Nachdem er eine Gruppe auf der Strasse sah! Und Töchterchen kam mit Absicht mit einem nach Hause. Sein Name war Krätze und meine Mutetr kriegte fast einen Herzinfakt, als er seine Ratte vorstellte.

    Ps. An die Frau: Keine Gumminiefel Geschichte, aber die konnte ich nicht mit einbringen 🙂

  6. Hallo Alex,

    wir hatten heute auch Fasching in der Kita und Emil war…PIRAT! Wir hatten die Wahl zwischen Pirat und Darth Vader…da ist der Pirat noch das bessere Übel…obwohl. Naja, egal. In der Kita gab es dann ganz viele Prinzessinnen (insbesondere Elsa, kenn ich aber nicht als Jungsmama) und Feen. Und die Jungs waren halt Piraten, Feuerwehrmänner, Indianer und Star Wars-Figuren…alles Stereotypen…Nur die ganz kleinen wurden lustig von ihren Eltern angezogen in unisex-Kostümen (Bienen, Stinktiere, Panda…) weil sie ihre Meinung noch nicht ausdrücken konnten! Ich war früher auch mal das tapfere Schneiderlein, eine Blume und Mickey Mouse…aber auch ab und zu Prinzessin…vermutlich kommst Du da nicht drum rum. Oder Andrea näht/bastelt dann ein witziges Prinzessinen-Kostüm. Naja. Liebe Grüße auf jeden Fall.
    Kathleen, Björn, Emil und Matti;)

  7. Anonym sagt:

    Warum sind wir so stolz auf uns, dass wir vermeintliche Mädchen-Fallen ausgelassen haben? Mehr Mut zur Aufwertung typisch weiblich konnotierter Attribute und Spielzeuge! Wichtig und erhellend finde ich da den Artikel von "Auf Zehenspitzen":https://aufzehenspitzen.wordpress.com/2015/02/18/in-verteidigung-der-prinzessinnen/

  8. Anonym sagt:

    Und mal ganz nüchtern betrachtet sind Prinzessinnen zumindest potentiell sehr mächtige Frauen. Mein Sohn und seine Kita-Freundin haben sehr gestaut, als ich erzählt habe, dass sie die Chefinnen von ganzen Reichen werden und dass auch die Chefin von Deutschland eine Frau ist.

  9. Alexander sagt:

    Hallo Friederike,

    auf Ponies mit Regenbogenmähne kann ich auch gut verzichten. Barbies sowieso. Ich finde, man kann nur versuchen, gelassen zu bleiben. Ansonsten würde man sich ja nur noch aufregen… 😉

    Liebe Grüße,
    Alex

  10. Märlimuus sagt:

    Mein 4,5 jähriger Sohn war dieses Jahr ein rosaroter Schmetterling. Was man davon halten soll, sei jedem selbst überlassen. ich war einfach erstaunt, dass keine blöden Kommentare kamen, von niemandem.

    Liebe Grüsse Eva

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