Schwanger fliegen mit Flugangst

Schwanger fliegen mit Flugangst

Der Weg nach Marrakesch war natürlich auch von einem Flug geprägt. Aber wie genau das so läuft, fliegen, mit Flugangst und dazu auch noch schwanger, davon möchte ich euch heute berichten. Denn was mich normalerweise ereits Überwindung kostet, ein Flugzeug zu besteigen, wurde im Vorfeld irgendwie ungleich schwerer mit dem Gedanken ans Baby.

Schwanger fliegen mit Flugangst

Ich habe Flugangst, und zwar eine ausgeprägte. Also nicht nur so ein bißchen Unwohlsein beim Fliegen wie es die meisten ab und zu verspüren, nein, ich bin eher so auf der Seite von Panik. Das hält mich spannenderweise dennoch nicht vom Fliegen ab, denn ich will ja in den Urlaub. Ich will nur gern einfach schon dasein, ohne dieses nervenaufreibende Fliegen.
In der Zeit vor dem Runzelfüßchen war es, das muss ich zugeben weniger schlimm, nun aber ist da vielleicht auch noch diese diffuse Angst was passieren wird sollte mir etwas passieren.

Lieber auf Nummer sicher gehen

Nun also auf nach Marrakesch. Ich habe bei der Wahl der Fluggesellschaft schon drauf geachtet, dass sie mir ein sicheres Gefühl gibt. Es wurde also Lufthansa (und ja, ich habe den Flug selbst bezahlt). Easyjet wäre für sehr viel weniger Geld auch nach Marrakesch geflogen, aber ganz ehrlich, ich will mich nicht irgendwie in die Sitze pressen, ich will nicht um einen Platz kämpfen (obwohl mir gesagt wurde, dass das nicht mehr so ist) und ich möchte auch ein wenig Komfort (ESSEN!) an Board.

Valium in der Schwangerschaft

In Vorbereitung auf den Flug musste ich eh noch zur Kontrolle beim Arzt. Also habe ich dort direkt mal nachgefragt wie es so aussieht mit meiner Flugangst. Gemeinsam mit meiner Frauenärztin entschied ich mich für eine bestimmte Form von Valium. Ja, ihr habt richtig gelesen, Valium. Spannenderweise gab es das früher zur Beruhigung unter der Geburt, es ist also sehr gut erforscht. Darüber hinaus aber war ja klar, ich nehme eine minimale Dosis für den HIn- und eine für den Rückflug. UND: Sowohl für mich als auch fürs Baby wäre meine Panik über die gesamte Flugdauer wohl sehr viel schlimmer als diese (halbe) Tablette.

Starkwindgebiet und Flugangst

Also rein ins Flugzeug und ab nach Marrakesch. Also erst nach Frankfurt, von Berlin aus gibt es einen Direktflug. Der erste Flug war ganz ok, ich dachte immer nur „es sind nur 50 Minuten, es ist gleich vorbei“. Neben mir saß ein sehr netter Mann der sehr viel Ruhe ausstrahlte und mich damit auch beruhigte.
Dann der Flug nach Marrakesch. Dreieinhalb Stunden sollte er dauern und kurz vor Abflug stiegen zwei Frauen ein, die sich in dem sonst sehr freien Flugzeug genau neben mich setzen. Daraufhin bot mir der Steward eine einzelne Sitzreihe an, die ich dankend annahm.
Wir flogen also los und ich merkte, wie ich langsam ruhiger wurde. Bis, ja bis der Pilot irgendwann die Anschnallzeichen wieder anplinkte und meinte „Wir durchfliegen nun leider ein Starkwindgebiet!“ Dinge, die ich ganz sicher nicht von einem Piloten hören möchte. Niemals!
Ihr könnt euch nicht vorstellen wie das gewackelt hat. Das Gute: Ich sah dem Ganzen dennoch relativ gelassen entgegen. Und beobachtete wenig später sehr fasziniert wie sehr sich die Flügel vom Flugzeug verbiegen können.

Schwanger fliegen – toller Service an Board

An Board haben sich die zwei Stewardessen und der Steward beinahe überschlagen vor Freundlichkeit. Es fühlte sich ein bißchen an, als wären sie nur für mich da. Es gab sehr sehr viele Getränke und ich habe glatt zwei Mittagessen bekommen. Was aber weniger an meinem Hunger als daran lag, dass es Hühnchen mit Kartoffelbrei war und ich als Vegetarierin eben an dem Brei rummümmelte.
Dennoch war ich froh als wir gelandet waren. Rein in den Flughafen und an eine laaaange Schlange stellen. Dachte ich. Aber der nette Beamte vor Ort erspähte meinen Schwangerschaftsbauch, noch ehe ich mich irgendwo anstellen konnte. Er winkte mich heran und escortierte mich direkt zum Einreiseschalter. Anschließend wurde ich zur Gepäckausgabe geleitet und mein Koffer für mich vom Band gehoben. Alles in allem hat meine Einreise nicht mehr als 15 Minuten gedauert, was wohl sehr ungewöhnlich ist. Durchschnittlich dauert es wohl anderthalb Stunden. Tja, hat sich der Babybauch doch gelohnt.
Überhaupt waren in Marrakesch alle sehr zuvorkommend sobald ich  mit dem Schwangerschaftsbauch um die Ecke kam. Mir wurden Stühle angeboten, ein Tee oder ein kleiner Plausch über Kinder im Allgemeinen. Mein Mann meinte im Vorfeld, dass Schwangere vielleicht auch einen anderen Stellenwert in Marokko haben. Das wurde mir übrigens spätestens auf dem Rückflug klar.

Bevorzugung von Schwangeren – das gefällt nicht jedem

Wieder rein ins Flugzeug, wieder die Tablette und diesmal zum Glück kein Wind. Ich war weniger aufgeregt, allerdings war eine der Nebenwirkungen der Medizin, dass mir doch etwas schlecht wurde. Und Fliegen mit Unwohlsein ist auch nicht soooo toll. Aber besser als Flugangst allemal. Das Baby im Bauch schien das alles jedenfalls lustig zu finden und trat kräftig um sich.
Zurück in Frankfurt kam dann das böse Erwachen. Ich musste aus dem Terminal und weil Marokko ein Nicht-Schengen-Land ist auch wieder einchecken. Da steht man in Frankfurt aber gern auch mal zwei Stunden an. Ein netter Mitarbeiter wurde wieder auf mich aufmerksam und schickte mich zu einer Kollegin, die mich für die Fast Lane einteilte. Ich war also direkt mit dem Scannen dran. Und die Businessmänner hinter mir? Probten den Aufstand. Wieso ich denn jetzt vor dürfe, sie würden ja auch anstehen. Das bißchen Schwangerschaft könne diesen Vorteil gar nicht rechtfertigen und überhaupt und sowieso. Ich war schockiert. Wenn Menschen sich wegen solcher Kleinigkeiten schon betrogen fühlen und andere angreifen, dann läuft in meinen Augen irgendwas falsch. Klar, Männer wissen nicht wie sich schwanger sein anfühlt und klar geht es manchen besser und manchen schlechter.

Ich kann aber für mich sagen, dass ich es nicht geschafft hätte zwei Stunden mehr oder weniger auf der Stelle zu stehen. Da kippe ich um, mein Kreislauf versagt. Und das Männer sich über diese vermeintliche Bevorzugung aufregen regt wiederrum mich auf. Spannend ist doch vor diesem Hintergrund, dass diese Erfahrungen nicht in Marokko sondern in Deutschland stattfanden.

Habt ihr auch schon mal solche Erfahrungen gemacht? Und wie war fliegen für euch in der Schwangerschaft? 

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