Filmkritik „Wochenendrebellen“
Ein Fußballfilm mit autistischem Kind – ist das wirklich ein Film, den ich gerne sehen will? Das war meine erste Redaktion als ich erfahren habe, dass „Wochenendrebellen“ in die Kinos kommt. Die Idee beruht auf den Erfahrungen von Mirco und Jason von Juterczenka, die zunächst im Blog und in den sozialen Medien, später in einem Buch über ihre Erfahrungen als „Wochenendrebellen“ berichten. Und neben der Tatsache, dass ich Fußball wirklich nichts abgewinnen kann, war meine Sorge vor dem Schauen tatsächlich auch: Kann man das Buch und die Erfahrungen der Beiden glaubwürdig und gut auf die Leinwand bringen?
Klare Antwort: Man kann. Und ihr solltet euch den Film nicht entgehen lassen, egal ob ihr Fußballfans seid oder nicht. Denn um Fußball geht es eigentlich nur am Rande. Viel mehr im Fokus ist die Familie von Juterczenka. Da ist Jason, ein Kind mit Asperger-Autismus, das einen sehr außergewöhnlichen Wunsch hat. Und eine Familie, die von ganz viel Liebe, Zusammenhalt und Humor getragen wird.
Jetzt könnte man meinen, dass der Film sehr „jungs/männerlastig“ sei. Und das stimmt, über weite Strecken geht es um die Vater-Sohn-Beziehung, um das gegenseitige Annähern und sich, vielleicht zum ersten Mal im Leben, so richtig kennenlernen. Denn vor dem Abenteuer: Wir suchen einen Fußballverein war Vater Mirco oft abwesend, hat die Familie nur selten gesehen. Seine Frau ist die, die den Laden schmeißt, die sich übrig gebliebene Lebensmittel hinunterschlingt, weil Jason die Regel aufstellt, dass Essen nicht verschwendet werden darf.
Eine Mutter verliert sich im herausfordernden Familienalltag
Die Mutter, und das können sicher auch viele Frauen ohne autistische Kinder nachvollziehen, verliert sich selbst im Familienleben. Sie ist am Ende, zu oft über ihre Grenzen gegangen um für ihren Sohn dazusein. Aylin Tezel spielt sie wahnsinnig intensiv und sorgt damit dafür, dass die Zuschauenden überhaupt begreifen, warum Vater und Sohn sich auf diese Reise, die sich als ein großes Geschenk entpuppt, begeben.
Mir hat der Film richtig gut gefallen, auch, weil das Fußballthema natürlich präsent ist, aber ich mir keine Spiele angucken und keine Analysen anhören muss. Vielmehr wird das Fansein gefeiert. Und das auch so, dass es den Film gar nicht dominiert, sondern entlang der zurückgelegten Kilometer eine Annäherung zwischen Vater und Sohn zeigt, die berührt.
So agieren die Schauspieler in „Wochenendrebellen“
Cecilio Andresen, den Schauspieler, der den neunjährigen Jason verkörpert, finde ich nicht nur grandios für die Rolle besetzt, sondern auch richtig talentiert. Florian David Fitz spielt Vater Mirco mit Humor und Unverständnis, mit Neugier aufs eigene Kind und kompletter Überforderung. Eben all das, was Elternsein ausmacht. Wenn die Familie auch vor größeren Herausforderungen steht, als die meisten von uns sich auch nur vorstellen können.
Warnung zum Film „Wochenendrebellen“
Kleine Warnung an der Stelle: Wenn ihr gerade einen sehr belasteten Familienalltag lebt, dann überlegt euch, ob der Film in diesem Moment etwas für euch ist. Denn natürlich schaut ihr auch hier Menschen dabei zu, die belastet sind. Sie finden einen Weg für sich als Familie, aber das bedeutet nicht, dass es, wenn es einem selbst nicht gut geht, der Film nicht etwas überfordern kann. Denn Dinge, die nah an der eigenen Lebensrealität sind, die steckt man manchmal nicht so gut weg. Das soll kein Abraten vom Film sein, ich finde ihn wirklich gut, eher ein Rat, gut auf euch aufzupassen.
Und wenn ihr mögt, ich habe Teile vom Cast für familie.de zum Interview getroffen. Schaut es euch doch gern an (wisst ihr, was gemein ist: Dass man in solchen Videos nicht alles zeigen kann, was wir besprochen haben. Aber dazu vielleicht an anderer Stelle mal mehr)
Werdet ihr euch den Film ansehen?