„In voller Blüte“ – Filmkritik

Krieg ist in unserer Zeit leider weiterhin ein permanentes Thema. Wir alle verfolgen in den Nachrichten die Geschehnisse weltweit, sorgen uns und denken an die, deren Leben gerade aus den Fugen gerät.
Was dabei, sicher auch aufgrund der Aktualität, in den Hintergrund gerät, ist die Frage: Was macht Krieg mit uns? Und zwar nicht nur in dem Moment in dem er passiert, sondern für den Rest eines Lebens.

Schwerer Einstieg in eine Filmkritik, das weiß ich. Aber ein wichtiger. Denn der Film „In voller Blüte“ geht unter anderem dieser Frage nach. Der 90-Jährige Bernard „Bernie“ Jordan, ein Veteran, (Michael Caine) lebt mit seiner Frau Irene, von allen Rene (Glenda Jackson) genannt, im Altersheim. Er tut das aber eher aus Liebe zu ihr, als dass es wirklich nötig für ihn wäre. An den Feierlichkeiten zum 70. D-Day möchte er zu Ehren seiner Kameraden teilnehmen.

Leider ist die organisierte Reise dorthin ausgebucht. Also ermutigt ihn seine Frau, sich auf eigene Faust auf den Weg zu machen. Und das tut er, ohne jemandem Bescheid zu sagen, und auch ohne einen wirklichen Plan in der Tasche. Klingt ein bisschen wie bei „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Frey„? Stimmt. Und stimmt nicht. Denn außer, dass zwei alte Männer sich auf den Weg machen, eine Lebensaufgabe zu erfüllen, gibt es kaum Übereinstimmungen.

Was macht Krieg mit Menschen?

Bernie stellt sich mit dieser Reise auch dem Schrecken seiner Vergangenheit, die ein Krieg eben immer auch bedeutet. Tatsächlich habe ich selten einen eindringlicheren Film gegen Krieg gesehen und das gerade weil kaum Kampfszenen gezeigt werden. Stattdessen geht es um die Auswirkungen auf Menschen die im Krieg andere töten mussten oder Verluste erlitten haben. Denn ob nun bei der Air Force, direkt auf dem Feld oder auf einem Boot, der Krieg lässt niemanden kalt und verändert alle Beteiligten für immer.

Über diese Langzeitfolgen von Krieg wird aber weniger gesprochen, und dabei ist genau das so wichtig. Bernie trifft auf seiner Reise Arthur, ebenfalls Veteran, der sich nach und nach öffnet und zeigt, wie unterschiedlich Menschen Kriegserfahrungen verarbeiten. Klingt für euch nach hartem Tobak und keinem Filmerlebnis, das euch mit einem guten Gefühl zurücklässt? Überraschenderweise ist der Film das aber trotzdem. Natürlich wirkt nach, wie es den Männern ergangen ist und natürlich wirft das Fragen für die Zukunft auf, auf die wir, finde ich, noch keine guten Antworten haben.

„In voller Blüte“ – Ein Film über und voller Hoffnung

Aber „In voller Blüte“ ist auch ein Film über die Hoffnung, die wir ins uns tragen, auf die Spitzbübigkeit und über die Liebe, die uns, mit viel Glück, über vieles hinweghilft. Dieser Film ist der letzte, in dem ihr sowohl Glenda Jackson als auch Michael Cane noch mal als Schauspieler*in erleben könnt. Und natürlich lohnt sich das Anschauen schon allein deswegen. Aber auch wegen dem im Film zu sehenden Witz und Charme und der Ruhe, die von allen Beteiligten ausgestrahlt wird. Und wegen der Frage: Wie schauen wir auf unser Leben zurück? Wie viel wissen wir über die tiefen Verletzungen, die andere mit sich herumtragen? Und wie können wir Kriege verhindern?

„In voller Blüte“ basiert übrigens auf wahren Begebenheiten. Ihr könnt den Film ab sofort im Kino anschauen. Es lohnt sich meiner Meinung nach sehr.

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