DIE Mutter aus dem Prenzlauer Berg – die gibts doch gar nicht

Achtung, es kommt eine super Einleitung: Eigentlich sollte an dieser Stelle ein Rezept stehen, hatte ich euch ja versprochen. Aber das muss warten, denn ich muss einfach mal meinen Frust über die vielbeschriebene „Prenzlberg Mütter“ loswerden.

So sind Mütter aus dem Prenzlauer Berg

Was sind diese Mütter aus dem bekannten Berliner Stadtteil nicht alles: überbehütend, kochen alles selbst (deswegen der Hinweis aufs Rezept), zuckerfrei, Holzspielzeugfanatikerinnen, Latte Macciato trinkend, im SUV durch die Gegend fahrend, selbst gar nicht arbeitend, dafür verheiratet mit einem Mann der ordentlich Kohle hat. Die Kinder sind angeblich alle nur in Wolle-Seide gekleidet, spielen nie mit Plastikspielzeug, werden entweder getragen oder im Designerkinderwagen durch die Gegend geschoben. Überhaupt sind die Kleinen ein absolutes Statussymbol und die richtige, die gute Mutter aus dem Prenzlauer Berg, die gibt sich selbst auf.

Selbstaufgabe als Ziel der Kindererziehung

Sie richtet ihr gesamtes Leben nach dem Kind aus, lässt es, obwohl sie das nicht mag, im Familienbett schlafen, geht mit Fieber und Grippe im Park „das Kind lüften“ und besucht Pekip-, Schwimm-, und Windelfrei-Kurse, weil das Baby die unbedingt braucht. Sie backt Kuchen, um auf Kita-Listen zu landen, schickt ihr Kind dann zur Tagesmutter, die öko-bio-dynamisch kocht und holt das Kind nach dem Mittagessen ab. Denn eigentlich, wir erinnern uns, arbeitet sie ja nicht.

Alles fürs Kind

In der Zeit ohne Kind führt sie ein kleines Modellabel mit ökologisch unbedenklichen Stoffen, geht ins Spa, lässt ihre Finger- und Fußnägel maniküren und achtet auf sich, damit sie für ihren Mann attraktiv ist. Natürlich lässt sie die Lebensmittel für die Woche von einem ökologischen Biobauernhof liefern, um daraus Schmackhaftes für die Familie zuzubereiten, ohne Salz oder andere Gewürze, weil das schädlich ist für die Kleinen.
Der Vater macht natürlich auch Elternzeit, die aber zum gemeinsamen Reisen genutzt wird.
Die Liste könnte ich noch ewig so weiterführen, das Ergebnis wäre das gleiche:

DIESE MUTTER GIBT ES NICHT!!!!!

Mutter aus dem Prenzlberg

Ehrlich, ich kann es nicht mehr lesen, diese Stilisierung von Müttern aus dem Prenzlauer Berg. Sie sind ein deutschlandweites Klischee geworden, wann immer es um Helikoptereltern oder entspannte Elternzeit geht, schreibt irgendwer garantiert was von „Prenzlmuttis“. Es regt mich auf, nicht nur, weil ich selbst aus dem Prenzlberg komme. Sondern weil das einfach Schwachsinn ist. Natürlich haben Mütter, überall in Deutschland und auf der Welt, ihre Eigenheiten. Da ist der Einen die zuckerarme Ernährung ihrer Kinder wichtig (mir übrigens auch), die Andere schiebt eben gern einen 1000€-Kinderwagen durch die Gegend. Who cares?
Sicherlich gibt es Frauen, die nicht arbeiten, sondern die nächsten Jahre Mutter und Hausfrau sind. Und ganz bestimmt gibt es welche, die ihr Kind gern im Familienbett schlafen lassen. Na und? Das ist doch überhaupt nichts besonderes.

Zu hohen Ansprüche an Mütter sind ungesund

Es gibt Mütter die einen wahnsinnig hohen Anspruch an sich haben, die alles kontrollieren wollen, die sich für ihre Kinder im wahrsten Sinne des Wortes aufopfern. Und es gibt die, die all dem gelassen gegenüberstehen, die Vertrauen haben, dass das alles schon irgendwie seiner Wege gehen wird. Beide und noch 100 andere Muttertypen mehr gibts hier im Bezirk. Da immer wieder ein mediales Klischee zu beschreiben, ist doch total nutzlos. Im Zweifelsfall fühlen sich Frauen aus Kleinkleckersdorf nur angespornt genauso überspannt zu werden, wie „die da in Berlin“. Dabei ist das nicht echt. Das ist entweder ein Bild, dass manche Mütter gern von sich zeichnen, weil sie sich perfekt finden und irrsinnigerweise glaube, dass nur ihr Weg der Kindererziehung der einzige Wahre ist.
Oder, es ist die Realität, die (kinderlose) Journalist_innen gern hätten. In Zeiten, in denen ernsthaft darüber diskutiert wird, ob Kleinkinder mal schnell an einen Baum urinieren dürfen oder ob das nicht Grenzen überschreite, da wünscht sich vielleicht mancher solche Mütter.

Macht euer Ding – seid Vorbild für eure Kinder

Was ich damit sagen will, und das ist mir wirklich wichtig: Macht euer Ding! Macht das, was für eure Kinder gut und wichtig ist. Liebe und Geborgenheit, das Vertrauen, dass ihr für sie da seid, das ist Kindern wichtig. Ob ihr das „aus dem Bauch heraus“, Attachmet Parenting oder „Ich schau mal wie wir gemeinsam im Leben zurecht kommt“ nennt ist VOLLKOMMEN egal. Irgendein Siegel drauf pappen macht nichts, aber auch gar nichts besser.
Ob nun Tragetuch oder Schnuller, Tagesmutter oder selbsgekochtes, ungesalzenes Essen, das ist alles zweitrangig. Lasst euch niemals von irgendwem aufdrücken, wie ihr zu sein habt. Und denkt bei „Mutter aus dem Prenzlauer Berg“ vielleicht lieber an Anna, Jette (inzwischen weggezogen) oder Susanne (obwohl in einem anderen Stadtteil). Denkt an Bella oder Sophie. Denkt an die Mütter in den anderen Städten wie Rike oder Svenja. An Susanne oder Rachel oder Kerstin oder Hannah. Alles Mütter aus dem Prenzlberg, aus Berlin, aus Deutschland, die einiges machen, was Müttern eben so machen sollten. Und anderes nicht.
Sie alle zeigen: Wir machen das, was uns und unsere Kinder glücklich und zufrieden macht. Und nicht das, was Zeitungen, Blogs oder Zeitschriften so über Mütter (aus dem Prenzlauer Berg) berichten.

Wie ist das bei euch: Fühlt ihr euch von Mütterbildern in den Medien unter Druck gesetzt? Und wenn ja: Welche sind das?

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Eine Antwort

  1. 🙂 Tausend Dank Dir für diesen super Artikel!

    Ich fühle mich tatsächlich nicht unter Druck gesetzt – zumindest versuche ich es nicht, zuzulassen. Ich lese viel und beschäftige mich, vor allem aus großen Interesse heraus, mit diversehen Themen in die Richtung AP und Unerzogen, aber ich bin doch immer am Kind. Bei uns, in der jeweiligen Situation. Mit unserem Hintergrund.

    Hab einen feinen Freitag

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