Von Steinzeiten und Geschichte – das Wochenende in Bildern
Wir sind noch immer in Korsika, aber langsam, langsam müssen wir uns mit dem Ende des Urlaubs befassen. Ich kann gar nicht glauben, dass die Zeit schon wieder gekommen ist. Wir sind in einer neuen Unterkunft und nach einigen stressigen Momenten (weil sich die Kinder eben doch immer neu orientieren müssen) wird es langsam wieder entspannter.
Samstag, 21. September 2019
Der Tag beginnt mit einem Unfall. Eigentlich wollten die Kinder zusammen mit meinem Mann Baguette holen. Aber dann gab es ein Wettrennen zwischen den Kindern, eins fiel hin und mir dann weinend und blutend in die Arme. Das Kind mag eigentlich keine Pflaster (was ich gut finde), aber es blutet doch sehr, so dass wir erstmal was drauf machen.
Dann gehts nach Filitosa, der historischen „Hauptstadt“ Korsikas, vor mehr als 8000 Jahren. Ich erwähnte ja schon, die Kinder sind von der Steinzeit seit unserem Besuch auf der Insel extrem fasziniert und in der Nähe gibt es eben nun einen weiteren Ort. Filitosa. Auch das ist interessant, allerdings ziemlich überlaufen. Es ist natürlich trotzdem noch beeindruckend zu sehen, wie die Steinzeitmenschen hier gelebt haben könnten, aber der Ort regt lange nicht so die Phantasie an wie der, den wir letzte Woche besucht haben.
Wir klettern und erkunden und überlegen, wie das Leben damals so war. Wie wir damals gelebt hätten. Ob wir glücklich und dieselben Menschen gewesen wären. Besonders das Runzelfüßchen findet solche Überlegungen spannend.
Während sie also philosophiert rutscht ihr Bruder wieder aus und schrabt sich auch noch den Fuß total auf. Stark blutend. Außer Wasser haben wir nichts dabei, es muss also irgendwie so gehen. Er hält sich tapfer, humpelt aber und will dann auch nichts mehr anschauen. „Heute ist wirklich mein Pechtag, Mama“, erklärt er mir.
Wir fahren wieder, wir haben ja auch alles gesehen, was es zu sehen gab. Und landen, natürlich, irgendwann in einem Buchladen. Die Kinder vermissen ihre Bibliothek, vermute ich. Ich liebe diese Buchreihe, die es nur in Frankreich gibt und die im Prinzip an „Was ist was“ oder „Wieso, weshalb, Warum“? erinnert. Nur sind diese hier irgendwie schöner gezeichnet und auch umfangreicher. Es gibt keinerlei Klappen aber alles wird gut erklärt. Die Kinder lesen sich durch alle Bücher, die sie finden können und natürlich wünschen sie sich auch eines. Ich gestehe, dass ich beim Runzelfüßchen schneller „ja“ sage. Sie hat sich nämlich ein Buch über die Steinzeit ausgesucht, was natürlich sehr passend ist.
Herr Annika wünscht sich das Buch über Züge. Ich möchte das nicht kaufen, weil wir mit französischen Zügen ja wahrlich wenig am Hut haben. Das erkläre ich ihm auch und bitte ihn, sich für ein eher allgemeineres Thema zu entscheiden. Was in Geschrei endet. Egal was ich anbiete, er möchte es nicht. Ich möchte gehen, denke gleichzeitig aber, dass ich ja selbst „Schuld“ an dem Ausbruch bin und da jetzt durch muss. Am Ende bekommt er ein Buch über LKWs/ Autos und ist zufrieden. Ich denke noch lange über diesen Moment nach.
Wir gehen in den Supermarkt, Essen für die nächsten Tage besorgen. Und dieser Supermarkt ist unfassbar groß. Es gibt eine Regalreihe (so 10m) nur mit Nudeln. In allen Formen, Farben und äh ja…Nudeln halt. Und genauso ist der ganze Markt. Alles ist in 1000facher Ausführung vorhanden. Dabei sind die Besucher_innen überschaubar. Es gibt sogar Restaurants und eine Patiserie bei der man essen kann. Im Supermarkt. Es erinnert mich sehr an die USA und ich finde es vollkommen größenwahnsinnig.
Ich kaufe eine Packung Eis und das hier ist das Ergebnis. Mein schöner Hosenanzug ist…noch schöner. Vorher hat Herr Annika das Eis am T-Shirt seines Papas abgewischt. Es ist einfach wirklich nicht sein Tag.
Weil die Verletzung an Knie und Bein inzwischen angeschwollen ist, gehen wir in die Apotheke und werden umfassend beraten. Mein Französisch ist inzwischen etwas besser, was man jahrelang nicht benutzt rostet ja irgendwann ein. Dennoch war auch Zeichensprache im Spiel. Herr Annika legt sich Zuhause aufs Bett und wird von seiner Schwester aufopfernd gepflegt. Dann schläft er bald ein. Was für ein Tag.
Ich hingegen schlafe nicht so gut. Es gewittert sehr, was ich nicht mag. Und ich denke über den Streit beim Bücherkauf nach.
Sonntag, 22. September 2019
Der Tag beginnt mit Kuchen. „Tarte tropizienne“ (oder so ähnlich) heißt die und weil wir die noch nie gegessen haben, gibt es sie in diesem Urlaub bereits zum zweiten Mal.
Dann gehts an den Strand. Nach dem Gewitter der letzten Nacht erhoffen sich die Kinder besonders schöne Muschelfunde.
Ich spreche mit Herrn Annika, weil mir klar geworden ist, dass es nicht in Ordnung war, ihm seinen Wunsch nach dem „Zugbuch“ einfach abzusprechen. Er freut sich über meine Entschuldigung und sagt aber auch, dass er sein LKW-Buch auch sehr mag. Alles wieder gut. Aber nicht so ganz, weil ich merke, wie Dinge hier mehr und mehr in mir arbeiten. Weil ich manche Sachen in unserer Familie gern ändern möchte und merke, wie viel Kraft das alles kostet. Klingt vermutlich sehr schwurbelig, tut mir leid.
Unsere Strandausbeute. Wir haben diese „Sonnen“ gesammelt, die sind typisch für Korsika und in jedem Schmuckstück enthalten. Hier heißen sie „Augen von St. Lucie“, aber man nennt sie wohl auch Meeresaugen. Sie sind relativ leicht am Strand zu finden und es ist mal was anderes als immer nur Muscheln zu sammeln. Allerdings verlässt die Kinder oft der Mut und dann maulen sie, dass ich ihnen einfach meine Funde schenken soll, damit sie auch was haben. Äh ja.
Wir fahren nach Ajaccio, der Hauptstadt Korsikas. Hier wurde Napoleon Bonaparte geboren und im Museum Fesch gibt es eine Ausstellung über die gesamte (sehr reiche und berühmte ) Familie. An diesem Wochenende ist europäisches Kunstwochenende und der Eintritt ins Museum frei. Was gut ist, weil die Kinder dort durchrennen als gäbe es am Ausgang etwas zu gewinnen. Keine Ahnung warum, sie hatten sich auf das Museum sehr gefreut. Aber dann war es vielleicht zu heiß oder zu voll oder sie hatten anderes im Kopf.
Relativ lange blieben sie dann im Museumshop, weil sie hier „historische“ Kleider anziehen, sich von uns als König_innen fotografieren und malen konnten. Besonders das Malen hat ihnen gefallen. Und weils kühl war und wir nichts weiter vor hatten, ließen wir sie da sitzen und schauten ihnen beim Malen zu.
Später wollten wir dann noch das Geburtshaus Napoleons besuchen, allerdings hatte inzwischen ein Kreuzfahrtschiff in Ajaccio gehalten und die Stadt war einfach nur nervig voll. Und natürlich auch das Geburtshaus. In der Hitze 1h warten war nicht drin, so dass wir auf diesen Besuch leider verzichten mussten. Wir kauften uns im Supermarkt ein Wasser und schlenderten langsam wieder zum Auto zuück.
Hier noch das Kreuzfahrtschiff, das Herrn Annika gleichzeitig beeindruckte und nervte. Toll fand er, dass es so groß war. Doof, dass es schlecht für die Umwelt ist. Und, dass da so viele Menschen drauf sind. Ich war noch nie auf einem Kreuzfahrtschiff (also auf einem Flusskreuzfahrtschiff natürlich schon) und kann mir überhaupt nicht vorstellen wie das ist. Gehen sich die ganzen Menschen (wir haben nachgeschaut, es passen über 5000 Menschen auf das Schiff) nicht total auf die Nerven? Ist nicht immer alles voll? Hat man da außerhalb der Kabine je seine Ruhe?
Wir gingen an den Strand, badeten, bauten Sandburgen, schleppten das Baby durch die Gegend und lachten. Alles ohne Handy, weil ich immer auch Angst habe, dass es sandig wird oder verloren geht. Und überhaupt brennen sich die besten Momente ja eh ohne Foto ins Herz.
Was wir die nächsten Tage unternehmen wissen wir noch nicht, die Kinder wollen am liebsten für immer hier bleiben und hoffen, dass, wenn wir keine Pläne mehr machen, sich dieser Wunsch erfüllt.
Welchen Wunsch habt ihr denn für die neue Woche?