Motzende Eltern und großzügige Kinder

Immer mal wieder, wenn ich besonders gestresst und angespannt bin, schlecht geschlafen habe und einfach von der Lautstärke der drei Kinder überfordert bin, dann motze ich sie an. Weil sie mir zu laut sind, weil ich doch schon hundertmal gesagt habe, weil ICH jetzt Ruhe brauche.

Motzen ist nicht gut

Wir alle wissen, dass motzen nicht toll ist. Dennoch finde ich es ein Stückweit auch normal. Ich jedenfalls schaffe es nicht immer nett und freundlich und zugewandt zu sagen, was mich so stört, was für die Kinder gefährlich ist. Und es ist ja auch nicht so, als würden die Kinder mich nicht auch anmotzen. Oder ich meinen Partner.

Das soll jetzt keine Ausrede sein, aber ich möchte hier mal klarstellen: ja, im Hause Runzelfüßchen wird gemotzt. Von allen. Nicht immer. Nicht andauernd. Niemals unter der Gürtellinie, niemals niederschreiend. Aber doch laut.

Ich meckere meine Kinder an

Oft fühle ich mich schlecht, weil mir doch von allen Seiten gesagt wird, dass Motzen und Schimpfen schlecht ist. Dass ich das unbedingt abstellen muss. (demnächst stelle ich euch jede Menge Bücher zu dem Thema vor, denn trotz allem finde ich das Thema ja wichtig).Und weil ich ja auch selbst weiß: So richtig toll ist meckern nicht. Dennoch, ob das noch mal zu sagen: Wir reden hier nicht von anschreien (was selten, sehr selten natürlich auch passiert, ich bin da mal ganz offen mit euch). Wir reden von „Hör doch jetzt bitte auf damit.“ „Ich hab das schon so oft gesagt. Hörst du jetzt bitte. Lass das jetzt. Hörst du mich überhaupt. Nein, ich möchte das jetzt nicht. Kannst du bitte etwas leiser sein, mir ist das zu laut. Es ist zu laut. Ja, mir ist es zu laut. Lass es jetzt bitte.“ So, ihr habt eine ungefähre Ahnung davon, oder?

Meckern ist nicht schön

Nun ist mir neulich ein Missgeschick passiert. Nichts Dramatisches, ich wollte eine Mücke erschlagen und traf dabei die Lampe, die darauf hin den Geist aufgab. * Ich war sauer auf mich aber naja, ich hab mich auch nicht angemotzt. Mein Mann sah mich an, sichtlich angefressen und meinte „wäre das den Kindern passiert, du hättest gemeckert. Dass sie besser hätten aufpassen sollen.
Und ja, das stimmt leider. Bei den Kindern hätte es mich genervt. Je nachdem wieviel in Vorfeld schon an Krach und Zank und Streit gelaufen wäre, hätte ich mehr oder weniger laut gemotzt. Also meinte ich zu meinem Mann, dass er das doch bitte auch mit mir meckern solle, gleiches Recht für alle. Tat er dann auch, weil meine Aktion wirklich nicht besonders schlau war.

Großzügige Kinder

Die Kinder hörten aufmerksam zu und meinten dann „ist doch nicht so schlimm, Mama. Kein Grund zu meckern.“ Und sie erklärte ihrem Papa, dass ich das ja nicht mit Absicht gemacht habe und deswegen nicht angemeckert werden muss. Dass sie mich lieb hätten.

Ich war ziemlich baff. Weil Kinder soviel großzügiger sind als wir. Weil sie verstehen, dass Unfälle manchmal ohne Absicht passieren.Weil sie, auch wenn ich im Nachhinein viel mit ihren übers Meckern rede eben doch wissen, dass das doof ist. Angemeckert zu werden. Für mich war das eine echte Lehre. Ich kann leider nicht versprechen, dass ich nie wieder motze, ich fürchte nämlich, dass das utopisch ist. Aber ich möchte noch genauer hinschauen, noch mehr verstehen, noch mehr da sein. Weniger Sachen gleichzeitig machen um den Kopf frei zu haben. Das sind heere Ziele, mal schauen wie weit ich wirklich komme.

Wie meckern andere Eltern?

Aber doch, dieser Moment hat schon etwas in mir bewegt. Zu sehen, wie viel milder die Kinder mit mir sind, das macht mich betroffen. Und ich schreibe darüber, weil ich mich gern mehr zum Thema Motzen austauschen will. Wie handhabt ihr das? Ich fürchte nämlich, in dem Bereich wird auch viel verschwiegen. Wer gibt das schon gern zu, dass er meckert? Also, wie ist das bei euch? Meckert ihr? Motzt ihr nie? Wie motzt ihr?

*Im Nachhinein stellte sich übrigens raus: Ich hab die Lampe nicht kaputt gemacht. Es gab in dem Moment einen Teil-Stromausfall, bei dem zwei Lampen ausgingen. Haben wir aber erst abends gemerkt, als das Licht nicht mehr anging und wir die Sicherung wieder reinklicken mussten.

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2 Antworten

  1. Anne sagt:

    Es gibt Tage da bin ich die Gelassenheit in Person und ich motze nicht. Und an anderen Tagen motze ich, na und? Steht nicht irgendwo in diesen Ratgebern auch drin, dass ich authentisch sein soll? Wenn mir das Wasser bis zum Hals steht und ich super gereizt bin, ist Motzen doch ganz normal. Damit müssen alle leben lernen… Und mit Entschuldigen und Erklären und Verzeihen. Dauernd Schuldgefühle zu haben, weil wir Eltern laut irgendwelcher (teils durchaus hilfreicher) Ratgeber nicht motzen und meckern dürfen, ist doch auch der falsche Weg. Ich versuche dann doch lieber auch mit diesem Thema ein bisschen gelassener umzugehen.

  2. Lena sagt:

    Mein Motz-Faktor steht in direktem Zusammenhang mit meinem Schlafdefizit. Nach einer sehr harmonischen Phase ist Meckern bei mir mit kleinem Baby leider wieder an der Tagesordnung. Ich versuche mich zu bremsen. Vor allem, weil es sich ja auch schnell hochschaukelt durch Motzen, Zurückmotzen und schön rein ins Vorwurfskarusell…

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