Vom Spenden mit Kindern – Das Wochenende in Bildern
Dieses Wochenende stand tatsächlich im Zeichen von Spenden, wie vermutlich bei vielen von euch. Ich muss gestehen, ich komme nach wie vor mit dieser gefühlten Hilfosigkeit überhaupt nicht zurecht und gleichzeitig muss ich ja auch im hier und jetzt präsent sein. Was hilft, einerseits, weil die Kinder betreut und versorgt und geliebt werden müssen. Das hält das Gedankenkarussell an. Und gleichzeitig drehen sich eigentlich alle Gedanken zur Zeit um die Ukraine und Corona.
Samstag, 05. März 2022
Ich suche die letzten Dinge zusammen, die wir spenden möchten und finde ein verpacktes Spielzeug, dass ich vor acht Jahren mal fürs Runzelfüßchen gekauft habe. Die kann inzwischen natürlich nichts mehr damit anfangen, aber der Jüngste freut sich über diesen unbekannten Fund und fragt, ob wir das auch für die Kinder in der Ukraine mitnehmen sollen. Da ich glaube, dass es für Spielzeug noch etwas früh ist, und es vor allem nicht auf der Liste der Organisation stand, bei der wir die Spenden abgeben, lassen wir es zuhause und mein Jüngster freut sich drüber.
Ich frage mich ein wenig, warum ich, die ich auch vor acht Jahren bereits Vegetarierin war, überhaupt jemals einen Fisch für die Spielküche gekauft habe. Vermutlich so ein klassischer Fall von: Das macht man halt so, in der Küche wird Fisch gebraten, auch wenn das bei uns gar nicht stimmt. Die Kinder haben lustigerweise auch keine wirkliche Ahnung was vom Fisch denn jetzt eigentlich gegessen wird, die Gräten oder das „Fleisch“, was in dem Fall mit Klett am Fisch befestigt ist. Na, nehme ich das Ganze mal als gute Übung.
Ich fahre mit den Kindern zur Spendensammelstelle. Sie wollten gern dabei sein und ich bin sehr fasziniert davon, wie wichtig ihnen das ist. Auch der Dreijährige, dem wir nichts von der aktuellen Situation erzählt haben, will helfen und trägt einen Karton voller Kinderzahnbürsten und Kinderzahnpasta. Außerdem haben wir jede Menge Hygieneartikel für Erwachsene und Kinder sowie warme Kinderkleidung und Schuhe dabei. Die brauchen sie aber nicht mehr, da inzwischen genug abgegeben wurde. Die sehr nette Mitarbeiterin bietet an, uns auch diese Dinge abzunehmen damit wir sie nicht zurücktragen müssen, aber das ist ja totaler Quatsch, weil alles, was nicht wirklich gebraucht wird, ja Platz wegnimmt. Aber sie meinte, dass das nicht immer so gut aufgenommen wird. Ich kann das nicht verstehen, denn das was gebraucht wird, wird gebraucht. Wenn später noch Bedarf ist, kann ich es vorbei bringen. Oder an Kinderheime oder Secondhand-Läden spenden, wie sonst auch.
Mein Dreijähriger ließ es sich nicht nehmen seinen Karton bis zur Tür zu tragen und wird so herzlich begrüsst. Die Helferinnen fragen, warum er die Kiste bringt und er sagt „Für die Ukraine, zum Helfen“. Und ich merke, wie sehr ihm das hilft, auch wenn wir wie gesagt da kaum drüber reden. Der Fünfjährige erklärt, was wir alles dabei haben und dass wir auch noch mehr helfen können. Ich denke, dass dieser gemeinsame Besuch bei der Spendenstelle für die Kinder wichtig war. Wir sprechen viel darüber, auch wenn wir mit den Kleinen natürlich nicht über den Krieg sprechen. Wohl aber darüber, dass es Menschen gibt, die jetzt dringend Hilfe brauchen.
Die Kinder möchten noch weiter helfen und weil wir sowieso einkaufen müssen, wollen wir noch Windeln und Babynahrung besorgen. Aber tatsächlich sind die Regale schon fast leer. Wir besorgen also was noch geht und setzen uns dann in die Sonne. Was sich komisch anfühlt, dieser friedvolle Moment in diesen Zeiten. Manchmal empfinde ich das als unaushaltbar. Wie geht es euch?
Den Rest des Tages kuscheln wir viel, lesen Kinderbücher und überlegen wie wir noch helfen könnten. Die Kinder fragen auch, ob Corona jetzt vorbei ist, so von wegen das eine schreckliche, bestimmende Ereignis in ihrem Leben ist vorbei und nun kommt der Krieg. Und ich merke, wie mir die Worte fehlen, weil alles gleichzeitig passiert und es keine Logik gibt sondern ganz viel Sprach- und Hilflosigkeit. Ich merke nur: Ich bin nach wie vor an meiner Belastungsgrenze.
Sonntag, 06. März 2022
Die Kinder zeigen mir die Werbezeitungen und ich muss tatsächlich lachen. Die Werbungen zum Frauentag sind irgendwie immer gleich, oder? Aber immerhin, auf dieser Seite mal kein Wasch- und Putzmittel. Meine Kinder fragen auch was ich mir zum Frauentag wünsche. Nicht, dass ich da je irgendwelche Geschenke bekommen hätte, aber wenn ich mir was wünschen dürfte, dann tatsächlich dass meine Kinder mit anderen die Welt zum Besseren verändern.
Ich muss raus, was anderes sehen und merke, ich brauche Ruhe durch Natur. Wir fahren also in den Wald und gehen spazieren. Wir üben Matheaufgaben, sprechen darüber, wie wir weiter helfen können. Ich spende auch immer wieder Geld, aber für die Kinder ist das nicht greifbar, weswegen wir eben auch nach Alternativen suchen, bei denen sie eingebunden werden können.
Ich bin total angespannt und mein Mann versucht mich zu beruhigen. Es ist schwer in diesen Tagen. Wie geht es euch?