Von „Nein“ und Kinderschuhen – das Wochenende in Bildern
Dieses Wochenende war wieder eines mit großen Plänen. Wir wollten mit Freunden Plätzchen backen, wir wollten zu einem Konzert, wir wollten entspannen. In der Realität haben wir dann vor allem sehr oft das Wort „Nein“ gehört. Und wurden angestarrt. Denn die Autonomiephase ist einfach eine Herausforderung für alle.
Samstag, 08. Dezember 2018
Das Runzelfüßchen tanzt beim Ballett, ich genießen meine Auszeit. Mit frisch gepresstem Orangensaft, mit Kuchen und Zeitung und vor allem: Ruhe. Mein emotionaler Akku ist schon wieder sehr leer, dafür ist meine Laune extra tief im Keller und ich bin extrem schnell angenervt. Von irgendwie allem. Da tut Zeit für mich sehr gut. Ich freue mich aber, dass ich diese eine Stunde habe, die will ich nicht mit Grübeln und Grollen verbringen. Stattdessen schreibe ich, denn ich habe Pläne.
Schuhe kaufen. Muss ja leider sein, ist aber jedesmal eine echte Überwindung soviel Geld für Kinderschuhe auszugeben. Mache ich für mich ja auch nicht (wobei ich mich nicht erinnern kann wann ich das letzte Mal Schuhe gekauft habe, vermutlich letztes Jahr).
Weil beide Kinder neue Winterstiefel brauchen (denn leider sind die Winterstiefel vom Runzelfüßchen zu klein oder zu groß für ihren Bruder, er hat genau zwei Größen dazwischen), ist das eine ziemliche Investition. Dafür sind sie aber weich und die Kinder können mit ihnen noch relativ gut abrollen. Mein Mann bringt mir einen preiswertes Paar für unter 20€, der Unterschied ist enorm. Im Prinzip sind das Klötze in denen sich die Füße der Kinder überhaupt nicht gut bewegen können. Und wisst ihr was mich daran wütend macht: Dass nicht alle die 60€ für Kinderschuhe haben. Dass andere Familien gar keine Wahl haben, als eben die Klotzschuhe zu kaufen. Dass diese Kinder vielleicht weniger gesunde Füße haben weil das Geld eben nicht dafür reicht. Klar, Kapitalismus könnte man sagen. Ist ja auch so. Aber dennoch finde ich das, auf Kosten von Kindern, unfair.
Im Anschluss gehen wir noch einkaufen. Und dann beginnt ein wirkliches „Highlight“ in unserem Leben mit Kindern. Wir hatten ihnen erzählt, dass wir nachmittags zu einem Konzert von „Pupsi Jones“ gehen wollten. (Wer mal reinhören will, hier gibts die Lieder: https://www.pupsi-jones.de/ ) Erst waren sie begeistert. Dann war klar: Da müssen wir beim Einkaufen aber etwas schneller machen. Und dann kam, was kommen musste: Der Zweijährige, mitten in der Autonomiephase, rastete aus. Er wollte seine neuen Schuhe im Karton selbst tragen. Er ließ sie fallen. Wir sollten sie tragen. Er wollte sie tragen. Er wollte nicht an der Hand über die Straße laufen. Er wollte seine Mütze aufsetzen. Er wollte die Schuhe nicht tragen. Er wollte die Mütze absetzen. Er schrie und schrie und schrie. Menschen drehten sich um. Wir blieben ruhig, es nützt ja nichts, so ist das Leben mit Kindern eben. Wir beleiteten ihn über eine Straße, in einem Zug, wir mussten ja nach Hause. Er schrie und wütete und tobte. Besonders in der Bahn war es herrlich, da schallt das ja auch so schön.
Wir waren jedenfalls, wie das eben so ist, sehr zugewandt aber bestimmt (denn allein mit Schuhkarton auf die Straße rennen ist keine Option). Als wir dann aus der Bahn ausstiegen ging die Wut weiter. Mein Mann, das Baby und das Runzelfüßchen gingen schon vor, ich blieb mit Herrn Annika zurück. Nach 15 Minuten Geschrei und Getobe und Gewüte und „Ich will nicht“ und „Ich will aber“ und „Du bist böse!“ (Also ich, nicht er) lag der kleine Mann in meinen Armen, ganz erschöpft und verkuschelt. Und wir gingen nach Hause. Und ja, das war harte, so harte Arbeit, das zu begleiten, zugewandt zu bleiben und in der Dreiviertelstunde, die das ganze insgesamt gedauert hat nicht irgendwann selbst zu brüllen: Ist mir doch egal, ich bestimme das jetzt, basta!
Auch schön übrigens, wie viele Passant_innen stehen blieben und mehrere Bahnen fahren ließen (!) um nur ja das Ende dieses Asusbruchs mitzukriegen. Hätten sie sich hingestellt und im Anschluß was Ermunterndes gesagt, ok. Aber einfach nur glotzen ist einfach nur dämlich.
Jedenfalls wollte danach wirklich niemand mehr zum Konzert und so kuschelten wir zuhause.
Das Baby schlief zum ersten Mal für eine Stunde „allein“. Also im Familienbett, mit den Geschwistern. Aber ohne Papa oder mich. Ich nutzte die Zeit um an Weihnachtsgeschenken zu arbeiten. Und merkte: Ich brauche das. Diese Abende ohne Kinder. Keine Ahnung ob das Baby da mitmacht, aber ICH brauche das, also müssen wir einen Weg finden, wie es klappt.
Sonntag, 09. Dezember. 2018
Der Tag beginnt, wie sollte es anders sein, mit Vorlesen. Ein Klassiker: Kuh Lieselotte. Und weil die Bäuerin und sie im Buch Geschenke basteln wollten die Kinder das natürlich auch. So wurde mit viel Geschrei und Gezanke, eine Girlande fertig, ein Kostüm und 100 kleine Schnipseleien, die noch am gleichen Tag im Müll landeten. Während ich den immer wieder aufflammenden Unmut zwischen den Kindern schlichte räume ich auf und um, packe Pakete und Spenden zusammen.
Die Vorweihnachtszeit ist auf auf dem Blog eine ziemlich stressige Zeit, weil ich mich natürlich freue, euch eine Freude zu machen. Aber ständig Sachen auslosen, verpacken und verschicken, nein, das trägt nicht zur Entspannung bei. Deswegen der Tipp: Ihr könnt zur Zeit tolle Sets von Weleda und Bücher vom Drachen Kokosnuss gewinnen. Und ich muss sie nicht verschicken, das machen die Firmen. Macht also bitte zahlreich mit. 😀
Eigentlich wollten die Kinder mit Freunden Plätzchen backen. Stattdessen gibt es Ministollen und unsere Plätzchen von letzter Woche für alle. Ich habe nicht die Nerven für mehr menschlichen Kontakt als den in meiner Familie und erkläre das auch genau so den Kindern.
Als wir die zweite Kerze anzünden wollen stelle ich fest, dass der Adventskranz dermaßen trocken geworden ist, dass ich mich das nicht traue. Also improvisiere ich und baue mit den Kerzen und der Deko einen neuen. Jetzt haben wir ein Adventshaus mit Schneeflocken und kleinen Glitzertannen davor und das ist ziemlich schön. Die Kinder werden auch ganz ruhig und plötzlich ist klar warum die Vorweihnachtszeit eben auch so gemütlich und besonders ist. Wegen Lichterglanz und Zusammensein und Ruhe und Heimeligkeit.
Mein Mann und mein Sohn bringen die vielen Pakete zur Post, das Baby, das Runzelfüßchen und ich bleiben zuhause. Und ich muss lachen was alles aus diesem Stilltuch von Zellmops werden kann. Es liegt zur Zeit sehr ungenutzt in der Ecke, ich hatte es für Reise immer dabei, weil andere Kulturkreise sich eventuell vom Stillen gestört fühlen könnten. Beim Baby ist es aber natürlich nicht im Einsatz, zuhause stille ich wie ich stille. Jedenfalls ist dieses Tuch als ich das Foto mache gerade ein Frisierumhang. Das Runzelfüßchen knotet mir die Haare. Vorher an diesem Tag war es bereits ein Ritterschwert und eine Babydecke.
Ich mag es, wenn die Kinder ihre Phantasie benutzen und dann solche Ideen entstehen.
Wie andere Familien das Wochenende erlebt haben, seht ihr wie immer bei Susanne.
Und jetzt mal Hand aufs Herz: Welche Situation in der Autonomie(trotz)phase eurer Kinder werdet ihr nie vergessen?