Von Bücherliebe – Das Wochenende in Bildern
Fast hätte ich statt „Wochenende in Bildern“, Wochenende in Büchern geschrieben. Weil es stimmt, es gab an diesem Wochenende viel Bücherliebe. Und Hinterfragen. Und Überlegen. Alles wie immer irgendwie, oder?
Samstag, 09. September 2023
Der Tag beginnt mit Erinnerungen an Korea. Ich habe ja mal einige Zeit in Südkorea gelebt und Pepero*, dieses Stäbchen, die ihr hier seht, war so ziemlich die einzige Süßigkeit, die ich in der Zeit gegessen habe.
Am Frühstückstisch wollen die Kinder Geschichten aus der Zeit hören und dann über unsere Urlaube und so starten wir alle recht gut gelaunt in den Tag.
Dann starten wir in den Tag, die Kinder spielen und ich arbeite ein wenig, weil ich weiß, dass die kommende Woche viele Termine anstehen und ich da einiges hin und herschieben muss. Deswegen schreibe ich an einem Artikel dessen Deadline kurz bevor steht. Dann fragen die Kinder, ob ich meine „Barbie“-Mascara drauf machen will (was auch immer das mit ihrem Spiel oder meiner Arbeit zu tun hat) und weil ich gerade eine Pause brauche, tue ich ihnen den Gefallen. Denn ja, die Mascara ist tatsächlich pink, ich finde das super.
Dann schreibe ich mit einer Freundin und fühle mich gleich etwas weniger einsam. Zur Zeit geht mir viel im Kopf rum und ich merke, dass ich das alles mal sortieren müsste, aber immer wieder vom Alltag aus Job und Kindern mitgerissen werde. Kennt ihr das, dass ihr euch fragt warum ihr das, was ihr macht eigentlich macht? Und ob das das ist, was euch glücklich macht? Damit meine ich nicht unbedingt den einen Job, eher so verschiedene Aspekte meines Berufes, meines Lebens. Vielleicht stelle ich auch gerade einfach sehr viel in Frage.
Passend dazu gibt es jetzt, solltet ihr es noch nicht entdeckt haben, übrigens jeden Mittwoch eine Frage der Woche die ich mir und euch stelle. Vielleicht bekomme ich ja so das Chaos in meinem Kopf in den Griff. Und selbst wenn nicht, ich liebe Fragen und schaue mal, wohin das so führt.
Wir müssen noch immer Schulsachen besorgen. Von Turnschuhen bis Hefter (die Diskussion der letzten Woche ist beendet, aber ich bin nicht bereit, einen neuen Hefter zu besorgen). Danach landen wir nach laaaanger Zeit mal wieder in einem meiner liebsten Bücherläden.
Was mir richtig gut gefällt ist, dass die Kinder sofort losstürmen um in der Kinderabteilung nach Büchern zu suchen, die ihnen gefallen könnten. Keine Ahnung, vielleicht ist das so ein totales Klischee und überzogen, aber ich liebe es, dass die Kinder Bücher lieben. Weil es mir genauso geht und weil ich es wichtig finde, dass Kinder gern lesen und sich so die Welt ein Stück erschließen.
Am Abend ist ein bisschen die Luft raus, die Kinder blättern durch ihre Bücher, ich auch und als die Drei im Bett sind, reicht die Energie gerade noch für einen Film. „Air“ wirds, ich wollte den eigentlich im Kino gucken aber nun gut, Streamen geht dann auch. Ich fand den gut, meine Lieblingsszene ist die am Ende als es noch mal ums Joggen geht. Ich fühle den Teil sehr.
Sonntag, 10. September 2023
Ich räume die Geburtstagsgeschenke vom Runzelfüßchen weg. Die zwei Bücher hat sie sich gestern im Buchladen für ihren Geburtstag ausgesucht und auch wenn ich es immer ein bisschen doof finde, wenn Kinder schon vorher wissen, was sie bekommen, in dem Fall hatte ich einfach wirklich keine Lust noch einen Abstecher in den Buchladen in der nächsten Woche einzuplanen.
Whisperworld* ist eine Buchserie von der sie bereits zwei Bände hat, da weiß ich also sowieso, dass sie sich darüber freuen wird. Das zweite, „Dein Mädchenbuch“ ist eins von diesen Lifestylebüchern wo Kinder sich besser kennenlernen können und Tipps bekommen, wie sie sich unabhängiger vor der Meinung anderer machen. Ich habe es ehrlich gesagt nur grob überflogen und kann deswegen zum Inhalt noch nichts sagen, wenn euch sowas interessiert, würde ich mich aber mal auf die Suche machen was der Markt da so für Kinder ab zehn Jahren bereit hält, die noch in der Vorpubertät stecken.
Ich würde ehrlich gesagt auch gern meine Nase in ein Buch stecken, aber die Stimmung ist… schwierig. Es geht um all den Alltagskram, der in einer Familie eben so anfällt und bei dem ich der Meinung bin, dass Kinder da mit anpacken müssten. Seit Wochen nerve ich sie damit, dass sie bestimmte Dinge aufheben und wegräumen sollen, das Ergebnis ist, dass ich weiterhin daran erinnern muss. Es macht mich irre. Und vermutlich denkt ihr: Das ist doch überall so. Aber so fühlt es sich ja nicht an. Es fühlt sich so an als würden alle anderen in aufgeräumten Wohnungen sitzen und es hinbekommen und wir eben nicht. Also motze ich und kann mich dabei selbst nicht leiden aber auch nicht aufhören und ach, wir drehen uns im Kreis.
Dagegen hilft: Rausgehen, was anderes machen als das, was man gerade machen sollte müsste. Das tun wir und danach beschließe ich: Doch es ist ok, wenn ich auch mal was lese und mich nicht weiter über das Chaos in der Wohnung aufrege. Und ich könnte eins der neuen Bücher lesen, die ich mir gekauft habe, aber ich entscheide mich für eins aus der Onleihe, der Online Bibliothek der Berliner Bibliotheken. Und das, obwohl ich E-Books wirklich wenig abgewinnen kann, wenn ich ganz ehrlich bin. Das ist nicht meins, ich hab nicht gern mein Telefon in der Hand um darauf zu lesen und einen Ebook-Reader werde ich ganz sicher nicht kaufen.
Das Buch „Iam glad my mom died“* ist inzwischen auch auf deutsch erschienen, ich lese es aber auf englisch, weil das bei der Bibliothek gerade verfügbar ist. Ich habe, wie ihr sehen könnt, erst wenige Seiten gelesen, aber bisher finde ich es richtig gut. Weil es, gerade nach dem Motzen am Vormittag, bei mir die Frage aufwirft: Was würden meine Kinder rückblickend wohl über mich erzählen? Wir alle erinnern unterschiedliche Sachen aus unserer eigenen Kindheit und es ist ja nicht klar, welche Erinnerung eine wird, an die meine Kinder später vielleicht mal mit schlechten Gefühlen zurückdenken. Das beschäftigt mich sehr.
Ich wünsche euch, dass ihr gerade weniger Gedanken habt als ich, oder aber, dass ihr besser mit ihnen umgehen könnt. Kommt gut in die neue Woche!
„Es fühlt sich so an als würden alle anderen in aufgeräumten Wohnungen sitzen und es hinbekommen und wir eben nicht. Also motze ich und kann mich dabei selbst nicht leiden….“. diesen Satz hört man, zumindest sinngemäß, sehr oft von mir . Dieses Gefühl kenne ich so gut. Die Kinder aller anderen helfen bestimmt im Haushalt, hören auf die Eltern, essen freiwillig Gemüse usw. so wie auch alle anderen Paare sich bestimmt den Haushalt gerecht teilen, alle anderen Männer immer verständnisvoll sind und nur ich immer benachteiligt bin….gerade ist wieder so eine Phase, Ferienende, gefühlt nicht erholt, warten auf Stundenpläne damit ich meine Arbeit drumherum planen kann, Kinder ferienverwildert und ich motze und heule und würde am liebsten davonlaufen. Es tut gut, von anderen Ähnliches zu lesen, wir sind vielleicht doch nur normalverrückt. Einen schönen Rest-Sonntag noch und Grüße aus Bayern
Liebe Andrea und liebe 2xMama,
ich hab vor etwa drei Jahren den Job gekündigt und bin vorübergehend Hausfrau, weil irgendwie alles zu viel wurde, die sich ewig streitenden Kinder, die Diskussionen zwischen mir und meinem Mann, die Unordnung der Wohnung, die Erwerbsarbeit und das ganze restliche Leben, was sich auch nach einer unerfüllbaren Erwartung nach der anderen angefühlt hat. Mittlerweile habe ich viel Geduld mit den Kindern und viel mit dem Mann ausdiskutiert und langsam bin ich auf der Suche nach einem beruflichen Neustart, aber die Wohnung sieht immer noch aus, wie ich es nie gewollt habe so zu leben (klassische Rollen Verteilung wollte ich eigentlich auch nie).
Es bleibt wohl nur zu akzeptieren, dass so ein verflixter 24h-Tag nicht für alles Wünschenswerte reicht. Und eine gute Wahl für sich treffen, was wegfallen soll, wenn was wegfallen muss.
Ich wünsch euch zwei sehr viel Gutes. Auch den Gedanken begraben können, andere würden alles hinkriegen, und sich in aller Unperfektion leiden zu können.
LG Anne
Liebe Anne,
wow, vielen Dank für diesen Einblick.
Als Mama von 1+2 Kindern (3,5 Jahre der „Große“, das Zwillingspärchen 20 Monate) lebe ich, trotz sehr engagiertem Papa, im ständigen Chaos, saufe ab in Spielzeug, Klamotten und manchmal auch Haushalt (der steht am Ende der Prioritätenliste). Und immer wieder schleppen die Großeltern neues, in den Augen von uns Eltern, Zeug mit Chaospotential an.
Wie oft habe ich mich gefragt, ob wir nicht mal 3 Wochen Urlaub nehmen und die Bude aufräumen könnten. Aber du erinnert mich daran, dass das ein utopischer Gedanke ist. Mindestens eins der Kinder (gehen alle in die Kita) wir krank, und egal wie viel Chaos man im Haus und Leben beseitigt, es wächst immer mehr nach. Wie ein Drache, dem man den Kopf abschlägt… : D
Da bleibt eigentlich nur sich in diesem Chaos, wie meine Kinder das manchmal machen, aus Spielzeug oder dreckiger Wäsche ein Thrönchen zu bauen, darin genüsslich Kaffee zu trinken und ein Freundin zum quatschen einzuladen 🙂
Auch wenn es einem manchmal (oft?) zu viel wird, wird sind nicht allein damit.
Fühlt euch fest umarmt.