Vom plötzlichen Abbruch – das Wochenende in Bildern
Eigentlich hatte ich Pläne für dieses Wochenende. Keine besonders aufregenden, ich wollte, musste, sollte arbeiten. Aber nun habe ich am Sonntag einfach gar nichts gemacht, weil nämlich nichts mehr geht. Und auch den Kindern ging es so, die haben auch alle Pläne abgebrochen.
Samstag, 11. Januar 2019
Ich blättere ein bisschen im Kinomagazin, dass ich mir gestern Abend im Kulturkaufhaus mitgenommen habe. Denn, haltet euch fest, ich war aus. Ich habe mir „Vivid“, eine Show im Friedrichstadtpalast angesehen. Ich war soooo gespannt, weil die Show unglaublich gute Kritiken erhalten hat.
Aber, hm, ich bin… irritiert. Zum Einen darüber, dass heutzutage offensichtlich das Handyfoto mehr zählt, als Künstler_innen Applaus zu spenden. Statt beim Schlussapplaus genau das zu machen, zu klatschen, holten alle ihre Smartphones raus und fotografierten. Das war hörbar, dass der Applaus früher mehr war. Auch standen die Leute furchtbar schnell auf und waren weg, zu einem nicht kleinen Teil noch während der letzten Showminuten. Ich empfinde sowas als respektlos.
Die Show selbst hat mich total sprach- und ja, ratlos hinterlassen. Deswegen schreibe ich auch darüber, glaube ich, weil ich nicht so richtig weiß wohin mit mir. Einerseits war natürlich jede Darbietung auf unglaublich hohem Niveau, was jede_r einzelne da leistet ist heftig und toll und großartig. Aber hm… es passiert alles gleichzeitig und hat mich total überfordert. Wenn da so 30 Menschen auf der Bühne in kreischbunten Kostümen sind, an jeder Ecke irgendwas passiert, dazu Lichteffekte und Musik / Gesang, die ohrenbetäubend ist, dann ist das für mich kein Genuss sondern schlicht die komplette Reizüberflutung. Und eine „Geschichte“ habe ich da auch nicht erkennen können. Ich habe einfach Fragen, sehr viele Fragen. Und irgendwie mag ich nicht, wenn ich so aus einer Veranstaltung gehe. Deswegen überfordert mich vielleicht auch der erste Tag unseres Wochenendes etwas, ich muss das alles verarbeiten. Kennt ihr sowas auch, dass euch wie auch immer geartetet Kunst überfordert? Dass ihr die Begeisterung der Masse nicht teilen könnt?
Dann fahren wir zu „Familie Bär“. Wir brauchen einen Kindersitz, wir brauchen Beratung. Und eigentlich wollen wir einen Sitz für Herrn Annika, damit der Jüngste in dessen Sitz wechseln kann. Aber die Verkäuferin vor Ort rät uns zum Reboarder für den Jüngsten. Jetzt muss ich gestehen: Wollte ich eigentlich nicht. Nicht, weil mir meine Kinder nicht wichtig wären, aber weil Reboarder soviel Platz brauchen, unhandlich sind und eben auch nicht wirklich preiswert. Wir probieren dann einen, der preislich ok ist und siehe da, er geht ins Auto und das Baby findet ihn gut. Also kaufen wir den. Also fast, er ist nicht in unserer Wunschfarbe da, wir kommen also wieder. Habt ihr eigentlich Lust auf so einen Artikel? Also zum Thema Reboarder? Dann könnte ich ja vielleicht auch mal nach einem Interview in dem Laden fragen.
Auf dem Rückweg fahren wir noch zur Kältehilfe. Mein Mann hat zwei Jacken und eine Winterjeans aussortiert und ich finde, dass die hier genau richtig sind. Denn wer, wenn nicht Obdachlose können warme Kleidung gebrauchen. Die Mitarbeiter_innen vor Ort sind sehr freundlich und freuen sich über die Spende (ich habe das an anderer Stelle schon anders erlebt). Ich werde noch mal wiederkommen, weil ich noch zwei Rucksäcke habe, die hier niemand mehr nutzt, die aber jemand anderem noch Freude machen. Ich las die Tage bei Fabian über seine Erlebnisse mit seinen „Nachbarn“, ein bittersüßer Text, der im Kopf bleibt. Lest den mal!
Herr Annika ist zum Geburtstag eingeladen. Ich bringe ihn vorbei, aber vor Ort will er nicht dableiben. Oder nur mit mir. Was nicht geht, weil im Auto ja die anderen Familienmitglieder warten. Ich spreche zwei, drei Mal mit ihm, die anderen anwesenden Eltern versichern mir, sie würden auf mein Kind achtgeben. Und ich denke: Nee, wenn er nicht will, dann will er nicht. Warum soll ich ihn überreden? Ja, es wirft unsere gesamte Nachmittagsplanung über den Haufen. Und ja, das Geburtstagskind ist traurig, dass er nicht bleiben will. Aber ich kenne meinen Dreijährigen am besten. Und ich weiß, dass es in diesem Fall nichts bringt ihn zu überreden oder gar zu seinem „Glück“ zu zwingen. Er hat, für den Fall das interessiert jemanden, sich bedankt, dass ich auf ihn gehört und ihn mitgenommen habe. Er hat nicht eine Sekunde bereut, nicht mitgefeiert zu haben. Er war froh, dass er nicht zum „Glück“ gezwungen wurde.
Ich bin voll im Nachhaltigkeitsmodus (na ja, und ich mag einfach Kerzen sehr gern) und brenne den Adventskranz weiter nieder. Noch zwei Kerzen, dann habe ich es tatsächlich geschafft. Der Abend ist schön, ruhig und ereignislos, genau das, was ich brauche.
Sonntag, 12. Januar 2020
Ich werde viel zu früh vom Geschrei der Kinder wach. Als ich mich fürs Frphstück bereit machen will muss ich mich wegen irgendwas bücken und zack, habe ich unglaubliche Schmerzen im Rücken. Erster Gedanke: Hexenschuss. Hatte ich ja noch nie. Ist es aber nicht, dafür sind die Schmerzen zu weit oben. Ich kann mich jedenfalls kaum bewegen, alles tut weh, mir gehts nicht gut. Und die Pläne für den Tag sind dahin. Eigentlich wollte ich arbeiten, aber ich kann mich nicht bewegen, auf dem Stuhl sitzen schmerzt, alles Mist. Die Kinder schleppen Kram heran, ich versuche mich zu konzentrieren aber nichts klappt. Alles ist Schmerz.
Noch mehr Unterhaltung. Während ein Wärmkissen meinem Rücken etwas Linderung verschafft, ich natürlich trotzdem ein wenig am Handy arbeite, malen die Kinder und ich mit diesen Spiraldingern. Ich dachte ja immer, das wäre ein großer Spaß. Aber nun ja.. eher nicht.
Nun kommt die neue Woche, ich hoffe, die Schmerzen lassen nach und ich werde fit. Erzählt mal bei welcher Kunst ihr irgendwie irritiert wart. Oder bin ich damit wirklich allein?
Hallo!
Dass du deinen Sohn wieder von der Party mit nach Hause genommen hast finde ich super. Für mich wäre das eine Selbstverständlichkeit! Ich weiß aber leider, dass es sehr viele nicht so machen würden…
Liebe Grüße aus Österreich
Liebe Andrea,
alles Gute für deinen Rücken! Ich drücke die Daumen, dass er ganz schnell wieder genesen wird.
Und ja, unser jetzt Vierjähriger wollte auch auf seinem letzten und allerersten Kindergeburtstag nicht lange bleiben, ich wurde angerufen und habe ihn dann nach einer Stunde auch wieder abgeholt. So what, ich lasse doch kein Kind da, wo es sich nicht wohlfühlt. Auch nicht für nur einen Nachmittag. Auch wenn das, wie bei Euch, ein bissl den Tag über den Haufen geschmissen hat.
Liebe Grüße
Lea
Ich war mal von einer Tanzperformance so unangenehm berührt (in Richtung Fremdschämen), dass ich auch darüber bloggen musste, um das zu verarbeiten…
http://bluebottles.net/2017/10/30/experimentelle-klanginstallation-und-butoh-performance/