Vom Hardern – Das Wochenende in Bildern
Wie ist das eigentlich bei euch? Mistet ihr regelmäßig aus oder nie? Ich habe gerade mal wieder eine Phase von: Ich würde mich gern minimieren. Aber das geht halt schlecht, wenn man damit allein auf weiter Flur ist. Habt ihr diesbezüglich Tipps für mich?
Samstag, 03. September 2022
Freitag Abend war ich zu einer Lesung und Diskussion. Das Buch von Sandra Runge und Karline Wenzel mit dem phänomenalen Titel „Glückwunsch zum Baby, Sie sind gefeuert„* wurde vorgestellt und einige der Anwesende berichtete von eigenen Erfahrungen mit Elterndiskriminierung. Es war einerseits gut und wichtig darauf hinzuweisen, dass eben niemand mit dieser Diskriminierung allein ist, andererseits ist es natürlich schwer zu ertragen, dass das so ist. Das Buch der beiden will nicht nur aufzeigen was Elterndiskriminierung überhaupt ist (denn vielen von uns ist vielleicht gar nicht klar, dass wir so etwas erlebt haben), andererseits aber auch Lösungsansätze bieten. Und ja, es lohnt sich nicht nur für Eltern die sich gerade über den positiven Schwangerschaftstest freuen, auch wenn das vermutlich der beste Zeitpunkt ist, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Ich denke morgens noch mal über den Abend nach, über die Gespräche mit Sabine, Sandra und Alexandra, denke über Wiederbegegnungen nach und wie sehr der Austausch in den letzten Jahren gefehlt hat, wie sehr wir wohl alle vor uns hin gelebt und versucht haben, irgendwie klar zu kommen. Und wie gut es tut und gleichzeitig wie seltsam es sich anfühlen kann, plötzlich wieder so unter Menschen zu sein.
Dann beginnt das ausmisten. Also nicht, dass das ein bewusster Prozess war, ich war ehrlich gesagt nur auf der Suche nach einem bestimmten Spiel um das an jemanden zu verschenken, der sich da sehr drüber freuen wird. Aber dann stand ich da und dachte: Vielleicht sollte ich das mal alles durchgehen und aussortieren, was wir nicht mehr brauchen / bespielen. Aber nun ja, damit bin ich recht allein, was zur Folge hat, dass ich relativ schnell auch keine Lust mehr habe, weil die Kinder um mich rumspringen und alles aber nicht helfen wollen. Und, weil mir bei all dem Ausmisten noch immer nicht klar ist, was danach kommt. Alles einfach wegschmeißen? Viel zu schade? Alles verschenken? Aber wohin? Verkaufen? Wieso frisst das so unglaublich viel Zeit? Wirklich, ich will nicht nur ausmisten, ich will dann auch loswerden. Und bisher bin ich an dem Punkt immer gescheitert.
Wenn ihr da Ideen oder Vorschläge habt, dann bin ich da sowas von offen!
Im Zuge vom Ausmisten finde ich ein Box mit Waschmittel. Keine Ahnung wie das in unser Heim kam, ich vermute es war mal in irgendeiner Box oder als Geschenk von irgendwem. Worüber ich sehr lachen muss: Ich bekomme die Kindersicherung nicht auf. Und das will bei einer Pappeverpackung schon was heißen. Nun sieht sie aus, wie sie aussieht, aber ich freue mich, wenn ich was aufbrauchen kann. Über das Waschmittel an sich kann ich gar nichts sagen, über das Zerstören der Packung bin ich noch nicht hinausgekommen, auch, weil ich überlesen habe, dass es sich dabei um Waschpads handelt, auf die ich eigentlich keine Lust habe, und die vor der Wäsche in die Waschmaschine gegeben werden müssen.
Ihr wisst ja, dass im letzten Jahr mein Buch „Wie du dein Schreibaby beruhigst„* erschienen ist. Und vermutlich sollte man das als Autorin nicht zugeben, aber zur Wahrheit gehört auch: um dieses Buch ist es ein bisschen still geworden, was ich extrem schade finde, weil ich weiß, dass es den Eltern, die es gelesen haben, viel Mut gemacht und durch die herausfordernde Zeit geholfen hat.
Ich hardere immer mit mir, denn natürlich würde ich mir wünschen, dass viel mehr Eltern Entlastung durch mein Buch erfahren und merken: Ok, das ist unfassbar schwer aber ich bin damit nicht allein, nicht mit dem Hardern, nicht mit dem nicht mehr können. Aber ich weiß auch: Ihr wollt nicht jede Woche was darüber lesen, zumal ja nicht alle von euch überhaupt ein viel weinendes Baby haben. Was mich überrascht hat: Ich habe am Samstag ganz zufällig eine Rezension gefunden, die schon ein Jahr alt ist, aber die mich unglaublich gefreut hat. Hier mal ein Zitat, den ganzen Text findet ihr auf Babymamas.at
Es gibt unzählige Ratgeber zum Thema „Babyweinen“. Oft klingt es so als würden die „ExpertInnen“ ein bisschen auf die Eltern herabsehen, die nur die richtige Anleitung bräuchten, um ihr Kind zu beruhigen. Diese Sichtweise wird man bei Andrea Zschocher nicht finden. Sie hat ein Buch geschrieben, das vor allem die Eltern in den Blick nimmt.
Babymamas.at
Den Rest des Tages verbringen wir mit Organisation aller Art, vor allem dem Wocheneinkauf, dem Ausfüllen von Zetteln für Kita und Schule und dem Planen der nächsten Woche. Ich bin unglaublich müde, aber schlafen geht nicht.
Denn ich arbeite. Klingt erstmal komisch, weil ich ja Fernsehgucken muss, aber die eigentliche Arbeit ist ja nicht das auf dem Sofa sitzen (obwohl, vier Stunden eine Livesendung bei RTL, das ist auch nicht ganz so einfach), sondern das Schreiben darüber anschließend. Wer nachlesen will, was ich zu „Denn sie wissen nicht, was passiert“ denke, bei Watson findet ihr die Kritik.
Sonntag, 04. September 2022
Die Nacht war sehr kurz, die Kinder sind morgens früh wach und leider sehr viel lauter als sich das mit meinem Wunsch nach Schlaf und Ausruhen verträgt. Ich fühle mich nicht besonders, weil mein Mann aber einen Termin hat, beschließe ich mit den Kindern eine Freundin zu besuchen. Zusammen ist man weniger alleine und so.
Wir kommen bei ihr an und ich merke: Mist, die Migräne kommt. Und natürlich habe ich keine Tabletten dabei. Ich finde es immer wieder erstaunlich was der Körper noch alles leisten kann weil klar ist: Ich bin für die drei Kinder verantwortlich und wir müssen es wieder bis nach Hause schaffen.
Kaum zuhause, nehme ich die Schmerztabletten und schlafe beinahe sofort ein. Mein Mann beschäftigt die Kinder, die irgendwie nicht ausgeglichen sind und sich deswegen anmeckern und maulen und natürlich viel mehr Krach machen, als es für mich gerade förderlich wäre.
Immerhin öffnen sie die zwei Briefe die gestern ankamen und zeigen mir die neu eingetroffenen Bücher. Auf das Buch von Nathalie Klüvers „Deutschland, ein kinderfeindliches Land„* freue ich mich schon. Ich weiß wie wichtig ihr das Thema ist und wie elementar für uns alle eigentlich die Forderung für eine kinderfreundlichere Gesellschaft sein sollte. Gern berichte ich noch mal ausführlicher über das Buch, wenn ihr Fragen habt, dann gern her damit.
Das zweite Buch, „Die Kunst der Ausrede„* von Thomas Brudermann berührt ein zweites für mich sehr wichtiges Thema, nämlich das der Nachhaltigkeit. Ich kann da, wie die meisten von uns, noch sehr viel lernen und beschäftige mich sehr viel mit der Machbarkeit von Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz im Familienalltag. Und, wenn ich ganz ehrlich bin, ich will in diese Thematik noch viel viel tiefer einsteigen und mehr lernen. Oft heißt es, wenn ich Themen an Verlage oder Zeitschriften schicke, dass das Thema Nachhaltigkeit niemanden interessiert. Aber ist das wirklich so?
Brudermann geht in seinem Buch der Frage nach warum wir uns eigentlich selbst lieber täuschen, als klimafreundlich zu leben. Spannendes Thema, wie ich finde.
Die Migräneattacke ebbt langsam ab aber ich bin ziemlich fertig und weiß: Dieses Wochenende endet früher als gedacht. Kommt gut in die neue Woche.