Über das Zweifeln – Erziehung, Muttersein und Kindergarten

Über das Zweifeln - bin ich eine schlechte Mutter Runzelfuesschen Elternblog

An sich bin ich mir sicher, dass, wie ich, wie wir das Runzelfüßchen erziehen, es schon ganz richtig ist. Weil ich fest glaube, dass jede Familie den für sie passenden Weg findet. Und ja, der Weg den andere gehen mag nicht meiner sein, aber ich versuche auch immer mich mit dem Richten über andere zurückzuhalten.

Zweifeln als Mutter

Nun ist es aber so, dass ich in der letzen Zeit so ein paar Erlebnisse hatte, die mich doch ein bißchen zweifeln ließen.
Neulich im Kindergarten wurde ich Zeugin einer Unterhaltung zwischen dem Erzieher und einer Mutter. Sie fragte, ob das Kind gut gegessen, getrunken, geschlafen und gespielt hätte. Ausführlich wurde der Tag besprochen. Ich lauschte gebannt, denn ich hatte all diese Fragen noch NIE gestellt.

Fragen an die Tochter, nicht die Erzieher_innen

Seit das Runzelfüßchen in den über alles geliebten Kindergarten geht, frage ich beim Abholen meine Tochter, ob sie einen schönen Tag hatte. Sie antwortet meist mit Kreischen und Küssen und Lebensfreude. Auf die Idee, bei den Erzieher_innen genauer nachzufragen bin ich noch nie gekommen. Weil ich der festen Überzeugung bin, wenn irgendwas Außergewöhnliches, Gutes wie Schlechtes, passieren würde, dann würde ich davon erfahren. Denn das sprechen sie ganz sicher an.

Bin ich eine schlechte Mutter? 

Zufällig holten die andere Mutter und ich die Kinder in den nächsten Tagen wieder gemeinsam ab. Und die Fragerunde der Mutter setzte sich fort. Das brachte mich noch mehr ins Grübeln. Wieso genau fragte ich nicht nach? Bin ich etwa ignorant? Interessiere ich mich nicht genug für meine Tochter? Bin ich eine schlechte Mutter?
Weil manchmal ja fragen die beste aller Lösungen ist, habe ich genau das getan. „Sagt mal, bin ich unnormal, weil ich euch nie frage, wie der Tag vom Runzelfüßchen war?“ fragte ich also in die Runde.

Nicht-Fragen zeigt manchmal auch Vertrauen

Die ganz einfache Antwort: Nein, es ist total ok. Es ist natürlich genauso ok zu fragen. Aber mein Nicht-Fragen zeigt den Erzieher_innen einfach nur, dass ich Vertrauen habe.Was ja ein schönes Kompliment für ihre Arbeit ist, wie sie mir versicherten. Ich war unglaublich erleichtert, weil ich eben nicht die Mutter sein wollte, die als „ach ist mir egal“ rüberkommen wollte. Weil das nicht wahr ist.

Ich versuche nun meine Zweifel in Grenzen zu halten. Habt ihr weitere Tipps, was ich machen kann, wenn ich mal wieder das Gefühl habe, ich kümmere mich zu wenig?

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17 Antworten

  1. Julia sagt:

    Also fragen, ob das Kind gut gegessen, getrunken und gespielt hat, würde ich auch nicht, denn das geht ja nie über die aktuelle Tagesform hinaus und ist damit nichts, was man nicht selber merken kann. Abgesehen davon hilft es mir ja nix, wenn ich weiss, dass das Kind ganz ordentlich gegessen hat (ausser ich mache mir Sorgen, weil sie abends wenig isst). Solange es dem Kind augenscheinlich gut geht, würde ich mir da keine Gedanken machen. Ich würde höchstens alle paar Tage/Wochen nachfragen, ob den Erzieherinnen irgendwas Spezielles aufgefallen ist und ob insgesamt alles ok ist.

    LG, Julia

  2. Nicole sagt:

    Interessanter Beitrag! Ich hätte wohl auch gefragt. Unsere Tochter wird aber auch in einen sehr familiären Kindergarten mit nur einer einzigen Gruppe gehen. Dem leitenden Erzieher vertraue ich schon jetzt, weil wir uns mittlerweile relativ gut kennen (Elterninitiative ist dort auch im Vorraus schon gewollt) und weil mein Mann und ich einfach auf einer Länge mit ihm sind.
    Manche Eltern sind halt so. Ich versuche ebenfalls jeden leben zu lassen, das fällt allerdings immer öfter schwer, wenn andere (oder genau die, die ich nicht verstehe) überschnell MICH bewerten.
    Man kommt halt nicht mit jedem klar. Mittlerweile sage ich meine Meinung, wenn etwas für mich garnicht geht und ich trotzdem, aus welchem Grund auch immer, regelmäßig Kontakt haben muss.

    Liebe Grüße
    Nicole

  3. Anonym sagt:

    Du hast Deiner mütterlichen Intuition vertraut, also kannst Du gar nichts falsch machen!…wenn andere Mütter anders handeln, ist es doch nicht schlimm, sich selbst zu hinterfragen. Das zeigt nur einmal mehr, dass Du eine super Mutti bist, die sich sehr wohl ausreichend kümmert. Unsicherheiten sind normal, da sind wir doch alle gleich. Wir wollen doch nur alle erdenklichen Möglichkeiten ausschöpfen und dabei total gelassen bleiben 😉
    Die Situation im Kindergarten hast Du doch auch super gelöst!

    GLG
    FRANZI

  4. Ich frage auch selten.
    Aber genau aus dem Vertrauen heraus.

    Ich glaube wenn man genau hinschaut – und ich bin mir sicher so empathisch und liebevoll wie du bist – merkt man schnell wenn was nicht bestimmt.
    Wir sollten oft viel mehr auf unsere tiefe Verbindung mit unserem Kind glauben – oder.

  5. MartinTriker sagt:

    Interessant. Meine Frau gehört auch zu den Fragern, meist jedenfalls. Ich eher selten. Mir geht's wie dir, wenn was passiert ist kommen die Erzieherinnen eigentlich von selbst.

    Es erleichtert mich, dass ich wohl doch kein so schlechter Vater bin, wenn das andere genauso handhaben 🙂

  6. Jenni sagt:

    Ich frage auch immer die Kinder direkt und die Erzieherinnen kamen bislang immer auf mich zu, wenn irgendetwas anders war als sonst, wenn einer eingeschlafen ist oder das Essen nicht schmeckte.
    Jetzt frage ich mich, ob bei uns auch manche so nachfragen. Habe ich noch nie mitgekriegt! Ich werde mal lauschen 🙂

  7. Anke sagt:

    Jeden Tag alle Details nachfragen finde ich überflüssig, da denke ich auch, so viel Vertrauen sollte man in die Einrichtung, das Kind und sich selbst haben. Hin und wieder mal das Gespräch suchen finde ich aber durchaus wichtig, vor allem wenn das Kind (wenn schon etwas älter) zuhause nichts erzählt. Das war / ist bei unseren beiden so und bei vielen anderen auch. Mag aber auch an der Qualität der Einrichtung liegen…

  8. Katja sagt:

    Ich stelle mir gerade die armen Erzieher vor, die von 25 Kinder Tagesprotokolle wiedergeben müssen.
    Wichtige Dinge müssen besprochen werden, keine Frage. Aber loslassen können, gekoppelt mit dem Vertrauen in die Einrichtung ist auch wichtig für die Kinder.

  9. Anne sagt:

    Ich bin Mutter und Erzieherin im Kindergarten. Nur sehr wenige Eltern stellen täglich so viele Fragen. Wenn überhaupt, fragen sie nur, ob alles in Ordnung war, mehr nicht. Es ist viel wichtiger mit dem Kind zu kommunizieren, da spürt es dein Interesse an seinem Leben. Du bist ganz deinem Kind zugewandt – das ist doch toll. Dass du dich selbst als Mutter hinterfragst, zeigt, dass du dich selbst reflektierst und selbstkritisch sein kannst. Das ist gut, aber du solltest es damit auch nicht übertreiben, das verunsichert dich nur. Vertrau einfach auf deine Mutterinstinkte, dass ist besser als jeder Ratgeber.

  10. Ich finde, eine gesunde Mischung macht's. Manche Kinder sind so pflegeleicht, da gibt es gar nicht viel zu erzählen. Manche ErzieherInnen kriegen aber auch von allein nicht den Mund auf und würden nur erzählen, wenn was Schlimmes passiert nicht, keine alltäglichen Anekdoten. Da muss man auch die ErzieherInnen gut kennen und die maulfaulen würde ich schon direkt fragen. In den ersten Wochen und Monaten nach dem Kitastart meiner Kinder habe ich täglich gefragt. Je nach Länge des Mittagsschlafs musste nämlich noch für ein Nachmittagsschläfchen gesorgt werden. Da sie beide schlechte Esser sind, habe ich mich auch nach dem Essverhalten erkundigt. Wenn sie angeschlagen waren, kränkelten, zuhause schlecht drauf waren oder morgens beim Abgeben sehr weinten, habe ich auch immer gefragt. Das hat für mich überhaupt nichts mit fehlendem Vertrauen zu tun, sondern einfach damit, dass ich 7 Stunden nicht bei meinen Kindern gewesen bin und wissen möchte, wie es ihnen geht. Nach der Kitareise meines Sohnes, nach der er wie erwartet nichts von selbst erzählt hat, habe ich mich auch mit seiner Erzieherin im Garten hingesetzt und nachgefragt. Sonst wüsste ich gar nichts (meinem Mann würde das auch weniger ausmachen, mir schon). Beim Trockenwerden der Kinder wertet man jeden Tag die "Erfolge" aus etc. Es gibt mittlerweile auch viele Tage, wo ich nichts frage, aber gerade in der Anfangszeit stand ich schon in ständigem Dialog. Meinen Kindern fiel die Fremdbetreuung aber auch recht schwer, deshalb gab es da vielleicht mehr Gesprächsbedarf. Ich erzähle auch ab und zu Anekdoten von zuhause, das ist ja auch interessant für die ErzieherInnen. Du schreibst, "wenn etwas Außergewöhnliches passieren würde, dann würde ich davon erfahren". Das mit Sicherheit, aber ich zum Beispiel oder die von Dir beschriebene Mutter will eben auch die alltäglichen Vorkommnisse erfahren, nicht nur die außergewöhnlichen. Das ist einfach typbedingt und kindabhängig. Ich bin übrigens von den Müttern der beiden Gruppen meiner Kinder im Mittelfeld, was die Fragerei betrifft;)
    Liebe Grüße!

  11. Andrea sagt:

    Liebe Nicole,

    unser Kindergarten ist auch sehr klein, vielleicht hätte ich das noch dazu schreiben sollen. 🙂
    Ich finde es ja nicht schlimm, dass die andere Mutter nachfragt, ich habe mich nur gefragt, ob es falsch von mir ist nicht zu fragen. Aber es ist wohl wie es ist, es gibt solche und solche. 🙂
    Für eure Elterninitiative wünsche ich euch alles Gute!

    Liebe Grüße,

    Andrea

  12. Andrea sagt:

    Ach, das hast du so schön geschrieben, liebe Andrea!
    Danke für deine Worte.

  13. Andrea sagt:

    Liebe Franzi,

    siehst du, und deswegen ist dieser Austausch hier so wichtig. Während ich zweifele sagtst du "Alles richtig gemacht". Manchmal braucht man eben andere Eltern. 🙂
    Und was die Anforderungen an uns angeht: Da hast du wohl mehr als recht…

    Liebe Grüße,

    Andrea

  14. Andrea sagt:

    Lieber Martin,

    lass dir gesagt sein: Du bist kein schlechter Vater! Und deine Frau ja auch keine schlechte Mutter weil sie nachfragt. Ich glaube, es sind einfach zwei Wege, die nach Rom führen. 🙂

    Liebe Grüße,

    Andrea

  15. Andrea sagt:

    Liebe Jenni,

    berichtest du noch mal, ob dein Lauschangriff was ergeben hat? 🙂

  16. Andrea sagt:

    Liebe Frühlingskindermama,

    ich glaube, unsere Kinder unterscheiden sich einfach sehr. Das Runzelfüßchen zum Beispiel liebt Essen, sie ist zum Glück wirklich fast alles und deswegen muss ich mir darum keine Sorgen machen. Das Runzelfüßchen ist auch in einem sehr kleinen Kindergarten (unter zwanzig Kinder, nur eine Gruppe), so dass ich die Erzieher_innen sehr gut kennengelernt habe. Das ändert sich einiges. Ich habe natürlich auch ein Interesse an den Alltäglichkeiten, für mich beinhalten sie aber eben nicht "Essen, Schlafen, Trinken". Und das, was auf dem Spielplatz passierte oder wer heute da war, das lasse ich mir eben von meiner Tochter erzählen.

    Liebe Grüße,

    Andrea

  17. Andrea sagt:

    Liebe Anne,

    danke! Danke für deine Worte und deinen Rat!

    Liebe Grüße,

    Andrea

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