Papa bloggt: Faire Aufteilung im Haushalt

Andrea war letztens auf einer Veranstaltung und erzählte mir nachher, dass einige Frauen behauptet haben, in ihrer Familie würden sie sich die Erziehungs- und Hausarbeit 50/50 zwischen Mann und Frau aufteilen. Ob das zeitlich wirklich genau so abläuft, kann ich nicht nachprüfen. Aber ich musste an uns denken und wir schwierig es ist, vollkommen faire Aufteilungen zu finden. Einfache Floskeln wie 50/50 gehen meiner Meinung nach an der Realität vorbei.

Nachtarbeit zählt doppelt?

Herr Annika ist das süßeste Baby, was ich mir vorstellen kann. Aber: Auf die allseits-beliebte Frage, ob das Baby denn nun durchschläft, können wir leider nur  eindeutig mit „nein“ antworten. Ich werde zwar auch mal von ihm nachts geweckt, wechsele nachts Windeln, wenn es sein muss, aber die meiste Zeit, kümmert sich meine Frau um ihn. Also ehrlicherweise muss Herr Annika schon sehr lange nachts nicht mehr gewickelt werden!
Verschiedene Dinge haben wir schon ausprobiert, aber bislang ist das Resultat nur, dass meine Frau sehr viel schlechter und weniger schläft als ich. Wie können wir den Schlafmangel durch Stillen in der Nacht tagsüber kompensieren? Leider gar nicht. Als Ausgleich kümmere ich mich morgens um unsere Kinder, damit Andrea noch ein paar Minuten Schlaf bekommt. Aber unterbrochene Nachtruhe lässt sich nur schwer ausgleichen und kaum in Minuten messen.

Zeit ist nicht gleich Zeit

Eine Zeit lang musste Andrea das Runzelfüßchen fast jeden Tag in den Kindergarten bringen und abholen. Das war nicht schön, aber es ging zu dem Zeitpunkt nicht anders. Ich könnte jetzt eine einfach Rechnung aufmachen und die Minuten zählen, die das Bringen und Abholen zu dem Kindergarten dauert. Angenommen ich käme auf drei Stunden in der Woche für diese Tätigkeit, zählen dann drei Stunden am Wochenende auf dem Spielplatz mit den Kindern genauso viel? Eigentlich nicht, denn das eine ist Alltag und das andere ist Freizeit. Ich finde es auch nicht schlimm, im Alltag mit meinen Kindern unterwegs zu sein. Aber entspannter und schöner ist es, am Wochenende ohne Zeitdruck die Zeit zu verbringen. Aufrechnen kann man das leider nicht.

Hausarbeit oder Kinderbetreuung

Wenn wir zu Hause wirklich etwas schaffen wollen, wie zum Beispiel Koffer für den Urlaub packen, dann müssen die Kinder schlafen oder einer kümmert sich um die Kinder, der andere packt die Koffer. Während das Runzelfüßchen auch mal mithilft oder alleine etwas spielen kann, ist das Baby doch noch sehr „betreuungsintensiv“. Ich kann zwar viele Sachen mittlerweile sehr gut mit einer Hand, wenn auf anderen Arm Herr Annika sitzt, aber alles kann ich dann auch nicht. Wie beim packen teilen wir uns dann auch im Alltag auf: Kochen oder Baby? Einkäufe einräumen oder auf das Baby aufpassen? Staubsaugen oder auf das Baby aufpassen? Je nach Stimmung von Herrn Annika und der eigenen Interessenlage werden die Tätigkeiten verteilt. Wenn ich allerdings den ganzen Tag im Büro war (vor meiner Elternzeit), ist Kinderbetreuung keine wirkliche Arbeit für mich – ich habe ja den Tag dem entgegengefiebert, endlich Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Umgekehrt stehe ich in meiner Elternzeit auch mal gerne abends in der Küche und koche „in Ruhe“ etwas für uns. Wie man Arbeit empfindet, zum Beispiel anstrengend oder entspannend, hängt von vielen Faktoren ab. Feste Regeln und zeitliche Vorgaben sind zumindest für mich keine Option.

Es ist kompliziert

Das Leben mit Kindern kann kompliziert und anstrengend sein. Und natürlich reden und diskutieren wir über die faire Verteilung von Zeit zur Zeit. Wir machen zwar keine Listen und schreiben nicht minütlich auf, wer wie lange etwas macht. Aber manchmal reicht es auch, sich in den anderen hinein zu versetzen und zu überlegen, wie der Tag des anderen aussieht. Hat der andere wirklich so viel Freizeit oder unterschätzt man den Beitrag des anderen und überschätzt man seine eigene Zeit?

Ich denke schon, dass man Haushalts- und Erziehungsarbeit fair verteilen kann. Meine Meinung nach kann man das aber nicht genau in Minuten aufrechnen. Fair ist es dann, wenn der andere es auch als fair empfindet. Wenn dabei am Ende der Mann 60% und die Frau 40% der Arbeit zu Hause macht wäre das eine positive Abwechslung.

Wie diskutiert ihr faire Verteilung der Haushaltsarbeit? Oder ist das überhaupt kein Thema?

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8 Antworten

  1. Anonym sagt:

    Mein Mann kann eigentlich auch alles im Haushalt und mit unserem Kind, jedoch drückt er sich auch ganz gerne indem er behauptet er würde es eh nicht richtig machen ohne es überhaupt probiert zu haben. Deshalb muss ich ihm manchmal auf die Füße treten damit er mal was merkt. Dann macht er das eine oder andere. Am schlimmsten finde ich aber das er sich öfter meint immer noch so viele Freiheiten wie zu der Zeit ohne Kind rausnimmt und mich dadurch manchmal im Regen stehen lässt. Wobei mir auch eine Auszeit oder Pause gut tun würde. Dann gibt es aber auch wiederum Momente wo er mir durch seinen Umgang mit unserem Kind wieder Sachen aufzeigt die mir den Alltag erleichtern, ich aber wie mit einem Brett vor dem Kopf gar nicht in Betracht gezogen habe.

  2. Anonym sagt:

    hej, wie schön, dass ihr gegenseitig auf euch aufpasst!Ich finde es schön, dass ihr das Thema präsent habt und nicht in Minuten oder Dogmen rechnet. Ich bin alleinerziehende Mutter.Für mich ist es eine wünschenswerte Utopie (Zur zeit!) dass ich mal nicht 100% machen muss. Mein hoher Anspruch von Gleichberechtigung im haushalt ist noch irgendwo. Aber ganz ehrlich, ich würde mich schon über 10% freuen, die ich mal nicht machen muss.

  3. Anonym sagt:

    Die gleiche Verteilung der Arbeiten in einer Familie ist eine schöne Wunschvorstellung. Aber viel wichtiger ist, dass es gar nicht nötig ist – und manchmal auch gar nicht möglich ist – die Arbeiten völlig gleich zu verteilen. Und noch viel wichtiger ist, dass alle Beteiligten mit der Aufgabenverteilung, die für jede Familie individuell ist, einverstanden sind.

    Zum Beispiel: Wenn die Erziehungs- und Hausarbeit wirklich 50/50 zwischen Mann und Frau aufgeteilt werden soll, dann muss natürlich auch die Erwerbstätigkeit (Job) gleichmäßig auf beide Partner verteilt werden. Und damit fängt das Unmögliche schon an.

    Bei uns gehe ich Vollzeit arbeiten. Nach dem Job freue ich mich auf die Erziehungsarbeit (Abendesse, Zähneputzen, Bett bringen etc.) und mache auch die Hausarbeit (Spülen, Aufräumen, Wäsche aufhängen etc.), die vom Tag noch übrig ist, damit meine Frau auch mal Feierabend machen kann. Allerdings ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn meine Frau hat ja den ganzen Rest vom Tag schon Erziehungs- und Hausarbeit erledigt. In den Nächten wechseln wir uns ab, so dass jeder mal durchschlafen kann und mal nachts raus muss.

    Ihr verteht hoffentlich, worauf ich hinaus will: Nur wenn ALLE Arbeiten, die für eine Familie wichtig sind, 50/50 aufgeteilt sind, kann das auch für die Erziehungs- und Hausarbeit gelten. Dazu bräuchte man eben für jedes Elternteil einen Halbtagsjob!

    Andererseits ist das nur die eine Seite der Medallie. Denn bei uns stellt sich die Frage: Ist es denn überhaupt nötig oder wünschenswert, alle Arbeiten gerecht zu verteilen? Denn jeder Mensch hat doch etwas, was sie/er besonders gut kann und gerne macht und anderseits auch Dinge, die sie/er nicht ausstehen kann. Was spricht denn dagegen, dass jeder seine Talente so nutzbringend wie möglich für die Familie einsetzt, auch wenn daraus resultiert, dass die/der eine z.B. eher den Papierkram macht und die/der andere eher lecker kocht?

    Ein Papa (der leider Vollzeit arbeiten gehen muss und daher nicht so viel Arbeit zuhause übernehmen kann, wie er gerne würde)

  4. Schnuffel sagt:

    Es ist kein Thema. Ich bin alleinerziehend. Babys Papa kommt und spielt einmal die Woche.Das ist nicht mal besonders erleichternd, weil ich dann zwischen "lass ihn mal lernen" und "oh man, dass sollte ich ihm beibringen(??)" bis zu "dann mach ich es halt" schwanke. Von jemandem, der mir auch nur 10 % abnimmt kann ich grad nur träumen. Hört sich verbittert an, aber dein text klingt für mein Leben grad schon nach ner Utopie. Schön dass ihr auf einander achtet!

  5. Alexander sagt:

    Leider kommt meine Antwort auf Deinen Kommentar etwas später. Mich würde interessieren, was Dein Mann sagt oder sagen würde, wenn Du Dir auch mal eine Auszeit nimmst? Natürlich kenne ich Deinen Mann überhaupt nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass das vielleicht gar nicht so das große Problem wäre.

    Viele Grüße,
    Alex

  6. Alexander sagt:

    Hallo Schnuffel,

    vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich habe sehr viel Respekt vor jeder Alleinerziehenden (und jedem Alleinerziehenden). Hoffentlich hast Du noch Freunde/Eltern/Großeltern/Familie, die Dich unterstützen und Dir helfend zur Seite stehen.

    Viele Grüße,
    Alex

  7. Alexander sagt:

    Vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich hoffe für Dich, dass Du jemanden findest, der mehr als 10% übernimmt und das Dich ansonsten Freunde/Familie unterstützen.

  8. Alexander sagt:

    Gleiche Verteilung von Arbeit ist meiner Meinung sehr schwierig – das habe ich ja versucht in dem Text zu beschreiben. Ich finde nur, man sollte versuchen fair zu sein und versuchen gerechte Lösungen zu finden. Das ist manchmal ganz schön schwierig und kompliziert. Hinzu kommt noch, wie Du treffend beschrieben hast, dass in vielen Familien nicht beide Elternteile weniger arbeiten, sondern meist Vollzeit/Teilzeit gearbeitet wird. Hast Du denn schon mal darüber nachgedacht, ob Du Stunden reduzieren kannst?

    Viele Grüße,
    Alex

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