Vielleicht sollte man hier nochmal eine Warnung ausgeben: der Versuch mit einem Kinderwagen und jede Menge Gepäck einen französischen Schnellzug names TGV zu entern, kann im Desaster ändern. Nur mein Willen und das Wissen, zu wem der Kinderwagen gehört, haben dafür gesorgt, dass ich nicht am Bahnhof zurückgeblieben bin.
Wer vielleicht schon mal in einen ICE mit einem Kinderwagen eingestiegen ist, weiß, auf was er sich einlässt. Es gibt ein, zwei Stufen und dann ist man drin. Die Gänge sind relativ breit, so dass sich schnell das Kinderwagenabteil oder ein anderer Abstellplatz finden lässt. Zur Not kann der Kinderwagen auch gegenüber der Tür stehen gelassen werden, durch die man reingekommen ist. In einem Doppelstock-TGV der französischen Bahn funktioniert das nicht so.
Kinderwagen und Rucksäcke zuerst
Wir mussten in Mannheim in den TGV umsteigen. Meine Frau trug das Runzelfüßchen und das zahlreiche Handgepäck, während ich den Kinderwagen und zwei große Rucksäcke hatte. Als ich den Kinderwagen in den TGV reinschieben wollte, kam schon das erste Problem. Direkt hinter der Tür geht es entweder die Treppe hoch nach oben ins das zweite Stockwerk oder zwei Stufen runter in das untere Stockwerk. Für die Treppe nach oben war der Kinderwagen aber zu beladen. Also habe ich erstmal den Kinderwagen unten reingeworden und die zwei Rucksäcke nach oben bugsiert.
Andere Menschen haben keine Geduld mit Eltern
Nachdem mir jemand mit einem Rucksack geholfen hatte und der Kram oben war, kam das nächste Problem: Es gibt in diesen Zügen keine Staufläche für Kinderwagen. Also das Ding auseinandernehmen und in die Gepäckfächer verstauen. Der Kinderwagen blockierte also erstmal den Gang, während ich mich ans verstauen machte. Meinen Mitreisenden daurte das leider zu lange und sie feurten mich mit wiederholtem „Fold it, fold it, fold it“-Rufen an. Nachdem der obere Teil verstaut war und ich damit beschäftigt war, den unteren Teil zusammenzuklappen, hörten die „Fold it, fold it, fold it“-Anfeuerungsrufe leider nicht auf. Meine Geduld war am Ende und ich schrie die anderen Fahrgäste an, dass es nicht schneller geht, wenn sie mir zusätzlich auf den Sack gehen.
Kein guter Beginn für den Urlaub
Völlig verschwitzt vom Schleppen und Ärgern kam ich zu meinem Platz. Das Runzelfüßchen saß schon da und lachte mich an. Wenigstens ihr ging es gut, dachte ich, während ich mir schon das Aussteigen aus dem Zug in den dunkelnsten Tönen ausmalte.
Komischerweise klappte das Aussteigen viel besser und ein netter französischer Student half mir mit dem Gepäck. Vielleicht konnte der Urlaub doch noch gut werden, wenn es in Frankreich mehr nette und hilfbereite Menschen geben würde.
Oh das stimmt, TGV und Kinderwagen ist nicht so toll.
Aber was mich wundert, diese Fold-it Rufe waren Franzosen?
Ich bin nun schon oft u weite Strecken TGV mit Kind und Kegel gefahren- und ich muss immer wieder sagen und feststellen dass die Franzosen gegenüber Familien hilfsbereiter und netter waren als dann im
Anschlusszug in Deutschland. Wie ging es denn dann weiter? Bin ganz gespannt!!!
Liebe Tanja,
wir waren auch verwundert, aber ich glaube, es waren eher Pendler, die die Strecke öfter fuhren – die meisten sind in Straßburg wieder ausgestiegen… Die Leute waren wirklich extrem gestresst, genauso wie wir. Und was ich schon mal sagen muss: Gesamtgesehen war das die wirkliche Ausnahme, sonst haben wir sehr viel Unterstützung erfahren. Ich werde auf jeden Fall weiter darüber berichten!
Liebe Grüße,
Andrea