Ostern in Zeiten von Corona

„Warum hast du denn gar nicht gezeigt, was ihr dieses Osterwochenende gemacht habt?“, wurde ich gestern Abend gefragt. Ich würde, so erklärte mir die Leserin, doch sonst immer alles zeigen.

Die Nachfrage rührt mich, ehrlich. Die Wahrheit ist: Ich bin zu erledigt dafür. Ich habe nicht die Kraft für Fotos und Texte und Alltag.

Vorfreude auf Ostern

Tatsächlich habe ich mich sehr auf Ostern gefreut. Auf vier Tage, an denen niemand arbeiten muss und wir endlich mal als Familie schöne Momente erleben können. Die Wahrheit aber ist: Nichts war mit nicht arbeiten. Ich habe die Ostertage zu einem Großteil auch genutzt um zu arbeiten. Weil ich aufholen muss, was in den Wochen im Homeoffice mit Kindern liegen bleibt. Weil ich es nicht immer schaffe, nachts zu arbeiten, weil ich ausgelaugt und dünnhäutig bin und müde. So, so müde.

Wir waren Karfreitag im Wald, nach Protest des Mittleren, der ja nach wie vor Angst davor hat, rauszugehen. Es hat den Kindern, wider ihres eigenen Erwartens, gut gefallen, für mehrere Stunden war alles gut. Zuhause verschwand ich an meinen Computer, die Arbeit rief.

Spazieren, arbeiten, schlafen, von vorn

Ostersamstag lief es ähnlich, wir gingen spazieren, ich verschwand an den Computer. Und auch gestern und heute lässt sich nicht viel mehr berichten. Obwohl, ich muss gestehen: Hier ist es viel lauter als sonst. Meine Geduld, mein Verständnis, meine Zuwendung ist aufgebraucht, so dass ich nach vier Wochen zuhause arbeiten mit Kindern einfach nicht mehr kann.

Zuhause arbeiten mit Kindern ist laut

Ich bin bestimmt ganz oft furchtbar ungerecht, aber ich bin auch unglaublich gestresst. Weil Abgabetermine näher rücken. Mein zweites Buch muss in wenigen Tagen fertig sein, gefühlt ist noch nichts fertig und ich habe einfach großen Druck. Ich hatte immer gedacht, dass in der Hochphase des Buchschreibens alle drei Kinder in der Kita wären. Stattdessen sind alle bei mir zuhause und ich habe nicht nur den Manuskriptabgabetermin im Nacken, sondern auch Deadlines für Artikel und Auftragsarbeiten.

Müde und schlecht gelaunt

Ich bin müde, ich bin schlecht gelaunt und ich bin ganz sicher unfair. Neulich sagte ein Freund zu mir, dass er keine Ahnung hat, wie wir das schaffen, unsere drei Kinder zu beschäftigen, im Homeoffice-Schichtbetrieb zu arbeiten und am Ende des Tages nicht komplett fertig zu sein. Da fielen mir zwei Dinge auf. Zum Einen: Ja, das ist echt viel, was wir gerade leisten. Ich gestatte mir nur nie, das auch für mich selbst anzuerkennen.

Und zum anderen: Es ist ok, dass es nicht ohne Reibereien geht. Wir sprechen am Abend mit den Kindern, wir erzählen uns, was gut und was schlecht lief. Die Kinder wissen, dass wir Eltern unter Druck stehen, dass wir sie lieb haben, auch wenn wir motzen, weil die Wohnung aussieht wie ein Saustall.

Situation überfordert mich

Mir ist vieles zu viel, ich bin in den letzten Wochen sehr oft überfordert. Nicht von meinen Kindern, aber von der Situation. Wir haben keinen Garten, um den Kindern „Auslauf“ zu verschaffen, müssen wir ziemlich weit fahren. Und das geht mit Homeoffice-Arbeitszeiten gerade nicht. Ich habe keine Ahnung, wie es ab 20. April weitergehen wird. Weil ich zur Risikogruppe gehöre, ist es für mich auch nicht unbedingt ratsam, die Kinder wieder in die Kita zu schicken.

Und doch denke ich: Wie lange sollen wir das alles noch aushalten? Ich vermisse natürlich Familie und Freund*innen. Ich hätte Ostern gern anders gefeiert, als wir es getan haben (auch wenn das Runzelfüßchen meinte: „Mama, das war das schönste Ostern, was wir je hatten). Aber am meisten wünsche ich mir, dass wir alle nicht mehr diesen irrsinnigen Druck haben alles in unseren eigenen vier Wänden zu wuppen. Weil das so sehr an meine Substanz geht.

Wie geht es euch? Wie kommt ihr zurecht?

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Eine Antwort

  1. Es ist wirklich viel für alle… Die ganze Welt im riesengroßen Umbruch auf so unglaublich vielen Ebenen… So viel Not und Leid durchrüttelt jedes fühlende Wesen… Mir war es in der letzten Zeit auch oft zu heftig, all das zu begreifen und zu verarbeiten…
    So ganz langsam arrangiere ich mich mit meiner Ohnmacht in Bezug auf die großen Dinge und erlange Stück für Stück die Macht über meine Gedanken, Gefühle und Taten zurück.
    Aber es ist ein auf und ab…
    http://bluebottles.net/2020/04/13/von-krieg-in-den-herzen-nebenschauplaetzen-und-dem-weg-zum-frieden/

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