Lästern über Mütter

„Sag mal, hast du die Mutter von Chiara gesehen? Die hat aber ordentlich zugelegt, oder?“
„Ja stimmt, na, der scheint es in der Elternzeit ja gut zu schmecken!“
„Wenn man sich dagegen die Mutter von Matthias anguckt – die ist ja nur noch Haut und Knochen. Das sieht auch gar nicht schön aus!“

Mütter lästern über Mütter

Solchen Gesprächen muss ich öfter beiwohnen und doch bin ich jedes Mal auf Neue darüber schockiert. Denn die Frauen, die da über die Körpermaße anderer Frauen lästern, die sind selbst Mütter von kleinen Mädchen. Und erklären immerwieder, wie wichtig für sie ein gesundes Körperbild ist.

Perfekte Frauenkörper

Da frage ich mich: Wie genau passt das zusammen? Wie können diese Frauen auf der einen Seite über die Körper anderer Frauen urteilen und dann glauben, dass ihre Mädchen starke, selbstbewusste Frauen werden, die auf sich und ihren Körper stolz sind. Bedeutet es eigentlich nämlich doch nur, dass Frauen auf ihren Körper stolz sein können wenn er in den Augen der meisten Menschen „perfekt“ ist, also nicht zu dick und nicht zu dünn?

Steht zu eurem Körper

Das ist total Quatsch, finde ich. Denn ein Körper ist dann gut, wenn man sich in ihm wohl fühlt. Wenn man gut zu sich ist, sich Dinge nicht versagt aber auch nicht nur Blödsinn isst. Wenn man zu sich steht und sich nicht diktieren lässt welche Zahl auf der Waage nun die vermeintlich richtige ist. Ein guter, gesunder Körper ist für mich nicht in Gewicht messbar. Und das möchte ich meinen Kindern auch vermitteln.

Lästern über andere Mütter

Ich beteilige mich nie an solchen Gespräche, aus mehreren Gründen. Zum einen finde ich all diese Lästerreien furchtbar. Ich verabscheue es über das Aussehen anderer zu urteilen, einfach weil das sowas von dermaßen unwichtig ist.
Zum anderen aber bin ich mit meiner Vorbildfunktion da sehr bewußt. Meine Tochter soll ohne Bodyshaming groß werden. Sie soll wissen: Körper sind unterschiedlich, Menschen sind unterschiedlich, und das ist auch gut so.

Wie reden mit anderen Müttern?

Ich muss aber auch zugeben, ich habe den anderen Müttern noch nie gesagt wie sehr mich ihre Lästereien stören. Das klingt komisch, wo ich sonst doch Konfrontationen nicht scheue. Allerdings ist es einfach auch so, dass ich nicht genau weiß wie ich das Thema anspreche. Einfach sagen: „Hört auf damit“ greift für mich zu kurz. Für lange Erklärungen habe ich aber gar keine Zeit, weil immer mindestens eins meiner Kinder in der Nähe ist, auf mir rumklettert oder mich mitten in meinen Gedanken ablenkt. Aber ich will mich auch nicht rausreden, ich finde vielleicht auch einfach die richtigen Worte nicht. Denn diese Mütter, die da lästern, mit ihnen bin ich öfter zusammen. Weil unsere Kinder sich so sehr mögen.

Habt ihr Tipps?

Dennoch merke ich, wie ich gern eine Grenze ziehen möchte, wie diese Lästereien an meinen Nerven zerren und wie ich sie nicht ertragen kann. Nur über das „wie“ bin ich noch unschlüssig. Habt ihr einen Tipp für mich?

Das könnte dich auch interessieren …

3 Antworten

  1. Moni sagt:

    Mir ist in der Situation neulich der Kragen geplatzt & ich hab einer (kinderlosen) Freundin, die die Tendenz hat ihre Unsicherheit über den eigenen Körper durch Lästern / sich besser Stellen über Andere auszubügeln gesagt: Stell dir mal vor xyz würde jetzt direkt hören was Du über sie sagst, möchtest Du das? Möchtest Du, dass jemand anderes so über Dich redet? Ich möchte das nicht hören! – Da ist die Konverstaion direkt in die entgegengesetzte Richtung umgeschwenkt. Das reicht meistens. Für mich beschränkt sich das mit der Lästerei übrigens nicht nur auf Mütter / Mädchen sondern ist auf Körper im allgemeinen anzuwenden… als Jungsmama die auch nicht ohne Kritik am eigenen Körper ist, ist mir das genauso wichtig. Sich ins Bewusstsein rufen, dass wir alle individuell sind, und jeder Körper anders auf's Mutter-sein und die damit verbundenen Belastungen reagiert, hilft auch. Manche werden unter Stress dünn, andere legen zu… und Jeder hat einen unterschiedlichen Punkt an dem er sich mit sich selbst wohlfühlt… Ich bin jetzt dazu übergegangen das auch laut zu sagen wenn solche Gespräche losgehen, und fahre bisher ganz gut damit. 🙂
    Zu dem ganzen Thema kann ich übrigens auch die "Embrace" Dokumentation von Taryn Brumfitt empfehlen.

  2. Anonym sagt:

    Warum nicht einfach sich am Gespräch beteiligen und die Meinung sagen so wie "Ich finde das nicht schlimm, jeder hat seinen Körper und Hauptsache man ist selbst zufrieden damit." Darauf werden sie ja reagieren und vielleicht entwickelt sich eine Diskussion. Jemandem den Mund verbieten muss ja nicht sein, aber sagen was man denkt, kann ja drin sein.

    Gruß, Mareike

  3. Oh ja, ich hasse das dermaßen. Meistens sind diese Frauen zu sich selbst allerdings auch nicht liebevoller und leben auch das ihren Kindern vor. Da wird bei jedem Essen über den Kaloriengehalt geredet und "gesündigt".
    Ich würde tatsächlich unterscheiden, wie gut ich die Frauen kenne. Bei Frauen, die ich mag und die mir nah genug sind, würde ich bestimmt schreiben oder mal in Ruhe einen Kaffee trinken und das Thema umfassend diskutieren.
    Bei Menschen, die mir dazu nicht nah genug sind, kann ich den Mund mittlerweile auch nicht mehr halten, wobei mir auch klar ist, dass ein, zwei Sätze wahrscheinlich nicht helfen. Ich versuche dann, zumindest die Lästernden nicht zu stark zu kritisieren und sie abzustrafen. Ich sage dann sowas wie: "Ich habe mein Leben lang darunter gelitten, dass über Körper gelästert wird, geht es euch nicht auch so?"
    Letztens wurde in meiner Anwesenheit gelästert und es fiel auf, dass ich sehr still wurde. Auf die Frage, was ich denn dazu denke, habe ich geantwortet, dass ich seit dem Abi 1997 nicht mehr über andere lästere. Da war es sehr still. Ich habe dann direkt nachgeschoben, dass ich keinem zu nahe treten will.
    Ich denke, wir kommen da erst raus, wenn wir mit Liebe und Verbindung um uns werfen, sie teilen und teilen und verbreiten und so viele Menschen wie möglich damit berühren. Wenn wir selbst andere nicht abwerten (und das schaffe ich auch nicht immer!), wenn wir so oft es uns einfällt etwas Nettes sagen, uns gegenseitig "warm duschen" und stärken. Vielleicht reicht das nicht? Ich hoffe, dass es Wellen schlägt, die immer größer werden. Und ja, ich bin eine naive Idealistin und stehe dazu.

    Ich liebe übrigens diese Hose oben auf dem Bild! Ich mag es, dass Du so bunt bist und freue mich, Dich virtuell kennen zu dürfen. Und irgendwann auch mal live.
    Liebe Grüße
    Julia

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert