Holocaust – Gedenktag: Büchertipps

Bücher Holocaust Gedenktag Andrea Zschocher

Heute, am 27.01. ist Holocaust-Gedanktag. Offiziell heißt dieser so wichtige Tag (gerade auch in diesem Wahljahr und nach Elon Musks Hitlergruß) Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.
Ich hatte euch im letzen Jahr schon ein bisschen über meine persönlichen Gründe erzählt, mich stärker mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Nun wollte ich euch zum heutigen Tag ein paar Buch- und Filmtipps da lassen.

Natürlich ist der Holocaust ein schweres Thema und ich will auch gar nicht so tun, als sei eine meiner Empfehlungen eine amüsante, leichte Lektüre, die euch mit Wissen versorgt und gleichzeitig heiter unterhält. Ich weiß gar nicht, ob das bei dem Thema überhaupt geht. Ich weiß aber noch viel weniger, ob das wirklich angebracht ist. Ist es nicht auch ok und wichtig, dass manche Themen einfach weh tun. Dass wir sie aushalten? Gerade auch, um nicht den gleichen Fehler noch mal zu machen? Denn klar, wir sind andere Menschen als unsere Großeltern, unsere Urgroßeltern. Aber wir tragen die Verantwortung dafür, dass die Geschichte sich nicht wiederholt. Dabei kann ein Blick in die Vergangenheit helfen.

Buchempfehlungen zum Holocaust-Gedenktag

Bücher Holocaust Gedenktag Andrea Zschocher

Boris Pahor & Jurij Devetak: Nekropolis – Der Roman als Graphic Novel

Ihr könnt Boris Pahors Roman „Nekropolis“ natürlich auch als reinen Text lesen. Ich habe ihn aber als Graphic Novel* entdeckt, was zum einen daran liegt, dass ich Graphic Novel an sich sehr gern lese, zum anderen aber daran, dass ganz andere Bilder erzeugt werden, die einen anderen Zugang zum Text und zum Erleben ermöglichen. Wenn ihr euch die Graphic Novel anschaut, dann werdet ihr sofort verstehen, was ich meine. Mich hat besonders eine Szene, in der ein Kind mit einer Schnur spielt, sehr mitgenommen und ich weiß nicht, ob das beim Roman an sich den gleichen Effekt gehabt hätte.

Wie ihr „Nekropolis„* letztlich lest, bleibt natürlich euch überlassen. Empfehlenswert ist der Roman so oder so. Weil er zeigt wie das Überleben und Sterben in den Lagern u.a. denen, die die meisten uns weniger gut kennen werden, Natzweiler und Harzungen gewesen ist.

Bücher Holocaust Gedenktag

Bruno Apitz: Nackt unter Wölfen

Die meisten von uns werden von „Nackt unter Wölfen„* sicherlich schon mal gehört, ihn hoffentlich auch gelesen haben. Die Geschichte um ein Kind das in Buchenwald versteckt wurde, stimmt in Teilen. Es gab dieses Kind in Buchenwald tatsächlich. Stefan Jerzy Zweig kam als Dreijähriger nach Buchenwald, sein Vater hatte ihn in einem Rucksack ins Lager geschmuggelt. Schon an der Stelle gehen Realität und Fiktion auseinander und deswegen ist der Roman auch kein Tatsachenbericht, sondern bei aller sicherlich korrekt dargesteller Gewalt und Unmenschlichkeit, eben ein Stück Literatur. Bruno Apitz hat Stefan Jerzy Zweig im Lager nicht kennengelernt sondern nur von ihm gehört. Nehmt die Lektüre des Romans vielleicht auch zum Anlass, um tiefer in das Thema Kinder in KZs einzusteigen, denn leider gab es die ja überall. Sie wurden nur nicht überall so versteckt sondern oftmals in den Tod geschickt.

Bücher Holocaust Gedenktag Andrea Zschocher

Ginette Kolinka: Adieu Birkenau

Eine weitere Graphic Novel, die mich ebenfalls total abgeholt hat und von der ich schon mehrfach auf dem Blog berichtet habe, ist „Adieu Birkenau„* Ginette Kolinka hat Auschwitz überlebt und viele Jahrzehnte darüber geschwiegen. Als sie ihre Geschichte schließlich im TV erzählt, wird sie zu einer gefragten Zeitzeugin. Als sie aufgrund ihres Alter ein letztes Mal eine Gruppe durch das KZ führt und berichtet, lässt sie sich vom Journalisten Victor Matet und dem Comic-Szenaristen Jean-David Morvan begleiten. Die zeichnen in „Adieu Birkenau“ nicht nur ihre Lebensgeschichte auf, sondern auch den persönlichen Abschied von einer wichtigen, schmerzhaften Arbeit. An der Stelle wird einmal mehr deutlich, wie wichtig die wenigen verbliebene Zeitzeug*innen auch für unsere Demokratie sind. Denn sie erinnern und mahnen uns.

Bücher Holocaust Gedenktag Andrea Zschocher

Tova Friedman: Ich war das Mädchen aus Auschwitz: Eine der letzten Überlebenden des Holocaust erzählt ihre Geschichte

Tova Friedman wurde als Vierjährige in ein Konzentrationslager deportiert. Als Sechsjährige kommt sie nach Auschwitz. Ihre Kindheit ist geprägt von unvorstellbarem Leid, Unmenschlichkeit, Grausamkeit und Brutalität. Und gleichzeitig ist da Hoffnung und Liebe, auch in Situationen, in denen Nazis versuchten, jeden Funken Menschlichkeit aus den Inhaftierten auszulöschen. Tova Friedman überlebt, findet nach Ende des Krieges ihre Eltern wieder und widmet ihr Leben dem Kampf gegen das Vergessen.

Wenn „Ich war das Mädchen aus Auschwitz„* euch berührt und ihr euren Kindern ab zehn Jahren auch etwas von Tova Friedman zu lesen geben möchtet, die Überlebende hat mit „Wir Kinder von Auschwitz – Wie ich das Todeslager überlebte: Eine der letzten Überlebenden des Holocaust erzählt ihre Geschichte für junge Leser“* gerade auch ein Kinderbuch veröffentlicht.

Bücher Holocaust Gedenktag Andrea Zschocher

Hannah Brinkmann: Zeit heilt keine Wunden: Das Leben des Ernst Grube

Ernst Grube wird Anfang 1945 als Kind auf einem der letzten Transporte nach Theresienstadt deportiert. Er überlebt, engagiert sich in der BRD in der kommunistische Bewegung. Aufgrund politischer Aktivitäten wird er in den 50ern verurteilt und inhaftiert. Ihm gegenüber steht am Bundesgerichtshof der Richter Kurt Weber. Er war unter den Nazis Erster Staatsanwalt und fällt in der BRD unverhältnismäßige Urteile. Wie gehen wir damit um, dass wir manchen Begegnungen gar nicht aus dem Weg gehen können. Und, dass das unfassbar schmerzhaft ist.

In der Graphic Novel „Zeit heilt keine Wunden„* lest ihr: Manche Wunden kann die Zeit nicht heilen. Mich hat schon der Titel sehr abgeholt.

Filmempfehlung zum Holocaust-Gedenktag

Für alle, die lieber einen Film schauen, statt ein Buch zu lesen: A Real Pain läuft aktuell im Kino und ich kann ihn euch wirklich nur empfehlen. Ein sehr eindringlicher Film (an dem ihr vielleicht zumindest mal schmunzeln könnt) und der euch zeigt, was die Enkelgeneration heute umtreibt. Kieran Culkin ist für den Oscar als beste Nebenrolle nominiert, Jesse Eisenberg geht fürs beste Drehbuch ins Oscarrennen (was meiner Meinung nach selten etwas über die Qualität des Films aussagt, aber vielleicht animiert euch das ja mehr, als meine Empfehlung. Hauptsache ihr schaut euch den Film an!)

Auch empfehlen kann ich euch „One Life“, ein Film den ihr aktuell streamen könnt. Es geht um Nicholas Winton, der kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs 669 vorwiegend jüdische Kinder aus Prag rettet und über lange Jahre darüber geschwiegen hat. Ihn verfolgt das Schicksal derer, die er nicht retten konnte und so beginnt er, sich nach Jahrzehnten damit auseinanderzusetzen. In seinen Augen hat er nicht genug getan. Ein grandioser Film, der nicht nur noch einmal die Chance gibt, Sir Anthony Hopkins zu sehen, sondern auch die Frage aufwirft: Was hätten wir in der Situation getan? Denn der Unterschied zwischen den Mutigen und den Mitläufern ist ja oft nur eine einzige Tat.

Als letzte Filmempfehlung möchte ich euch noch „In voller Blüte“ ans Herz legen. Auch den Film könnt ihr streamen. Hier geht es tatsächlich nicht um den Holocaust, auch wenn es um den Zweiten Weltkrieg geht, sondern um die Frage, was Krieg mit uns macht. Für alle, die sich heute vielleicht auch damit beschäftigen wollen, sich einen Film über den Holocaust aber nicht zutrauen.

Wenn ihr weitere Empfehlungen für mich habt, ich ergänze diese Liste sehr gern. Denn wenn wir ehrlich sind: Wir alle müssen uns gegen das Vergessen engagieren. Denn auch wenn die Kinder- und Enkelgeneration zu der wir gehören, keine Schuld trifft, weil wir schlicht zu jung bzw. gar nicht geboren waren, ist es unsere Verantwortung, dass so etwas nie wieder geschieht. Und in Zeiten von Elon Musk und seinem Hitlergruß ist diese Verantwortung größer denn je.

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Eine Antwort

  1. fine sagt:

    Ich würde gern das Buch „Noah“ von Takis Würger ergänzen. In so wenigen Worten für das unsagebare Worte gefunden. Ein Buch, welches ich nicht vergessen kann und möchte.

    Danke für den Artikel!

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