Ein Tag mit Kind in den öffentlichen Verkehrsmitteln in Berlin

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Gestern sah ich einen Tweet von Sophie, der mir so verdammt bekannt vorkam. Es ging ums Leben mit Kind und öffentliche Verkehrsmittel. Diese Beziehung ist nämlich soviel schwieriger, als man gemeinhin annehmen würde.

Unterwegs mit Kind in Berlin

Ich habe kein Auto, ich bin eigentlich jeden Tag in Berlin unterwegs und nutze ergo immer, immer, immer die Bahn. Und die Tram. Ungern den Bus, weil das Chaos da schon beinahe vorprogrammiert ist.

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Öffentliche Verkehrsmittel mit Kind in Berlin

Aber auch in U-, S-, und Straßenbahn ist es ein Trauerspiel. Zur Zeit möchte das Runzelfüßchen gern im Kinderwagen chauffiert werden. Also rein mit dem Ding in die verschiedenen Bahnen. Leider, da fängt es schon an, werde ich gar nicht immer mitgenommen. Wenn mal eine Bahn ausfällt hat das in Berlin oft gleich einen kleinen Menschenauflauf zur Folge. Und die wollen in die nächste Bahn. Ich auch, aber mit Kinderwagen nehme ich wertvollen Platz weg. Den die anderen nicht kampflos aufgeben. Also zwingen sie mich, vor der Tür zu warten.

Du bist Mutter, du hast Zeit

Wie die das machen? In dem sie mir den Weg versperren. Oder sagen, ich sei ja Mutter, ich hätte Zeit, ich könne ja den nächsten Zug nehmen. Und ja, sowas endet oft mit Zank, weil ich gar nicht einsehe, als Passagier zweiter Klasse zu gelten. Nur ist das ja nicht die Art, wie ich gern mein Leben bestreite.

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Kinderwagenplätze in der Bahn

Schaffe ich es in die Bahn, beginnt das Gerangel um den Kinderwagenplatz. Doch, es gibt extra Plätze für Rollstuhlfahrer, Kinderwagen, Fahrräder. Größte Gepäckstücke von mir aus auch. Dieses Plätze sind aber sehr beliebt bei Menschen die gern stehen. Und die ihre Platze nur unter höchstem Protest aufgeben.

Darf ich den Platz benutzen?

„Könnten sie bitte den Platz frei machen, der Kinderwagen und so…“ endet auf unterschiedliche Weisen:

  1. Die Leute gehen zur Seite. Yeah, danke, schönen Tag und alles Gute. 
  2. Die Leute brummeln sich was, machen aber den Platz frei. Nun gut, ich tue so, als hatte ich das nicht gehört.
  3. Die Leute stellen sich taub. Und taub… Und taub. Nach mehrmaligem Bitten und antippen durch andere Reisende gehen sie entnervt und mit Seitenblicke aufs Kind weg. Wir genervt ich dabei bin ist egal.
  4. Die Leute stellen sich 2cm weiter weg. Mir ist nicht klar, wie ich den Kinderwagen auf dem „frei“ gewordenen Platz parken soll, also fordere ich mehr. Darauf bekomme ich ein „oh Mutti, echt jetzt “ zu hören. Ja, echt jetzt.
  5. Die Leute bleiben stehen und starren mich an. Provozierend, abschätzend. Bei anderen mag das wirken, bei mir nicht. Ich starre zurück und schiebe den Kinderwagen langsam in ihre Richtung. Hat ein bißchen was von Schießduellen im Wilden Westen.
  6. Die Leute sprechen mich aggressiv an „Du kannst mal schön bitte bitte sagen, sonst passiert hier gar nichts, blöde Schlampe“. Öhm ja. Ich bin diesem Menschen aus verschiedenen Gründen über den Fuss gefahren. Mehrfach. Die Waffen einer Mutter und so.

Mit Kleinkind in Berlin

Nun denn, nehmen wir an die Bahn kam pünktlich, es ist leidlich voll, ich habe den Kinderwagenplatz bekommen. Alles gut, möchte man glauben. Falsch. Denn, oh weh, meine Tochter ist an sich schon ein Stein des Anstoses.
Sie will, wie Kleinkinder nun mal sind, alles erkunden. Menschen kennenlernen, mit ihnen „sprechen“ und ihre Aufmerksamkeit. Was andere sehr nervt.

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Verlassen Sie bitte die Bahn

Sie winkt wie die Queen in die Runde und begrüßt jeden mit „Hallo“. Sie bietet ihr Spielzeug an und an einem besonders fröhlichen Tag quietscht sie laut voll unbändiger Lebensfreude. Für dieses Quietschen, das zugegeben schrill aber auch total normal – Kleinkind ist, wurde ich schon oft aufgefordert, die Bahn zu verlassen. Das Kind würde doch sehr stören.
Ich blieb natürlich stehen, den Platz hatte ich mir doch hart erkämpft. Aber ich bin durchaus auch betroffen ob soviel Feindseeligkeit.

Stress beim Bahn fahren in Berlin

Wenn wir längere Strecken fahren, dann will das Runzelfüßchen auch oft aussteigen und auf dem Bahnsitz sitzen. DAS wird ja gleich noch viel weniger gern gesehen. „Nimm die Füße da runter“ wird das Kind, das zu klein ist um diese Sitze überhaupt auszufüllen, dann angeherrscht. Überhaupt werden wir viel angefaucht. Weil ich zu langsam bin beim Aussteigen mit Kinderwagen. Weil das Runzelfüßchen etwas hat fallen lassen. Weil das Kind zuviel lacht. Weil es nicht lacht. Weil ich vermeintlich im Weg rumstehe. Bahn fahren in Berlin hat mich noch nie so getresst wie in Zeiten des Runzelfüßchens. Und da lasse ich all die anderen Fallstricke wie Fahrstühle und Ersatzverkehr mal außer Acht.

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Blogparade „Mit Kind in öffentlichen Verkehrsmitteln“

 Die Tweets, die gestern zu diesem Thema geschickt wurden deuten darauf hin, dass ich nicht allein bin mit dem „Problem“ Kind und öffentliche Verkehrsmittel. Deswegen will ich eure Meinungen wissen: Wie ist das bei euch? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Ist starte eine neue Blogparade dazu. Bis zum 30.04.2015 habt ihr Zeit von euren Erlebnissen zu berichten. Verlinkt eure Beiträge hier auf der Seite. Nach Ablauf der Frist fasse ich alle Antworten wieder in einem Post zusammen und verlinke natürlich auf euch.

Eure Beiträge in der Linksammlung

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9 Antworten

  1. MartinTriker sagt:

    Oh Mann, wenn ich das lese. Das ist ja noch übler als die bekannte Berliner "Höflichkeit".

  2. Also ich bin ehrlich gesagt entsetzt über das was ich hier lese – ich habe solche Erfahrungen hier in Hamburg zum Glück noch nie gemacht. Vielleicht sollte mal jemand ein Verkehrsmittel erfinden, das ausschließlich von Eltern mit Kindern und Kinderwagen genutzt werden darf 🙂 Marktlücke, oder??

  3. Anonym sagt:

    Oh ich glaube dazu habe ich auch was, und wieso ich inzwischen fast nur noch Auto fahre.

  4. Anonym sagt:

    Dafür kann ich von sowas ein Lied singen!!!

  5. Anonym sagt:

    Es geht ja schon los, wenn man schwanger ist. Ich wohne in Bayern und erlebe es andauernd, dass sich die Leute im Supermarkt noch schnell vor mich an die Kasse drängeln, obwohl ich zb nur zwei Teile hab und die nen halben Wagen voll. Ich bin im zehnten Monat!!! An der Kasse wird von hinten gedrängelt, in der Bahn steht keiner auf, aufm engen Gehsteig wird man angerempelt…usw. Da will ich net wissen wies mit Kind ist! Lg Anja

  6. dani sagt:

    Liebe Andrea,
    mein Linktitel ist wieder zu lang, kannst du es hübsch machen?
    http://gluckeundso.de/wieso-ich-wieder-auto-fahre-und-wieso-die-stadtbahn-schuld-ist/
    Es ist echt unglaublich, dass es so viele gibt, die so schlechte Erfahrungen gemacht haben.
    Danke
    Dani

  7. Sebastian sagt:

    Bei mir waren es immer die Fahrstühle, die mir das Leben schwer gemacht haben. Den KiWa Platz habe ich mir immer "genommen".
    Mittlerweile will er aber nicht mehr unbedingt in den KiWa. Jetzt sollte man meinen das Problem hat sich erledigt?!
    Naja, es verlagert sich nur. Jetzt habe ich das Problem, dicker Rucksack und Kind auf dem Arm. Festhalten wird da echt nicht leicht. Und Rücksicht muss man auch keine erwarten.
    Darum bin ich jetzt aufs Fahrrad umgestiegen. (Auto haben wir auch keins mehr)

  8. Anonym sagt:

    Ich überlege gerade, ob ich das verdrängt habe …. nein, so krass habe ich das nie in der Bahn erlebt, eher das Gegenteil. Wie krass sich das von Stadt zu Stadt unterscheidet.

  9. Melanie sagt:

    Interessanter Beitrag, den ich aber nur zum Teil so unterschreiben kann. Wir sind früher, also bevor wir ein Auto hatten, auch nur mit den Öffentlichen unterwegs gewesen. Sogar mit Geschwisterwagen. Jetzt sind wir ab und zu mit 3 kleinen Kindern unterwegs, aber außer den berühmten Blicken, die man als große Familie bekommt, finde ich nicht, dass man grimmig oder dreist uns gegenüber ist. Beim Warten auf den Fahrstuhl halte ich mittlerweile auch nicht mehr den Mund, wenn sich jemand ohne Kinderwagen vordrängelt, um noch einen Platz zu bekommen. Trotzdem fahren wir jetzt eher mit dem Auto, aber aus praktischen Gründen… drei Kinder, Kinderwagen und Beutel, Umsteigen, Warten, Laufen… In ein oder zwei Jahren mache ich das bestimmt wieder häufiger so, momentan verzichte ich.

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