Gastpost: Echte Männer machen keine Elternzeit, das ist Frauensache
Heute, tatatata, ist es endlich soweit! Der erste Gastpost von einem Mann! Yeah! Ich habe ja schon lange darauf gewartet, dass mein Mann mal Unterstützung bekommt. Und Sebastian von Iamyourfather ist in die Bresche gesprungen hat und hat in die Tasten gehauen.
Er schreibt über eines meiner Herzensthemen: Elternzeit von Vätern.
Sebastian von Iamyourfather
Nachdem ich bei dieser Überschrift jegliche Aufmerksamkeit habe und sich bei den einen oder anderen böse Kommentare in den Köpfen formen, kann ich das ganze ja mal entschärfen: **So ein Quatsch.**
Ich selbst bin super glücklicher Vater eines mittlerweile zwei jährigen Sohnes und habe mit voller Stolz und mit vollem Bewusstsein Elternzeit genommen. Zweimal sogar. Direkt den ersten Lebensmonat, um das neue Leben gemeinsam mit meiner Frau zu erkunden und dann noch mal die letzten zwei Monate (12. & 13. Lebensmonat) alleine. Und hätten wir vorher gewusst wie das alles läuft, dann hätten wir ganz klar 50/50 geteilt.
Elternzeit für Väter ist wichtig
Auch wenn ich das jetzt nur ungerne sage, aber Elternzeit für Väter ist, glaube ich, noch nicht überall angekommen. In meiner Freundschaftsblase ist das nicht so. 100% aller Väter in meinem Freundeskreis haben Elternzeit genommen. Und keiner von ihnen hat es bereut. Aber woran liegt das?
Seit 2007 können Väter bezahlt in Elternzeit gehen. Seitdem steigt die Zahl der Väter in Elternzeit langsam an. Aber gesellschaftlich ist das gefühlt noch nicht so ganz angekommen. Ich habe von anderen gehört, dass ihnen immer noch Steine in den Weg gelegt werden. In einer meiner früheren Anstellungen, musste ein Vater, um seine Stelle als Teamleiter behalten zu können, drei Tage die Woche zur Arbeit kommen. Einem anderen (andere Firma) wurde vom Chef der Spruch „Da hat es sich gar nicht gelohnt, einen Mann einzustellen.“ entgegen geworfen. Aber auch die „kleinen Sprüche“ von Kollegen können gerne mal daneben sein. Elternzeit ist nicht (immer) Urlaub!
Bindung zum Kind durch Elternzeit fördern
In meiner Elternzeit hatte ich sehr viel Spaß mit meinem Kleinen. Wir waren jeden Tag draußen. Ich konnte jeden Tag sehen wie er sich entwickelt. Es war schön gebraucht zu werden. Aus meiner Sicht hat die Zeit mit ihm die Bindung zwischen uns unheimlich gestärkt. Gut, es hat nichts dagegen geholfen, dass ich heutzutage ab und an unsichtbar werde und nur Mama helfen kann. Aus unserer Krabbelgruppe (PEKiP sagt man ja heutzutage) hatten noch zwei andere Väter mit mir zusammen Elternzeit. Wir trafen uns fast wöchentlich und gingen dann zum Beispiel gemeinsam in den Tierpark. Und wenn drei Männer gemeinsam kinderwagenschiebend durch den Tierpark laufen, bekommt man gut die gesellschaftliche Haltung zum Thema Väter in Elternzeit mit. Von skeptischen Blicken bis zu komischen Kommentaren. Alles war dabei. Aber da steht man(n) drüber.
Gründe gegen Elternzeit von Vätern
Auch wenn ich Elternzeit für Väter uneingeschränkt empfehlen kann, kann ich dennoch keinen Vater pauschal dafür verurteilen, wenn er dies nicht machen will. Es gibt zahlreiche Gründe, warum ein Vater keine Elternzeit nehmen will oder kann. Und fast alle Gründe sind aus meiner Sicht legitim. Der einzige Grund, den ich nicht gelten lassen würde, ist „Ich mag nicht“. Selbst der Grund „Ich kann mit dem Kind nicht umgehen“ sollte berücksichtigt werden. Aus meiner Sicht ist das Problem dann ein anderes und sollte unbedingt von beiden (Mama und Papa) angegangen werden. Aber keiner (Papa und Kind) hat Spaß an der Zeit zusammen, wenn einer von beiden (Papa) nicht mit dem anderen kann oder es sich nicht zutraut.
Aber um den Titel des Artikels noch mal aufzufassen. **Elternzeit: das ist nur was für echte Männer!**
Eure Erfahrungen in der Elternzeit
Wie war das bei euch? Sind die Väter in Elternzeit gegangen? Wie lange? Wieso nicht? Denn wie Sebastian ja schreibt, natürlich ist das nicht immer alles machbar. Aber der Post zeigt meiner Meinung nach so gut, wieso exklusive Vater-Kind-Zeit eben auch was Großartiges, Wichtiges und Tolles ist.
Ich muss da auch nochmal einhaken. Ich selbst habe bei beiden Söhnen keine Elternzeit genommen. Bei meinem ersten Sohn hatte ich gerade erst angefangen zu arbeiten und bei meinem zweiten Sohn habe ich nach der Geburt lange Urlaub genommen und war immerhin 3 Wochen zuhause. Warum ist das so? In erster Linie aus finanziellen Gründen. Ich finde wenn auf einmal ein drittel des Familieneinkommens wegfällt, ist das schon ein harter Einschnitt. Dafür hätten wir an unsere Ersparnisse gemusst, und das war es uns dann im Endeffekt leider nicht wert. Vielleicht nehme ich beim dritten Kind aber mal Elternzeit, inzwischen verdiene ich etwas mehr als bei den ersten beiden, da ist es vielleicht besser zu schaffen. Aber ich wollte nochmal darauf hinweisen, dass durch das Elterngeld gerade diejenigen bestärkt werden Elternzeit zu nehmen die relativ gut verdienen. Gerade für Geringverdiener ist es so gut wie unmöglich.
Herzlichen Glückwunsch zum Gastartikel eines Papas – und dann noch so ein spannendes und vielseitiges Thema. Mein Mann hat sich dazu auf meinem Blog auch geäußert. Wenn Du Lust hast, hier ist der Link: http://www.mamis-blog.de/2015/05/31/der-papa-spricht-so-war-die-elternzeit/ Ich persönlich denke auch, dass es hier ganz unterschiedliche Meinungen und Modelle und Konstellationen der Elternzeit gibt und jede Variante hat die Berechtigung, ohne dafür kritisiert zu werden.
Jepp, habe ich auch genommen und genossen.
Beim ersten Kind haben wir 50/50 geteilt. Es war perfekt, und ich würde es einerseits jedem empfehlen!
Andererseits muss ich sagen, dass mein Mutterherz nach 7 Monaten sehr geblutet hat, dass ich jeden Tag auf Arbeit musste. Das war hart für mich – obwohl ich es meinem Mann sehr gegönnt habe und er das auch sehr genossen hat.
Jetzt ist Kind Nr. 2 unterwegs und der Chef von meinem Freund meinte gleich, dass er sich nicht wieder so eine lange Abwesenheit erlauben soll. Das wäre beim ersten eine Ausnahme gewesen. Gepaart mit Einwand Nr. 1 werde ich nun bei Kind 2 länger die Elternzeit genießen. 🙂