Papa bloggt: Die Elterndolmetscher

Eisform

Ich bin sehr froh, dass sich das Runzelfuesschen mitteilen kann. Und das betrifft auch die Kinder in ihrer Altersgruppe: alle können sagen, was sie wollen und was nicht wollen. Und miteinander in Beziehung treten. Grund genug, auch als Eltern mal einen Schritt zurück zu gehen und die Kinder einfach mal machen lassen. Leider sehen das nicht alle so.

Die oberste Direktive

Die von mir sehr geschätzte dasnuf hat mal die Idee der oberste Direktive beschrieben: Für alle Nicht-StarTrek- Kenner würde ich sie so beschreiben. Eltern mischen sich erst in die Beziehung zwischen Kindern ein, wenn es brenzlig oder blutig wird. Zumindest ist das meine Auslegung. Ich finde, dass Kinder ihre Konflikte erst mal unter sich klären sollen, bevor Eltern sich einmischen. Dabei ist meine klare Grenze, wenn Kinder sich anfangen weh zu tun.

Manchmal wollen Kinder nicht rutschen

Meine Lieblings-Szene spielte sich auf dem Spielplatz ab. Meine Tochter wollte rutschen. Sie war auf die Rutsche hochgeklettert und saß schon abfahrtbereit. Aber dann kamen Kinder hinter ihr die Rutsche hoch. Und sie entschied sich, nicht mehr zu rutschen und einfach sitzen zu bleiben. Die Kinder hinter ihr waren wenig begeistert. Alle waren sogar noch etwas älter als sie. Aber anstatt einfach mit meiner Tochter zu reden oder zu motzen, rief ein Mädchen ihre Mutter : „Das Mädchen rutscht nicht!“  Was machte die Frau? Sie übersetzte zwischen den Kindern, dass meine Tochter rutschen soll. Aber das Runzelfüßchen dachte einfach nicht dran, sich von dieser Mutter etwas sagen zu lassen. Und die Kinder hinter ihr erwarteten von der Mutter eine Lösung. Irgendwann gab die Mutter auf, die anderen Kinder redeten wieder mit meiner Tochter und sie rutschte einfach los. 

Kinder reden nur noch über ihre Eltern

Am meisten ärgern mich diese Dolmetscherversuche, wenn meine Tochter explizit mit Kindern redet. Ich sollte es eigentlich besser wissen und ich sollte immer mit Schippe und Eimer losgehen, wenn ich mit dem Runzelfüßchen unterwegs bin. Aber manchmal sind wir dann doch auf einem Spielplatz – unvorbereitet. Ich finde das eigentlich nicht so schlimm. Meine Tochter fragt dann manchmal andere Kinder: „Kann ich mitspielen?“ So auch letztens. Ich saß am Rand vom Sandkasten. Die Mutter war direkt neben ihrer Tochter als das Runzelfüßchen fragte. Statt aber ihre Tochter antworten zu lassen, übersetzte wieder die Mutter: „Ja, Du kannst mitspielen.“ Aber was sagte dann das Mädchen? Natürlich wollte die nicht und der Konflikt zwischen Tochter und Mutter war vorprogrammiert. 
In letzter Zeit habe ich fast nur noch solche Begegnungen. Meine Tochter fragt ein anderes Kind, ob die sie Puppe haben will. Für die Vierjährige wird dann von der Mutter übersetzt. Dabei könnten sich die Kinder prima selber unterhalten. Ich sehe ja an meiner Tochter, dass es geht. Wenn ich mich zurücknehme und ihr den Raum gebe, den Kinder eben brauchen um Dinge unter sich auszumachen. Ganz ohne uns Eltern als Vermittler.
Wie seht ihr das? Vermittelt ihr oder haltet ihr euch lieber raus?

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2 Antworten

  1. Julia sagt:

    Ich verstehe vermittelnde Eltern bei Kindern, die sich selber noch nicht gut ausdrücken können, weil entweder die Sprachbeherrschung fehlt oder weil sie sich Fremden gegenüber (auch Kindern) nicht trauen. Meine Tochter war lange zu schüchtern, um sich zu wehren, wenn ihr ein anderes Kind das Spielzeug weggenommen hat, was dann oft als bereitwilliges Teilen ausgelegt wurde. Da habe ich dann auch gelegentlich eingegriffen, auch weil ich fand, dass eigenständige Konfliktbewältigung in diesem Alter (unter 2) noch etwas viel verlangt ist.

    Aber bei grösseren Kindern, die problemlos sprechen können, finde ich dieses Dolmetschen auch doof. Damit verweigert man dem Kind auch eine Möglichkeit, eigene Erfahrungen zu sammeln, weil Mama das Problem löst.

    Noch schlimmer finde ich allerdings, wenn der dolmetschende Elternteil sich an die andere Mutter wendet statt direkt an das Kind. Meist auch noch in vorwurfsvollem Ton: "Sagen Sie ihrer Tochter doch, dass sie endlich die Rutsche freigeben soll!", kombiniert mit einem Blick, der deutliches Missfallen ob der offensichtlich fehlgeschlagenen Erziehung ausdrückt…

    LG, Julia

  2. Alexander sagt:

    Hallo Julia,

    ich finde das bisweilen skuril bis traurig, wenn die Kommunikation zwischen Kindern nur über die Eltern läuft. In dem Fall mit der Rutsche hat die Mutter sogar nach dem passenden Elternteil zum Runzelfüßchen, also nach mir, Ausschau gehalten. Ich hatte mich aber absichtlich zurückgehalten.

    Bei kleineren Kindern sieht die Sache natürlich anders aus.

    LG,
    Alex

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