#1SatzInterview mit: Gewünschtestes Wunschkind
So, heute gibt es mal wieder eine neue Idee: Ich bin ja Journalistin und LIEBE Interviews. Ich lese und höre die unheimlich gern, weil sie einen ganz eigenen Blick zeigen. Aber manchmal ist es auch verdammt viel Geschwurbel. Und mir fehlt dann die Aufmerksamkeit um all dem zu folgen. Oder manchmal, das gebe ich zu, auch die Zeit.
#1SatzInterview
Was ich auch gern mag ist die Verknappung, manchmal. Und deswegen hatte ich die Idee zum #1SatzInterview. Das ist für die Befragten ziemlich schwierig. Umso glücklicher bin ich, dass mein erstes Interview mit Danielle und Katja von Gewünschtestes Wunschkind soooo schön geworden ist. Die Beiden haben sich als Erste der Herausforderung gestellt und sind, wie ich finde, auf ganzer Linie erfolgreich. Aber lest selbst:
Stellt euch doch bitte mal vor:
Wir sind Danielle Graf und Katja Seide alias Danielle und Snowqueen, Autorinnen des Blogs „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten und des Ratgebers „Der entspannte Weg durch Trotzphasen“.
Euren Blog sollte man lesen, weil…
…man bei uns Artikel findet, die wirkliche Informationen und Wissenszuwachs bieten.
Worum geht es in eurem Buch „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn -Der entspannte Weg durch Trotzphasen ?
Dreh- und Angelpunkt des Buches sind die sogenannten Trotzphasen – wir beleuchten eingehend die neurologische Entwicklung und das natürliche Kooperationsbestreben von Kindern; ein nicht unerheblicher Teil beschäftigt sich aber auch damit, warum viele Stresssituationen eigentlich nur wegen des Trotzverhaltens der Eltern entstehen und gibt Lösungsvorschläge, wie wir Großen aus der eigenen Wut herausfinden ohne unsere Kinder anmotzen zu müssen.
Wenn ihr nur einen Tipp für das Leben mit Kindern geben dürft, welcher wäre das?
Go with the flow – stell dich so gut du kannst auf dein Kind, seinen Rhythmus und seine Bedürfnisse ein, dann fließt der Alltag schon sehr viel einfacher.
Was macht in euren Augen eine glückliche Kindheit aus?
Ich glaube, eine glückliche Kindheit bemisst sich in der Einheit „Wurzeln und Flügel“ – sind wir Eltern einerseits eine stabile, zugewandte und aufmerksame Basis, lassen unseren Kindern aber andererseits so viel Freiheit, fernab von uns ihre eigenen Abenteuer, Freuden und Fehler zu erleben, dann geben wir unseren Kindern meiner Meinung nach eine glückliche Kindheit.
Kinder können, seien wir ehrlich, Eltern auch in den Wahnsinn treiben. Was hilft, um solche Situationen zu vermeiden?
Dieses in den Wahnsinn treiben machen die Kinder ja nicht absichtlich; es passiert einfach, weil sie in bestimmten Situationen überfordert sind, oder die Erwachsenen denken, sie könnten schon etwas leisten, was noch nicht in ihrer kognitiven Kompetenz liegt, daher ist es also meist die Erwartungshaltung der Großen, die diesen „Wahnsinn“ auslöst und dieser kann ganz leicht vermieden werden, nämlich indem die Eltern sich Wissen über die kindliche Entwicklung aneignen.
Und wenn eine stressige Situation (z.B. wenn sich das Kind brüllend im Supermarkt auf den Boden schmeißt) nun war, wie sie war, was hilft dann, es beim nächsten Mal besser zu machen.
Ich denke im Nachhinein oft über Situationen nach; überlege, wo der Auslöser lag, ob dieser hätte vermieden werden können oder wie ich anders hätte reagieren können, und wenn ich da allein nicht weiter komme, frage ich meine Freunde um Rat, so dass ich am Ende viele verschiedene Handlungsalternativen für die nächste ähnliche stressige Situation parat habe.
Was sind eurer Meinung nach absolute „No Gos“ in der Erziehung?
Nun, abgesehen von den selbstverständlichen Dingen, wie Schlagen, Anschreien, Niedermachen und Vernachlässigen empfinde ich es als No Go, in einem abwertenden, lieblosen, sarkastischen oder stets aggressiven Ton mit seinen Kindern zu reden.
Eltern sollten…
…auch an ihre eigenen Grenzen und Ressourcen denken, denn es hilft ihren Kindern nicht, wenn die Großen auf dem Zahnfleisch gehen.
Ich habe festgestellt, Humor und Flexibilität sind für ein Leben mit Kindern enorm wichtig. Was ist für euch noch unbedingt erwähnenswert?
Auch wenn das abgedroschen klingt – ich halte genügend Schlaf für essentiell, denn ohne Schlaf kann unser Gehirn nicht ausreichend Selbstbeherrschung aktivieren; sprich, wir haben einen dünneren Geduldsfaden.
Familienbett, Impfen, Stillen, an vielen Themen scheiden sich die Geister. Wie schafft man es, den für sich passenden Weg zu gehen?
Der passende Weg ist der, der für dich leicht zu gehen ist – niemals sollte dir dein Herz bluten bei etwas, was du aus „erzieherischen Gründen“ tust, niemals sollte sich Erziehung für dich anstrengend oder schwer anfühlen und wenn du das Gefühl hast, du würdest nur noch gegen dein Kind kämpfen, dann solltest du überlegen, ob ihr noch einmal zurücklaufen und eine andere Abzweigung nehmen könnt.
Gibt es eigentlich auch trotzende Eltern?
Es ist ja meine These, dass ein großer Teil der Konflikte während der Autonomiephase durch den Trotz der Eltern ausgelöst wird, also ja, ich denke, es gibt viele davon; mich eingeschlossen übrigens.
Gibt es in euren Augen schlechte Eltern?
Ich glaube, dass es fast alle Eltern gut mit ihren Kindern meinen, aber einige wenige davon aus Unwissenheit oder wegen der Päckchen, die sie zu tragen haben, unbewusst lieblos reagieren und dieses Lieblose empfinde ich tatsächlich als schlecht.
Vielen Dank für dieses schöne Interview liebe Danielle, liebe Katja.
Ich finde das Buch toll (und fühle mich sehr geehrt, dass Beide meinen, ICH sei mit meiner Tochter sehr entspannt) und kann es euch nur ans Herz legen. Der einleitende Teil über das kindliche Gehirn ist etwas zäh aber wichtig. Und danach werdet ihr eure Kinder besser verstehen bzw. auch selbst anders mit Situationen umgehen können. Für mich eine echte Empfehlung!