11 Buchtipps zum Weltfrauentag
Im Prinzip sollte ja jeder Tag Frauentag sein. Und das nicht, weil ich Männern irgendwas nicht gönne. Sondern weil Frauen einfach immer noch nicht die gleichen Chancen und Rechte und Sichtbarkeit haben wie Männer. Daran ändern aktuell auch keine Feiertage irgendwas. Aber dennoch ist der Frauentag ja eine gute Gelegenheit sich mal intensiver mit weiblichen Perspektiven zu befassen. Deswegen kommen hier jede Menge Buchtipps für genau dieses Thema.

Gegen Frauenhass
Christina Clemm
Dieses Sachbuch ist keins zum Wohlfühlen. Soll es auch nicht sein, weil das Thema Frauenhass einfach so umfassend und grauenerregend. Christina Clemm, Rechtsanwältin für Straf- und Familienrecht ist für mich eine der Stimmen im Kampf gegen den Hass auf Frauen, auch, weil sie durch ihre Arbeit sehr genau mitbekommt, wie durchzogen von Frauenfeindlichkeit unsere patriachale Gesellschaft nach wie vor ist. Denn Femizide sind keine Zufälle, der Hass gegen Frauen ist ein strukturelles Problem. Christina Clemm plädiert, wie so viele, für einen Wandel im Männlichkeitsbild. Denn langfristig kann sich unser aller Leben nur verändern, wenn wir neue Wege finden, Geschlechterungerechtigkeiten aufzuhebeln. Ihr könnt „Gegen Frauenhass„* auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung erwerben.

Bullshit-Bingo
Tatjana Kiel & Susanne Schlösser, Sabine Grüngreiff, Svenja Lassen, Maren Wagener
Alle Frauen kennen diese Sätze, bei denen einem das Messer in der Tasche aufgeht. „Lächel doch mal“ oder „Das war doch nur Spaß“ oder „Kann es sein, dass du deine Tage hast?“. Die waren noch nie ok, aber inzwischen sollte es der breiten Öffentlichkeit immerhin klar sein, dass man(n) sowas einfach niemals sagen sollte. Nur: Die Sätze fallen trotzdem jeden Tag. Und lassen uns meist sprachlos zurück. Damit das in Zukunft nicht mehr passiert, haben die Autorinnen insgesamt 31 Geschichten voller Sprachlosigkeit gesammelt und schlagfertige Antworten vorbereitet. Damit wir in Zukunft nicht mehr lächeln und uns hinterher aufregen, sondern im besten Falle mit „hackts?“ antworten (also das ist keine Antwort aus dem Buch sondern meine, wenn ich mit solchen Fragen konfrontiert werde).
Alles von Liv Strömquist
Wer meinen Blog ein bisschen kennt, der*die weiß, dass ich ein großer Fan von Liv Strömquist bin. Ich habe wirklich jede ihrer Graphic Novel verschlungen. Obwohl, so ganz stimmt das nicht, denn ich habe das schon sehr wirken lassen, was ich da gelesen habe. Denn auch wenn es scheinbar leicht präsentiert ist, die Fakten, die Strömquist euch in ihren Büchern präsentiert, die haben es in sich. Mit jeder Graphic Novel setzt sie einen neuen Schwerpunkt, ich habe mit „Der Ursprung der Welt“* angefangen, aber das könnt ihr natürlich halten wie ihr wollt. Ich verspreche, dass sich alle ihre Bücher lohnen.

Jedem Zauber wohnt ein radikaler Anfang inne
Stevie Schmiedel
Für viele ist Feminismus so ein absolutes Tabuwort. Dabei ist das doch wichtig, dass wir uns alle gemeinsam damit beschäftigen, die Welt zu einem besseren, sichereren Ort für Frauen zu machen. Stevie Schmiedel, die Gründerin von Pinkstinks schreibt in ihrem Sachbuch darüber, warum wir alle eine Mitte brauchen, und ein Miteinander. Kein „du bist zu wenig X“ und „du bist zu viel Y“ sondern ein gemeinsames nach vorne gehen. Lasst euch von „Jedem Zauber wohnt ein radikaler Anfang inne„* zu mehr Gemeinschaft und Feminismus inspirieren.

Söhne groß ziehen als Feministin
Shila Behjat
Apropos Feminismus. Der hört ja nicht bei der eigenen Generation auf. Wir müssen ganz dringend auch in unserer Erziehung diesen Teil mitdenken. Shila Behjat streitet in ihrem Sachbuch „Söhne groß ziehen als Feministin„* mit sich selbst darüber, wie diese wichtige Aufgabe gelingen kann, was es braucht um heute Söhne groß zu ziehen und wie wir uns mit unseren Kindern immer wieder verändern (können). Was mir vor allem in der Debatte immer wieder auffällt ist, dass vor allem darüber gesprochen wird, wie wir Mädchen stärken für diese patriachale Welt. Dabei müssen wir doch auch unsere Jungen dazu erziehen, sich diesen patriachalen Strukturen in den Weg zu stellen. Womit wir wieder beim Thema von Stevie Schmiedel wären, das es eben nur gemeinsam funktioniert. (An der Stelle habe ich direkt eine Idee für ein Sachbuch, huch, was mach ich denn jetzt?!)

Das Ende des Romantikdiktats
Andrea Newerla
Was der Frauentag mit dem Ende der Romantik zu tun hat? So einiges! Denn wenn Frauen mit der Suche nach Romantik beschäftigt sind, haben sie weniger Zeit für Revolution. Denn wie Beziehungen heute gestaltet werden, das hat nach wie vor noch viel mit dieser kitischigen Idee von einer Person bis ans Ende aller Tage zu tun. Muss doch gar nicht sein. Wenn wir es schaffen uns aus diesem festen Konstrukt zu befreien und stattdessen die Beziehung leben, die wir wirklich wollen, dann haben wir auch wieder jede Menge Kraft für all die anderen gesellschaftlichen Veränderungen. „Das Ende des Romantikdiktats“ fordert euch vor allem dazu auf, euch selbst zu überlegen, wie ihr Beziehungen leben wollt. Denn das bestimmt ihr, nicht die Gesellschaft.

Beklaute Frauen
Leonie Schöler
Das Buch habe ich zum Geburtstag geschenkt bekommen und mich da sehr drüber gefreut. Weil, bezugnehmend auf das Werk von Andrea Newerla, derjenige, der mir das Buch geschenkt hat, vor allem drüber nachgedacht hat: Womit mache ich ihr wirklich eine Freude, fordere sie gleichzeitig aber ein bisschen heraus. In Schölers Buch geht es um Denkerinnen, Forscherinnen und all die unsichtbar gemachten Ehefrauen, Mitarbeiterinnen und Künstlerinnen. Die Frauen waren innovativ, mutig, visionär, aber oft genug hat ein Mann dafür die Lorbeeren eingestrichen. Wir entdecken immer mehr von dieser systematischen Unsichtbarmachung von Frauen, arbeiten vieles auf und schreiben damit Stück für Stück die Geschichte neu. Aber es ist ein langwieriger Prozess (der mich ehrlicherweise manchmal frustiert). „Beklaute Frauen“ ist ein super Einstieg in dieses Thema, weil ihr nicht nur jede Menge Wut beim Lesen spürt, sondern auch noch ganz viele tolle neue Frauen kennenlernt.
Unsichtbare Frauen: Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert
Caroline Criado-Perez
Auch wenn der Titel vermuten lässt, dass Caroline Criado-Perez mit „Unsichtbare Frauen“ in die gleiche Richtung geht wie Leonie Schöler: Sie tut es nicht. Denn in Criado-Perez Sachbuch geht es darum, dass die Welt von Männern für Männer gemacht und gedacht ist. Und das, obwohl Frauen statistisch betrachtet in der (leichten) Überzahl sind. Hilft nichts, weder in Medizin, noch im Arbeits- oder Familienalltag finden Frauen große Erwähnung. Es ändert sich nach und nach (und viel zu langsam), aber die gesammelten Daten von Criado-Perez sind wirklich erschreckend. Auch dieses Buch könnt ihr bei der Bundeszentrale für politische Bildung bestellen.

Emotional Load
Susanne Mierau
Ein Thema was an Frauentag auch nicht vernachlässigt werden sollte, ist die emotionale Überlastung von Müttern und Personen, die den Hauptteil der Care-Arbeit verrichten. Diese Überlastung steckt uns in den Knochen, sie ist aber nicht messbar. Und sie fühlt sich vor allem grundsätzlich wie individuelles Versagen an. Weil alle anderen es doch scheinbar hinbekommen. Susanne Mierau benennt in „Emotional Load„* nicht nur diese emotionale Überforderung, sondern zeigt auch die strukturellen Probleme dahinter. Und wenn wir die verstehen, dann können wir auch gemeinsam was daran ändern und diese Überforderung in Angriff nehmen. Denn das Ziel muss unbedingt sein, emotionale Überlastung zu verhindern.

Wenn die letzte Frau den Raum verlässt – Was Männer wirklich über Frauen denken
Vincent-Immanuel Herr & Martin Speer
Mit dem Buchtipp tue ich mich an sich etwas schwer, weil ich dachte: Nee, eigentlich möchte ich gerade auch am Frauentag die Frauen in den Vordergrund rücken. ABER: Dann wäre ich ja so ausschließend wie viele Männer es sind und das ist überhaupt nicht zielführend. Deswegen möchte ich euch auch das Buch hier vorstellen. In „Wenn die letzte Frau den Raum verlässt – Was Männer wirklich über Frauen denken„* geht es um den besagten Lockerroom-Talk, von dem Frauen eher wenig erfahren. Wenn wir verstehen, was uns bremst, und Pläne schmieden, wie wir das Patriachat verändern können, dann brauchen wir diese Einsichten. Die Autoren entkräften Argumente des Patriachats, was gerade für Situationen in denen wir sonst sprachlos wären, sehr hilfreich sein kann.

Mama Papa Relax – 110 Tipps für mehr Me-Time, mentale Fitness und Selbstliebe
Andrea Zschocher
Ok, ein bisschen Werbung in eigener Sache sei mir dann zum Frauentag (und generell) durchaus auch gestattet. Denn in „Mama Papa Relax„* geht es vor allem darum, wie Eltern es schaffen in überforderten Momenten wieder Ruhe zu finden um bei sich anzukommen. Sich um sich selbst zu kümmern, gerade als Frau und Freiräume für sich einzufordern, ist ein feministischer Akt, den viele von uns sich leider oft nicht zugestehen. Wenn wir eh schon so überlastet sind, dann kickt vor allem unser Überlebensmodus rein. Wir retten uns ins Wochenende, über den nächsten Monat, das nächste Jahr. Und verschwinden dabei immer mehr. Mit meinem Buch bekommt ihr Ideen, wie ihr wieder mehr für euch sorgen könnt. Und wenn das geschafft ist, dann können wir uns alle gemeinsam um ein faires Miteinander auf Augenhöhe kümmern.
Welche Buchtipps zum Weltfrauentag habt ihr für mich?