Von Sprachlosigkeit und weitermachen- Das Wochenende in Bildern
Mir fällt es schwer in diesen Tagen weiterzumachen wie immer. Und doch hilft es ja niemandem, wenn ich mich aufs Sofa setze und gar nichts mehr mache. Für vieles habe ich keine Worte und es ist schwer, diese Zeiten auszuhalten. Und das, obwohl ich nur von Ferne drauf schaue. Wie geht es euch damit? Wie erlebt ihr diese Zeiten?
Samstag, 26. Februar 2022
„Wir sind doch alle längst gleichberechtigt„* heißt das Buch von Alexandra Zykunov und mit dem Lesen dessen beginnt mein Tag. Ich sage mal so: Es liest sich ziemlich gut weg, was keine Kritik sondern etwas Gutes ist. Weil sie so nahbar schreibt und vermutlich alle Frauen sich darin wiedererkennen. Weil wir alle doch sowieso die Schuld erstmal bei uns suchen und uns, genau wie Alex sagen: Ja, aber es klappt ja nur bei dir nicht. Nur du „verlangst“ soviel, willst zuviel… Alex Buch hilft beim Verstehen wieso das nun eben genau nicht der Fall ist.
Natürlich lohnt sich das Buch gerade und unbedingt auch für Männer. Schon allein weil die Aufzählungen woran Frauen so jenseits von Care-Arbeit noch denken, ziemlich erhellend ist. Weil keine Frau das dran denken an all die 100 Kleinigkeiten jeden Tag mal so verbalisiert oder aufschreibt. Weils ja irgendwie läuft und wir das ja machen und es im Zweifelsfall halt heißt: Du machst das doch so gern. Und dann kann man vielleicht irgendwann gar nicht mehr unterscheiden, ob man nun wirklich so unheimlich gern jeden Kleinkram besorgt oder es nicht einfach nur einfacher ist, das zu übernehmen, weil das Erklären genauso lange dauert, wie es schnell zu erledigen. Wirklich, lest das Buch.
Ich höre parallel noch immer über Deezer das Buch von Caroline Kebekus „Es kann nur eine geben„* und das passt ganz wunderbar dazu. Weil es überhaupt nicht genug Frauen geben kann, die andere Frauen mit Büchern empowern und zum Nachdenken und letztlich zum Handeln anregen. Aber erstmal müssen strukturelle Probleme auf ganz unterschiedliche Weise beschrieben werden, damit sich möglichst viele abgeholt fühlen. Also gern her mit noch mehr Büchern dieser Art.
Ich teste mich gerade durch Schokolade. Also eigentlich will ich sowieso auch weniger davon essen, aber tatsächlich ist das hier irgendwie Arbeit. Leider ist bei der Arbeit nun ausgerechnet Tonys Cocolonely* nicht dabei, aber ich habe mal etwas tiefer in den Geldbeutel gegriffen um die Laune hier zuhause zu heben. Heute ist ein schwieriger Tag. Die Kinder sind extrem anhänglich, können überhaupt nicht ohne uns sein. Sie reden und erzählen und kuscheln und alles in mir möchte Abstand und allein sein. Wir sind nicht kompatibel heute und Eltern wissen, am Ende gewinnen die Kinder. Vielleicht frustesse ich auch deswegen mehr dieser Schokolade als vielleicht schlau gewesen wäre. Aber es gibt so Tage…
Wir nutzen too good to go um Abendessen zu besorgen. Eins der Kinder, was mich begleitet, hat sehr großen Hunger, so dass wir die Tüte direkt plündern müssen. Siehe da, Zimtschnecken. Die wirklich richtig gut sind. Und so reichhaltig, dass wir den anderen Zuhause auch noch etwas abgeben können. Dann sind die Kinder endlich irgendwann im Bett, ich habe extreme Kopfschmerzen und bin ziemlich fertig. Dieser Tag war sehr herausfordernd, so dass ich eigentlich nur noch ins Bett will. Aber gleichzeitig natürlich denke, nee, jetzt ist ja endlich mal meine Zeit. So ein Irrsin. Das Phänomen hat sogar einen Begriff, Bedtime procrastination, ich habe dazu mal einen Artikel geschrieben, ihr findet ihn auf leben-erziehen.de
Sonntag, 27. Februar 2022
Ich erwache mit Kopfschmerzen und richtig richtig schlechter Laune. Es ist einfach gerade alles zuviel. Ich bin noch immer nicht gesund, bin in vielem zu ungeduldig und eingeschränkt und versuche das zu kompensieren. Das Ergebnis ist total Überforderung und massive Kopfschmerzen, die dafür sorgen, dass ich mir die Pause nehme, die ich brauche. Natürlich nicht, ohne mich dann für diese Pause schlecht zu fühlen, weil ich müsste ja noch.. und ich sollte ganz dringend… Kennt ihr diese Gedankenschleifen eigentlich auch?
Das wichtigste vorweg: Das hier wird eher keine Leseempfehlung. Aber ich will trotzdem über das Buch schreiben, dass ich neulich in der Bibliothek gesehen habe und bei dem ich dachte: Ach komm, das ist seicht, das passt vielleicht zu deiner Stimmung. Denn sorry, ich lese gern und viel, aber manchmal auch einfach nur so gaaanz schnöden Kram. Finde ich ok. Jedenfalls, kurz zum Inhalt, Corona beginnt gerade und zwei Singles lernen sich kennen und dann geht eben nichts mehr. Ich habe „Mit Abstand verliebt„* ehrlich gesagt nur zuende gelesen, weil ich dann doch wissen wollte, wie das nun ausgeht. Aber ich sage auch: Muss man nicht machen, mir ging das Buch eigentlich wirklich auf die Nerven. Ich habe einfach zu lange gehofft, dass es noch irgendwie besser wird.
Aber weil ich ja gern auch was aus meiner Leseerfahrung mitnehmen will: Das Buch zeigt mir ganz deutlich, wie viel anders mein Leben in den letzten Jahren war. Die Zeit, die das Buch umfasst ist wirklich nur der Beginn von Corona bis zum Sommer 2020. Und ich dachte beim Lesen ganz oft: Ach, das war dann. Und das passierte da? Für mich verschwimmt vieles wegen der massiven Belastung. Ich kann mich nur an rund um die Uhr arbeiten erinnern, an Kinder zuhause, gesperrte Spielplätze, extremes Abstandhalten, Masken nähen und die Hoffnung: Komm, bis Ostern ist das vorbei. Und jetzt sind zwei Jahre rum. Und ich bin immer noch massiv belastet. Und jetzt herrscht Krieg und wir machen immer weiter. Weil es anders gar nicht geht. Weil wir keine Zeit zum Innehalten haben. Weil immer alles ein Marathon ist.
Die Kinder wollen raus und zerren Laufräder, Roller und Fahrräder aus dem Keller und der Wohnung. Ich schleiche im Schneckentempo hinterher, aber sie sind gnädig und lassen uns Eltern endlich auch mal Zeit für Gespräche. Und weil so Wege ja selten ohne Ziel ist, bringen wir noch Dinge zur Packstation, es gibt ja immer irgendwas was sich bei uns zuhause lagert und eigentlich verschickt werden sollte.
Apropos Verschicken. Ich habe in diversen Gruppen gelesen, dass Kleiderspenden für die Ukraine gebraucht werden und sammle warme Kleidung zusammen. Gleichzeitig denke ich: Ist es das, was jetzt gebraucht wird? Wären Geldspenden besser? Braucht es beides? Ich entscheide also für beides. Wenn ihr das auch tun wollt, auf tagesschau.de findet ihr Information zum Thema Spenden für die Ukraine.
Kommt gut in die neue Woche und passt auf euch auf! Tatsächlich ist es auch ok nicht alle fünf Minuten den Newsfeed zu checken. Nur für den Fall, ihr müsst das gerade mal hören.
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