Too good to go – Erfahrungen mit der Essensrettungsapp

Seit mehr als einem Jahr benutzen wir too good to go, diese App mit der man Lebensmittel vor der Tonne retten kann. Entdeckt hatte ich sie bevor sie in der TV- Show „Die Höhle der Löwen“ vorgestellt wurden. Lustigerweise funktionierte sie in dem Moment nicht mehr, als der Millionendeal zustande kam.
Plötzlich machten kaum noch Läden mit und wenn, dann gab es irgendwie doch nichts zu retten. Oder es war nicht vegetarisch. Irgendwann vergaß ich es, das Leben mit drei Kindern war ganz schlecht mit dem Abholen von Lebensmitteln irgendwo vereinbar.

Viele Angebote zum Lebensmittelretten

Jetzt aber sind wir quasi back in Business. Warum auch immer gibt es inzwischen wieder mehr Angebote, sogar der Bioladen Alnatura und die Supermarktkette real machen mit. Das ist gut, denn die Idee funktioniert nur wenn sich möglichst viele Läden engagieren und ihre Lebensmittel statt wegzuwerfen eben verbilligt anbieten.

Ich probiere mich also durch und bin wieder zwiegespalten. Einerseits: super, das, was wir retten wird nicht weggeworfen. Andererseits: ich mag nicht alles essen, was ich bekomme steht im Vorfeld aber nicht fest. Einmal habe ich 12(!) Gurken vom Alnatura abgeholt. Oder eine Aubergine, eine Grapefruit mit Loch, eine kleine Orange, zwei Zucchiniblüten und einen Fenchel. Daraus lässt sich alles und nichts machen.

Vegetarisch oder fleischlastig – am besten man isst gern alles

Manche Bäcker packen ihre am Tag belegten und nicht verkauften Brötchen ein. Wir leben vegetarisch. Die meisten dieser mit Fleisch belegten Brötchen verschenken wir dann an unsere Nachbarn. Finden wir niemanden der Hunger hat ist das doof. Denn dann müssen wir letztlich die Sachen wegschmeißen. Bei den Bäckereien im Umkreis hat sich allerdings auch herumgesprochen, dass wir öfter kommen und manchmal sage ich vorher Bescheid um diese Lebensmittelverschwendung zu stoppen.

Lebensmittelretter sind manchmal merkwürdig

So, nun habe ich also reichlich Erfahrung gesammelt und muss mal ganz ehrlich sagen, dass einige Menschen, die diese App benutzen scheinbar allen Anstand verloren haben. Nicht nur, dass ja einige der Angestellten schon viel erlebt haben und auf Nachfrage darüber berichten, ich wurde schon mehrfach Zeugin wie Menschen sich komplett daneben benommen haben. So kommt es zum Beispiel vor, dass Leute ankommen und verlangen, dass sie sich die Sachen, die sie mitnehmen wollen selbst aussuchen möchten. Manche Stätten bieten das an, in der Regel bekommt man aber was übrig bleibt. Scheint nur nicht für alle verständlich zu sein. Neulich bestand jemand darauf, dass er sich für 10€ Dinge im Laden aussuchen darf. Und wenn seinem Wunsch nicht nachgekommen wird, dann würde er sich beschweren. Darauf hin stornierte die Besitzerin seine Bestellung, er bekam sein Geld wieder, das Essen wurde aber auch nicht gerettet.

Wenn alles verkauft ist gibts nichts zu retten

Neben dem „Ich will mir aussuchen was ich mag“ gibts die Menschen, die auf ihr Recht bestehen. Neulich war ich in einem Bäcker, wollte Brötchen abholen fürs Abendbrot. Vor Ort war aber alles schon weg, außer mir wartet noch ein Paar darauf Lebensmittel zu retten. Die Verkäuferin entschuldigte sich, sie sei noch neu, rief ihren Chef an, der sagte, dass er die Bestellungen in der App stornieren würde und wir unser Geld zurückbekommen. Das Paar gab sich damit nicht zufrieden. Sie wären Kunden und jetzt hier und wollen dann eben was noch so an Broten da ist. Das musste aber nicht vor der Mülltonne gerettet werden, mir wurde später erzählt, dass nicht verkaufte Brote und Brötchen zurück gehen und zu Semmelbrösel verarbeitet werden. Statt sich also zu freuen, dass nichts weggeworfen wird wollte das Paar nun Lebensmittel bekommen die noch regulär verkauft werden konnte. Solche Menschen führen den Sinn der App aber ad absurdum.

Gehts ums Retten oder ist Geiz geil?

Ich fürchte, dass die Sparfüchs_innen natürlich nicht weit sind, wenn es etwas preiswerter gibt. Dass der Sinn aber eigentlich ist gegen die Lebensmittelverschwendung aktiv zu werden scheint in den Hintergrund zu rücken.
Was ich übrigens auch nicht mag: Too good to go ist keine Charity. Sie nehmen von den Unternehmen die sich listen lassen auch Geld dafür, dass diese die App nutzen (bei „Die Höhle der Löwen“ hieß es 1€ pro Verkauf, was bei 3€ für Ware ein Verlustgeschäft für die Anbieter ist.) Trotzdem sind alle Unternehmen mit denen ich sprach voller Herzblut dabei, weil sie ja Tag für Tag sehen was in unserer Wegwerfgesellschaft in der Tonne landet.

Ich frage mich welche anderen Möglichkeiten es zur Lebensmittelrettung es in Zukunft noch geben wird. Und wie wir es schaffen überhaupt weniger Ressourcen zu verschwenden um sinnlos Essen vorzuhalten, unsere Küchen zu verstopfen und dann doch nur Müll zu produzieren, weil wir ganz hinten im Schrank soviel stehen haben, was wir seit Jahren nicht nutzen.
Ich hoffe, dass meine Kinder, die immer mitkommen wenn wir Essen retten, anders mit Lebensmitteln umgehen werden. Wertschätzender.

Wie ist das bei euch? Kennt ihr die App? Nutzt ihr sie? Wie vermeidet ihr Lebensmittelverschwendung?

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6 Antworten

  1. Svea Rike sagt:

    Ich würde sie gerne nutzen aber auf dem Dorf hier gibt's keinen Laden der mitzieht. Der nächste ist 15 km weit weg, das lohnt nicht. Wir haben aber einen Bäcker vor Ort, da gibt es "Gutes von gestern". Das ist auch super!

  2. Anonym sagt:

    Ich habe sie eine Weile lang genutzt. Habe aber das Gefühl, dass einige Unternehmen hier noch ein letztes bisschen Gewinn machen wollen mit ihren Resten. Und mein Gefühl ist auch, dass dieses Angebot Menschen, die ein geringes Einkommen zur Verfügung haben, dieses Angebot nicht kennen und nutzen (können), wobei es ja gerade für diese Gruppe gut wäre auch Zugang zu teilweise hochwertigen Lebensmitteln zu haben (oder Sushi oder fertige Baguettes).

  3. geli sagt:

    fänd es super wenn grundsätzlich weniger produziert werden würde……..vor allem was es bei den Bäckereien oft gibt ist pure Verschwendung—— toller Preis für eine Magicbag hin oder her—-

  4. Conny sagt:

    Ganz einfach, wieso wird das Essen nicht an die Tafel gegeben umsonst.Es gibt genug Bedürftige und die Tafeln bekommen viel zu wenig.Da würde man wirklich Essen retten und denen die es wirklich brauchen helfen, also warum noch Geld dafür nehmen wenn es doch sonst sowieso weggeschmissen werden würde.Versteh ich nicht .Der Aspekt kommt in dem Artikel überhaupt nicht vor.

  5. margaretha meierhofer-grünwald sagt:

    wir versuchen nun schon sieben mal bei einem hofer-geschäft, in grödig, alpenstrasse 102 ein „kisterl“ zu bekommen. jedes mal kommen wird auf die seite, wo man bestellen kann, wenn wir das bestätigen wird jedoch jedesmal bekanntgegeben, daß das“kisterl“ leider schon vergeben ist. irgend etwas stimmt da nicht. bitte um aufklärung. bei anderen hofer filialen ist eine bestellung immer wieder möglich. da aber diese filiale für unsere mutter viel näher liegt, würden wir so ein „kisterl“ gerne in grödig bekommen. bitte um antwort. danke mfg meierhofer

  1. Februar 27, 2022

    […] nutzen too good to go um Abendessen zu besorgen. Eins der Kinder, was mich begleitet, hat sehr großen Hunger, so dass […]

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