Vom Wald – das Wochenende in Bildern
Wir haben das Wochenende genutzt, um raus zu kommen. Und zwar wortwörtlich. Hier in Berlin treffe ich nur auf Menschen, die das mit dem Mindestabstand für einen Witz halten und uns bei unseren Spaziergängen total auf die Pelle rücken. Was mich total wütend macht.
Samstag, 21. März 2020
Wir fahren direkt nach dem Frühstück raus in den Wald. Was sich so einfach sagt, weil das rund um Berlin jetzt auch nicht so einfach ist. Man muss schon ein bisschen gucken und etwas weiter fahren. Und war es aber wichtig, dass wir möglichst allein sind, einfach, weil wir alle uns nach Ruhe sehnen. Und nach keine Angst vor anderen haben müssen, die nicht auf Abstand achten.
Wir spazieren 2h durch den Wald und treffen NIEMANDEN! Die Kinder rennen, schreien, hüpfen, machen Sport, klettern, sammeln Stöcke, streiten sich, halten sich an den Händen. Und wir Eltern machen das irgendwie auch. Auf einem Baumstamm „üben“ mein Man und ich ein bisschen Dirty Dancing. Kennt ihr diese Szene, wo Baby und Johnny auf einem Baumstamm tanzen? Na, wir haben Spaß und die Kinder finden es super witzig. Und wir alle merken, wie gut es tut, dass wir mal rausgekommen sind.
Wald macht hungrig. Eigentlich sollten es Eierkuchen werden. Aber irgendwie backt alles fest und dann wird es eben Kaiserschmarrn. Schmeckt auch.
Wieder Zuhause muss ich eigentlich arbeiten. Aber dann will mein PC irgendwas und ich muss alles aktualisieren und reparieren. Danach ist der Nachmittag vorbei und es geht ans Abendessen. Aber was sein muss und so.
Zum Abendessen ein Klassiker, der die Laune hebt. Linsensuppe mit vegetarischen Würstchen. Wir haben tatsächlich für ein paar Tage Lebensmittel eingekauft, so dass wir nicht am Samstag noch einkaufen müssen. Das macht hier zur Zeit nämlich niemand gern.
Sonntag, 22. März 2020
Mein Mann hat von Nintendo Spiele für die Switch zugeschickt bekommen und will mir diese nun unbedingt zeigen. Ich kann mich da ja eher nicht so für begeistern, was aber daran liegt, dass ich einfach generell keine Ahnung von Videospielen habe. Für die Kinder denke ich aber, dass die nächsten Tage so vielleicht auch etwas leichter werden, weil sie eben etwas neues ausprobieren und lernen können.
Dann gehts wieder in den Wald, andere Ecke, anders schön aber tatsächlich auch voller. Wir sind die, die in den Waldgraben gehen, weil alle anderen in Gruppen gern weiterhin keine Angst vor Kontakt haben. Es nervt mich so sehr. Als wäre das alles ein großer Spaß. Ganz ehrlich: Ich fände es toll, wenn meine Kinder wieder in die Kita gehen könnten, weil dieses permanent zu fünf in unserer kleinen Wohnung aufeinander hocken total an die Substanz geht. Und wir Eltern in all dem Chaos ja auch arbeiten müssen.
Wir sammeln neue Stöcke, diesmal für die Osterdekoration. Ich habe das Gefühl, dass die Kinder auch gern Aufgaben bekommen, wie: Such einen besonders verästelten Zweig, der bereits auf dem Boden liegt. Natürlich nehmen wir nur mit, was auf dem Boden lag, wir knicken nichts ab. Der Jüngste, für den wir den Kinderwagen vorsichtshalber mitgenommen haben, will fast die ganze Zeit selbst laufen und nur ab und zu zum Aufwärmen in den Buggy.
Mein Mann backt zuhause Kuchen, während ich versuche noch etwas zu arbeiten. Ich muss gestehen, dass ich zum einen nicht besonders erfolgreich bin, weil die Kinder so aufgekratzt und laut sind, alle 2 Minuten vorbeikommen und ich mich überhaupt nicht konzentrieren kann. Dann habe ich auch ein schlechtes Gewissen, weil ich die Familie nicht ohne mich in den Wald geschickt habe, um die Ruhe Zuhause dann zum Arbeiten zu nutzen. Aber ich muss ja auch mal raus und den Kopf frei kriegen. Ach, es sind schon komische Zeiten, oder?
Schließlich wird offiziell Ostern eingeläutet. Das dicke Osterbuch ist aus dem letzten Jahr aber nach wie vor sehr begehrt, weil es so viele unterschiedliche Geschichten gibt. Für diese Woche steht im Kinderbespaßungsplan auch: Osterdeko für die Stöcke basteln, Osterdeko für den Tisch basteln und nicht verrückt werden. Ist ja gut, sich das jeden Tag vorzunehmen. Wir Eltern müssen schauen, dass wir unsere Arbeit im Homeoffice bestmöglich erledigen und die Kinder da nicht total drunter leiden. Ich habe das Glück, dass meine Auftraggeber*innen ziemlich verständnisvoll sind.
Oh, und ich bin gespannt, ob mein erstes Buch in dieser Woche kommt. „Nicht mehr klein und noch nicht groß“ ist jetzt im Handel, aber ich habe es selbst noch nicht in Händen gehalten. Habt ihr Lust, dass ich den Inhalt ein bisschen vorstelle?
Wie werdet ihr die nächste Woche verbringen? Wie schafft ihr es, Kinder und Arbeit unter einen Hut zu bekommen?
Ach ja, diese Ignoranz einiger Mitmenschen, ich verstehe es auch nicht! Und es nervt mich und macht mich echt sauer. Ich hatte am Wochenende auch so ein Erlebnis worüber ich heute noch den Kopf schüttele. Ich war mit unserer Tochter im Park Laufrad fahren da kamen uns zwei Frauen mit einem Hund entgegen. Ich habe meine Tochter gebeten bitte ganz außen rechts zu fahren und bin hinter ihr gelaufen. Die Frau mit dem Hund ist links an uns vorbei, mit dem Hund als Abstandshalter dazwischen, okay! Die Andere aber hat sich ganz rechts sehr nah zwischen uns und dem Zaun durchgequetscht. Warum? Konnte sie nicht hinter ihrer Begleiterin an uns vorbei gehen. Mein Mann meint ich hätte sie zum Abstand halten auffordern sollen, aber irgendwie habe ich mich total überrumpelt gefühlt und war einfach nur sprachlos.
Naja, und zu den Grüppchen Jugendlichen die sich abends auf den gesperrten Spielplätzen herumdrücken fällt mir definitiv auch nichts mehr ein.