Vom sich vermissen
Wir kommen gerade aus dem Urlaub zurück, zehn Tage an der See. Es war schön und anstrengend und anders und gleich. Wenn Familien in den Urlaub fahren, dann fahren Familien eben in den Urlaub. Der Ort mag sich ändern, das Familiengefüge nicht. Klar wird manches leichter in anderer Umgebung und natürlich hilft es, wenn wir gemeinsam neue Sachen entdecken. Am Meer atmen wir alle durch und manchmal haben wir Eltern auch mal einen kurzen Moment der Ruhe weil der Strand genug Abwechslung bietet. Aber im Großen und Ganzen muss ich sagen: Es bleibt herausfordernd und ich vermisse mich.
Ich frage mich aber, was da passiert ist. Denn ich fand Urlaub mit Kindern tatsächlich mal weniger anstrengend. Und da waren sie jünger und in der Theorie ja noch bedürftiger. Aber in der Praxis muss ich sagen: Es hat sich nicht viel geändert. Es war anstrengend und es bleibt es. Aber, das sagen ja Eltern mit älteren Kindern immer wieder: Es wird anders.
Versteht mich nicht falsch, ich will mich nicht beschweren. Es sind meine Kinder, es ist meine Aufgabe mich zu kümmern (ok, und die von meinem Mann, natürlich) und wir haben es gut zusammen. Aber ich hätte es einfach auch ok gefunden, ganz erholt aus diesem Urlaub zurückzukehren. So hatte ich mir das im Vorfeld nämlich vorgestellt. Wir fuhren an einen Ort den die Kinder schon kannten, ich dachte mir: Super, da habe ich dann auch Zeit für mich.
Gedanken sortieren im Urlaub
Aber nee, eher nicht, weil wir eben alle zusammen unsere Herausforderungen und Gedanken und Probleme haben. Ich merke wie gerade vieles in mir arbeitet, was ich im Urlaub sortieren wollte. Allein, die Zeit hatte ich gar nicht, weil „Mama, kannst du mal“ und „Oh, wir müssen noch XYZ einkaufen“ und „Was gibts heute zum Abendbrot“ und „Wer will ein Eis?“. Durchatmen, Gedanken sortieren, Pläne machen? Dafür war dann keine Zeit mehr.
Der Urlaub war schön, klar, das können wir als Familie tatsächlich gut, es uns schön machen, egal wie die Umstände so sind. Dafür bin ich auch sehr dankbar. Wir sind uns nah, wir reden viel (es ist Fluch und Segen, wie ich finde, aber es hält sich die Waage) und wir können überall lachen. Aber ich merke: Wir gehen alle so auf dem Zahnfleisch, auch die Kinder durch äußere, von uns Eltern herbeigeführte Umstände, dass diese Auszeit von allen so sehr ersehnt wurde, dass wir vielleicht zu viele Pläne gemacht haben.
Ich vermisse mich
Ich wollte Zeit mit den Kinder und Zeit für mich, für meinen Mann und fürs Pläne machen. Ich hatte Bücher dabei, zur Entspannung und für die Arbeit, habe am kommenden Buch gesessen und aufgegeben, weil mir manches daran zu nah ging. Ich habe Prioritäten gesetzt und verschoben, weil Situationen es erfordern. Und ich wünschte, ich könnte sagen: Ist doch alles gut, kein Problem, so ist es eben. Aber die Wahrheit ist: Ich habe mir mehr Zeit gewünscht.
Zum Rumsitzen, nachdenken, nichts tun, Pläne machen, Pläne verwerfen, ich sein. Kennt ihr das auch, dieses Vermissen nach euch selbst?
Mich selbst vermissen…ja , das kenne ich ziemlich gut. Ich fühle mich gerade so fremdgesteuert von Kindern. Job, meiner Mutter, dem Alltag. Ich habe das Gefühl, mich nie zu erholen und immer weiter zu rennen, egal, wie oft ich denke, dass ich gerade nicht mehr kann. Und schon ist die nächste Woche da, die nächsten Termine..ich habe schon mitten in der Woche Angst vor der nächsten Woche. Ich war doch mal so fit, aktiv, hatte Energie. Wo bin ich denn jetzt? Wie geht Erholen und wie bin ich denn eigentlich? Und wann bin ich wieder Mal einfach Ich? Ach ja, vielleicht wird es irgendwann mal wieder leichter?Ich warte und hoffe