Hamburg mit Kindern – eine gute Idee?

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Heute gibt es mal ein Novum: Einen Gastpost und einen Post von mir in einem.
Vor Kurzem waren wir in Hamburg. Vordergründig weil dort der Attachment Parenting Kongress stattfand. Aber auch, weil ich dachte, es sei eine nette Idee hier ein bißchen Urlaub mit den Kleinen zu machen. Und weil Ulrike von maternita mit ihrer Familie genau das gleiche gemacht hat wie wir, habe ich ihren Mann gefragt ob er nicht mal berichten will wie er das fand, Hamburg mit Kind. Und schnell war klar: Wir sehen das ziemlich ähnlich. Leider.

Und nein, das wird kein Hamburg- Diss. Auch kein „Berlin ist sooo viel toller“ Post. Sondern einfach der Blick zweier Eltern auf die Stadt an der Elbe, die wir beide eben nicht so wirklich kindgerecht erlebt haben.

Hier der Eindruck von Hannes

Familienausflug nach Hamburg 

Vor kurzem waren wir wegen einer zweitägigen Veranstaltung meiner Frau in Hamburg zu Gast. Da meine Frau mit Ihrer Veranstaltung beschäftigt war, oblag es mir die Kinder zu entertainen. Folgendes haben wir … Moment, wir fangen von vorne an.
 



Die Anreise war am Freitag mit dem Auto. Leider ist die Verbindung Berlin – Hamburg die meiste Zeit zweispurig, was relativ leicht zu Stau führt, natürlich auch bei uns. Wir hatten aber wohl Glück einen Unfall auf der Strecke zu umfahren, wofür ich wohl Google Maps danke sagen muß. So benötigten wir dann anstatt ca. 3h etwas mehr als 3 ½ h um an unser Ziel zu gelangen:
Eine Souterrain-Wohnung mit einem großen Wohn/Schlafzimmer, einer Küche und einem Bad. In Hamburg sind die AirBnB-Preise wirklich gesalzen, zumal an diesem Wochenende faktisch alles in einer geeigneten Lage ausgebucht war. Warum wissen wir bis heute nicht.
 

Zurück zum Familienprogramm

Wenn man in Hamburg ist, fällt einem als erstes ein, eine Hafenrundfahrt zu machen, ist ja auch interessant, richtig? Falsch. Für Kinder ist das vor allem ein Herumsitzen und hoffen, dass etwas Aufregendes passiert.
Tut es aber nicht.
Klar man fährt auch mal an ein oder zwei richtig großen Schiffen vorbei, aber die 5 Minuten “woah” verblassen ganz schnell gegen die eine Stunde Rumgesitze. Zumal für Kleinkinder unter zwei Jahren auch diese Momente nicht zählen. Hafenrundfahrt mit Kindern unter 6 Jahren kann ich also nicht empfehlen.
Ein kompletter Flop ist es aber dann auch nicht geworden, weil ICH große Schiffe gesehen habe, und es an den Landungsbrücken dann auch noch einen Seifenblasen-Mann gab bei dem die Kinder Seifenblasen machen durften.
 

Hamburg – besser nicht mit Kinderwagen

Wir sind danach zu Fuß zurück gelaufen weil ich am Hinweg wirklich an der Hamburger Aufzugslandschaft verzweifelt bin. Als Berliner bin ich es gewohnt, dass Aufzüge Luxus sind, hier sind die kaputt oder werden von allen anderen benutzt, nur nicht von denen, die darauf angewiesen sind. 
Aber in Hamburg hatte ich wirklich das Gefühl, dass die Aufzüge mit einer “sei doch froh das es überhaupt irgendwo einen Aufzug gibt” Mentalität geplant und gebaut worden sind. Geholfen hat natürlich auch nicht das der Aufzug am Hbf zur S-Bahn gerade bei uns in den Wartungsmodus geschalten hat.
Am zweiten Tag war es dann an der Zeit alles besser zu machen. Der ÖPNV wurde mit dem Auto hintergangen und anstatt Schiffe anzugucken entschlossen wir uns Flugzeugen beim Start zuzusehen.

Tierpark Hagenbeck – ein Tipp für Familien

Na, wo waren wir? Richtig im Tierpark Hagenbeck und soviel schon mal vorne weg: war toll, kann ich empfehlen und ich geh auch das nächste Mal wieder hin. 
Der Besuch im Tierpark teilte sich in zwei grosse Teile: durch den Tierpark schlendern und sich die Tiere ansehen, sowie am Kinderspielplatz den Rest der Zeit absitzen. Am Ende war es wirklich ca. 50:50, was die Zeitaufteilung anging, aber der Spielplatz war neu, die Leute allesamt nett und entspannt, also warum auch nicht. Vom Tierpark sind vor allem vier Dinge hängen geblieben.

Erstens das Elefantenhaus, wobei der Besuch sehr kurz ausfiel, da meine Tochter bei der Tür rein ist, und mit einem “Ihh, hier stinkts” auch sofort wieder raus ist. Zumindest konnten wir dann im Außengehege dem einsamen Elefantenbullen beim Rumstehen zusehen, während sich beide Kinder auf den kleinen Kinderschaukeln abgearbeitet haben. Diese Schaukeln gab es dann auch an vielen unterschiedlichen Stellen im Tierpark was ich als zweiten Punkt hervorheben möchte. 
Drittens war es uns dann möglich eine Giraffe aus nächster (Kopf)Nähe zu betrachten und auch zu füttern. Wirklich sehr beeindruckend, vor allem die Zunge ist ja dann doch nochmal erstaunlich lang und beweglich. 
Viertens aber auch das absolute Highlight, zumindest für mich, war der Besuch im Eismeer. Dazu muß ich dem Tierpark und dem/den Architekten ein ganz großes Lob aussprechen. Es war aufregend, interessant, abwechslungsreich und vor allem erstaunlich weitläufig. Am beeindruckendsten war die Tour unter dem Eismeer, was einem die Möglichkeit gibt durch große Plastikscheiben ins Eismeer zu sehen und den Tieren beim Schwimmen zuzusehen. Als dann auch noch etwas unverhofft ein Walross von unten direkt an der Scheibe, und so nur wenige Zentimeter von unseren Gesichtern entfernt empor tauchte waren auch beide Kinder begeistert, wenn auch nur für kurz, wie immer. 

Hohe Eintrittspreise, die ihr Geld wert sind

Auch wenn der Eintrittspreis für einen Erwachsenen bei 20 Euro und für Kinder ab 4 Jahren bei 15 Euro liegt, war es das allemal wert. Tierpark Hagenbeck, gerne immer wieder! Danach gings auch bald wieder Richtung Berlin wobei diesmal die Autobahn wie leergefegt war, der 3te Oktober stand bevor, und uns diesmal nur heftige Regenfälle an einem optimalen Heimkommen hinderten.

Und hier meine Meinung:

Meine Meinung: Hamburg besser nicht mit Kindern

So, und was ich, Andrea,  euch zu Hamburg mit Kleinkind noch sagen kann: Fahrt NIEMALS NIEMALS NIEMALS über den Hauptbahnhof. Also bzw. steigt da nicht aus oder um. Es ist der Horror! Für die Kleinen. Wenn sie nämlich, wie das Runzelfüßchen, begeistert laufen werden sie das dort nicht machen wollen. Es sind gefühlte 1000 Beine vor ihren Augen und alles ist total hektisch. Ich fands stressig, wie muss sich das erst für ein Kind anfühlen. Das Runzelfüßchen habe ich deswegen übrigens auch getragen, ich wollte ihr keine Angst machen und sie auf jeden Fall auch nicht verlieren.

Gewaltpotential in Hamburg

Was mich sehr erschreckt hat ist das Gewaltpotential. Nicht, dass Berlin nun ein Ort der Unschuld wäre, aber hier werde ich höchstens angemotzt oder bekomme eben keinen Sitzplatz. In Hamburg aber sprang ich dazwischen als mein Mann, der unseren Sohn trug, von einem Typen angemotzt und ihm Prügel angedroht wurde. Klar, verwirrte Menschen gibt es überall, aber am Bahnhof herrschte meiner Meinung nach schon eine agressive Stimmung.

Hafenrundfahrt für kleine Kinder?

Wir haben übrigens natürlich auch eine Hafenrundfahrt gemacht. Bei uns war weniger das Sitzen, wie bei Hannes, ein Problem, als mehr diese chauvinistischen Sprüche und überhaupt, die einstündige Dauerbequatschung von dem „Moderator“.  Das Runzelfüßchen fragte irgendwann ob wir denn auch mal reden dürfen, weil es einfach nur auf uns einprasselte. Leider wenig interessantes, dafür viel „hey Lady, zwinker, zwinker..“ Nun ja.

Keine Spielplätze in Hamburg

Ich habe in der Stadt leider wenig Spielplätze gefunden, obwohl das Runzekfüßchen natürlich danach lechzte. Das kenne ich aus Berlin ganz anders. Da gibt es gefühlt an jeder Ecke einen.  In Hamburg war da Fehlanzeige. Leider.
Wir hatten natürlich trotzdem eine gute Zeit in Hamburg, aber vor allem weil wir Freundinnen getroffen haben, weil wir es uns als Familie nett gemacht haben. Hamburg an sich kam mir leider nicht wie ein gutes Ziel für (kleine) Kinder vor.

Wie seht ihr das? Alles Quatsch und wir haben uns nur nicht angestrengt? Oder trifft es ein bißchen zu? Hättet ihr Lust auf weitere Städte“tests“?

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8 Antworten

  1. Julia sagt:

    Das (gefühlte) Gewaltpotenzial am Hamburger Hauptbahnhof hat mich auch erschreckt. Ich war zweimal in vor-Kind-Zeiten dort und fand es beide Male sehr unangenehm. Einmal würden wir auch von ein paar Typen dumm angemacht, das zweite Mal liefen Hunderte Polizisten in schusssicherer Weste und grimmigem Gesicht umher und haben irgendwelche Leute kontrolliert und teils auch abgeführt. Nicht gerade das, was für ein gutes Gefühl sorgt…

    LG, Julia

  2. Lea.Sonne sagt:

    Das mit den Spielplätzen kann ich bestätigen… es gibt zwar einige ganz große, tolle – aber auch uns wäre mit kleineren an jeder Ecke mehr geholfen gewesen.
    Mit unserem 2 1/4 jährigen könnten wir im Mai trotzdem 4-5 schöne Tage verbringen. Er fährt sehr gerne Bahn & Bus, daher war ÖPNV an sich schon ein Erlebnis (bei uns daheim gibt's keine UBahn). Der Zoo war toll (die Elefanten waren alle draußen…), das Miniaturwunderland ob der Zug-Begeisterung auch. Und statt der offiziellen Hafenrundfahrt haben wir einfach ein Linienschiff genommen, das fährt dann nicht so lang, man wird nicht voll gequatscht und kann es mit der ÖPNV Tageskarte nutzen 😉
    Da unser Sohn auch die Schifffahrt ganz toll fand, haben wir das sogar zweimal gemacht. Hatten aber auch Glück, es war gerade Hafenfest und es standen viele alte tolle Schiffe rum… Das war aber mehr was für die Eltern ��
    Und ja: mit Kinderwagen ist es doof dort! Haben ihn trotzdem genutzt, aber viel geschleppt und verboten Rolltreppe gefahren!
    In Summe: kann man machen, muss man nicht. Und hat es gut gefallen, aber Städtetrips mit Kleinkindern sind für uns die absolute Ausnahme.

  3. Christina sagt:

    Hallo, ich kann eure Meinung gut verstehen. Für das Thema Hafenrundfahrt gibt es tatsächlich eine sehr pragmatische Variante: mit den HVV Fähren kann man einfach eine kurze Tour machen z.b. nach Övelgönne zum Strand. Die Fähren sind im Tagesticket mit enthalten. Natürlich ohne erklärenden Ton, aber für eine kleine Bootstour mit Kindern genau richtig.

  4. Anna sagt:

    Hallo Ihr Lieben, ich habe Euren Text mit Interesse gelesen, denn ich wohne in Hamburg und das mit drei Kindern. Es gibt einige Dinge, die ich gern dazu äußern möchte:

    1. Ja, es stimmt – der Hauptbahnhof ist kein schöner Ort. Ich würde eher empfehlen bis Dammtor oder Altona zu fahren. Beide Bahnhöfe sind kleiner und übersichtlicher und werde ebenfalls von nahezu jedem IC/ICE angefahren.

    2. Auch die Aufzug-Situation kann ich bestätigen: es gibt defintiv zu wenige Aufzüge bzw. es gibt überall Aufzüge in den U-und S-Bahn-Stationen, die sind aber gefühlt immer am anderen Ende des Bahnhofs

    3. Eine Hafenrundfahrt würde ich mit kleineren Kindern auch nicht planen. Aber hier finde ich schade, dass Ihr Euch vorher nicht etwas besser informiert habt. Es gibt so viele Blogs und Foren, die hätten Euch eher geraten am Hafen zu schlendern (denn dort gibt es genug große Schiffe zu sehen) oder eins der Museumsschiffe dort zu besuchen (die Cap San Diego oder die Rickmer Rickmers sind nämlich für kleine Kinder durchaus spannend).

    4. Ich frage mich in welcher Ecke Hamburgs Ihr unterwegs ward denn dass es hier keine Spielplätze gibt ist schlichtweg falsch. Es gibt Unmengen Spielplätze – quasi an jeder Ecke – und gerade in der Innenstadt auch richtig tolle. Wasser- und Abenteuerspielplatz in Planten un Blomen, der riesengroße Piratenspielplatz in der Hafencity sucht seinesgleichen und auch sonst gibt es viele tolle Spielmöglichkeiten für Kinder.

    5. Hamburg bietet unglaublich viel für Kinder und es ist schade, dass Ihr da nicht vorher jemanden gefragt hat, der in Hamburg wohnt und selbst Kinder hat. Hagenbeck ist nur ein Highlight (das habt Ihr ja auch selbst entdeckt 🙂 ) Bei schlechtem Wetter gibt es tolle Museen (das Klick Kindermuseum zum Beispiel)und auch ein Besuch im Miniaturwunderland sorgt bei jedem Kind für Begeisterung. Zudem gibt es unglaublich viele Möglichkeiten Dinge umsonst zu unternehmen: Hirsche füttern und ein toller Spielplatz im Niendorfer Gehege, Ponyreiten und Wildgehege im Forst KLövensteen, Kinderbauernhof in Kirchdorf und, und, und…

    Ich kann verstehen, dass Ihr Eure Erfahrungen hier teilt – auch wenn die nicht so gut waren. Aber auf mich wirkt es so, als hättet Ihr Euch im Vorfeld einfach nicht ausreichend informiert. Es ist etwas schade, dass hier jetzt der Eindruck entsteht, dass Hamburg mit KIndern gar nicht geht. Ich hätte es besser gefunden, wenn man gleichzeitig auch jemanden zu Wort kommen lässt, der gegenteilige Erfahrungen gemacht hat – quasi als Gegenüberstellung.

    Ich würde mich freuen, wenn Ihr Euch bei einem erneuten Hamburg-Besuch vom Gegenteil überzeugen lasst und schicke bis dahin liebe GRüße,
    Anna

  5. Andrea sagt:

    Liebe Anna,

    hast du Lust eine flammende Gegenrede zu unserem Post zu verfassen und zu zeigen: Hamburg mit Kindern ist toll!
    Ich kann nur für mich sprechen: Ich habe mich bei Hamburgern im Vorfeld und vor Ort informiert und es wurde immer gesagt: Hagenbeck (teuer aber gut), Planten un Bloomen, Fähre nach Övelgönne.
    Ich kann ja nur über das berichten was ich erlebt habe, und das war eben leider nicht schön.

    Liebe Grüße,

    Andrea

  6. Anonym sagt:

    Anna hat nun wirklich schon viel zusammengefasst, und ich kann mich ihr nur anschliessen. Schade das ihr solch einen Eindruck von Hamburg gewonnen habt. Vielleicht gebt ihr der Stadt nochmal eine Chance- und schaukelt auf dem Altonaer Balkon eine Runde mit Blick über den Hafen, schlendert durch Ottensen mit einem Franzbrötchen in der Hand, besucht das Altonaer Museum mit seiner Kinderabteilung, oder eines der vielen anderen tollen Museen. Der Stadtpark bietet viel Auslauf, dann gibt es den Elbstrand, und selbst in der Innenstadt gibt es einige Punkte die kleinen und großen Kinder Spaß machen!

    LG! Kim

  7. Anna sagt:

    Liebe Andrea, ich finde es auch nicht schlimm, wenn jemand keine guten Erfahrungen gemacht hat. Das kommt vor und gehört dazu :-)Und ich finde auch gut, dass Du offen Deine Meinung dazu sagst. Denn mit einigen Dingen hast Du ja auch Recht. Und ja: ich schreibe gern eine Gegendarstellung. Nächste Woche habe ich Urlaub, da schaffe ich das bestimmt. Wäre das zeitlich ok für Dich?? Ganz liebe Grüße, Anna

  8. Nadine sagt:

    Hallo.
    Ich finde es gut, dass ihr ein ehrlichen Bericht geschrieben habt. Aber leider ist auch bei mir ein wenig der Eindruck entstanden, dass ihr euch im Vorfeld nicht so auf Hamburg vorbereitete habt. Ich selbst habe mit einer zweijährigen dort schon Urlaub gemacht. Es stimmt, der Hbf ist eine Katastrophe und Aufzüge sind echt Mangelware, aber ansonsten kann ich euch nicht zu stimmen. Anna hat schon eine gute Aufzählungen gemacht. Der ich nichts hinzufügen kann, aber zwei Attraktion hervor heben möchte. Besonders toll fanden wir das MiniaturwunderLand und Planten un Blomen. Das ist beides wirklich empfehlenswert! Im Planten gibt es SpielPlätze und ein großen Teich und viele Möglichkeiten zum spazieren. Der Park ist wirklich große und dazu noch kostenfrei.
    Vielleicht wagt ihr einen zweiten Versuch, nicht umsonst ist Hamburg einer der beliebtesten Städte Deutschlands.
    In diesem Sinne.
    Alles Liebe
    Nadine.

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