Mit uns selbst allein: Warum „Islands“ soviel in einem auslösen kann
Selten bin ich aus einem Film gegangen und habe mich danach so einsam gefühlt, wie nach dem Kinobesuch von „Islands“. Das ist in meinem Fall nichts Schlechtes und sollte euch definitiv nicht vom Kinobesuch abhalten. Denn es zeigt einfach nur, wie gut das Drehbuch und der Film ist, wie intensiv Sam Riley als Tom einen Tennislehrer auf Fuerteventura spielt, der scheinbar alle Freiheiten der Welt hat und wie Stacy Martin als Anne und Jack Farthing als Dave ihm zeigen, dass es da etwas ganz anderes gibt, wonach es sich zu sehnen lohnt.

Ich bin in meinem Leben höchst selten allein. Ganz im Gegensatz zu Tom bin ich umgeben von Menschen die mich lieben, die all ihre Zeit sehr gern mit mir verbringen möchten. Weiß ich das immer zu schätzen? Vermutlich nicht. Wie wir alle, die wir vieles in unserem Leben als gegeben hinnehmen, einfach, weil es eben da ist. Für Menschen wie mich ist „Islands“ eine wichtige Erinnerung daran, dass es immer etwas geben wird, nach dem wir uns sehnen.
„Islands“ konfrontiert einen mit den eigenen Bedürfnissen
Ich sehne mich, wie auch Vater Dave im Film, nach einem Ausbruch aus dem Alltag, der so vollgestopft ist mit Verantwortung, mit Familie, mit Terminen und To Dos. Natürlich wirkt Toms einsames ‚Lone-Wolf‘-Leben auf Fuerteventura im ersten Moment anziehend. Er kümmerst sich nur darum, Tennisstunden für Tourist*innen zu geben (und das schon um 9:00 Uhr morgens, wie er sich beschwert), Alkohol und Drogen zu konsumieren und Sex mit Touristinnen zu haben. Ein immer gleicher Ablauf aus Sorglosigkeit, Aufwachen in Hotelbetten, am Straßenrand oder dem Hotelpool. Dort eben, wo Tom in seinem Vollrausch zusammengebrochen ist und der Körper erschöpft aufgegeben hat.
Gut, ich trinke keinen Alkohol und mindless Sex ist ja auch nicht mein Thema, aber natürlich wirkt Toms Leben auf mich faszinierend. Weil es scheinbar leicht ist. Was man dabei schnell vergessen kann: Tom hat kaum Freunde, (und die, die ihm etwas bedeuten, ziehen weg), kaum soziale Begegnungen außerhalb seiner Tennisstunden. Er ist einsam, auch inmitten Partyszenen.

Wer sehnt sich wonach?
Das ändert sich, als Anne und Dave mit ihrem Sohn Anton auf die Insel kommen und im Hotel einchecken. Anne sucht Kontakt zum Tennislehrer, Anton soll Unterricht bekommen. Der Junge ist gut, Tom sieht etwas in der Frau, später lernt er auch Dave kennen. Und kriecht näher an sie heran. Weil sie etwas haben, das im fehlt. Sie sind eine Gemeinschaft, wie das bei Familien so üblich ist. Auch wenn wir aus Erfahrung alle wissen: Diese Gemeinschaft muss nicht immer nur positiv sein. Aber natürlich ist diese Verbindung eine, die einsame Menschen vermissen.
Tom, Anne, Dave und Anton erkunden zusammen die Insel, die Eltern laden ihn in ihr Hotelzimmer ein. Dave ist von der Freiheit des Tennislehrers fasziniert, er fühlt sich mit Frau und Kind eingeengt und bittet ihn, auf einen Drink in eine Bar zu gehen. Am nächsten Morgen ist Dave verschwunden und Tom wird mehr und mehr verschluckt von den Ereignissen, die die Familie involvieren.

„Islands“ – ein unbequemer, sehr sehenswerter Film
Ich mag unbequeme Filme, die einen zum Nachdenken bringen. Hier ist es nicht nur das extrem gute Drehbuch von Jan-Ole Gerster, Lawrie Doran, Blaž Kutin, nicht nur das beeindruckende Schauspiel von Sam Riley, es ist auch die Natur Fuerteventuras, die ich so einsam auch nie wahrgenommen habe. Aber auch hier gilt natürlich: Wir nehmen das wahr, was eher zu uns passt. Und während ich mich nach einsamen Orten sehne und mich meist im größten Trubel wieder finde, habe ich an meinen Urlaub auf Fuerteventura vor allem Erinnerungen an Freiheit und Trubel und Verbindung. Das Fuerteventura im Film ist ein anderes, eines, dass ich mir gern auch noch mal anschauen würde.

Meine Empfehlung daher: Lasst euch auf diesen Film ein und begegnet vielleicht auch euch selbst ein bisschen. Es lohnt sich, auch wenn’s weh tut, versprochen. Und schreibt mir gern, welche Gefühle der Film bei euch auslöst.
„Islands“ läuft ab 8. Mai im Kino.