Kinderbuchtipps: Coole Vorbilder (für Mädchen)
Es ist mal wieder Zeit für Kinderbuchtipps. Findet ihr jedenfalls, denn ich habe einige Mails bekommen.
Diesmal gehts um das Thema Vorbilder. Naja, eigentlich für Mädchen, aber so ganz stimmt das nicht. Denn auch Jungs können ja durchaus Geschichten mit starken Mädchen lesen wollen. Ich musste bei der Recherche aber auch feststellen: Ja, es gibt schon ziemlich gute Vorbilder. Aber da ist, für Jungs und Mädchen, definitiv noch Luft nach oben. Sind Verlage nicht mutig genug? Wollen Eltern das nicht kaufen? Kinder nicht vorgelesen bekommen? Ich jedenfalls ertrage diesen Einheitsbrei von Peppa Wutz (gaaanz schlimm, ich weigere mich, das vorzulesen!), und Mädchen kümmern sich um Puppen und Jungs sind wild nicht. Mir fehlen tolle, gute Vorbilder, die gar nicht übers Geschlecht definiert werden.
Jedenfalls hier ein kleiner Anfang.
Das Runzelfüßchen kam jedenfalls neulich zu mir und meinte: „Mama, ich finde Prinzessinnen doof! Die machen gar nichts, außer warten.“ Auf den Prinzen, wie sie mir erzählte. Dabei sollen Prinzessinnen auch mutig sein. Und selbst was unternehmen. Dieses Gespräch bewog mich dazu, mal zu schauen welche starken Prinzessinen es denn so gibt. Und dann hab ich noch nach weiteren Vorbildern geschaut. Hier auf jeden Fall ein paar Empfehlungen, für gut befunden von einer Fünf- und einem Zweieinhalbjährigen.
Astrid Lindgren – „Pippi im Taka-Tuka-Land“
Pippi ist einfach ein Klassiker, oder? Das Runzelfüßchen hat sich das Buch zum Geburtstag gewünscht. Ich war überrascht, dass wir das noch nicht im Haus hatten. Und dann war ich überrascht was da so drin steht. Da gibts Männer, die Pippi den Hintern versohlen wollen und irgendwie ist es doch auch traurig zu lesen wie einsam Pippi manchmal ist. Fand jedenfalls meine Tochter. Aber natürlich ist Pippi auch wahnsinnig mutig und stark, was beide Kinder gut fanden. Sie beschützt alle und hat ein gutes Herz. Sie zeigt, dass alle Kinder, egal welcher Hautfarbe, gleich sind und, dass Kinder immer aus dem Herzen sprechen sollen. Pippi macht Mut und ist, glaube ich, ein Vorbild für alle Kinder.
Mir als Erwachsene kam sie dennoch, genau wie eben meiner Tochter, auch etwas einsam vor.
Luke Pearson – „Hilda und der Mitternachtsriese“
Hilda ist inzwischen eine Reihe. Das ist eine gute Nachricht, denn es gibt mehr, mehr, mehr Abenteuer von dem mutigen Mädchen, dass Trolle und Woffel und Holzmänner sehen und mit ihnen sprechen kann. Sie wohnt zunächst allein mit ihrer Mutter in den Bergen, muss aber irgendwann in die Stadt Trollberg umziehen. Wie dieses kleine Mädchen die Natur und alles was in ihr ist erlebt ist so so großartig. Das Runzelfüßchen ist eigentlich noch zu klein für Hilda, das Lesealter würde ich so auf ab acht schätzen. Aber sie mag sie trotzdem. Es gibt ein paar „gruselige“ Szenen, bei denen Hilda sich eben ihren Ängsten stellt, die kann man beim gemeinsamen Vorlesen ja entschärfen.
Hilda ist ein Comic und inzwischen gibt es auch eine Netflix-Serie dazu. Darf unser Kind nicht sehen, aber eures ja vielleicht?
Ferdinand Lutz – „Rosa und Louis – Geisterstunde“
Wo wir gerade bei Comics sind, hier noch ein gutes. Ebenfalls für Kinder so ab acht zum Vorlesen, oder ab zehn zum Selbstlesen. Die Kinder lieben die Bilder und auch wenn ich nichts vorlese schauen sie sich das Buch mit den Geistern immer wieder an. Rosa und Louis ziehen zu ihrer Oma in ein Schloss und dort gibt es… Geister. Die nur sie sehen können, weil sie noch kindlich genug sind. Eltern können sie nicht mehr sehen, es ist ein bißchen wie bei Hilda. Denn da kann die Mutter all die Trolle und Berggeister auch nicht sehen.
Jedenfalls mag ich Rosa ein bißchen sehr gern, weil die nämlich schlau ist und sich um gendergerechte Sprache bemüht. Und Louis darf auch mal weinen weil er Liebeskummer hat. Gute Vorbilder für alle Kinder also.
Julia Boehme – Conni löst einen kniffligen Fall“
Ach Conni. Da scheiden sich ja die Geister. Und ich verstehe warum. Wir sind inzwischen bei der „großen“ Conni für Kinder ab sechs bis zehn Jahren angekommen. Und es gibt da ehrlich gesagt gute und weniger gute Bücher. Wir leihen sie aus der Bibliothek aus und lassen uns von jedem Buch überraschen. Dieses hier ist wirklich gut, Conni versucht einen Raub aufzuklären. Wr hatten auch schon „Conni und das Bergabenteuer“, eine Geschichte bei der sich mein Sohn übers Bayrisch reden seines Papas (das Buch verlangte es so) schlapp gelacht hat. Noch Wochen später kommt er lachend um die Ecke gelaufen und ruft „Des is koi Alpaka, des is a Sau“, weil das im Buch gesagt wurde. (Ich glaube, wir müssen das Buch nochmal ausleihen…)
Was ich an manchen Büchern nicht mag: Die Liebesgeschichte. Das interessiert unsere Tochter schlicht noch nicht, ob irgendwer da Conni küssen will. Und ich finde das auch unnötig für Kinder in dem Alter. Da sind mir Geschichten wie diese, wo Conni und ihre Freund_innen mutig und ängstlich zugleich sind viel viel lieber.
Diana Kimpton – „Die Pony-Prinzessin – Im Geisterwald“
Eine Prinzessin, gnarf. Aber eine Mutige, die sich auf macht das Rätsel um den Geisterwald zu lösen. Ella, so heißt sie, hat keine Lust sich ihren Pflichten als Prinzessin hinzugeben und stromert lieber mit ihren Pferden durch die Gegend. Womit wir natürlich schon beim Thema sind, denn klar gehts bei der Pony-Prinzessin viel um Pferde und Ponys. Da hat meine Tochter aber schon „Vorbildung“ durch Bibi & Tina Hörspiele und freut sich deswegen über die Abwechslung.
Matthieu Sylvander & Perceval Barrier – „Beatrice die Furchtlose“
Beatrice ist Abenteurerin von Beruf. Wer bitte möchte das nicht sein? Meine Tochter jedenfalls findet sie super. Denn Beatrice rettet auch mal einen Prinzen oder kämpft gegen Drachen. Also das, was klassischerweise eben den Jungs vorbehalten ist. Das Buch richtet sich an Leser_innen ab acht, aber hier fand es die Fünfjährige auch schon gut. Und mein Sohn wird ganz sicher auch seine Freude an Beatrice haben, denn furchtlose Held_innen, das wollen doch alle Kinder sein. Und wir Eltern erklären vielleicht viel zu oft, dass nur Jungs mutig sind.
Sabine Ständig – „Petronella Apfelmus – Zauberschlaf und Knallfroschchaos“
Petronella Apfelmus wurde mir von einer Leserin empfohlen. Inzwischen kann ich genau verstehen warum. Und wieso die Bücher in der Bibliothek so oft ausgeliehen sind.
Die kleine Hexe Petronella und ihr Freund, der Hirschkäfer Lucius, erleben jede Menge Abenteuer die alle mit Natur zu tun haben. Es gibt auch ein Koch- und Backbuch, was sich damit beschäftigt. Jedenfalls findet meine Tochter genau diesen Naturbezug so gut. Kinder nehmen sich aus Büchern ja auch gern das, was sie brauchen. Hier steht für sie definitiv weniger die Hexerei im Vordergrund, viel mehr sind es die Tiere, und, dass ein kleiner Mensch (Petronella ist wirklich winzig) so viel bewirken kann.
Usch Luhn – „Nele und die Mutprobe“
Das, was ich über Conni schrieb, das gilt irgendwie auch für Nele. Auch von ihr gibt es eine jüngere und eine ältere Version. Mein Zweieinhalbjähriger findet die Nele für die Kleinen gerade ziemlich gut, da wendet sich meine Tochter eben dieser hier für Kinder ab acht zu. Und auch hier ist es so: Manche Geschichten haben einen Liebesbezug, andere nicht. Die hier ist einfach nur spannend, es geht um Ausgrenzung, (Mädchen)freundschaft und eben mutig sein. Und nicht mutig sein müssen, auch etwas, dass Kinder ja lernen. Dass man Angst haben und dazu stehen darf.
Anna Böhm – „Emmi & Einschwein“
Meine Tochter kann Einhörner nicht leiden. So gar nicht. Die sind noch schlimmer für sie als Prinzessinnen. Vielleicht, weil alle in der Kita das so toll finden. Jedenfalls sind Einhörner hier total out. Und deswegen ist dieses Buch gut. Weil sich Emmi nämlich SOOOO sehr ein Einhorn wünscht. Und stattdessen ein Einschwein bekommt.
Außerdem hat Emmi zwei Geschwister, weiterer Pluspunkt, denn das ist hier auch so. Ich fürchte, irgendwann wird sie sich ein Einschwein wünschen… Ich versuche dann, sie mit dem Nachfolgerband abzulenken, denn dieses Buch ist inzwischen eine Buchreihe.
Susanne Straßer – „Das Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte“
Ich gestehe: Als ich das Buch sah, dachte ich. Na toll, rosa. Mag meine Tochter auch nicht. Und dann noch Prinzessin! Alles falsch, was da so falsch sein kann. Aber nee, das stimmt nicht. Wenn ihr euch vom rosa Titelbild nicht abschrecken lasst, dann ist die Geschichte nämlich richtig gut. Die kleine Prinzessin möchte auch in einem Märchenbuch vorkommen, so wie all die anderen Prinzessinnen. Sie macht sich also eine Liste, wie das gelingen könnte. Nichts klappt. Am Ende gehts dann leider doch darum, dass der Prinz sie heim in sein Schloß führt, aber das ist zu verschmerzen, weil zwischendrin nur wichtig ist, dass die Prinzessin einen Plan hat und handelt. Selbstermächtigung. So ein wichtiges Thema für Kinder.
Dorothea Flechsig – „Petronella Glücksschuh – Naturforschergeschichten“
Und noch eine Petronella. Aber diesmal keine Hexe. Ich habe „Petronella Glücksschuh“ glaube ich schon öfter vorgestellt. Aber ich wünsche ihr einfach soviele Leser_innen. Denn das Mädchen mit dem großen Herzen für Tiere ist frech, schlau, tierlieb und irgendwie wie eine Freundin, die man gerne hätte. Dieses Buch ist bei uns Zuhause ein echter Dauerbrenner, wenn meine Tochter keine Lust darauf hat, dann kommt mein Sohn damit an. Denn auch er mag das Mädchen so sehr.
Es gibt inzwischen drei Bände und ich hoffe sehr, dass weitere folgen.
Nicole Schaa
Schimmerie Harztropf und das Sternenmeer & Im Reich der Faseltaki
Im Verlag Biber & Butzemann gibt es vor allem Kinderbücher über Regionen. Diese zwei Geschichten spielen zum Beispiel im Hasselbachtal und ist ziemlich magisch.
Was ich mag: Die kleine Waldfee Schimmerie Harztropf ist nicht eine Neben- , sondern die Hauptfigur. Sie hat natürlich einen Freund an ihrer Seite, aber sie ist die Hauptperson. Gibt es viel zu selten in Kinderbüchern. Da sind Mädchen in Abenteuergeschichten oft nur die Helferinnen und nicht die, die die Abenteuer selbst erleben.
Manches Abenteuer war für meine Fünfjährige noch ein bißchen gruselig, aber da kennt ihr eure Kinder schließlich am besten.
„Ich habe eine Freundin, die ist… Tierärztin“
Dieses Pixibuch ist Teil der „Ich habe eine_n Freund_in, die/der ist…“ Reihe. Es geht darum verschiedene Berufe vorzustellen. Und ja, es gibt in der Reihe definitiv zu wenig Frauen in anspruchsvollen Berufen. Ich hoffe sehr, dass der Verlag hier bald neue, spannende Bücher rausbringt, mit vielleicht sogar neuen Berufen, die Eltern inzwischen haben. Denn es sind nicht alle Feuerwehrmann, Imker, Tier- oder Notfallärztin.
Jedenfalls kann ich diese Bücher auswendig mitsprechen, so oft habe ich die vorgelesen. Und ich mag es, dass die Kinder viel über Berufe lernen. Noch wichtiger finde ich aber, dass wir anhand der Bücher besprechen können was meine Kinder werden wollen. Und ich erklären kann, dass sie sich nicht beschränken müssen in ihrer Berufswahl.
Martin Grohms & Annika Kuhn – „Pinipas Abenteuer – eine himmlische Pfannkuchensuche durch Europa“
Das Buch haben wir aus der Bibliothek nur wegen dem schönen Format und den tollen Zeichnungen mitgenommen. Und nun reisen wir gemeinsam mit Pinipa durch Europa. Sie sucht Pfannkuchen (für mich wird das ja immer Eierkuchen heißen, aber das sind eben regionale Besonderheiten). Die Kinder lernen als so einiges über verschiedene Länder und schnappen nebenbei ein paar Worte italienisch, spanisch, französisch, niederländisch und weitere Sprachen auf. Das Buch vermittelt Reiselust und Neugierde, die immer mit Antworten belohnt wird. Und was sollen Kinder denn bitte schöneres lernen?
Jutta Nymphius & Volker Fredrich
Sigurd und die starken Frauen
ICH LIEBE DIESE GESCHICHTE! Ehrlich. Es ist so ein gutes Buch über starke Wikingerinnen und Arbeitsteilung und Familie.
Freya ist eine Wikingerin, die mit vielen anderen Frauen auf große Fahrt geht und Schätze nach Hause bringt. Ihr Mann Sigurd will das aber nicht länger hinnehmen, er will nicht nur die Kinder und das Haus versorgen. Obwohl er eigentlich schon ganz gern mit den Kleinen kuschelt (was wirklich toll gezeichnet ist).
Jedenfalls wird die alte Ordnung auf den Kopf gestellt, als Sigurd und seine Frau zusammen losfahren wollen. Und gemeinsam muss ausgehandelt werden, wer aus dem Dorf zukünftig die Wäsche wäscht, und wer Schätze raubt. (Und nein, es wird nicht plötzlich alles „Frauen“- oder „Männer“arbeit).
Die Geschichte basiert ganz locker auf dem Fund der letzten Jahren, bei dem sich herausstellte, dass im Wikingergrab nicht ein Mann, sondern eine Frau lag, die wohl in ihrer Zeit eine gefürchtete Kriegerin war.
„Kleine Prinzessin – ich lass mich nicht kämmen“
Die kleine Prinzessin ist sowas wie eine Anti-Prinzessin. Eigentlich hat sie nur Unsinn im Kopf. Und das ist super! Weil sie so schön frech ist, ihre Eltern sie über alles lieben und alle Angestellten im Schloß ihr jeden Blödsinn verzeihen. Es gibt die Reihe auch in „groß“, also als Bilderbuch. Wir sammeln aber die Pixibücher. Ein paar fehlen noch, denn die Serie ist schon etwas älter. Passend zur kleinen Prinzessin gibt es auch den kleinen König. Den finden beide Kinder aber nicht so toll, er erscheint ihnen im Vergleich „irgendwie nicht so nett“. Ich finde ihn dümmlich. Genauso wie die Serie, die es beispielsweise auf Netflix zur Prinzessin gibt. Wir lesen weiter in den Büchern.
Abouet und Sapin – „Akissi – auf die Katzen, fertig, los!“
Wie viele Abenteuererinnen aus Afrika kennt ihr? Ich kenne eine, Akissi. Und die ist super für Kinder, weil sie nicht nur das Leben an der Elfenbeinküste kennenlernen, sondern weil Akissi auch eine verdammt coole Socke ist.
Sie erzählt ihrer Mama zum Beispiel, dass sie lieber hässlich sein will, weil das Zöpfe flechten so weh tut. Welches Kind kann da nicht mitreden? Mir jedenfalls hat das Kind direkt verkündet, dass sie erstmal keinen Zopf haben will…
Es gibt ein paar Szenen die erklärungsbedürftig sind, zum einen wird Akissi in der Schule vom Lehrer geschlagen, ein anderes Mal trinkt sie aus Versehen Alkohol. Und auch die Würmer, die Akissi bekommt weil sie etwas isst, das auf der Straße liegt könnte Kindern Angst machen.
Daher ist es für die Kleinsten noch nicht geeignet, dieses Buch.
Aber ihr könnt entweder, so wie wir das machen, einzelne Comics anschauen, oder ihr habt erstmal selbst euren Spaß mit dem Buch und übergebt es euren Kindern wenn sie älter sind.
Den Kinder gefällt der „Bonustrack“, ein Rezept für Clé-Clé auch richtig gut. Ich werden immer wieder gefragt, wann wir das endlich machen. Ich sag euch… Bücher machen Kinder schlau!
Hier gibts weitere Kinderbuchsammlungen:
Kinderbücher über den Tod
Kinderbücher über Schwangerschaft und Geburt
Kinderbuchtipps
Bastelbücher für Kinder
Und nun würde ich gern wissen: Soll ich noch nach weiteren coolen Vorbildern (für Jungs) suchen? Oder mal ein ganz anderes Thema beleuchten?
Was wäre denn interessant?
Ich kann noch sehr empfehlen, für kleinere Kinder "Prinzessin Isabella", die zwar Prinzessin ist aber lieber im Schweinestall leben will als in ihrem Schloss mit Krönchen und hübschen Kleidern ausstaffiert werden. Und eine ganz tolle Reihe für größere (so ab 6 denke ich) ist Flora Flitzebesen. Flora ist eine Hexe die mit ihrer gemischten Freundesgruppe in jedem Buch ein anderes Rätsel löst. Finde ich sehr schön, weil dort Jungs und Mädchen ganz selbstverständlich befreundet sind, ohne Liebesgeschichte und weil Flora ein sehr mutiges Mädchen ist, die sich vieles traut.