Papa bloggt: Werden Väter bevorzugt?

Verkehrsschild, Vater mit Tochter

Die Mama vom Runzelfüßchen, also meine Frau, hat vor einiger Zeit eine Blogparade gestartet, die von überragenden Vätern und normalen Müttern handelte. Obwohl mir das Thema auch sehr am Herzen liegt, habe ich bislang nichts dazu geschrieben. Nicht, weil ich dazu keine Meinung habe oder vielleicht sogar die gegenteilige Meinung vertrete, sondern weil es sich bislang nicht ergeben hat. Aber vor Kurzem bin ich wieder mit der Nase darauf gestoßen worden.

Mit dem Kleinkind in die volle Straßenbahn

Das Runzelfüßchen wird mittlerweile von uns Beiden abwechselnd in den Kindergarten gebracht. Meistens mit dem Rad, aber manchmal fahre ich auch mit der Bahn, wenn das Wetter zu übel ist. Vor Kurzem mussten wir mit der Bahn fahren und ich hatte natürlich nicht alleine die Idee. Wenn das Wetter schlecht ist, fahren fast alle Berliner_innen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Es war gerammelt voll. Alle Sitzplätze waren belegt, Kinderwagen in den Gängen, Fahrräder standen vor den Türen.
Menschen wollten zur Arbeit, zur Uni, zur Schule oder sonst wohin und waren genervt. Während ich noch mit meiner Tochter auf dem Arm, das 4-Fahrten-Ticket abstempelte und mich auf eine sehr anstrengende Fahrt einstellte, boten mir Menschen ihren Sitzplatz an. Ich bedanke mich artig und wir setzen uns hin. Ich wollte diesen Tag schon im Kalender ankreuzen, denn ich dachte, das passiert mir nie wieder.

Nette Menschen bieten wieder ihren Platz an

Am übernächsten Tag kam es zu der gleichen Situation. Schlechtes Wetter, volle Bahn und ich dachte, meine Tochter und ich müssten die ganze Fahrt über stehen. Aber nein, uns oder vielmehr dem Runzelfüßchen wurde wieder ein Platz angeboten. Ich erzählte dann abends meiner Frau davon, dass die Menschen so nett waren und uns wieder ihren Platz anboten. Sie war vollkommen baff. Da sie die Strecke kennt und immer dann fährt, wenn ich das Runzelfüßchen nicht bringe, wollte sie mir zuerst nicht glauben. Ihr wurde bislang fast nie ein Platz angeboten und sie fährt die Strecke viel öfter als ich.

Werden Väter in der Öffentlichkeit anders wahrgenommen?

Natürlich frage ich mich, woran das liegt. Ist eine Mutter mit Kind nichts Besonderes und muss deshalb stehen, während der „arme“ Vater einen Platz für sich und seine Tochter braucht?  Selbstverständlich sollte ich meine Alltagserfahrungen nicht verallgemeinern. Ich möchte sehr gerne daran glauben,  dass die gleichen Menschen auch meiner Frau mit dem Runzelfüßchen einen Sitzplatz angeboten hätten. Aber mein Gefühl sagt mir das Gegenteil.

Wie seht ihr das? Denkt ihr, dass es Väter im Alltag positiver wahrgenommen werden als Mütter?

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5 Antworten

  1. SilkeAusL sagt:

    Schön, so etwas mal von einem Mann zu lesen zu bekommen.Also ist das nicht unbedingt Einbildung der Frauen.
    Bei Schwangeren funktioniert so etwas ja auch noch, wenn man mit Kinderwagen irgendwo in die Bahn will, muss man oft schon fragen(der Hammer, den ich bei meiner EINZIGEN Zugfahrt mit beiden Kindern erlebt habe:die Zugbegleiter springen vor mir aus dem Zug und verpieseln sich…), aber mit "mobilem"Kind braucht Frau keine Hilfe. Die starken Mütter(wie im Text auch beschrieben:die es GEWOHNT sind)und die bedauernswerten und hilfsbedürftigen Väter :'(
    Aber teilweise fördern die Väter so etwas noch:ich hab hier so einen, der immer ein riesen Gewese draus macht, wenn er mit den Kindern alleine unterwegs war, sie vom Kindergarten abholt oder ins Bett bringt. Tut es überall mit stolzgeschwellter Brust kund und erwartet Bewunderung und dass ihm alle die Füße küssen. Von mir wird alles selbstverständlich erwartet "Ist ja auch dein Job!" bekomme ich zu hören. Und ich bin NICHT mehr nur Hausfrau und Mutter sondern gehe fast Vollzeit arbeiten. Aber bei den Vätern ist das natürlich was anderes!
    Wann ändert sich da endlich mal was in den Köpfen der Gesellschaft? Ich glaube, bis dahin sind meine Kinder schon erwachsen…

    Gruß, Silke

  2. Auch wenn ich erst seit kurzem Papa bin und noch nicht so oft mit der Kleinen draußen war, bekam ich immer diese "du bist ein super Vater" Blicke zugeworfen, bei denen ich schon alleine das Gefühl bekam bevorzugt zu werden.

  3. Alexander sagt:

    Hallo Florian,

    erst mal herzlichen Glückwunsch! Natürlich sind positive Blicke besser als abschätzige. Aber ist das denn ein gutes Gefühl für Dich?

    Viele Grüße,
    Alex

  4. Alexander sagt:

    Hallo Silke,

    ich kann Deinen Ärger über diesen Vater sehr gut verstehen. Zum Glück habe ich solche Männer bislang nicht kennen gelernt, die ihr Vatersein so nach außen tragen müssen. Aber wahrscheinlich prahlen Männer untereinander nicht unbedingt damit. Ich würde es einfach ignorieren, obwohl es mit Sicherheit ärgerlich ist.

    Liebe Grüße,
    Alex

  5. Es ist schon ein gutes Gefühl. Vor allem als frischer Papa aber wenn ich die Berichte von anderen Müttern und Vätern lese bringt mich das schon zum Grübeln. Es sollen ja beide Elternteile gleich bewertet werden aber bis es soweit ist, braucht die Gesellschaft noch ein paar Jahre und Eltern wie uns, die sich für die Gleichberechtigung einsetzen.

    LG Florian

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