Thailand mit Kindern: Rituale auf Reisen
Als ich anderen von unserer Reise erzählte hörte ich sehr oft: Oh, das geht bei uns gar nicht. Unser Kind braucht feste Rituale, immergleiche Bedingungen. Und ich gebe zu: Ich habe darüber gar nicht nachgedacht, ob meine Kinder das brauchen. Wir Eltern haben beschlossen, dass wir diese Reise machen wollen, dass sie für unsere Kinder und uns gut wäre. Ob das für die Kinder wirklich so ist, oder ob sie der Trip in die Ferne maßlos überfordern würde, daran dachte ich gar nicht.
Reisen mit Kleinkind
Das liegt zum einen sicher daran, dass wir schon oft mit dem Runzelfüßchen verreist sind. Noch nie soweit in die Ferne, aber doch oft und gern. Meine Tochter liebt das Reisen und ist an sich auch kein Kind was viele Rituale braucht. Sie hat keine festen Frühstücks/Mittags/Abenessenszeiten. Sie geht ins Bett wenn sie müde ist, nicht zu einer festegelegten Uhrzeit. Sie hat kein Lieblingsschmusetier das überallhin mit muss, sondern immer mal ein anderes.
Brauchen Kinder Rituale auf Reisen
An sich ist das Runzelfüßchen ein sehr neugieriges, aufgeschlossenes Kind was gern die Welt entdeckt. Und weil das so ist sind wir davon ausgegangen, dass ihr Bruder da schon in die gleiche Kerbe schlagen wird. Und wenn nicht, dann hätte er ja auch immernoch uns.
Und soll ich euch was sagen, genauso ist es. Alles, was die Kinder hier auf Reisen an Ritual brauchen sind wir. Das Runzelfüßchen bekommt vor dem Einschlafen vorgelesen. Wir halten die Hände der Kinder bis sie tief und fest schlafen. Wir essen wenn wir hungrig sind und schlafen, wenn wir müde sind. Wir machen das, was die Kinder wollen und was ihnen gut tut. Und je mehr diese Reise voran schreitet, desto weniger brauchen sie.
Kinder entwickeln sich im Urlaub
Die ersten Tage, als wir alle mit dem Jetlag kämpften, da war das Runzelfüßchen sehr verunsichert, blieb viel in unserer Nähe und wollte nicht so recht spielen. Innerhalb weniger Tage aber blühte sie auf. Inzwischen geht sie mit ihrem Schwimmring auch allein ins Meer (nachdem sie Bescheid gesagt hat und IMMER einer von uns auf sie aufpasst). Sie rennt zu anderen Kindern und stellt sich vor. Sie wütet wenn Menschen ungefragt ein Foto von ihr machen, stellt sich fest auf den Boden und ruft: „NO PHOTO!!“
Sie rennt los, besorgt Rechnungen, bezahlt unser Essen und bestellt sich auch schon mal selbst, auf Thai, ein großes Wasser. Sie achtet darauf, dass mein Essen „no spicy“ ist, weil ich scharfes Essen tatsächlich nicht mag.
Mittagsschlaf macht sie, wenn es besonders heiß ist oder sie abends unbedingt noch eine Nachtwanderung mit ihrer Taschenlampe machen möchte.
Baby liebt Thailand
Herr Annika, der in diesem Urlaub das (freie) Stehen für sich entdeckt hat ist zufrieden wenn wir alle da sind. Wenn seine Schwester für ihn singt, dann klatscht er begeistert und quietscht laut. Er lässt sich gern von den Thais durch die Gegend tragen und bespielen, weil sie ihm offensichtlich signalisieren, dass er jederzeit zu uns zurück kann. Er schläft abends mit seiner Schwester ein und weckt uns morgens oft als Erster. Er ist ein fröhliches kleines Baby, das den Schalk im Nacken hat und dessen Lieblingsspiele oft halsbrecherisch sind. Er liebt Baden und Duschen, solange Mama und Papa in der Nähe sind. Er schläft auf Papa ein und wird nach wie vor vier, fünf Mal nachts wach und stillt. Er blickt furchtbar stolz in die Runde wenn er steht und sich am Bett in unsere Richtung hangelt. Er befühlt andere Kinder und kommt dann schnell zurück, ganz so als müsste er sich nach einem Ausflug rückversichern, dass wir alle noch da sind.
Er hat im Urlaub das Essen entdeckt und probiert sich nun durch die thailändische Küche (wobei es eine ganz klare Präferenz für Obst und Kartoffeln gibt)
Es gibt im Urlaub, genau wie zuhause, wenig Rituale und viel freie Zeit. Wir sind hier rund um die Uhr zusammen und ich merke, wie gut es meinen Kindern tut. Für Beide sind vermutlich wir das einzige Ritual was zählt. Mama und Papa, die zwei Felsen in der Brandung, die Menschen auf die sie bedingungslos zählen können.
*Die Fotos waren fürs Wochenende in Bildern von vor zwei Wochen, die ich euch leider nicht zeigen konnte. Wäre ja schade drum, oder? 🙂