#CoronaEltern – wie wir langsam zusammenbrechen
#CoronaEltern, das bedeutet vor allem (virtueller) Zusammenhalt. Weil wir Eltern, so unterschiedlich unsere Ausgangsbedingungen auch sein mögen, alle im selben Boot sitzen. Natürlich ist es bei uns allen zuhause zur Zeit mal mehr, mal weniger anstrengend. Das liegt schlicht auch an der Tatsache, dass jede Familie einzigartig ist.
Artikel über Homeoffice mit Kindern
Die letzten vierundzwanzig Stunden waren heftig. Ich habe einen Artikel für stern.de geschrieben, darüber, wie das Homeoffice mit Kindern in Zeiten von Corona seit Wochen wirklich ist. Meine Postfächer stehen seit dem nicht mehr still. Das ging gestern Abend los und hält weiterhin an.
#CoronaEltern – sprecht über eure Erfahrungen
Die Reaktionen kann ich, grob gesagt, in zwei Lager einteilen. Ganz ganz viele Eltern melden sich bei mir und bedanken sich für meine Worte, für den Einblick. Sie fühlen sich verstanden, gesehen und sie sind wohl die, für die #CoronaEltern letztlich auch von Bedeutung sein wird. Weil sie vielleicht gar nicht selbst eine Lösung haben (wer hat die schön), aber weil sie es, wie ich, wichtig finden, dass wir mal über die Situation der Eltern und Kinder in Zeiten von Corona sprechen.
Ihr habt das alles so gewollt
Und dann ist das das andere Lager. Natürlich kamen auch die Mails, die ich erwartet hatte. Dass ich mir das ja alles hätte vorher überlegen können, dass wir Eltern selbst Schuld sind, dass es jetzt ist, wie es ist. Immerhin haben wir ja Kinder bekommen. Und überhaupt, ich würde meine Kinder wohl nicht lieben, wenn ich sie als Belastung in diesen Zeiten empfinden würde. Ich bin so müde von diesen immer gleichen Vorwürfen.
Was mich irritiert hat: Die Anzahl der Nachrichten, die auf den 2. Weltkrieg verwiesen. Früher, im Luftschutzbunker, das wäre schlimm gewesen, dass, was ich (und so viele Eltern) gerade durchmachen ist doch Kindergarten. Das sind vermutlich die Menschen, die #CoronaEltern durchsuchen werden um zu erklären, dass es uns allen noch immer viel zu gut geht.
Nutzt #CoronaEltern auch dann, wenns bei euch super läuft!
Nutzt unbedingt den Hashtag #CoronaEltern um in den sozialen Medien zu berichten, wie es euch so geht. Und macht das bitte unbedingt auch dann, wenn ihr alles gewuppt bekommt. Es geht ja zu keiner Zeit darum zu sagen: Jetzt jammert mal schön alle, wir furchtbar alles ist. Ich freue mich ehrlich für jede*n, bei dem es anders ist, als bei uns. Aber ich bin der Meinung: Wir müssen eben sichtbar machen was ist. Und dürfen nicht den Fehler machen, uns gegenseitig fertig zu machen.
Vorwürfe, weil ich Lösungsansätze fordere
Das habe ich in den letzten 24h auch gemerkt, wie schnell verurteilt wird, weil ich dieses und jenes nicht explizit auch noch erwähnt habe. Ich bekam Anfragen, ob ich denn alle Menschen töten will, weil ich fordere, dass sich die Situation ändert. Dabei habe ich, zum Beispiel (weil mir auch das vorgeworfen wird) nie gesagt, dass alle Schulen und Kitas sofort wieder öffnen müssen. Es ist nicht das Ziel, dass alle Eltern ihre Kinder wieder in die Kinderbetreuung schicken, weil gar nicht absehbar ist, was das für die Gesellschaft bedeutet. Ich bin auch keine Virologin, die dazu überhaupt eine fundierte Aussage treffen könnte. Aber ich finde, es ist ok darüber zu sprechen (und Menschen zu Wort kommen zu lassen) was es für Eltern bedeutet, ihre Kinder im Homeoffice zu unterrichten, zu betreuen und über ihre Grenzen hinauszugehen.
Eltern an der Belastungsgrenze
Ich habe das Gefühl, dass mein Mann und ich langsam an unsere Grenze kommen. Wir arbeiten beide 40h, er festangestellt, ich freiberuflich. Und wir beginnen gerade Woche 6 mit drei Kitakindern im Homeoffice. Das zerrt an unseren Nerven, an unserer Ehe, an unseren Kindern. Neulich sagte mein Mann zu mir: „Ach Andrea, ich wollte dir eigentlich noch so viel erzählen!“ Ich fand das schön, das sagte ich ihm auch, ist doch toll, dass wir uns nach über fünfzehn Jahren noch immer so viel zu sagen haben. Aber, so erklärte ich ihm, er möge das bitte nicht persönlich nehmen, ich will nichts mehr hören.
Sehnsucht nach Ruhe und Alleinsein
Ich sehne mich so unfassbar nach Ruhe. Nach Zeit für mich. Ich bin hier nie nie nie allein und das macht mir schwer zu schaffen. Immer kreischt oder schreit oder jammert jemand nach mir, will mir unbedingt noch dies erzählen oder das wissen, soll ich jenes erklären, dieses basteln und überhaupt wünscht sich jedes Kind auch dringend Zeit mit mir allein. Wir organisieren unsere Arbeit in Schichten, wir putzen, kochen, kaufen ein. Wir sind dauerhafte Ansprechpartner*innen, Spielpartner*innen, Animateur*innen und Streitschlichter*innen. Das sind wir auch, weil die Kinder ja nur sich und uns haben. Ich will nicht, dass die Kitas und Schulen sofort wieder öffnen. Aber ich will einen Fahrplan haben, wie es weitergeht.
Kinder brauchen Perspektive
Ich will meinen Kindern sagen: Nächste Woche passiert das. Dann schauen wir neu. Das muss nicht die große Übersicht bis Ende Juli sein, mir reichen kleinere Abschnitte, in denen die Situation immer wieder neu bewertet wird. Ich will nicht, dass jemand wegen uns erkrankt, ich will nicht, dass meine Familie krank wird oder ich selbst. Ich will aber auch nicht bis zum 01.08. durchhalten müssen in diesem Einheitsbrei aus Job, Kindern und Zuhause.
#CoronaEltern – wir brauchen kreative Ideen
Es braucht vielleicht kreativere Lösungen, aber ich frage mich, wieso es der Handel hinbekommt, dass Regelungen gefunden werden, Eltern aber so wenig erwähnt werden. Dabei arbeiten doch viele von ihnen dort. Die können eine Notbetreuung anfragen, aber dann gibt es Feedback von manchen Lehrer*innen oder Erzieher*innen, die (zurecht) sagen, sie wollen ihre Gesundheit auch nicht riskieren. Mehr Kinder in der Notbetreuung, wenn nicht klar ist, wie potentielle Ansteckung verhindert werden kann ist einfach keine Option.
Dankbar für Auftraggeber in diesen Zeiten
Dass mein Mann und ich weiterhin Vollzeit arbeiten können macht mich dankbar, versteht mich da nicht falsch. Ich bin froh, dass ich genug Aufträge habe. Es gibt so viele andere, die das momentan nicht können und zu all den Betreuungs- und Kindersorgen auch finanziellen Druck spüren. Aber es bringt uns eben auch an die Grenze unserer Belastbarkeit. Wäre es eine Option zu sagen: Ein Elternteil bekommt Betreuungsgeld? Vielleicht? Aktuell gibt es Geld nur dann, wenn nachgewiesen werden kann, dass man seinen Job nicht mehr ausüben kann. Dass die allermeisten Eltern versuchen Kinder und Job unter einen Hut zu bekommen, egal wie viel Kraft es kostet, wird dabei übersehen. Es kann Familien sicher entlasten, wenn ein Elternteil (und bitte nicht pauschal die Mutter!) die Betreuung der Kinder übernimmt und dafür bezahlt wird. Weil sich der finanzielle Druck verringert und die Arbeit Eltern nicht dauerhaft im Nacken sitzt.
Teilt eure Erfahrungen bei #CoronaEltern
Ich glaube, es ist für alle einzeln unmöglich, eine individuelle Lösung finden, die der Situation gerecht wird. Aber wenn es etwas gibt, dass vielen Familien hilft, dann ist das schon mehr, als es im Moment gibt. Ich wünsche mir auch, dass dieses gegenseitige Fingerzeigen aufhört, aber das ist vermutlich zu viel verlangt. Deswegen, erzählt doch mal: Was würde euch helfen? Schreibt es hier oder unter #CoronaEltern für alle!
Hallo Andrea, ich arbeite im medizinischen Bereich, wir hätten also schon geraume Zeit Anspruch auf Notbetreuung für unsere beiden mit 5 und 2. Bisher konnten wir es mit verschieben meiner Arbeitszeit und Homeoffice vom Papa irgendwie organisieren. Da ich der Meinung bin, je mehr Kinder zu Hause bleiben, desto besser, nachdem es aber keine langfristige Perspektive gibt, werden wir jetzt an 2 Tagen die Woche die Notbetreuung nutzen. So wenig als möglich. Vielleicht ist das ja eine Option langfristig. Kita auf aber jede Familie darf nur 2d pro Woche in Anspruch nehmen, das würde die Gruppen entzerren und die Eltern entlasten. Lg Manuela
Es gibt von gestern eine Stellungnahme der deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin zum Thema, dass die Interessen und das Wohlergehen der Kinder (und Eltern) in den weiteren Planungen stärker berücksichtigt werden müssen: https://www.dakj.de/stellungnahmen/stellungnahme-der-deutschen-akademie-fuer-kinder-und-jugendmedizin-e-v-zu-weiteren-einschraenkungen-der-lebensbedingungen-von-kindern-und-jugendlichen-in-der-pandemie-mit-dem-neuen-coronavirus-sar/
Die langfristigen gesundheitlichen und psychischen Fogen sind unbedingt zu bedenken!
Danke für Deinen offenen und reflektierten Artikel. Wir sind hier mit unserer Vierjährigen im Homeoffice, irgendwie kriegen wir es hin, aber die Nerven werden von Woche zu Woche dünner. Wir haben das Glück (?), dass ich bald im Mutterschutz bin, ab dann ist unser Betreuungsproblem dann wohl offiziell nicht mehr existent. Am meisten stört mich, dass die Perspektive der Kinder keinen interessiert – vor wenigen Monaten noch wurde über Kinderrechte debattiert, nun werden Kinder primär als Virenschleudern und Hindernisse für Erwerbstätigkeit gesehen.
Die besten fachlichen Infos gibt es meiner Meinung nach auf [Website entfernt]
Und ja, es SOLLTEN SOFORT alle Schulen und Kindergärten wieder aufgemacht werden. Dänemark bereut den Shutdown, Schweden hat erst keinen gemacht, ich glaube ich wandere doch noch nach Skandinavien aus.
Die Ansteckungswelle war bereits VOR dem Shutdown am abklingen und die Replikation ebenfalls VOR dem Shutdown unter 1,0, danach keine Veränderung mehr zu verbuchen. Shutdown und Kontaktverbot sind bewiesenermaßen sinnlos und schädlich für die gesamte Gesellschaft.
Es wird Zeit, diesem Irrsinn endlich ein Ende zu setzen und das normale Leben wieder aufzunehmen.
Aber wie?
Jetzt gibt es auch noch Maskenpflicht, der reine Wahnsinn. Ich habe meinen Glauben an das Gute echt verloren.
Traurig verzweifelte Grüße
Jitka
Nicht ganz zum Thema passend, aber [Website entfernt] hatte ich nun aus Neugierde direkt mal angeklickt und das sieht meiner Meinung nach total dubios aus, v.a. die verlinkten Artikel und es gibt noch nicht mal ein Impressum. Es ist also total unklar, woher die Infos von der Seite kommen sollten. Jitka, hast du Freunde in deinem Umfeld, die im Gesundheitswesen arbeiten und mit Covid-Patienten zu tun haben und dir moeglicherweise aus erster Hand berichten koennten? Deine Argumentation erinnert mich an die, die unbedingt die Wirtschaft wieder ankurbeln wollen, und die Toten, ja mei, die sind halt das Opfer, das dem Kapitalismus gebracht werden muss *Ironie aus*.
Zu den Coronaeltern kann ich dasselbe beitragen wie alle anderen. Wir sind ueberfordert und erschoepft durch die eigene Arbeitsbelastung und Dauer-Betreuung der Kinder inkl. Online-Unterricht. Trotzdem bin ich froh, dass in meiner Gegend die Schulen erstmal geschlossen bleiben und es unsere Jobs nicht erfordern, unter Leute zu gehen. Wir bleiben zuhause, weiterhin und vermutlich noch laenger.
https://www.heise.de/tp/features/Von-der-fehlenden-wissenschaftlichen-Begruendung-der-Corona-Massnahmen-4709563.html
Das ist noch mal eine andere Seite, die die Zahlen beleuchtet.
Mein Mann und ich sind im Gesundheitswesen tätig und haben auch viele Freunde daher. Ich kenne nur die leeren Betten und Mitarbeiter in Kurzarbeit wegen der Welle, die nie kam…
Hm, ich versteh deine Kritik jetzt nicht so richtig? Wäre es dir lieber, die Betten wären voll und es würden mehr Menschen sterben? ICH freue mich, dass es noch (?) nicht so schlimm gekommen ist, wie gedacht. Das bedeutet ja nicht, dass ich nicht auch der Meinung bin, dass sich was ändert, das „beweisen“ ja alle meine Posts. Aber ich finde halt nicht, dass ALLE SCHULEN / KITAS SOFORT ÖFFNEN jetzt DIE Lösung ist. Klar würde ich mir wünschen, dass die Kinder wieder ihre Freund*innen treffen können, ihre Erzieher*innen wiedersehen und wir etwas entlastet werden. Aber ich will auch, dass vorher geklärt wird, was genau das bedeutet. Ich selbst gehöre zur Risikogruppe.
ich denke oft auch das vielleicht am ende nxiht corona viel angerichtet hat, sondern die psychisch emotionalen probleme hinterher viel größere probleme machen werden! bei allen! alten, veoerkrnakten, kindern, den erwachsenen arbeitenden, betreuende die keine hilfen mehr bekommen….allen! wir sitzen doch alle im selben boot, und selbst wenn zwei menschen die gleiche ausgangssituation haben ist die doch für jeden der beiden unterschiedlich schön oder anstrengend, je nach persönlichkeit und resilienzfaktoren usw. und mich erschereckt es sehr das bei der öffentlichen diskussion um maßnahmen so gar nicht kritik
oder einwände zugelassen werden, das auch noch nicht mal empathisch maßnahmen veröffentlicht werden, und oft auch die die kritik üben als oppositionelle behandelt werden. zb bei familien, man kann doch zb nicht allen familien in den großen innenstädten sagen : kindergärten zu, schulen zu, spielplätze zu, parks zu, nicht herum sitzen …… wie soll das wochenlang bitte gehen?! nxiht ein zwei tage sondern wochen ohne perspektive wann es vorbei ist! ich habe auch keine lösung, aber mich macht der öffentliche umgang damit mittlerweile sehr wütend.
Gibt es einen Grund, warum der link auf [Website entfernt] nicht mehr dargestellt wird? Danke!
Hallo Jitka,
ja, ich habe diesen Link entfernt. Da ich im Zweifelsfall für jeden Link auf diesem Blog zur Verantwortung gezogen werden kann, behalte ich mir das Recht vor, Links zu Websiten, die mir nicht eben vertrauenswürdig erscheinen, zu entfernen.
Danke für dein Verständnis.
Liebe Grüße,
Andrea
Ok danke für die freundliche Antwort. Und willkommen im Zeitalter von Zensur jeder anderen Meinung als die der Regierung!
Kein Vorwurf an dich, Andrea, ich nehme den Druck wahr und nicht jeder kann oder will sich dagegen wehren, das ist dein gutes Recht. Aber beängstigend ist es schon… Nachdenkliche Grüße, Jitka
Puh, Zeitalter der Zensur… Warum sind es gleich so schwere Geschütze, die du auffährst. es ist ja durchaus ein Vorwurf an mich, auch wenn du das anders schreibst. Was ist daran beängstigend, dass ich eine Seite, die ich für nicht vertrauenswürdige halte, nicht zeige? Deinen zweiten Link habe ich stehe lassen, oder? Ich wundere mich vielmehr, dass du keine meiner Fragen beantwortest. Am Ende muss jede Familie zur Zeit sehen, wie sie zurecht kommt. Da wünsche ich mir, dass wir uns hier nicht über einen Link noch drei Nachrichten schicken. Die Zeit und Kraft dafür habe ich im Moment einfach nicht.