Vaiana 2 – Wild, laut und (zu) viel (?)
Endlich mal keine Disney Prinzessin, sondern ein Mädchen, dass mutig ist, sich was traut und sich auf sich selbst besinnt – das war meine Reaktion beim ersten Teil von Vaiana. Ich habe nicht per se was gegen die Prinzessinen. Denn in den letzten Jahren gab es da ja zum Gück eindeutig viel mehr tolle Vorbilder aus dem Disney-Universum, die ganz ohne Prinzessinkrönchen ausgekommen sind. Mit Vaiana 2 habe ich aber trotzdem so meine Schwierigkeiten.
Zunächst mal: Ich finde den Film viel zu gruselig für die Zielgruppe. Also natürlich können auch Teenager und Erwachsene Fans von Vaiana sein. Und für die ist alles, was es im Film zu sehen gibt auch genau richtig. Aber für jüngere Kinder so bis zehn? Finde ich schwierig. Natürlich habe alle Kinder unterschiedliche Sehgewohnheiten, und je mehr Medien Kinder konsumieren, umso weniger gruseln sie sich vor Neuem. Ich habe aber beschlossen, dass meine Kinder Vaiana 2 nicht im Kino gucken werden, weil es einfach zuviele Eindrücke sind, die da verarbeitet werden müssen. Das können wir zuhause gut leisten, da kann so ein Film ja auch jederzeit gestoppt werden. Deswegen warte ich auf den Heimkinostart von Vaiana 2.
Ich will wirklich niemandem das Kinovergnügen ausreden, ihr kennt eure Kinder und deren Sehverhalten am besten. Ich weiß aber, dass es hier bei den Jüngeren zuviel werden würde. Denn Vaiana 2 ist bunt und schnell und laut und viel. Die Geschichte ist so vielschichtig, dass ich weiß, dass kann mein Nachwuchs gar nicht unbedingt alles erfassen. Und nachfragen ist nicht drin, denn der Plot entwickelt sich so rasant, dass keine Zeit dafür ist. Selbstverständlich gibt es jede Menge süßer Szenen, es gibt ein Wiedersehen mit all den tollen Charakteren aus dem ersten Teil und neue kommen dazu. Das finde ich großartig und deswegen ist „Vaiana 2“ ja auch an sich eine tolle Idee. Aber sie ist eben auch ziemlich komplex.
Erinnerungen an ein Interview mit Taika Waititi
Was mich als Erwachsene total angesprochen hat, war die Suche nach Zugehörigkeit bei Vaiana, ihrer Familie und den Inselbewohner*innen. Denn Vaiana spürt, dass sie nicht allein im riesigen Ozean sind. Im letzten Jahr habe ich ein Interview mit Taika Waititi zum Film „Next Goal wins“ geführt und daran musste ich während „Vaiana 2“ immer wieder denken. Weil wir soviel über Identität und Zugehörigkeit und das Vermissen bestimmter Traditionen gesprochen haben. Darüber, was einem Kraft gibt und wie Zusammenhalt sich in Ozeanien vielleicht auch anfühlen kann.
Ganz aktuell habe ich auch im Gespräch mit der deutschen Synchronstimme Lina Larissa Strahl darüber gesprochen, dass vor Kurzem im neuseeländischen Parlament ja wichtige Proteste der Maori stattfanden. Ich weiß nicht, ob ihr das Video kennt, ich fand es beeindruckend und unglaublich kraftvoll. Teile einer solchen Haka gibt es auch bei „Vaiana 2“ immer mal wieder zu entdecken, was mich total gefreut hat. Und gleichzeitig in einen Zwiespalt brachte. Mir ist natürlich klar, dass Lina-Larissa Strahl da einen tollen Job gemacht hat, mit ihrer Synchronarbeit. Ich will sie dafür nicht angreifen, denn ich weiß, wie sehr ihr die Rolle und Vaiana und die Geschichte am Herzen liegt. Aber ich kam beim Film schauen und auch im Interview nicht darüber hinweg, dass ich dachte: Sollte hier nicht vielleicht auch jemand sitzen, die einen persönlicheren Bezug zu Ozeanien hat?
Repräsentanz ist wichtig
Selbstverständlich kann man dazu eine andere Haltung haben. Ich verstehe auch, dass es recht schwierig sein dürfte, eine deutsche Synchronstimme zu finden, die Wurzeln in Ozeanien hat und sich dieser Aufgabe stellen möchte. Auch klar, dass Lina Larissa Strahl das toll gemacht hat und Vaiana ja auch schon im ersten Teil gesprochen hat. Es geht mir an keiner Stelle um Kritik an der Sängerin und Schauspielerin. Aber ich denke eben auch: Repräsentanz ist wichtig. Es kann gut sein, dass im Hintergrund nach einer Person wie ich mir sie gewünscht hätte, gesucht wurde. Das weiß ich nicht. Aber ich wollte das Thema trotzdem hier auf dem Blog besprechen. Vielleicht auch, weil ich eben mit Taika Waititi und Jaiyah Saelua genau über diese Themen gesprochen habe.
Vaiana ist ein tolles Vorbild
Was bleibt ist die Hoffnung, dass sich auch dank „Vaiana 2“ mehr Menschen damit auseinander setzen, dass unsere Welt soviel größer ist, als sie uns manchmal erscheint. Und es soviel zu entdecken und zu erleben gibt. Diese Abenteuerlust, den Mut sich vollkommen in etwas hineinzustürzen und den Weg beim Laufen zu finden, den finde ich wirklich toll an dieser Figur. Und darin kann sie ein Vorbild für alle kleinen und großen Menschen sein. Lasst euch also von mir auf keinen Fall von einem Kinobesuch abhalten, habt einfach im Hinterkopf, dass da ganz schön viel auf einmal passiert und ihr nicht nur im Anschluss Zeit zum drüber reden einplant, sondern vielleicht auch einen zweiten Kinobesuch um all das, was eure Kids beim ersten Mal nicht aufnehmen konnten, beim zweiten Mal zu erleben.
Das Interview mit Lina Larissa Strahl will ich euch natürlich auch nicht vorenthalten, das findet ihr hier: