Papa bloggt: Der Umgang mit Kindern im Urlaub

Wir waren letztens an der Ostsee. Das Runzelfüßchen, ihre Mama und ich. Darüber wurde ja auch schon berichtet. Neben dem tollen Wochenende ist mir allerdings in Erinnerung geblieben, wie unterschiedlich fremde Menschen mit Kindern umgehen.


Den Umgang mit Kleinkindern kann man wahrscheinlich nicht lernen. Ich will mich da gar nicht davon ausnehmen. Bevor das Runzelfüßchen auf die Welt kam, habe ich mich auch eher unsicher gefühlt. Umso interessanter ist es zu beobachten, wie andere Menschen auf meine Tochter reagieren.

Der nette Opa beim Frühstück

In unserem Hotel hatten wir Frühstück dazu gebucht. Das Runzelfüßchen ist eine brave Frühstückerin. Geduldig wartet sie darauf, dass man ihr Dinge vom Buffet holt. Trotzdem hatte ich ein wenig die Befürchtung, dass sich andere Menschen über sie beschweren oder die Nase rümpfen. Vielleicht weil sie mal laut ist oder weil sie noch keine tolle Tischmanieren hat. Aber zum Glück hat sich niemand beschwert. Ganz im Gegenteil, es kamen sogar Leute an unseren Tisch.
Am ersten Tag kam ein älterer Mann mit seiner Ehefrau. Ganz verzückt erzählte er meiner Tochter, dass er dem Koch noch etwas abluxen konnte. Und dann zeigte er dem Runzelfüßchen ein kleines Schokoladentäfelchen. Meine Tochter freute sich, obwohl sie gar nichts mit Schokolade anfangen konnte. Und das ältere Paar freute sich, weil sie sich freute. Am zweiten Tag kamen die beiden auch wieder an unseren Tisch und spielten das gleiche Spiel. Das Runzelfüßchen freute sich wie Bolle.
Die Schokolade habe ich am Ende doch selber gegessen, aber die Geste war sehr nett.

Rückfahrt mit Stinkstiefeln

Die Rückfahrt im ICE dauerte etwa zwei Stunden. Natürlich wollte meine Tochter nicht die ganze Zeit ihre Sitzreservierung nutzen. Sie wollte das machen, was sie im Moment am liebsten macht: laufen und die Welt entdecken. Vor uns saßen mehrere Familien mit Kindern, die schon ein wenig älter waren. Das Runzelfüßchen ging ein paar Sitzreihen nach vorne und hielt sich an einem Sitz fest. Eine mittel-alte Frau saß neben ihrem Kind, vielleicht 8 Jahre alt. Dort stand sie ungefähr drei Minuten und brabbelte vor sich hin. Sie versuchte alles: laut artikulierte sie, dass sie „hallo“ sagen wollte. Ich hätte nie gedacht, dass jemand ein Kleinkind so ignorieren kann, aber ich hatte falsch gedacht: kein Lächeln, kein „Hallo“ und kein Blick. Scheinbar mögen wohl nicht alle Menschen Kinder. Selbst die, die schon welche haben.

Nochmal ein älterer Herr

An einem anderen Tisch saß schon wieder ein älterer Herr mit seinem schon relativ alten Sohn, der vielleicht auch schon Ende 40 war. Der Rollator von ihm parkte bei den Gepäckfächern weiter vorne. Irgendwann stand das Runzelfüßchen auch in dieser Reihe. Von all den Leuten in diesem Zugwagen, war der einzige Mensch, der meine Tochter mit einem Lächeln begrüßte, ein gebrechlicher alter Mann. Der Rest wollte lieber seine Ruhe haben. Mögen denn nur alte Menschen kleine Kinder?
Welche Erfahrung habt ihr schon gemacht? Ob im Urlaub oder im Restaurant, fühlt ihr euch überall willkommen mit Kind?

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13 Antworten

  1. Also ich muss sagen: meine Erfahrungen mit unserer Tochter und fremden Menschen waren bisher durchweg positiv. Überall wird sie betüdelt, begrüßt, werden ihr Kleinigkeiten geschenkt (ob ich das immer gut finde steht ja hier nicht zur Debatte) und ein Schwätzchen mit ihr gehalten. Manchmal – wenn ich es eilig habe- nervt mich das, auch wenn ich immer weiß, dass es sehr nett gemeint ist. Und ich freue mich auch, dass ich offenbar bisher nur kinderfreundlichen Menschen begegnet bin. Das stimmt mich optimistisch. Meine Tochter findet es immer klasse 🙂

  2. Alexander sagt:

    Hallo Anna, es freut mich echt zu hören, wenn eure Tochter überall gut aufgenommen wird. So sollte das auch sein. Ich wünsche euch weiterhin viele kinderfreundliche Menschen! Viele Grüße, Alex

  3. Anonym sagt:

    Bin heute acht Stunden Zug gefahren, Sohn ist zweieinviertel,überall freundliche und hilfsbereite Menschen, die immer lächeln, helfen und mitlachen. Kommt vielleicht auf die Grundstimmung an, ich gehe davon aus dass man kleine Kinder automatisch mag!

  4. Alexander sagt:

    Acht Stunden sind natürlich ganz schön lange – selbst ohne Kind. Es freut mich, wenn die Menschen im Zug alle hilfsbereit waren. So sollte das auch sein.

  5. Ich musste sooo grinsen, als ich den Blogeintrag grade gelesen habe.
    Im Zug mutiere ich ehrlich gesagt auch zum Muffel, allerdings kann ich trotzdem keinem Kleinkind widerstehen, das mich lieb anlächelt.
    Mit unserer Maus bin ich noch nicht Bahn gefahren, die wäre auch ständig auf Entdeckungsreise und nicht zu bremsen. Dafür haben wir so Reaktionen auch durchaus beim Einkaufen schon erlebt. Manche Menschen können einfach nichts mit Kindern anfangen. Oder sie sind zu gestresst und genervt um die Kleinen schätzen zu können! Schade eigentlich…

  6. Anonym sagt:

    Dazu bleibt mir zu sagen, dass nicht jeder, der nicht mit Kleinkindern kann ein Stinkstiefel ist. Es zeugt schon von einer gewissen Arroganz, anzunehmen, dass sich jeder Fremde immer und sofort mit dem (ihm fremden) Kleinkind beschäftigen will. Wenn ich im Zug sitze (was selten genug passiert) dann lese ich. Und dann möchte ich auch von niemandem gestört werden … egal welchen Alters. Es ist dann auch nicht meine Aufgabe, ein Kind zu bespassen, welches nicht meines ist. Vielmehr ist es Aufgabe der Eltern, dafür zu sorgen, dass das Kind nicht eillkürlich fremde Menschen belästigt.
    SO… UND JETZT STEINIGT MICH!

  7. Andrea sagt:

    Hallo,

    ach, ich glaube ja an Leben und Leben lassen. 🙂 Ich kann es sehr gut verstehen, dass du nicht als Bespaßer von Kleinkindern gesehen werden möchtest. In der Zeit vor dem Runzelfüßchen war das bei mir auch so. Und auch heute wende ich mich nicht sofort verzückt jedem Kind zu, dass meinen Weg kreuzt, denn ja, es gibt diese Momente, in denen jeder von uns gern seine Ruhe haben will.
    Wenn ein Kind aber minutenlang vor einem Familienvater steht und dieser dann so tut als wäre das Kind überhaupt nicht da, dann finde ich das schon bedauerlich. In dem Fall wäre mir sogar ein "Ich möchte nicht mit dir spielen, sondern meine Ruhe haben" lieber.
    Ich weiß nicht wie andere Eltern damit verfahren, aber wir sind schon sehr vorsichtig und lassen unser Runzelfüßchen nicht sofort auf alle anderen Menschen los. Wir suchen also tatsächlich keine Kinderbespaßer für unterwegs. Aber ein freundliches kleines Lächeln oder eben eine klare Ansage finde ich in Ordnung. Kinder zu ignorieren finde ich schade.

    Liebe Grüße,

    Andrea

  8. Bisher haben wir zum Glück fast nur positive Erfahrungen gemacht. Manche, meist ältere Menschen, sind meiner Meinung nach eher etwas zu aufdringlich. Aber ein Kind völlig zu ignorieren finde ich auch wirklich schade!

  9. Hallo,
    gerade bin ich durch Zufall hier am Blog gelandet.
    Als ehemalige alleinerziehende Mutter zweier Söhne (18 + 23, – ehemalig bezieht sich natürlich nur auf erziehend, nicht auf Mutter ;o) denke ich auch, es ist vielleicht etwas zuviel verlangt, von fremden Menschen in Zügen Begeisterung und Zuwendung für das eigene Kleinkind zu erwarten.

    Jahrelang habe ich in allen Lebenslagen meine Söhne und ihre Freunde bespasst, meine eigenen Befindlichkeiten und Bedürfnisse dafür zurückgestellt.
    Gerade auf Reisen genieße ich nun sehr, mich nicht mehr kümmern zu müssen, das Gepäck um Kinderbücher, Reisespiele, Stifte und Malbücher erleichtert, unterwegs vor schmierigen Händchen und davor, dass jemand seine Schnupsnase in meine Kleider wischt, sicher zu sein. Ich war eine gewissenhafte, führsorgliche Mutter.
    Nun kann ich lesen (und zwar keine Kinderbücher mehr, hurra), stricken, dösen, schweigen. Der pure Luxus!
    Das bedeutet nicht, ich mag keine Kinder. Es bedeutet nur, ich habe jetzt eine Wahl.
    Haben wir doch alle ein wenig Nachsicht miteinander. Die Welt ist feindselig genug.
    Herzlicher
    Claudiagruß

    P.S. Und im Übrigen las ich grad zuvor in diesem Blog ein Posting, wo es um eine Frau ging, die sich aus eurer Sicht zu viel mit dem Runzelfüsschen unterhalten (und nach Kindergarten gefragt) hat?! Vielleicht wußte sie einfach nur ihrer Begeisterung für die kleine Süße nicht geschickter Ausdruck zu verleihen?

  10. Andrea sagt:

    Liebe Claudia,

    wie ich schon weiter oben schrieb, ich kann das total gut verstehen, dass man in der Bahn auch seine Ruhe haben will. Aber ich finde es schade, das Kind so komplett zu ignorieren. Wie geschrieben, dann ist mir persönlich eine klare Ansage lieber. Aber. da hast du natürlich recht, das würden andere dann vielleich auch wieder als wenig nachsichtig auslegen.
    Was den Post mit der Frau anging, die meine Tochter so überfahren hat: Da habe ich eher kritisiert, dass sie meine Tochter mit dieser Fragesalve so vollkommen überfordert hat. Und: Dieser Post hier ist von meinem Mann (der vermutlich auch noch direkt auf deinen Kommentar antworten wird). Wir haben durchaus auch mal unterschiedliche Ansichten. 🙂 Das macht den Blog ja auch spannend.

    Ich mochte deine Beschreibung über das Reisen ohne Kids übrigens sehr. Da lese ich sehr viele Jahre mit glücklichen Kindern raus. Danke dafür!

    Liebe Grüße,

    Andrea

  11. Alexander sagt:

    Hallo,

    hier wird niemand gesteinigt.
    Als ich noch kein Vater war, bin ich auch oft alleine Bahn gefahren. Kopfhörer im Ohr, Zeitung oder ein Buch in der Hand – so saß ich da und wollte meine Ruhe haben. Aber ich behaupte, ich hätte zumindest mal "Hallo" gesagt, wenn neben mir ein Kleinkind gestanden hätte.
    Natürlich war die Zugfahrt nicht repräsentativ, aber merkwürdig fand ich es auf jeden Fall.

    Viele Grüße,
    Alexander

  12. Alexander sagt:

    Hallo Claudia,

    ich kann definitiv verstehen, wenn Menschen ihre Ruhe haben wollen. Warum so viele Leute meine Tochter ignoriert haben, kann mir noch immer nicht erklären. In meinen Augen wollte sie nur hallo sagen. Aber vielleicht hatten die anderen Menschen ja einfach Angst, sie müssten mehr als grüßen. Oder dass meine Tochter sie vollends in Beschlag nimmt. Oder sie haben schon schlechte Erfahrungen mit anderen Kindern gehabt. Ich fand es einfach nur schade.

    Ich wünsche Dir auf jeden Fall viele entspannte Bahnfahrten!

    Viele Grüße,
    Alexander

  13. Natürlich.
    Glückliche Kinder UND auch eine glückliche Mama.
    Froh und wehmütig zugleich schaue ich zurück. Gerade gestern noch waren die beiden Lieben winzig klein und im Handumdrehen verfliegt die Zeit.
    Warte nur ab… ;o)

    Plötzlich denkst du verkehrte Welt und gerührt verkneifst du dir ein Tränchen, weil sie mit 17 für die Herbstferien neben Smartphone und Fantasythriller ganz selbstverständlich auch noch das Kniffel- Spiel einpacken und es ruft aus der Küche: "Maaama, wo ist denn der Deckel von der Thermoskanne? Ich hab uns für die Fahrt Tee gekocht."

    Doch spürt man die Jahre und ist erleichtert, sich noch kümmern zu dürfen, aber nicht mehr zu müssen. Und eigentlich mag ich mich deshalb auch nicht erklären und schon gar nicht rechtfertigen. Alles hat seine Zeit.

    (Außerdem habe ich übrigens schon erlebt, mich mit fremden Kindern beschäftigt zu haben, die dann immer übermütiger und regelrecht aufdringlich wurden, während ihre Eltern sich überhaupt nicht mehr zuständig fühlten.)

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