Nachdenken über Stress
Kennt ihr diese Wochen, in denen ihr das Gefühl habt, dass alles sich ballt und ihr eigentlich gar keine Zeit zum Durchatmen habt? Ich kann mir ja gar nicht vorstellen, dass das nur mir so geht. Aber wenn ich dann mit Menschen in meinem Umfeld spreche, dann kommt oft eher nur ein Schulterzucken und die Frage, ob viel von dem Stress den ich so habe nicht vielleicht auch selbst gemacht ist.
Ist er, natürlich. Aber ist er das nicht in den meisten Fällen? Weil, naja, ich kann natürlich auch sagen: Nee, die Aufträge mache ich jetzt nicht. Nee, ich schreib kein neues Buch*, das ist mir gerade zu stressig. Erlebnisse mit den Kindern? Verschiebe ich auf später, passt gerade nicht. Selbstverständlich wäre es leichter und besser zu handlen, wenn da weniger Gleichzeitigkeit in meinem Leben wäre, wenn ich Dinge nacheinander angehen würde. Aber irgendwie funktioniere ich so nicht. Oder vielleicht auch mein Leben.
Was, wenn man alles will?
Klingt ein bisschen wie eine Ausrede und in sofern ist an dem „Vorwurf“, mein Stress wäre nur hausgemacht natürlich was dran. Es zwingt mich ja niemand. Also außer vielleicht zum Broterwerb. Aber ich kann euch sagen, die Wochen seit ich wieder voll im Leben drin stecke, mit Arbeiten, Kinderbetreuung, Termine wahrnehmen… Die sind nach so einer Vollbremsung voller Zwiespalt.
Weil ich einerseits sehr genau, vor allem körperlich, merke, dass ich nicht die Alte bin. Das Laufen und Stehen tut weh, Treppen steigen manchmal fast nicht möglich. Ich kann noch lange nicht wieder so, wie ich gern möchte. Und gleichzeitig will ich. Vier Monate habe ich nichts erlebt als Krankenhäuser, Ärzte, MRT- und Röntgenbesuche, Physiotherapie und Laufen lernen. Ich glaube, es ist ganz normal, dass mir der Sinn auch nach Input steht. Und gleichzeitig auch nach Ruhe. Ach, es ist wirr in mir.
Besuch in Buchenwald
Aber das hier ist ja mein Blog und da kann ich ja auch solche Gedanken mit euch teilen. Vielleicht findet ihr euch auch wieder. Dann schreibt mir. Und wenn ihrs ganz anders seht, dann schreibt mir auch. Austausch ist doch immer gut. Letzte Woche habt ihr nichts von mir gehört, weil ich mich mit meiner Familiengeschichte auseinandergesetzt habe. Ich war in Buchenwald, tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben. Um zu sehen wo mein Opa inhaftiert war. Ein herausfordernder Besuch, emotional und verwirrend, aufklärend und Ratlosigkeit hervorrufend. Der Besuch fiel mit den Feierlichkeiten um den 79. Jahrestag der Selbstbefreiung Buchenwald zusammen, es gab Reden und Austausch und Fragen und Sorgen. Das war alles sehr neu für mich, ich habe auch hier vieles noch gar nicht sortiert. Aber wenn ihr wollt, dann nehme ich euch auch hier mit. Weil es wichtig ist, dass wir nicht vergessen.
Kommt gut in die neue Woche.