Lasst die Väter machen – viele Wege führen zum Ziel
Mein Mann hat vor einer kleinen Weile darüber geschrieben wie er, als unsere Tochter weinte, von einer Oma darauf hingewiesen wurde, dass dem Runzelfüßchen vermutlich die Mutter fehlt.
Ich war in der Situation nicht dabei, aber auch jetzt, noch Wochen später, macht mich das alles sehr wütend.
Mehr Gleichberechtigung für Väter
Es kann doch nicht sein, dass wir fordern, dass Männer Elternzeit nehmen aber ihnen dann nichts zutrauen. (Ok,in dem Fall war es eine ältere Frau, aber ich merke, wie auch Menschen mit Mitte 20, Anfang 30 Vätern wenig zutrauen)
Kinder weinen, das ist total normal. Sie weinen ja auch bei den Müttern. Mich regt das jedenfalls tierisch auf, wenn ich erlebe, wie andere Menschen sich den Hals verdrehen, wenn mein Mann mit unserer Tochter allein ist.
„Nur“ der Vater
Es wirkt dann so, als wäre mein Mann nicht genauso ein Elternteil wie ich, sondern „nur“ der Vater, der eben mal kurz das Kind betreut. Ich bin unendlich froh und dankbar, dass ich einen Mann geheiratet habe, der sich die Familienarbeit (dazu zähle ich die Kinderbetreuung und die Hausarbeit) 50 zu 50 mit mir teilt.
Papa kümmert sich ums Kind
Mein Mann ist kein Schönwetterpapa, der sonntags mal eine Runde mit dem Kind spielt, nein, er ist einer, der von Anfang an Windeln gewechselt hat, unsere Tochter stundenlang im Fliegergriff hielt, als sie nicht schlafen wollte. Der die Nächte mit ihr durchgestanden hat, damit ich wenigstens einmal mehr als eine Stunde schlafen konnte.
Schlechtes Gewissen, wenn der Mann sich kümmert
Ich habe mich, gerade in der Anfangszeit oft schlecht gefühlt diese Hilfe anzunehmen. Bis es in meinem Kopf „klick“ machte und ich erkannte: Ich habe jedes Recht dazu. Denn ich bin zwar die Mutter vom Runzelfüßchen, aber er eben der Vater. Gleiche Rechte und gleiche Pflichten bei gleichem Spaß. Und all das lasse ich mir ganz bestimmt nicht von irgendwelchen Omas kaputt machen, die meinem Mann einreden wollen, dass ein Kind zu seiner Mutter gehört.
Traut den Vätern mehr zu
Das ist sowas von vorgestern. Kinder gehören zu ihren Eltern. Zu beiden, im Idealfall. Und beide können sich gleich gut kümmern. Aber, das muss ich schon auch gestehen: Man muss die Männer auch machen lassen. Die kriegen das hin, wirklich. Für mich war es am Anfang nicht leicht meinem Mann dabei zuzusehen wie er unsere Tochter wickelte. Weil das Kind schrie. Aber klar, es schrie nicht wegen ihm, sie schrie, weil sie keine Lust auf umziehen, windeln, Licht oder was auch immer hatte. Sie schrie ja auch wenn ich sie wickelte. Nur hatte ich da das Gefühl, das alles besser unter Kontrolle zu haben.
Vater macht alles anders
Ich musste nicht lernen meinem Mann alles zuzutrauen, denn ich vertraue ihm blind. Ich musste aber lernen dass viele Wege nach Rom führen. Denn während ich zum Beispiel am liebsten Totenstille in der Wohnung hatte, hörte mein Mann mit dem Runzelfüßchen Musik. Ich habe jedesmal gedacht „Wie kann der nur?“. Aber unsere Tochter mochte das. Genauso wie das auf dem Armgewackel bei ihrem Vater, das ich so NIE erlaubt hätte weil es aussah, als würde mein Dreimonatsbaby gleich vom Arm kippen und sich übel verletzen.
Papa geht anders mit Kind um
Mein Mann ist mit unserer Tochter sehr oft ohne Nuckel unterwegs gewesen, etwas, das für mich undenkbar war. Das lag aber daran, dass sie bei mir ob des Schnullerverlustes sofort zu ohrenbetäubendem Gebrüll ansetzte. Ihn aber gluckste sie friedlich an.
Auch die Museen Berlins eroberte mein Mann mit unserem Kind. Ich hätte mich im Leben da nicht reingetraut, weil ich, rückblickend totaler Quatsch, Angst hatte, sie würde den ganzen Laden zusammenbrüllen. Bei ihm aber schlief sie im Tragesystem.
Mann und Kind unternahmen überhaupt massenhaft Ausflüge. Während ich mich zum Spazieren gehen und Quatschen mit anderen Müttern ausschließlich im Park verabredete, drehte er Runden im Tierpark, ließ unsere Tochter im Vätercafé andere Kinder besabbern und probierte in Kaufhäusern ganze Kollektionen an. Während das Runzelfüßchen in der Umkleide auf dem Teppich krabbelte und versuchte, sich an Stühlen hochzuziehen.
Vater, Mutter, Kind – ein gutes Trio
All diese und hundert Begebenheiten mehr tragen den Titel: Mein Mann macht vieles anders. Aber er macht NICHTS schlechter. Er liebt unsere Tochter, er passt auf sie auf und die beiden sind ein echtes Team. Manchmal verstehe ich nicht auf was für Ideen Väter so kommen, aber das muss ich ja auch nicht. Außer Frage steht: Dem Kind gehts gut, sie liebt ihre Eltern und lässt sich von Mama UND Papa trösten. Wir haben vielleicht unterschiedliche Herangehensweisen, aber am Ende geht es uns beiden nur darum, unsere Tochter beschützt und fröhlich aufwachsen zu lassen.
Wie ist das bei euch? Sprecht ihr als Elternpaar alles ab oder trifft euch im Nachhinein manchmal der Schlag, wenn euer Partner erzählt, was er oder sie mit dem Kind so angestellt hat?
Danke, genau so lief/läuft das auch hier ab. Ob ich mit Kind2 und 3 eine Woche alleine bin weil meine Frau auf Geschäftsreise ist oder ob ich mit Kind1 drei Tage ins Elsass fahre.
Klar mache ich das anders aber eben nur anders und mit den Jahren der Arbeitsteilung geht man fast konform um.
Das können sich viele nicht vorstellen und wenn jemand zum ersten Mal Mutter mit 40 wird da ist (pardon) vieles dann einfach zu spät wie ich das beobachte. Das ist aber ein anderes Thema.
Lieber rollinger,
das heißt also, mein Mann und ich werde uns irgendwann auch weiter angleichen und ich werde nicht mehr so oft denken "Was macht der da?"? Das wäre ja schon mal was. 🙂
Liebe Grüße,
Andrea
Hallo.
bei uns läuft es genauso ab und wir sind spät Eltern geworden. Es mal wieder darauf zu schieben, dass junge Eltern alles besser können und machen, nervt. Späteltern lassen sich dafür nicht mehr soviel von den eigenen Eltern und Großeltern reinquatschen, weil sie einen gefestigteren Stand im Leben haben als 18jährige Eltern. Trotzdem stelle ich mich nicht hin und sage:" Das liegt daran, dass es für Vieles (pardon) zu früh ist." Lasst die Eltern doch einfach Eltern sein und es machen, wie es für sie richtig und gut ist. Gerade Sachen wie Arbeitsteilung und Co hängen nicht maßgeblich vom Alter der Eltern, sondern von den Lebensumständen und den Persönlichkeiten ab.
Aber deinen Text finde ich toll, Andrea 🙂
Hallo Andrea,
das ist ein ganz toller Beitrag und ich sage: Recht hast du. Mein Mann hat auch von Anfang an bei unseren MiniMenschen mit angepackt und das ist auch heute, nach fast neun Monaten, noch so. Er wechselt Windeln, geht mit ihm die weite Welt erkunden, füttert ihn, bringt ihn zu Bett und tröstet ihn wenn die dicken Kullertränen kommen. Er macht all die Dinge so wie er es macht; klar, vieles total anders, aber dem MiniMenschen gefällt es so wie es Papa macht und ich möchte ja auch nicht, dass er mir sagt, wie ich es machen soll. Ist das Kind bei meinem Mann, dann vertraue ich blind und bedingungslos darauf, dass mein Sohn bei ihm mindestens genauso gut behütet ist wie bei mir und ich weiß, manchmal sogar ticken besser, weil ich unseren Sohn oft auch nur mal machen lasse.